Volkskunde in der Kirche

Geschrieben von am 20. Oktober 2013 12:41

Die Ausstellung, die mich im MuCEM am meisten berührte, ist an einem besonderen Ort untergebracht: in der ehemaligen Kapelle von St. Jean. Ich wusste nicht, was mich erwartete, als ich unten am Fuße des Forts den Raum betrat.

museumsblog: expo im MuCEM, Marseille

An der Längsseite des Raumes, wo sich wohl einmal der Altar befand, befindet sich nun hochaufgetürmt hinter einer großen Glaswand sehr, sehr viele Objekte. Man muss sich schon etwas mehr Zeit nehmen, um alles erfassen zu können. Objektbeschriftungen gab es keine; am Eröffnungswochenende gab ein Guide sehr kompetent Auskunft über die Stücke und wies auf alle möglichen Zusammenhänge hin. Mittlerweile ist anscheinend eine Medienstation installiert.
Die Vitrine nimmt eine „typische“ volkskundliche Inszenierung auf: die rites de passage und wie sie materiell dokumentiert weden. Auch im ATP in Paris gab es früher diese Vitrine – von der Wiege bis zum Sarg, mal prosaisch ausgedrückt. Einige der damals in Paris ausgestellten Stücke erkenne ich hier wieder. Der Blick auf traditionelle Frankreich wird hier ergänzt um die rites de passage der Mittelmeerländer – um das Bett aus Marokko (erinnere ich mich richtig) und das griechische Brautkleid. Mir hat die Installation aufgrund der Objektdichte sehr gut gefallen: es wirkt auf mich wie ein Schaudepot mit einer sehr dichten Erzählung. Dazu passten auch die mündlichen Erläuterungen, die dem ganzen etwas Berührendes verliehen. Auch wenn das ganze etwas Statisches hatte und wir heutzutage gerne auf dem performativen Trend sind (also Ausstellungen, in denen die Besucherin und die Bewegung, die es barucht, um die Ausstellung anzuschauen, sozusagen gleich vom gesatlter/Kuratorin mitgedacht werden), konnte ich mich hier so schön in die Objekte vertiefen und verlieren.

 

Die sichtbare volkskundliche Vergangenheit des MuCEM

Geschrieben von am 20. Juli 2013 14:16

Und es geht weiter mit dem Blick nach Marseille!

Das Fort St. Jean ist eher dem volkskundlichem Erbe des MuCEM vorbehalten, sprich hier kommen in den Ausstellungen Objekte aus der Sammlung der Vorgängerinstitution MNATP zum Einsatz. Die Ausstellungen drehen sich um das Thema Le temps des Loisirs, sprich um Freizeit: um Themen wie Marionetten, Zirkus und Feste. Diese zum Teil sehr kleinen Präsentationen findet man quasi en passant, wenn man das Fort erkundet. So kann man über ein riesiges Zirkusmodell staunen und vor allem über die Marionetten. Noch nicht alle Räume waren im Juni schon eröffnet.

Die Marionetten nahmen auch in der Dauerausstellung des MNATP in Paris einen breiten Raum ein. Besonders gut gefallen hat mir in den kleinen Räumen die Inszenierung mit dem Nylonfaden gefallen,  die sich natürlich bei der Thematik anbietet,  eingesetzt wurde. Darüber hinaus verweist diese Inszenierung auch auf die museale Vergangenheit, da der Nylonfaden ja das Kennzeichen der Museologie von Georges Henri Rivière war –  zum Einsatz kommen konnte und so nochmals auf die museale Vergangenheit verweist. Eine weitere Inszenierung hat mir besonders gut gefallen, so dass ich darüber noch extra berichten möchte. Demnächst.

 

Tiere im Museum

Geschrieben von am 9. Juli 2013 20:42

Zugegeben: diese Schafe und Pferde waren nicht im Museum. Aber das Erleben der TransHumance in Marseille am Eröffnungswochenende gerade vor dem MuCEM war ein großer emotionaler Moment. Großartige Bilder vor dem großartigem Gebäude! Und das Fort St. Jean hat nicht plötzlich Zinnen bekommen…

Natürlich war es keine „echte“ Transhumanz; es handelte sich um eine ausgeklügelte Choreographie des Theatre du Centaure, die schon Mitte Mai weit vor den Toren Marseilles begann. Toll, dass dieses Spektakel mit der Eröffnung des MuCEM gekoppelt wurde! Denn eines der großen Sammlungsgebiete des Musée national des Arts etTtraditions populaires – der Vorgängerinstitution – war die Transhumance, wie sie beispielsweise in Aubrac gepflegt wurde. Das spielte bei der Planung wahrscheinlich überhaupt keine Rolle – ich fühlte mich dennoch daran erinnert. Die fliegenden Sardinen sind freilich ein Schmankerl des MuCEM…

 

Sitzmöbel XXXX

Geschrieben von am 7. Juli 2013 13:12

Nicht ganz so rustikal  sitzen die BesucherInnen im neuen Gebäude von Rudy Ricciotti: vor allem die Liegestühle und Stühle auf der Terrasse  des MuCEM sind aus Metall. Hier lässt es sich mit Blick auf’s Meer schön erholen!

Sitzmöbel XXXIX

Geschrieben von am 27. Juni 2013 18:03

Im muCEM lässt es sich natürlich vortrefflich sitzen – ob in den Ausstellungen, auf der Terrasse oder im Fort St. Jean: von klassischen Museumsbänken, Stühlen, Picknick-Bänken und Liegestühlen ist für jede müde Museumsbesucherin etwas dabei! Hier sind die diversen Sitzmöbel im Fort St. Jean: rustikal und solide, da Wind und Wetter ausgesetzt!

Im MuCEM ausgestellt

Geschrieben von am 23. Juni 2013 11:27

Als cité culturelle möchte das MuCEM viele Orte zugleich sein. Dieses Prinzip gilt auch für die Ausstellungen: nicht eine große monolithische Dauerausstellung, sondern diverse Formate für unterschiedliche Zielgruppen und Geschmäcker. Ich habe mit der Dauerausstellung (wobei die Dauer 3-5 Jahre heisst) im neuen Gebäude J4 begonnen.

Die Galerie de la Méditerranée  ist hier das Herzstück.  Sie umfasst  1.500 qm des Erdgeschosses.  Zunächst quert man einen Raum mit einer Grossprojektion, um dann in eine großen, weiss und braun gehaltenen Ausstellungsraum einzutreten. Ich habe den Raum wie eine Ausstellungslandschaft wahrgenommen, mit vielen freistehenden Großobjekten, leicht und beschwingt. Das Thema der Dauerausstellung ist das, dass sei hier nochmals gesagt, das Mittelmeer – diese Verschiebung vom ganzen Europa zum Mittelmeer war eine politisch gewollte. Dennoch kommt natürlich Europa auch vor, sogar ein Stück der Berliner Mauer fand ihren Platz!

Das Mittelmeer umranden viele Nationen, mit komplett unterschiedlichen Traditionen, Wertevorstellungen, und Kulturen. Wie wird das nun hier zusammengeschnürt? Vier Aspekte, Besonderheiten wie es heisst, stehen im Zentrum: Die Landwirtschaft und die Erfindung der Götter, die gleich dreimal heilige Stadt Jerusalem, die Bürgertum und Bürgerrechte und schließt mit Der Entdeckung unbekannter Welten ab.

Am längsten habe ich mich im ersten Teil aufgehalten – ihn fand ich gestalterisch am gelungensten; auch konnte man durch die Anordnung der Objekte sich so richtig schön vertiefen. Mir hat vor allem gut die Zusammenstellung der Objekte gefallen und die luftige Präsentation. Man begibt sich auf einen Rundgang durch die Zeit und durch den Raum: die Objekte decken einen Zeitraum vom Neolithikum bis in die Gegenwart ab und stammen von Frankreich über Algerien, Griechenland bis hin nach Bulgarien. Die Objektauswahl war sehr überzeugend; Großobjekte wie die hydraulische Maschine aus Ägytpen aus dem 20. Jahrhundert, die große (Vorrats-) Amphore aus dem 2.-3. Jahrhundert oder die Hütte der Sarakatsan, griech. Schäfer, sind Blickfänger. Natürlich fehlt auch der Eselskarren aus Sizilien nicht! Es lassen sich durchaus auch „klassische“ angeordnete Vitrinen finden. Gut gefallen hat mir etwa auch die Installation der Brote (wie Lebkuchen etc), und ihren diversen Formen.. Die anderen drei Ausstellungsteile sind etwas dichter präsentiert; in den Räumen wird viel mit Vorhängen gearbeitet, da die filigrane Betonmauer von Rudy Ricciotti zuviel Licht durchlässt, sich immer wieder in den Vitrinen spiegelt.

Ein besonderes Prinzip ist die Einbindung von zeitgenössischer Kunst in den Parcours. Hier ist etwa den Water Meter Tree von Sigalit Landau  zu nennen, die sich so schön in die Objektreihe eingliedert oder die Installation von Suchtmitteln, der Jardin d’addictions von Christophe Bérdaguer und Marie Péjus . Sehr gut hat mir auch die Videoinstallation von Cristina Lucas La Liberté raisonnée gefallen: Das wohlbekannte Delacorix-Gemälde  Die Freiheit führt das Volk  wird nachinszeniert bzw. neu interpretiert. Passend dazu steht direkt daneben eine Guillotine von 1872!
Gut fand ich auch den Einsatz der Medien: Fast immer lautlos lieferten die zum Teil riesigen Projektionen, eitlose Bilder, gaben Einblick in Praktiken oder gaben Zeitzeuginnen eine große Bühne.

Ein starker musealer Auftakt, kuratiert von Zeev Gourarier und gestalterisch umgesetzt von Adeline Rispal.

Alle zum MuCEM nach Marseille!

Geschrieben von am 11. Juni 2013 22:38

Was für ein Wochenende! Das Eröffnungswochenende des MuCEM in Marseille war eine große Freude, die ich erst einmal verdauen muss – soviel habe ich gesehen, soviel muss erst einmal sortiert werden.

Gemeinsam mit 64.000 BesucherInnen war ich unterwegs und habe erst einmal viel Zeit damit verbracht, überhaupt erst einmal das Gebäude von Rudy Ricciotti zu erkunden. Es ist kein Wunder, dass bei den ganzen Beiträgen über die Neueröffnung immer der Bau und der Architekt im Vordergrund stehen: Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein bietet das Gebäude eine sehr fotogene Ansichten. Aber nicht nur: es ist ein Gebäude, dessen Entdeckung viel Spaß macht! Toll fand ich, dass man es auf J4 (so der Name der Hafenmole) umrunden kann – so funktioniert die Aneignung eines Ortes! Und auch innendrin lässt es sich gut erschließen. Es macht sehr viel Spass, den Stegen außerhalb des Innenkubus zu folgen und am Ende auf der Dachterrasse zu enden – auch hier wird man natürlich mit tollen Blickachsen belohnt.

Mindestens genausoviel Spass machte es mir auch,  das renovierte Fort St. Jean zu entdecken. Hier ging es treppauf  treppab und ganz oft mit einem fantastischem Blick auf die Stadt, den Hafen oder die La Major.  Mich hat das Neue und das Alte total begeistert und vor allem, wie die beiden Örtlichkeiten so elegant mit der filigranen Brücke miteinander verbunden sind.

Es ist war interessant zu merken, wie der Zugang die Wahrnehmung steuert: geht man ins neue Gebäude am eher leeren Platz mit dem Ausblick zum Meer, stellt sich schon von fasr selbst ein Museumsgefühl ein. Man betritt ein Foyer, orientiert sich erst einmal, steuert direkt die Ausstellung, den Buchshop oder die Cafe-Theke an. Beginnt man den Rundgang in einem der beiden Zugänge im Fort, so fühlt man sich eher wie bei einem Ausflug, etwa wenn man die Passage des canons folgt, das heißt die 29 Treppen hinaufsteigt, um auf den oberen Platz zu gelangen.  à suivre

 

Grande ouverture à Marseille: das MuCEM eröffnet!

Geschrieben von am 2. April 2013 18:22

So, nun ist es raus: am zweiten Juni-Wochenende wird das MuCEM eröffnet: Juhu! Ein bunter Reigen an diversen Ausstellungen erwartet die Besucherin. Wer ab dem 7. Juni und später nach Marseille reist, hat einiges vor sich: Im Neubau, im J4, wird die „Galerie de la Méditerranée“ eröffnet, die einen außergewöhnlichen Blick auf das Mittelmeer liefern möchte. Hier im neuen Gebäude findet eine weitere Ausstellung mit dem Titel „Le Noir et le Bleu. Un rêve méditerranéen“ statt. Auch hier geht es um die Darstellung des Mittelmeeres und beides Mal wird eine bunte Mischung an Exponaten versprochen. In der dritten Ausstellung geht es um Genderfragen – „Au Bazar du genre, Féminin – Masculin en Méditerranée“ beschäftigt sich mit Frau/Mann sein in den Mittelmeergesellschaften. Nun sind theoretisch schon mal 3.600 qm durchschritten. Eine kleine Pause ist vielleicht einzuplanen, denn es geht dann in den Gebäuden des Fort St. Jean weiter: hier soll „Le Temps des Loisirs“ an die Festkultur seit der französischen Revolution erinnern (und wohl v.a. einen Blick auf die Sammlung erlauben, die bereits die Vorgängerinstitution Atp zusammengestellt und gezeigt hatte…). Dann geht es eher künstlerisch weiter: In: „Les choses de ce côté du monde“ kommen gegenwärtige KünstlerInnen in Sachen Foto/Video zu Wort. Auch im Centre de Conservation ist etwas zu sehen: Hier soll sich künftig immer jemand Externes mit der Sammlung auseinandersetzen. Den Anfang wird Jean Blaise machen mit « Présentée vivante ».
Uff. Das wird spannend! Ich freue mich schon. Wer kommt mit?

Hier kann man sich schon mal vorbereiten…

mucem-01

Erstes Rendez-vous in Marseille

Geschrieben von am 13. Januar 2013 17:24

Marseille wäre heute in Sachen Museum eine tolle Reise wert gewesen: zur Eröffnung der Kulturhauptstadtjahres wurde heute das Gebäude des MuCEM schon einmal für alle Interessierten geöffnet. Live wird darüber getwittert und fleissig Bilder vesendet – mit vielen Regenschirmen auf der Passerelle, die den Neubau von Rudy Ricciotti mit dem Fort St. Jean verbindet.
Hier schon einmal für den ersten Eindruck einen screenshot mit Bildern aus der google-Suche.

museumsblog: mucem-Bilder auf google

Auf der Seite Marseille-Provence 2013 kann man sich schon einmal das Programm des Kulturhauptstadtjahres anschauen und die Reise für den Juni planen – wenn die Ausstellungen eröffnet werden….

Besichtigung in Marseille

Geschrieben von am 5. Juni 2012 15:55

Da war doch noch eine Museums-Baustelle: das MuCEM nimmt so langsam Form an, und davon kann man sich persönlich überzeugen.  Wer am 30. Juni/1. Juli zufällig in Marseille ist, sollte nicht versäumen, sich für eine Vorbesichtigung anzumelden. Und da gibt es schon einiges zu sehen – schließlich soll im Frühjahr 2013 eröffnet werden. Hier auf der Seite von La Provence kann man auch schon mal Bilder vom Fortschritt der Baustelle ansehen, wenn man mal nicht so eben nach Marseille fahren kann!

 

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