Die Blechtür von Zinedine Zidane

Wie sich Fußball als Ausstellungsthema macht, durften wir ja in diesem Jahr reichlich erfahren. In Frankfurt gab es es etwa im Museum für Kommunikation in Frankfurt die Ausstellung „TOOOR! Zur Geschichte der Fußballreportage“ (nachzulesen auf HR-Online) und im Historischen Museum die köstliche Schau „Wie TITANIC einmal die Fußball-WM 2006 nach Deutschland holte„. Auch sei an dieser Stelle einmal auf die jahrelangen Bemühungen des Kollegen Martin Wörner hingewiesen, der für ein Deutsches Fußballmuseum kämpft.

Nun gibt es ein weiteres Objekt, das sich aufgrund seiner Geschichte hervorragend zur Musealisierung eignet: die Blechtür von Zinedine Zidane. Die Musée sentimental-taugliche Geschichte geht so: In der WM-Vorrunde 2006 trafen in Leipzig Südkorea und Frankreich aufeinander. Der Kapitän der französischen Mannschaft, Superstar Zinedine Zidane, genannt „Zizou“, hatte für diese Weltmeisterschaft seinen Rücktritt nochmals verschoben. Für einen sicheren Platz im Achtelfinale müßte Frankreich gewinnen. Doch es klappte nicht alles wie gewünscht. Zudem holte sich Zidane eine gelbe Karte; seine zweite. Damit war er für das letzte Vorrundenspiel gesperrt. In der 90. Spielminute, beim Stand von 1:1, ließ ihn der Trainer Domenech auswechseln. Sein Abgang hätte zugleich sein letztes Spiel bei dieser Weltmeisterschaft bedeuten können – wenn Frankreich die Vorrunde nicht überstehen sollte. Sichtlich erschüttert verließ Zidane den Platz in Richtung Umkleideräume und würdigte seinen Trainer keines Blickes. Die Wut war so groß, dass er der nächsten Blechtür einige Tritte verpasste. Die mit Trittspuren verunstaltete Tür verärgerte aber in Leipzig niemand, im Gegenteil: Verkaufsanfragen wurden abgelehnt.

Während dieses Stück Fußballkultur also verortbar ist und in situ berwahrt wird, werden in ein paar Jahren bestimmt einige Ausstellungsmacher nach der roten Karte suchen, die der Schiedsrichter im WM-Finale Zidane nach dem berüchtigten Kopfstoß vorzeigte.

Kategorie: Fußball

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