Sitzmöbel XXXXII

Geschrieben von am 3. November 2013 23:39

Ich erinnere mich, früher im Louvre schöne, plüschige Sitzbänke gesehen zu haben. Vielleicht sind noch einige von ihnen in irgendwelchen Abteilungen zu finden – die Sitzbänke, die ich beim letzten Besuch sah, passten sich mehr an die veränderte Umgebung an.

Volkskunde in der Kirche

Geschrieben von am 20. Oktober 2013 12:41

Die Ausstellung, die mich im MuCEM am meisten berührte, ist an einem besonderen Ort untergebracht: in der ehemaligen Kapelle von St. Jean. Ich wusste nicht, was mich erwartete, als ich unten am Fuße des Forts den Raum betrat.

museumsblog: expo im MuCEM, Marseille

An der Längsseite des Raumes, wo sich wohl einmal der Altar befand, befindet sich nun hochaufgetürmt hinter einer großen Glaswand sehr, sehr viele Objekte. Man muss sich schon etwas mehr Zeit nehmen, um alles erfassen zu können. Objektbeschriftungen gab es keine; am Eröffnungswochenende gab ein Guide sehr kompetent Auskunft über die Stücke und wies auf alle möglichen Zusammenhänge hin. Mittlerweile ist anscheinend eine Medienstation installiert.
Die Vitrine nimmt eine „typische“ volkskundliche Inszenierung auf: die rites de passage und wie sie materiell dokumentiert weden. Auch im ATP in Paris gab es früher diese Vitrine – von der Wiege bis zum Sarg, mal prosaisch ausgedrückt. Einige der damals in Paris ausgestellten Stücke erkenne ich hier wieder. Der Blick auf traditionelle Frankreich wird hier ergänzt um die rites de passage der Mittelmeerländer – um das Bett aus Marokko (erinnere ich mich richtig) und das griechische Brautkleid. Mir hat die Installation aufgrund der Objektdichte sehr gut gefallen: es wirkt auf mich wie ein Schaudepot mit einer sehr dichten Erzählung. Dazu passten auch die mündlichen Erläuterungen, die dem ganzen etwas Berührendes verliehen. Auch wenn das ganze etwas Statisches hatte und wir heutzutage gerne auf dem performativen Trend sind (also Ausstellungen, in denen die Besucherin und die Bewegung, die es barucht, um die Ausstellung anzuschauen, sozusagen gleich vom gesatlter/Kuratorin mitgedacht werden), konnte ich mich hier so schön in die Objekte vertiefen und verlieren.

 

Die sichtbare volkskundliche Vergangenheit des MuCEM

Geschrieben von am 20. Juli 2013 14:16

Und es geht weiter mit dem Blick nach Marseille!

Das Fort St. Jean ist eher dem volkskundlichem Erbe des MuCEM vorbehalten, sprich hier kommen in den Ausstellungen Objekte aus der Sammlung der Vorgängerinstitution MNATP zum Einsatz. Die Ausstellungen drehen sich um das Thema Le temps des Loisirs, sprich um Freizeit: um Themen wie Marionetten, Zirkus und Feste. Diese zum Teil sehr kleinen Präsentationen findet man quasi en passant, wenn man das Fort erkundet. So kann man über ein riesiges Zirkusmodell staunen und vor allem über die Marionetten. Noch nicht alle Räume waren im Juni schon eröffnet.

Die Marionetten nahmen auch in der Dauerausstellung des MNATP in Paris einen breiten Raum ein. Besonders gut gefallen hat mir in den kleinen Räumen die Inszenierung mit dem Nylonfaden gefallen,  die sich natürlich bei der Thematik anbietet,  eingesetzt wurde. Darüber hinaus verweist diese Inszenierung auch auf die museale Vergangenheit, da der Nylonfaden ja das Kennzeichen der Museologie von Georges Henri Rivière war –  zum Einsatz kommen konnte und so nochmals auf die museale Vergangenheit verweist. Eine weitere Inszenierung hat mir besonders gut gefallen, so dass ich darüber noch extra berichten möchte. Demnächst.

 

Tiere im Museum

Geschrieben von am 9. Juli 2013 20:42

Zugegeben: diese Schafe und Pferde waren nicht im Museum. Aber das Erleben der TransHumance in Marseille am Eröffnungswochenende gerade vor dem MuCEM war ein großer emotionaler Moment. Großartige Bilder vor dem großartigem Gebäude! Und das Fort St. Jean hat nicht plötzlich Zinnen bekommen…

Natürlich war es keine „echte“ Transhumanz; es handelte sich um eine ausgeklügelte Choreographie des Theatre du Centaure, die schon Mitte Mai weit vor den Toren Marseilles begann. Toll, dass dieses Spektakel mit der Eröffnung des MuCEM gekoppelt wurde! Denn eines der großen Sammlungsgebiete des Musée national des Arts etTtraditions populaires – der Vorgängerinstitution – war die Transhumance, wie sie beispielsweise in Aubrac gepflegt wurde. Das spielte bei der Planung wahrscheinlich überhaupt keine Rolle – ich fühlte mich dennoch daran erinnert. Die fliegenden Sardinen sind freilich ein Schmankerl des MuCEM…

 

Sitzmöbel XXXIX

Geschrieben von am 27. Juni 2013 18:03

Im muCEM lässt es sich natürlich vortrefflich sitzen – ob in den Ausstellungen, auf der Terrasse oder im Fort St. Jean: von klassischen Museumsbänken, Stühlen, Picknick-Bänken und Liegestühlen ist für jede müde Museumsbesucherin etwas dabei! Hier sind die diversen Sitzmöbel im Fort St. Jean: rustikal und solide, da Wind und Wetter ausgesetzt!

Grande ouverture à Marseille: das MuCEM eröffnet!

Geschrieben von am 2. April 2013 18:22

So, nun ist es raus: am zweiten Juni-Wochenende wird das MuCEM eröffnet: Juhu! Ein bunter Reigen an diversen Ausstellungen erwartet die Besucherin. Wer ab dem 7. Juni und später nach Marseille reist, hat einiges vor sich: Im Neubau, im J4, wird die „Galerie de la Méditerranée“ eröffnet, die einen außergewöhnlichen Blick auf das Mittelmeer liefern möchte. Hier im neuen Gebäude findet eine weitere Ausstellung mit dem Titel „Le Noir et le Bleu. Un rêve méditerranéen“ statt. Auch hier geht es um die Darstellung des Mittelmeeres und beides Mal wird eine bunte Mischung an Exponaten versprochen. In der dritten Ausstellung geht es um Genderfragen – „Au Bazar du genre, Féminin – Masculin en Méditerranée“ beschäftigt sich mit Frau/Mann sein in den Mittelmeergesellschaften. Nun sind theoretisch schon mal 3.600 qm durchschritten. Eine kleine Pause ist vielleicht einzuplanen, denn es geht dann in den Gebäuden des Fort St. Jean weiter: hier soll „Le Temps des Loisirs“ an die Festkultur seit der französischen Revolution erinnern (und wohl v.a. einen Blick auf die Sammlung erlauben, die bereits die Vorgängerinstitution Atp zusammengestellt und gezeigt hatte…). Dann geht es eher künstlerisch weiter: In: „Les choses de ce côté du monde“ kommen gegenwärtige KünstlerInnen in Sachen Foto/Video zu Wort. Auch im Centre de Conservation ist etwas zu sehen: Hier soll sich künftig immer jemand Externes mit der Sammlung auseinandersetzen. Den Anfang wird Jean Blaise machen mit « Présentée vivante ».
Uff. Das wird spannend! Ich freue mich schon. Wer kommt mit?

Hier kann man sich schon mal vorbereiten…

mucem-01

Auf den Spuren der Weltausstellung wandeln

Geschrieben von am 10. Februar 2013 11:21

Der Petit Palais wurde für die Weltausstellung 1900 gebaut und steht genau gegenüber von seinem großen Bruder, dem Grand Palais. Während dieser wegen seiner vielfältigen Nutzung als Ausstellungs- und Veranstaltunsgort vielleicht eher bekannt ist, könnte der Petit Palais es durchaus noch werden: er beherbigt – seit 1902 – die städtische Kunstsammlung. Und was für eine!
Der Eingang ist schon gigantisch – hinter der riesigen Pforte erwartet die Besucherin ein beeindruckendes Foyer – mit einer wundervollen Kuppel.

IF IF

Weiter geht’s in großen und kleinen Galerien – die städtische Sammlung umfasst von Ikonen über archäologische Stückne, Skulpturen, Gemälden, Möbeln…. eigentlich alles, was man sich an einem sonntäglichen Museumsbesuch wünscht. Und: hier kann noch so richtig museal geschlendert werden!

museumsblog: le Petit Palais, galerie

Ab und zu kommt man dann an einem Kleinod vorbei – sei es Objekt oder Teil des Gebäudes.

Museumsblog: Le Petit Palais: Treppe

2005 hat das Gebäude eine architektonische Aufwertung erfahren – vorher war es wohl etwas verstaubt.  Sehr hübsch ist auch das Museumscafé – der Café musste dieses Mal aber leider noch innen eingenommen werden!
Was das Museum auch noch attraktiv macht: wie alle Pariser Museen in städtischer Hand kostet es keinen Eintritt – allein für Ausstellungen muss gezahlt werden. Also: bevor man sich das nächste Mal in das Getümmel etwa des Musée d’Orsay stürzt und vor lauter Besucherinnen nichts sieht – hier ist eine museale Oase!
museumsblog: Le Petit Palais, le Café

Tiere im Museum

Geschrieben von am 25. November 2012 12:33

Angesichts dieses Bildes mögen sich einige fragen: wo ist hier das Tier? Ganz einfach! Voilà, la girafe!

Die Leiter steht in den Grands Depôts, ist also Teil des Museums des französischen Nationalarchivs in Paris. Warum diese Leiterform von den Mitarbeiterinnen die Bezeichnung Giraffe bekommen hat?

Mit dem Frisör in die Ausstellung gehen

Geschrieben von am 27. Oktober 2012 12:56

Die Zeitschrift  Télérama kauft man sich in Frankreich auch wegen des Fernsehprogramms, aber eigentlich viel mehr wegen des wöchentlichen Überblicks auf alles, was in Sachen Kultur läuft – ob Bücher, Filme oder Ausstellungen. Seit einiger Zeit nimmt sich Télérama auch filmisch der Museen und Ausstellungen an: Visite Guidée begleitet Persönlichkeiten in Ausstellungen und stellt den Besuch in knapp 5 Minuten vor. So schaut sich etwa der Künstler Yazid Oulab ein Objekt in der neuen islamischen Abteilung im Louvre an. Der Promi-Frisör geht natürlich in die Ausstellung über Haare ins Musée du quai Branly. Pas mal!

Keine (Regierungs-)Geschichte im Marais

Geschrieben von am 30. August 2012 22:10

Nun ist es raus: das Maison de l’Histoire, das Projekt von Sarkozy, wird es nicht geben – die Kulturministerin Aurélie Filippetti hatte in einer Sendung von France Inter, in der HörerInnen anrufen dürfen, das Ende des Projekts angekündigt. Die Ministerin sagte, dass sie nicht glaube, dass es nur eine Art gebe, die Geschichte Frankreichs zu erzählen (- und vor allem zu diesem Preis…)

Auch in den anderen Medien wie in Le Monde gab es Arikel dazu – Jörn Borchert hatte ja schon darauf hingewiesen.
Hier im Museumsblog hatte ich das Projekt schon einige Male vorgestellt und war nicht sehr davon angetan – denn mir erschien es nicht um was wirklich Neues, sondern eher um den starken präsidialen Willen, sich auch kulturell zu verewigen – wie die anderen französischen Präsidenten auch.
Für besonders innovativ hielt ich das das Konzept nicht; eher war zu beobachten, dass das Bemühen groß war, ja alles richtig zu machen – also von allem ein bißchen umzusetzen. Ein bißchen Forum, ein bißchen Museum, vor allem aber: bereits bestehende Institutionen und ihre Sammlungen sich auf irgendeine Weise einzuverleiben. Das galt für den geplanten Ort, das Nationalarchiv im Marais ebenso wie etwa die vierwöchige Schau im Grand Palais im Januar/Februar dieses Jahres. Die Schätze des wunderbaren Musée de Plans Reliefs zu zeigen, war eine gute Idee, aber auch eine etwas unnötige Machtdemonstration: die Ausstellung hat offiziell 2,5 Mill. Euro gekostet und hat schmerzhaft sichtbar gemacht, wie der exzellente Beitrag auf Tribune de l’Art offenlegt, wie sehr man diese Sammlung seit Jahren vernachlässigt hat. Mit dem Betrag hätte man auf eine viel nachhaltigere Weise das Museum selbst unterstützen können.

Was die Kulturministerin vorhat, ist vielleicht eine große Chance, etwas wirklich Neues, etwas Leichtes und nicht so ideologisch Behaftetes zu wagen: die bestehenden Institutionen – wie archäologische Museen, Schlossmuseen etc -sollen in einem Netzwerk mehr miteinander verknüpft werden, ein gemeinsames wissenschaftliche Komitee soll agieren, Wanderausstellungen entwickelt werden – als Knotenpunkt soll vorläufig das Internet dienen. Das klingt ja wie ein virtuelles Écomusee Frankreichs. Ich bin sicher: Da geht noch was!

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