Museum, Politik und Macht

Geschrieben von am 8. Dezember 2013 12:12

Diesem Thema widmet sich eine internationale Konferenz im kommenden Jahr in St. Petersburg (9. bis 12.9.2014), initiiert und durchgeführt von den drei Nationalkomitees des Internationalen Museumsrates ICOM in Deutschland, Russland und den USA.

Die Konferenz wird von einem Team aus den USA, Russland und Deutschland mit dem Social-Media-Projekt Museums, Politics and Power – An International Conversation  in drei Sprachen begleitet mit dem Ziel, Museumsfachleute schon im Vorfeld der Konferenz sowie auch danach auf dieser Plattform zusammenzubringen, um gemeinsame Projekte, Ideen und Museumsfragen auszutauschen.

Angeregt werden soll eine lebhafte Diskussion über das Thema der Konferenz – Museum & Politik im Deutschen und Englischen (Museum & Politics), aber Museum & Macht im Russischen (Музей & власть) – sowie über angrenzende aktuelle Fragen der internationalen Museumslandschaft. In welchem Verhältnis stehen Museum, Macht und Politik zueinander? Was verbindet, was trennt sie? Welche Rolle spielen die Museen, wie können sie sich positionieren? Wie sieht sie aus, die Verflechtung von Politik, Macht und Museum? Übt die Politik Macht über die Museen aus? Wie unabhängig sind die Museen? Welche Unterschiede gelten für Deutschland, Russland und die USA?

Themen in der Schnittmenge von Politik, Macht und Museum sind u.a. die internationale Diskussion über kulturelles Erbe, nationale und kollektive Identitäten und Geschichtspolitik, veränderte Rahmenbedingungen öffentlicher Finanzierung von Museen und Kulturpolitik sowie das wachsende Aufgabenspektrum von Museen in der kulturellen und außerschulischen Bildung. Es geht um nicht weniger als die Verortung von Museen im politischen Raum, ihre Einflussmöglichkeiten, aber auch ihre Beeinflussung.

Blogposts und Kommentare sind herzlich willkommen! Ein Beitrag sollte gar nicht zu lang sein (ca. 1.000 Zeichen), gerne mit einem Foto, ergänzt von einer kurzen Information zur eigenen Person, zu richten an eines der vier Mitglieder des Projektteams.

Tagen in Graz

Geschrieben von am 7. Oktober 2011 22:01

Das Landeszeughaus, die Museumsakademie, und ICOMAM hatten zur Tagung „Does war belong in Museums? The Representation of Violence in Exhibitions“ geladen, und sehr viele Teilnehmer/innen kamen Ende September nach Graz, um darüber im internationalen Kreis zu diskutieren. Auch der Grazer Flughafen ist ganz auf das Thema eingestimmt.

 

Das Tagungsprogramm war dicht und gut verwoben – Drahtzieher hierfür war Gottfried Fliedl.

Den Auftakt bildete die Theorie und hier legte der keynote speaker Jay Winter, der Experte für die Musealisierung des Ersten und Zweiten Weltkriegs eine gute Basis. Er präsentierte eine Übersicht über Museumspraktiken in den letzten Jahrzehnten und bereicherte die  Diskussionen der folgenden Tage erheblich.

Auf ein paar Aspekte möchte ich hier kurz eingehen. Interessant fand ich vor allem die Präsentation von Museen, die gerade entstehen bzw. sich verändern. So können wir demnächst im Zeughaus in Solothurn eine neue Sicht auf alte Rüstungen erwarten. Dass man auch in einem Panzermuseum Anschluss an die Kultur- und Sozialgeschichte suchen kann, ja sollte, machte der wissenschaftliche Leiter Ralf Raths eindrücklich klar. Das Museum in Munster, das sich, wie der Name schon sagt, Panzern widmet, befindet sich in einer Umorientierungsphase. Das hat Dresden schon hinter sich: Gorch Pieken stellte das Militärhistorische Museum der Bundeswehr vor, das so ganz mit den übrlichen Praktiken bricht. Die BesucherInnen erwartet keine der übliche Waffengalerien, wie sie etwa im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien oder im Armeemuseum in Paris zu sehen sind. Ob das Konzept tatsächlich aufgeht, die Kulturgeschichte der Gewalt auszustellen, können wir schon nächste Woche selbst überprüfen: am 14. Oktober ist Eröffnung.

Spannend war auch der Vortrag von Susanne Hagemann aus Berlin, die sich in deutschen Stadtmuseen umgeschaut hat und eine museologische Kanonisierung des Zweiten Weltkriegs festgestellt hat:  Zum üblichen Repertoire gehören zum Beispiel Hitlerbüste, ein Modell der jewiligen zerstörten Stadt, und vor allem: eine Bombe, gerne liegend.

Aus der Schweiz, genauer aus dem Museum zu Allerheiligen, stammt diese Bomben-Präsentation.

Auf der Tagung wurde vor allem eines deutlich: nationale Strategien spielen in den militärgeschichtlichen Museen eine besondere Rolle. Gerne beschäftigt man sich auch mit den abgeschlossenen, bereits historisierten Kriegen. Waffen und Rüstungen aus den früheren Jahrhunderten werden gerne ästhetisierend gezeigt;

Die Frage der Tagung konnte natürlich nicht eindeutig beantwortet werden; es waren sich aber doch fast alle einig, dass Krieg natürlich ins Museum gehört. Doch wie soll er dargestellt werden? Das Historial in Peronne, das den Ersten Weltkrieg aus drei Perspektiven (der ehemaligen Gegner) zeigt, galt auch hier als Ideal  – das aber doch bislang keine nachhaltigen Wirkung auf andere Museen hatte. Vielleicht ändert sich das jetzt etwas mit Dresden?

 

 

 

 

Mal wieder über Dinge lesen.

Geschrieben von am 14. August 2008 08:55

Es geht hier um Dinge, im Museum, aber auch im Alltag und um die vielfältigen Beziehungen zu den Dingen aus historischer, ethnographischer, soziologischer oder museologischer Perspektive. Darüber wurde einmal anläßlich der „Ersten kulturwissenschaftlichen Gespräche“ 2002 im Ludwig-Uhland-Institut in Tübingen zu Ehren von Gottfried Korff diskutiert. Gudrun M. König hatte 2005 die Gespräche als Buch herausgegeben, doch das ist leider vergriffen. Man braucht sich darüber aber nicht zu grämen oder schlechtgelaunt in eine überfüllte Bibliothek gehen – denn man kann es sich hier als pdf herunterladen. Sehr schön.

Gudrun M. König (Hg.):
Alltagsdinge : Erkundungen der materiellen Kultur. (Studien und Materialien des Ludwig-Uhland-Instituts der Universität Tübingen ; 27. Tübingen 2005

Die Volkskunde tagt

Geschrieben von am 11. September 2007 10:15

Schon über 500 TeilnehmerInnen haben sich für den 36. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde (DGV) angemeldet, der dieses Mal im Deutschen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Abteilung Kulturanthropologie / Volkskunde vom 23. bis 26. September 2007 in Mainz stattfindet. Es geht um „Bilder-Buecher-Bytes„, so der Titel des Kongresses, um die „Bedeutung der Medien im Alltag der Gegenwart und Vergangenheit“.
Leider ist der Beitrag von Gottfried Korff mit dem schönen Titel: „Igel oder Kuscheltier? Das Museum im Medienwandel, oder: Die geringe Einschaltquote als Chance“ der einzige aus dem musealen Bereich. Dafür gibt es natürlich viele andere spannende Vorträge, über die man sich schon im Vorfeld umfassend informieren kann. Passend zum Thema der Medialität im Alltag ist ergänzend zur gut gemachten Internetseite des Kongresses ein Blog zum Kongress eingerichtet worden, auf dem man neben den Blogeinträgen Filme anschauen kann, in Interviews die ReferentInnen kennenlernen, Podcasts herunterladen kann und und und. Dies alles ist den MacherInnen wirklich sehr gut gelungen! Gratulation! Der Blog wurde schon mächtig etwa hier und hier gelobt. Gerne nehme ich diesen Blog in die Rubrik Lieblingsblogs auf.

Erfolgreich getagt

Geschrieben von am 8. Juni 2007 19:09

Der Deutsche Museumsbund hat in Frankfurt getagt und wie ich finde, passend zum Titel „Was macht Museen erfolgreich?“, recht erfolgreich. Die Mischung der Vorträge war gelungen, auch wenn leider am ersten Tag viel zuwenig Zeit für die Diskussion übrig blieb. Gut gefallen hat mir der Vortrag von Ulrich Raulff, Direktor des Literaturarchivs in Marbach, der „Brühwürfelartig“ seine Gedanken zu Literaturmuseen vorbrachte. Fasziniert war ich vom Beitrag von Martin Düspohl, Leiter des Kreuzbergmuseums in Berlin, der versuchte, dem Publikum die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen näherzubringen, mit denen in Berlin die Bezirksmuseen verwaltet werden. Wie man angesichts der völlig absurden „Produktstatistik“, in der Nutzen des Museums in „Stück-Kosten“ abgerechnet wird, dennoch ein ansprechendes Programm zustande bringt, ist mir ein Rätsel. Auf alle Fälle steht das Museum beim nächsten Berlinbesuch ganz oben auf der Liste! Was ein Museum erfolgreich macht, konnte natürlich nicht befriedigend geklärt werden. Trotz betriebswirtschaftlicher Kennzahlen, die immer mehr eingesetzt werden, scheinen aber eher qualitative Merkmale das Maß der Dinge zu sein. Interessant war auch der Hinweis von Volker Mosbrugger, Direktor des Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum: „Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist ein Museum dann erfolgreich, wenn es überlebt.“ Dass das Senckenberg sehr gut überlebt, davon konnten sich die TagungsteilnehmerInnen nicht zuletzt am gigantischen „Frankfurter Buffet“ überzeugen, das das Museum am zweiten Abend auftischte.

Das Kreuzbergmuseum wird übrigens am 15. Juni in der Reihe Profil von Deutschlandradio Kultur vorgestellt.

Was macht ein Museum erfolgreich?

Geschrieben von am 31. Mai 2007 12:09

– so lautet der Titel der Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes, die kommende Woche, vom 3.-6. Juni, in Frankfurt am Main stattfindet. Gastgeber ist das Naturmuseum Senckenberg, dessen Direktor Volker Mosbrugger mich als einziger bei der letzten Jahrestagung in Leipzig überzeugte. Dieses Mal freue ich mich auf den Vortrag von Krzysztof Pomian, dem polnisch-französischen Historiker, der jetzt für das (mysteriöse) Musée de l’Europe in Brüssel tätig ist.
In der Einladung zur Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes heißt es:

„Nach der Standortbestimmung von Museen als zentrale Aufbewahrungsorte für die historischen und authentischen Zeugnisse der Menschheit und der Natur ist für Frankfurt eine Auseinandersetzung zum Thema Qualitätsbestimmung und -steigerung vorgesehen. Museen werden zunehmend einer betriebswirtschaftlichen Betrachtung unterzogen. Während die Museumsverantwortlichen in der Regel auf diese Entwicklung nur teilweise vorbereitet sind, herrscht gleichzeitig Konsens darüber, dass Erfolg messbar ist und auch messbar sein muss. Unklar bleibt jedoch, welche Faktoren es sind, an denen sich Erfolg im Museum messen lässt.

Jenseits von Besuchszahlen und betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, jedoch unter Berücksichtigung der sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, soll diskutiert werden, welche Kriterien für die Museumsarbeit angelegt werden können, um ihren Erfolg zu bemessen. Die Veranstaltung soll hinterfragen, welche Kriterien für Erfolg relevant sind und inwiefern für den Erfolg einer kulturellen Einrichtung eine unternehmerische Sicht hilfreich oder gar unabdingbar ist.“

Der Museumsblog wird hinterher berichten, ob die Tagung erfolgreich war.

Nachschauen und nachlesen

Geschrieben von am 2. März 2007 12:01

Man kann ja leider nicht ständig auf alle Tagungen und Workshops gehen, die sich mit Ausstellungen und Museen beschäftigen. Das Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik in Berlin schafft hier Abhilfe. Auf seinen Internetseiten findet sich die Dokumentation eines Workshops über „Ausstellungen als Instrument der Wissensvermittlung“, der am 26 und 27. April 2002 stattfand. Die Vorträge – u.a. von Gottfried Korff, Martin Heller und Bettina Drescher – sind hier als Videos anzuschauen oder als PDF herunterzuladen. Eine schöne Sache!

Deutsche und französische Wissenschaftsmuseen im Dialog

Geschrieben von am 1. März 2007 11:37

Im Mai treffen sich Experten aus deutschen und französischen Wissenschaftsmuseen in Berlin zum Dialog. Das dritte Treffen dieser Art findet im Technikmuseum statt:
Laut Ankündigung geht es um folgende Fragen:

Welche Wege der Wissenschaftskommunikation und –didaktik lassen sich in Frankreich und Deutschland beobachten? Welche Rolle spielen dabei Museen, Science Center, Forschungseinrichtungen und Wissenschaftsjournalismus – insbesondere vor dem Hintergrund der Vermittlung an Kinder und Jugendliche? Zusätzlich im Blickpunkt stehen Neuheiten aus der Museums- und Science-Center-Landschaft beider Länder.

Ein besonderer Aspekt der Tagung wird sein, dass neben ausgewiesenen Experten auch die jüngere Generation zu Wort kommen soll.

Die Tagung findet vom 13.-15. Mai in Berlin statt und wird vom „Office de Coopération et d’Information Muséographiques“ in Frankreich (OCIM) und dem „European Network of Science Centres and Museums“ in Deutschland (ecsite-d) ausgerichtet. Auf der Seite des Technikmuseums kann man sich informieren und anmelden.

Den Tagungsband (auf deutsch und französisch) von Dijon 2005 kann man sich hier herunterladen.

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