#ABlogParade2012

Geschrieben von am 29. Dezember 2012 14:58

Juhu, ich bin meine eigene Auftraggeberin: Natürlich möchte ich auch an der von mir im Blog des historischen museums frankfurt gestarteten Ausstellungsblogparade teilnehmen. Doch bislang konnte ich mich noch nicht entscheiden, war ich doch dieses Jahr viel in Sachen Museum unterwegs. Habe ich die spannendste Ausstellung in Krakau, Liverpool, Paris oder in Dresden gesehen? Ist ja zum Glück noch ein bißchen Zeit…

Interessante Museumslektüre

Geschrieben von am 14. April 2012 17:07

MuseumX, der Sammelband aus Berlin, steht im Bücherreagal und ist nicht nur schon durchgelesen, sondern auch rezensiert – und zwar hier.

Ein neues Handbuch über Museologie ist da

Geschrieben von am 5. Juni 2011 16:13

Es liegt schwer in der Hand, ist schön anzusehen und eben erschienen: das Dictionnaire Encyclopédique de Muséologie.
Es ist vor allem der Museumsleidenschaft von André Desvallées zu verdanken, dass der Band erscheinen konnte: als langjähriger Mitarbeiter von Georges Henri Rivière, als Angestellter der Direction des Musées de France und als Verfechter von museologischen Diskussionen auf internationalen Parkett, vor allem bei ICOFOM (dem Komitee für Museologie bei ICOM) hat sich Desvallées international schon lange einen Namen gemacht. In Francois Mairesse, ehemaliger Museumsleiter und nun Professor für Museologie an der Sorbonne, hat Desvallées einen jungen Mitstreiter gefunden, um das weite Feld der Museologie gebührend zu beschreiben.

Das Buch nähert sich der Museologie und dem Museum in zwei Blöcken: mit einem Aufsatzteil und mit einem Lexikon. Die inesgesamt 21 längeren Aufsätze werden von einer kurzen, allgemeinen Begriffserklärung eingeleitet. Dann folgt die Analyse von namhaften Autoren, v.a. aus Frankreich, aber auch aus Belgien, Kanada und der Schweiz. Hier schreiben Autoren wie Serge Chaumier, der eben einen Studiengang für Muséo-Expographie eingerichtet hat, über Bildung, Desvallées, Martin Schärer und Noémie Drouguet über die Ausstellung und Bernard Deloche über das Museum als Institution. Der Lexikonteil beginnt bei a accréditation und endet bei z wie zoo, umfasst also ein weites Spektrum von technischen, philosophischen wie institutionellen Details.

Auch für den französischsprachigen Raum bedeutet dieser Band eine Premiere. Es wäre schön, wenn das Buch, auch in Deutschland viele LeserInnen fände. Ich bin auf jeden Fall begeistert davon!

Was wird aus dem Museum neu in Wien?

Geschrieben von am 18. Oktober 2010 22:39

Es brodelt in der Museumszene in Wien:

Seit längerem schon verhandelten die MitarbeiterInnen des Volkskundemuseums Wien und des Völkerkundemuseums über eine Fusion; der Museumsblog berichtete hier davon.
Museum neu lautete der Arbeitstitel – denn eine neue Institution in der Hofburg und unter dem Dach der Bundesmuseen sollte entstehen. Einzelheiten zur Zusammenlegung standen im November 2009 im Standard. Hier stand etwa auch:
Das neue Museum erfordere den „Status einer eigenen unabhängigen wissenschaftlichen Anstalt und juristischen Person“ – ein Zitat aus dem Paper der Arbeitsgruppe.

Nun gab die zuständige Ministerin Claudia Schmied bekannt, dass aus den beiden Institutionen kein neues Bundesmuseum entstehen könne, sondern am besten innerhalb der Gruppe der kunsthistorischen Museen KHM ihren Platz finden sollten – was die Beteiligten zuvor deutlich ablehnten.
Kurz nach dieser Bekanntgabe ist der Direktor des Völkerkundemuseums, Christian Feest, zurückgetreten.
„Wegen Differenzen bezüglich der Zukunft des Museums“, sagt die Presse.com; einvernehmlich aufgelöst, weiss derStandard.
Die Grünen sprechen indessen von tibetischen Zuständen.

Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, glaubt, dass Schmied und Haag gemeinsam Feest „in einer Nacht-und-Nebel-Aktion unverblümt zum Rücktritt gedrängt“ hätten. Denn dieser hatte in einem Brief Sorgen um die Zukunft seines Hauses geäußert.

– so stand es im Standard.

Wurde hier ein vielversprechender Lösungsversuch im Keim erstickt? Was wird aus Museum Neu?
Was sagen die Beteiligten? Wer hat hier überhaupt das Sagen? Sind nun die Hamburger Verhältnisse in Wien angekommen?
Gottfried Fliedl konstatiert, dass im Gegensatz dazu die Wiener Museumskrise im Gegensatz aber fast keine Reaktionen auslöste. Erstaunlich.

Nachgereicht: einen Artikel in der Presse, in dem es um die sofortige Neubesetzung der Stelle des Direktorpostens des Völkerkundemuseums geht und um eine Sitzung, zu der Beteiligte wie die Direktorin des Volkskundemuseums, Margot Schindler, nicht eingeladen sind.

Metz ist eine Reise wert V

Geschrieben von am 15. Juni 2010 22:58

Keine Warteschlangen nur nach Kassenschluss.

An dem Pfingstwochenende, als wir in Metz waren, drängten sich freilich die BesucherInnen im Centre Pompidou Metz. In der Überzahl waren eindeutig die, die aus Metz oder Umgebung kamen und die mit Freunden oder Verwandten alles genau unter die Lupe nahmen. Die Schlangen an der Ausgabestelle für den Jahrespass waren so auch deutlich länger als die an den „normalen“ Kassen.

Es war in der Hauptsache französischsprachiges Publikum. Die internationalen Gäste hatten sowieso das Nachsehen: allenfalls die Überschriften waren auf Englisch übersetzt – sonst waren alle Texte auf französisch. Blickte das Centre hier zu stark auf Bilbao (egal was geboten wird, die Leute kommen trotzdem) oder sind die Übersetzungen einfach nicht fertig geworden?
Überhaupt muss man sich die Frage stellen, welche Funktion die Außenstelle hat, haben soll, die in einer Reihe steht mit Expansionen von Pariser Kunstinstitutionen, wie zum Beispiel die geplante Außenstelle des Louvre in Lens.

Der geschätzte Marc Zitzmann fragte sich nach dem Besuch in Metz in der NZZ:

„Ist es wirklich ein Akt der «kulturellen Demokratisierung», diese Werke in einer Provinzstadt zu zeigen statt in Paris, das – schon rein verkehrstechnisch – nach wie vor das Zentrum des Landes bildet?“

Und er schiebt nach:

„Als kulturpolitisches Projekt allerdings öffnet es die Pandorabüchse – bereitet es doch Projekten den Weg, die fragwürdig sind (wie der Louvre Lens) oder schlicht skandalös (wie der Louvre Abu Dhabi). Neben der Frage nach der (partiellen und zeitweiligen) Aufsplittung einer Sammlung stellt sich auch jene nach der Instrumentalisierung von Kunst: im Dienst von Tourismusförderung, Stadterneuerung, politischer und wirtschaftlicher Diplomatie. Dass Kunst kein Mittel zu diversen Fremdzwecken ist, sondern sich selbst genügt, hat man hierzulande schon seit Jahren von keinem hochrangigen Politiker mehr gehört. Das neue Centre Pompidou ist nicht einfach eine weitere Bergspitze in einer reliefreichen Kulturlandschaft, sondern ein Emblem für eine Entwicklung mit unkalkulierbaren Folgen. Nach Metz die Sintflut?“

Das muss weiter beobachtet werden. Eines scheint klar: so eine großartige Ausstellung wie die Meisterwerke? wird wohl eine einmalige Sache bleiben, eher wird man Bilder zwischen Paris und Metz hin und her schieben.

Nichts destotrotz, hier zwei links:
Wirklich tolle Bilder von der Ausstellung sind im im französischem Blog filles de satan zu finden.
Und die Zeit ist auch etwas in Metz flaniert – quasi im Dienste der Tourismusförderung.

Metz ist eine Reise wert IV

Geschrieben von am 8. Juni 2010 08:45

Und es geht noch mehr im Centre Pompidou Metz.

Das vierte und letzte Kapitel der Ausstellung – Meisterwerke auf ewig ist das spannendste: zeitgenössische Arbeiten werden mit vergangenen Werken – Film, Skulptur, Installation, Gemälde, Fotografie… verknüpft.

Die allergrößte Überraschung war es, hier meiner Lieblingsvitrine aus dem Musée national des arts et traditions zu begegnen: gegenüber der wunderbaren Graffiti-Fotoserie von Brassaï aus den 1930er Jahren läuft sozusagen der Schäfer mit seiner Schafherde durch die Ausstellung.

Die Vitrine war ein museographisches Meisterwerk von Georges Henri Rivière aus den 1970er Jahren, der hier das Patrimoine der Transhumanz zu Geltung bringen wollte – vor allem die kunstvoll geschnitzen Halskrausen der Schafe. Wie er das gemacht hatte, ist ein echter Rivière’scher Kunstgriff – und deswegen sei hier ein Exkurs an dieser Stelle erlaubt:

Wie bringt man eine Schafherde in einer Vitrine zum Marschieren? Was muss man tun, um einen Schäfer mit seinem mantelartigen Überwurf zu sehen, die Hammel und die Schafe mit ihren Glocken zu hören, einen Esel mit Packsattel und noch einen zweiten Schäfer, der das Ende der Herde bildet?

Hier die Original-Inszenierung aus dem ATP in Paris.

Das Rezept scheint einfach zu sein: „Die Objekte haben das Wort“ – so lautet das Leitmotiv von Rivière, der sich seit den 1930er Jahren für eine rigorose Museographie entschieden hat. Für jedes Objekt suchte er die beste Präsentationsweise, damit es leicht zu sehen war. Aus dieser Zeit stammt auch die Idee, Objekte mit Nylonfäden abzuhängen. Später perfektionierte Rivière diese Praxis im Palais de Chaillot, dem ersten Standort des volkskundlichen Museums. In der Ausstellung „Schäfer in Frankreich“ von 1962 marschierte eine Schafherde erstmals im Museum.

Das Abhängen von Objekten mit durchsichtigen Fäden reicht aber nicht. Nach Rivière zeichnet sich die ideale Museumsvitrine durch einen leeren, neutralen Hintergrund aus, mit abgehängten oder auf Sockeln gestellten Objekten und mit Objektbeschriftungen im Vordergrund. Damit man nur auf die Objekte achtet, wählte er einen schwarzen Hintergrund, eine direkte Beleuchtung und eine transparente Architektur.
Dieses Prinzip hat noch einen anderen Grund: da das Objekt aus seiner natürlichen Umgebung gerissen wird, soll die Gestaltung nicht Realität vortäuschen. Die Inszenierung soll die Rekonstruktion unterstreichen, indem eine extreme Verfremdung erfolgt. Die Galerie culturelle im ATP war ein künstlicher Ort, eine Theaterbühne, auf der die Objekte die Schauspieler sind – simple Objekte aus dem alltäglichen Leben, selbst wenn sie wie Kunstwerke in Szene gesetzt werden.

Aber der Nylonfaden zeigt die Objekt auch „in Funktion“. Man sieht nicht nur hängende Gegenstände, sondern ein Bild, von dem erzählen, da jedes einen bestimmten Platz einnimmt. Das Bild ist nicht vollständig und so ist die Vorstellungskraft gefragt. Die Objekte haben das Wort, aber sie sprechen nur durch die Sprache, die sie gemeinsam bilden. Die Vitrine stellt die Transhumanz um 1960 einer großen Merino-Schafherde dar, die auf dem Weg zur Sommeralm in den maritimen Alpen ist. Die Inszenierung ist viel mehr als eine einfache Rekonstruktion: das ästhetische und poetische Bild lässt die Magie der Objekte hervortreten.


Die Vitrine von Rivière in einer Kunstausstellung als Meisterwerk zu sehen – das ist schon eine kleine Sensation, hatte doch das ATP Mühe, im Reigen der kunsthistorisch dominierten Nationalmuseen sich zu behaupten. Vielleicht läutet diese Aufwertung eine Renaissance seiner Museologie ein, die sich dann über die Kunst manifestiert? Wundern würde mich das nicht.
Noch eine zweite Vitrine aus dem Hause Rivière war in Metz zu sehen: Kegel von Soldaten aus dem Algerienkrieg – dieses Mal eher eine klassische Inszenierung.


Doch zurück nach Metz:
Die Mischung der Werke aus unterschiedlichen Zeiten und Zusammenhängen macht wirklich Spaß. Ob es sich um die um die putzigen Pensionärs-Vögel von Annette Messager, einem Foto von Man Ray oder die Bibliothek von André Malraux handelt: immer geht es auch um die kreative Auseinandersetzung, wie man in seinem Bereich sich mit Kunst auseinandersetzt, etwas Neues, etwas Eigenes schafft – und das im Zeitalter der Reproduzierbarkeit. Dieser vielschichtige Diskurs auf allen nur möglichen Ebenen ist zum Ende hin – nach den drei ersten Ausstellungen – sehr anregend und macht hellwach.

Prominenter Teil der Ausstellung ist auch der Blick aus dem Fenster auf Metz – nach dem Motto von Ellsworth Kelly:
„Als ich im Oktober 1949 in Paris im Musée d’art modern war, bemerkte ich, dass mich die Fenster mehr interessierten als die ausgestellten Werke.“

Fortsetzung folgt

Metz ist eine Reise wert II

Geschrieben von am 2. Juni 2010 10:45


Im ersten Stock setzte sich dann die Reflexion über Meisterwerke fort. Hier hieß das Motto Meisterwerke und ihre Geschichten. Dieses Kapitel bereitete mir etwas Schwierigkeiten, da Werke wie Inszenierung auf mich zu beliebig wirkten; vielleicht auch, weil der rigide Rundgangcharakter dann doch plötzlich fehlte. So schaute ich lieber aus dem Fenster – nach hinten raus, könnte man sagen.

Die Fortsetzung folgt!

Metz ist eine Reise wert I

Geschrieben von am 1. Juni 2010 23:07

Das Centre Pompidou in Paris war bei seiner Eröffnung 1977 angetreten, Wissen und Kunst (bzw. besser die Künste) zu verbinden und diese vor allem für alle zugänglich zu machen. Interdisziplinarität, Offenheit für alle, vor allem für alle Schichten, Offenheit aber auch für alle Formen der Kunst war hier Programm. Wie steht es damit in der neuen Außenstelle?

In Metz versucht man nun mit der Eröffnungsausstellung offensichtlich, an diese Anfänge anzuknüpfen. Die Ausstellung widmet sich nichts weniger als dem Meisterwerk.

Das Thema wird gleich viermal durchdekliniert: regionale Kunst und Patrimoine wird verknüpft mit nationaler und internationaler Kunst aller Sparten; auch das Centre Pompidou selbst als Institution der Kanonbildung thematisiert sich immer wieder selbst.

Das erste Kapitel Meisterwerke in der Geschichte in der großen Halle geht der Frage nach, wie Meisterwerke im Laufe der Zeit ‚gemacht‘ werden, wie sich der Geschmack herausbildet und wie er sich ändert.
Der chronologische Rundgang durch die Geschichte ist vorgegeben; die Räume haben Obertitel wie modern?, Meisterwerke von gestern oder widmen sich den unbekannten Meisterwerken.

Das ist ganz gut gemacht, da nicht nur Bekanntes zu sehen ist, sondern auch die anderen, eben die Vergessenen, wie die mir völlig unbekannten KünstlerInnen aus den 1930er Jahren.

Die Ausstellung erstaunt auch durch ihre Inszenierung: die Besucherin schlängelt sich durch blaue Stellwände, deren eigentliche Architektur erst aber der Blick nach oben erschließt: an der Decke sind Spiegel so angebracht, die, je nach Standpunkt, eine Übersicht über die gesamte Ausstellung oder einzelne Werke wiedergeben.

Natürlich war hier auch ein Werk der arts premiers zu sehen. Mehr beeindruckt hat mich allerdings, sozusagen einen alten Bekannten zu sehen: ein Stück aus dem ehemaligen Volkskundemuseum ATP in Paris, (heute das MuCEM):
das Werk eines anonymen Hufschmiedes.

Doch das war längst nicht alles: morgen geht der Bericht weiter.

Museologien im Blog

Geschrieben von am 15. Dezember 2009 17:43

Manche haben es vielleicht schon bemerkt – ein neuer Blog ist hier im Blogroll aufgetaucht:

Gottfried Fliedl – Museologien.

Auf das großartige Glossar von Gottfried Fliedl hat der Museumsblog hier schon einmal hingewiesen – wir sind nun mächtig gespannt auf die Bereicherung der noch etwas kargen Museumsblogosphäre. Wer in den ersten Beiträgen stöbert, wird wahrlich nicht enttäuscht. Besonders gut gefällt mir der Beitrag: Wann ist Museum?

Erinnerungsstücke ausgestellt

Geschrieben von am 14. Oktober 2008 09:57

Es waren Daniel Spoerri und Marie Louise von Plessen, die in den 1970er Jahren die Idee des Musée sentimental prägten. Mit Köln fing es an, dann folgten Preußen und Basel. Es ging den beiden darum, alltägliche und außergewöhnliche Dinge und ihre Geschichten zu zeigen, die eine Stadt prägen. Wichtig für die Objekte war stets die Geschichte oder die Erinnerung, die damit verknüpft war. Durch das Arrangement von scheinbar nicht Zusammengehörendes ergibt sich doch ein Ganzes, das darüber hinaus viel Raum zum Assoziieren lässt.
Diese Prinzip haben nun Studierende des BA-Studiengangs Kultur- und Sozialanthropologie in Münster aufgegriffen und umgesetzt: Innerhalb von nur einem Semester stellten sie unter der Leitung von Martin Wörner eine sehenswerte Ausstellung auf die Beine. Studieren in Münster ist das Thema der Ausstellung, für das die Studierenden Objekte recherchierten, Sponsoren suchten, Texte schrieben, Ausstellung aufbauten…. und das zu Zeiten von Bologna.
Das größte Objekt, der VW-Käfer, passte dann aber doch nicht in die Ausstellungsräume. Die beiden oben abgebildeten kann man wohl sehen, und was es damit auf sich hat, kann man auf dem Blog nachlesen.

Bis zum 4. November ist die Ausstellung im Foyer des Fürstenberghauses zu sehen.

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