Geschrieben von Nina Gorgus am 19. Mai 2011 22:28
Die FAZ gibt hier einen Einblick, was uns ab Oktober in Dresden erwartet: das Militärhistorische Museum der Bundeswehr wird endlich eröffnet und es werden, wie man lesen kann, viele Diskussionen erwartet. Auf die sind wir natürlich gespannt.
Geschrieben von Nina Gorgus am 3. April 2010 09:50
Für einige ist nun ja das Ende der Fastenzeit angesagt – für Hamburgs Museen gilt das allerdings nicht. Im Artikel von Petra Schellen in der Taz wird die Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck als Gutsherrin beschreiben, die nach Gutdünken mal hier und da die Gelder verteilt. Gerne in der Hochkultur – wie Elbharmonie, die, wen wundert das eigentlich noch, teurer wird als geplant, ungern an die 7 kulturgeschichtlichen Museen oder an low culture. Aber auch die Elbharmonie muss anscheinend darben: wenn der Bau so teuer ist, muss man halt am Programm sparen. Das sollen die Museen künftig auch: über Ausstellungen soll künftig eine Jury, die die Kulturbehörde einsetzt, entscheiden – nach Vorlage. Zugleich sollen natürlich BesucherInnenzahlen erhöht werden. Kein Wunder dass die DirektorInnen not amused sind.
Auch andere Medien informierten über die schlechte Stimmung in der Hansestadt: DeutschlandRadio berichtete über die Finanzmisere in Hamburg und die Welt über die Kehrtwende in der Museumspolitik.
Geschrieben von Nina Gorgus am 8. März 2010 09:18
Wie die Kunstmuseen ihre Geschichte selbst erfinden, beschreibt der aufschlußreiche Artikel von Niklas Maak in Die gekaufte Kunstgeschichte in der FAZ. Es geht um das enge Verhältnis von Geld, Kunst und Museum. Maak beschreibt zwei Kunstsysteme, die miteinander im Wettstreit stehen – auf der einen Seite stehen die staatlichen, öffentlichen Kunsteinrichtungen, auf der anderen die reichen Sammler, die sich nicht mehr damit begnügen, die Museen zu unterstützen – mit Leihgaben oder mit Sponsoring. Der Unterschied ist, dass nun die Sammler quasi die gesamte Einrichtung übernehmen:
„Damit wird ein entscheidender Bruch vollzogen. Im Kampf darum, wie Bedeutung hergestellt wird, wie Macht entsteht, Deutungshoheiten behauptet und Eichsysteme für Qualität geprägt werden, haben sich offensichtlich die Gewichte verschoben. Wer hat die Macht im Kunstsystem? Wer entscheidet, was gezeigt wird, was als bedeutend gilt? Bisher war die Antwort auf diese Frage meistens: die staatlichen Ausstellungshallen und Museen, vielleicht noch die Biennalen – und weniger die privaten Sammler.“
Maak beschreibt, wie auf diese Weise eine „zweite Kunstwelt“ entsteht – in dem immer dieselben Namen auftauchen, Karrieren gesteuert werden – und vor allem die eigenen Kunstwerke promoten.
„Auf der Strecke bleibt bei diesen Einverleibungen die Urkompetenz des Museums als einer kulturellen Institution, in der unabhängige Experten Kunstwerke auswählen, sortieren, werten und in thematischen Ausstellungen präsentieren.“
Vielleicht ein Indiz für die Museumskrise über Gottfried Fliedl bloggt?
Geschrieben von Nina Gorgus am 11. September 2009 09:46
Köln hat es schwer mit der Kultur: erst versinkt das historische Archiv im U-Bahn-Schacht, dann wird aus dem Plan mit dem jüdischen Museum nichts und nun hat das Stifterehepaar, das der Stadt einen Anbau für das Kölnische Stadtmuseum finanzieren wollte, seine Zusage zurückgenommen. Kulturelle Einrichtungen haben es in Köln schwer, langfristig auf festem Grund zu stehen.
Liest man den Kölner Stadt-Anzeiger oder die Welt online, so hat man den Eindruck, dass es sich bei dem Erweiterungsbau um einen großen Verlust handelt. Und die Schuldigen sind auch schon ausgemacht: PolitikerInnen von den Grünen und Linken, die unbequeme und überflüssige Fragen stellten.
Andere Quellen wie der WDR3 sind da schon etwas differenzierter.
Hier kann man sich anhören, dass es sich eigentlich um gar kein richtiges Geschenk gehandelt hätte – zuviele Klauseln, zuviel Kleingedrucktes, zuviel Rechte, die sich die Stifter vorbehalten hätten. Der Erweiterungsbau sollte schlüsselfertig übergeben werden, gebaut werden sollte nur mit einem bestimmten Architekten und einem Bauunternehmen – das widerspricht dem geltenden EU-Recht. Die Stifter hätten sehr viele Bedingungen gestellt, u.a. hätten sie oder ihre Erben den Erweiterungsbau jederzeit zurückverlangen können. Die Stadt hätte sich auf diese Weise in unabwägbare Abhängigkeiten begeben.
Vom Stadtmuseum selbst war in den Medien immer nur ganz am Rande die Rede: so, wie sich das anhörte, hätte das Museum nur sehr wenig zur Gestaltung zu sagen gehabt.
So gesehen ist es also eher positiv zu bewerten, dass eine solche unglückliche Form des Mäzenentums nicht realisiert wird. Es ist also doch wieder einmal alles gutgegangen!
Geschrieben von Nina Gorgus am 31. Juli 2009 11:44
Wir bleiben in Frankreich: Herr Zitzmann hat sich für die NZZ das Schloss Versailles angeschaut und staunt über die Menschenmassen, die 3-4 Stunden für ein Ticket und dann für den Eingang anstehen:
„Kein Museum von Weltrang dürfte seine Besucher derart schlecht empfangen.“
(Konkurrenz könnte allerdings aus Italien kommen: Die Uffizien in Florenz hätten auch gerne diesen Platz).
Zugleich staunt Herr Zitzmann darüber, dass sich niemand außer ihm für eine Führung in den beiden geschlossenen Etagen im Petit Trianon, dem Schloss von Marie Antoinette, interessiert. Zitzmann situiert Versailles irgendwo zwischen Disney und Service public. Alles drehe sich in Versailles letztendlich um Vermassung sprich Vermarktung.
Frappiert war ich auch über den Hinweis auf die Eintrittskosten, die seit 2005 um 80 % gestiegen sind! Auf der Internetseite ist reichlich unübersichtlich aufgelistet, was man für welche Gebäude und die Besichtigung des Parks bezahlen muss – für 20 Euro kann man auf alle Fälle alles sehen. Da kann man froh sein, eine ICOM-Karte zu besitzen oder unter 26 Jahre jung zu sein und aus einem EU-Land zu kommen – denn für den oder die ist der Eintritt frei.
Für Monsieur Aillagon, seit zwei Jahren Präsident von Schloss und Park, dessen Blog wir hier schon vorgestellt haben, bleibt einiges zu tun.
Wir empfehlen natürlich das ganze Programm, aber eher nicht im Sommer und natürlich unter der Woche. Vor allem sollte man sich für den Park und den Weiler von Marie Antoinette Zeit nehmen. Und zur Vorlektüre wird das hier (etwas Eigenwerbung kann ja nicht schaden), empfohlen.
Geschrieben von Nina Gorgus am 21. Juli 2009 13:37
So beschreibt der Direktor des Historischen Museums Bern, Peter Jezler, seine Tätigkeit als Ausstellungsmacher in der NZZ:
„In meiner Funktion als Ausstellungsmacher habe ich mich als Erzähler verstanden, der die Originalobjekte wie die Arien einer Oper behandelt und die Rezitative dazwischen mit den Mitteln der visuellen Kommunikation zu ergänzen versucht. Für mich wird eine Ausstellung dann kunstvoll, wenn Thematik, Exponate, Texte und Visualisierungen in einer Gesamt-Dramaturgie aufgehoben sind, welche durch Raumgliederung, Farbkonzept, Licht und Inszenierung ihren emotionalen Ausdruck gewinnt.“
In Bern kann man sich allerdings nicht mehr lange von seinen musealen Praktiken überzeugen, denn Jezler geht – trotz zahlreicher Erfolge auf verschiedenen Ebenen. Anscheinend konnte er nicht alle seine Vorstellungen in Bern verwirklichen. Ab September leitet Jezler die Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. Hier noch ein Interview mit Jezler über die Ausstellung Karl des Kühnen im Tagesanzeiger.
Geschrieben von Nina Gorgus am 20. Mai 2009 16:33
Seit Anfang Mai geht die ZEIT ins Museum. In Karlsruhe wurde schon die Kunsthalle, in Berlin das Kunstgewerbemuseum besucht. Wir sind gespannt, wohin der Museumsführer – so heißt die neue Serie – uns noch so überall hinführen wird. Wir hätten da so einige Tipps…
Geschrieben von Nina Gorgus am 30. März 2009 10:09
17 Millionen Euro wird man sich in Paris die Sanierung der Cité des sciences et de l’industrie in Paris kosten lassen – kosten lassen müssen, denn nach 23 Jahren bröckelt schon etwas Farbe ab. Auch vor der Institution wird kräftig erneuert: der große, leere, gepflasterte Platz vor der Cité der besonders bei schlechtem Wetter immer so abweisend wirkte, wird mit Rasen und Bäumen bepflanzt – auf dieser Weise steht die Cité komplett im Park. Bis 2012 sollen die Sanierungsarbeiten fertiggestellt sein; werden peu à peu vollzogen. Das stand hier in Le Monde.
Und noch ein Nachtrag zu den Besucherzahlen: die Cité ist in den Top five der meist besichtigten Museen in Frankreich. Aus der von mir im Museumsblog genannten Statistik fiel sie heraus bzw. wurde extra aufgeführt (aus Gründen, die ich nicht kenne): 2007 hatte die Cité über 3 Millionen BesucherInnen. Seit der Eröffnung 1986 sind das insgesamt über 67 Millionen Menschen, die sich die Ausstellungen und/oder Dauerausstellung anschauten.
Geschrieben von Nina Gorgus am 25. März 2009 10:21
Ein Artikel auf Spiegel online, vor Tagen überflogen, geht nicht mehr aus dem Kopf und deswegen landet der Inhalt jetzt hier: es geht um die Wurst bzw. um die Currywurst. In Berlin soll im August ein solches Museum geöffnet werden. Die Gründung geht natürlich darauf zurück, dass in Deutschland so viele Currywürste gegessen werden und Berlin als Erfinder der Wurst gilt (was Hamburg aber nicht so sieht). Warum man deshalb gleich ein Museum bauen muss bzw. eine übergroße Imbissbude mit historischen Ecken Museum nennen muss, leuchtet nicht wirklich ein.
Das sogenannte Museum soll beim Checkpoint Charlie stehen und auf über 1000 qm eine Art „begehbare Imbussbude“ darstellen: „An Stehtischen sind Hörstationen in Form von Ketchup-Flaschen aufgebaut, an denen Prominente ihre Liebe zur Currywurst erklären“. Natürlich soll die Geschichte der Erfindung gezeigt werden, es werden Wurstsofas rumstehen und Soßentropfen hängen von der Decke. „Das Geheimnis der Currywurst liegt in der Soße, das haben wir als Leitmotiv genommen“, erklärte einer der Macher. Bei so viel Einfallreichstum wundert es nicht, dass man hier auch Currywürste aller Art – von Sterneköchen gemacht – probieren kann.
Was die Besucherzahlen anbelangt, geben sich die Macher bescheiden: 350.000 BesucherInnen im Jahr sind anvisiert. „Wir nehmen das eher sportlich“, sagt der Kurator Martin Löwer. „Es ist ein witziges Thema und ein interessantes.“ So steht es im Spiegel. Was der Spass kostet, auch. Ein paar Freunde haben zusammengelegt und mal eben so 50 Millionen Euro locker gemacht. Bei so einer Summe muss man wohl wirklich nicht so genau hinschauen.
50 Millionen – was man damit alles machen könnte, und das im notorisch armen Berlin, in dem es wirklich genug kulturelle Projekte und Museen gäbe, die förderungswürdig sind – die sich aber als Museum nicht so gut vermarkten lassen, weil unter Umständen Objekte in Vitrinen liegen oder Bilder an der Wand hängen, also keine Soßentropfen von der Decke hängen.
Also ich gehe in Berlin lieber zu meinem bevorzugten Currywurst-Stand und lese das Buch von Uwe Timm. Diejenigen, die nachlesen möchten, was Museum ist bzw. sein kann, verweise ich wieder einmal auf das spannende Glossar von Gottfried Fliedl.
Geschrieben von Nina Gorgus am 24. März 2009 11:04
Peter Bürger von der NZZ geht in Braunschweig ins Museum und ist begeistert: im Herzog Anton Ulrich-Museum können die BesucherInnen mit entscheiden, was künftig in den renovierten Sälen zu sehen sein wird. Für die Ausstellung wachgeküsst hat man das Depot gesichtet und die „Glanzstücke“ herausgeholt: 100 Gemälde, die in der engeren Wahl für die neue Präsentation nach der Renovierung stehen. Die BesucherInnen können aus dieser Auswahl ihr Lieblingsbild wählen. Die Auswahl wird später berücksichtigt, so heisst es auf der Ausstellungsseite.
Herr Bürger ist nicht nur von den Werken begeistert, die er in Braunschweig entdeckt und nicht erwartet hätte – wie etwa ein Familienbild von Rembrandt oder niederländische Landschaftsmalerei vom Feinsten. Bürger lobt auch die Aufforderung der beiden Kuratorinnen, sich die Bilder richtig anzusehen, um überhaupt ein Lieblingsbild wählen zu können. Als Sehhilfe gibt es ein kleines Heft mit Kommentaren, das durch die Ausstellung begleitet. Für Bürger ist die Ausstellung „eine Verführung zum Sehenlernen und zur Ausbildung eigener Vorlieben“, die er sehr angenehm und lehrreich findet im Vergleich zur sonstigen Kunst-Event-Kultur, bei der das Schlange-Stehen vor dem Museum die Hauptsache bildet und nicht so sehr die Ausstellung selbst.
Bis zum 26.4. kann in Braunschweig noch gewählt werden.