Mit Carl Larsson Schweden kennenlernen

Geschrieben von am 12. Januar 2014 15:42

museumsblog: Carl Larrsson Souvenir

Ich  kam letztes Jahr leider nicht mehr dazu, noch von einer Ausstellung zu schwärmen, die ich im Sommer 2013 in Stockholm gesehen hatte: die Ausstellung Carl Larsson – Friends and Ennemies. Es war eine rundum gelungene Ausstellung, die großen Spass machte, den Maler und seine Bedeutung für Schweden  zu entdecken und mir Schweden ein Stück näher brachte. Darüber hinaus waren alle Menschen in diesem Museum so überaus freundlich und gut gelaunt (obwohl ich gleich negativ auffiel, da ich mein Blitzlicht nicht ausgestellt hatte….) Also ein echtes kulturelles Highlight!

Da das Nationalmuseum gerade renoviert wird, fand die Ausstellung in der Kunstakademie statt. Auch ein wunderschönes altes Gebäude! Zwei Löwen flankieren den Treppenaufstieg, und beim Erwerb der Eintrittskarte (bzw. Vorzeigen der wunderbaren ICOM-Karte) kann gleich geschaut werden, welches Souvenir man später mitnimmt – siehe oben.
Wie der Titel sagt, geht es in der Ausstellung um Freunde und Feinde. Die Ausstellung folgte der künstlerischen Laufbahn, zeigte Bilder von Larsson, aber auch von seinen KünstlerkollegInnen.

Eindrucksvoll waren etwa die Frankreich-Reisen: in Grez-sur-Loing bei Paris hielt sich nicht nur Larsson auf, sondern einige andere schwedische KünstlerInnen, so dass  so etwas wie eine schwedische Kolonie entstand. Hier lernte Larsson auch seine Frau Karin Bergöö  kennen, ebenfalls eine Malerin, die sich später dann eher auf Textilien und Design konzentrierte.

Carl Larsson ist DER Nationalmaler Schwedens. Bekannt ist Larsson vor allem durch die Aquarell-Serie seines Hauses in Sundborn, das Lilla Hyttnäs , die hier angeschaut werden kann. Diese fand ich eigentlich immer etwas kitschig. Die Ausstellung räumte damit gründlich auf, verwies auf die tragende künstlerische Rolle und Mitwirkung von Karin Larrsson und die modernen Ansichten, die dahinter standen und das gesamte kulturelle und gesellschaftlichen Leben in Schweden beeinflusste.

Eine schöne Ausstellung, die sich nicht nur auf Gemälde beschränkte, sondern zum Beispiel auch kleine hübsche Szenen einbaute und vor allem auch alle Texte auf Englisch übersetzte. Den Katalog konnte man sogar auf deutsch kaufen!

Klar das beim nächsten Stockholm -Besuch das Nationalmuseum ansteht, um dort das riesige Bild von Larsson, „Midwinter Sacrifice“ anzuschauen. Das wird wahrscheinlich noch etwas dauern – sehr gut, dass die Webseiten des Nationalmuseums so informativ und bildreich sind und ich mir bis zur nächsten Stockholmreise so die Zeit auf dem Sofa vertreiben kann…

 

Mal ganz woanders ins Museum gehen

Geschrieben von am 31. Mai 2013 10:35

Sehen Museen in Ländern, die eine völlig andere Kultur als die europäische haben, eigentlich anders aus? Neulich hatte ich Gelegenheit, dieser Frage in Südkorea nachzugehen.
Das National Museum of Korea ist aber zweifellos nicht irgendein Museum – sondern DAS Museum, in dem die wichtigste Schätze der Kunst und Kultur des Landes gesammelt und gezeigt werden.

Der Eingang
Schon das Ankommen und Hineingehen war gigantisch: Von der U-Bahn wird die Besucherin gleich in Richtung Museum geschickt. Da doch eine große Strecke zu überwinden ist, werden Laufbänder eingesetzt.
Aber dann ist man immer noch nicht am Eingang – sondern man darf über eine kleine Anlage mit Teich zum eigentlichen Eingang schlendern. Das Museum kostet selbst keinen Eintritt, Sonderausstellungen kosten allerdings. Das Museum, das seit 2005 an diesem Standort liegt, zählte ab dieser Zeit schon mehr als 20 Millionen Besucherinnen! Vor allem für Schulklassen scheint es Pflicht zu sein, hier einmal herzukommen.

museumsblog: Nationalmuseum in Seoul

Der Eingangsbereich des Museums ist gigantisch: so großzügig auf der einen Seite und wer kann sich denn solch eine Pagode diesen Ausmaßes ins Museum stellen? Auf der anderen Seite wird einem aber auch schon etwas angst und bange, da man nun eine Vorstellung von der Ausstellungsfläche hat. Die vielen BesucherInnen verlaufen sich fast…
Gut, dass es auf jeder Etage Verpflegungsstationen gibt: ein Restaurant, eine Cafeteiria und ein Teehaus. Auch für andere Bedürfnisse ist gesorgt: beim Eingang kann man sein Handy laden und in den Gängen stehen Wassercontainer, die die durstige Besucherin versorgen.

museumsblog: nationalmuseum Seoul - Pagode

Die Ausstellungssäle
Der Besucherin wird ein chronologischer Gang vorschlagen, einfach zu finden mit den Markierungen auf dem Boden. Beginn ist in der Vor- und Frühgeschichte, und so geht es durch die Geschichte bis fast bis in die Gegenwart. Anscheinend sind bis zu 12. 000 Objekte zu sehen – von Faustkeilen, über Porzellan, kalligraphischen Zeichnungen zu Buddhastatuen und vieles mehr. Sehr eindrucksvolle Stücke, auch wenn man sich in der koreanischen Geschichte nicht so auskennt! Alles ist eher zurückhaltend inszeniert; der Focus liegt eindeutig auf den Originalen. . Die Texte sind fast alle auf englisch. Auch für Kinder oder zum Beispiel Sehbehinderte ist gesorgt: immer wieder gibt es vertiefende Stationen, an denen man etwas anfassen und hören kann. Für Kinder gibt es darüber hinaus noch ein eigenes Museum – dafür blieb aber keine Zeit.

museumsblog: im Nationalmuseum von Seoulmuseumsblog: im Nationalmuseum von Seoul

Medien
Mit Medien geht das National Museum eher zurückhaltend um, was doch eher etwas erstaunt, da eigentlich alle im öffentlichen Raum mit Riesen-Smartphones unterwegs sind. Doch hier im Museum gilt die Aufmerksamkeit eindeutig den Objekten! Mediale Inszenierungen werden sehr gezielt eingesetzt: Sehr schön war die mediale Inszenierung einer Landschaft durch die vier Jahreszeiten – ein großflächiges zartes Aquarell, das plötzlich zum Leben erwacht. Das war sehr eindrucksvoll, wurde auch von vielen BesucherInnen goutiert.

museumsblog: im Nationalmuseum von Seoul

Fazit
Das Ankommen und das Hineingehen unterschied sich schon sehr von anderen Museen, die ich kenne – solche Dimensionen hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. Das Museum widmet sich einem langen Zeitraum und präsentiert wahnsinnig viele Objekte – und man braucht viel Zeit, um allein die Galerien abzulaufen. Aber es lohnt sich und unterscheidet sich gar nicht so viel von den Sehgewohnheiten in unseren Museen. Den Besucherservice fand ich aufmerksamer als etwa bei uns. Das Nationalmuseum bietet einen richtig klassischen Museumsbesuch, ohne ins Altmodische oder Langweilige abzudriften.

Der letzte Blick galt natürlich dem Museumsshop. Beeindruckend war hier, wie viel qualitätvolles Kunsthandwerk verkauft wird, natürlich angelehnt an die Museumsobjekte und wie viele schöne, brauchbare Dinge, vor allem  aus der Eigenproduktion – anders als bei uns, wo sich oft schon der kommerzielle Einheitsbrei durchgesetzt hat…

Ein neues Lieblingsmuseum

Geschrieben von am 24. September 2012 08:42

Eher spontan und deshalb mit wenig Zeit (standen doch noch einige andere Museen auf der Liste) besuchte ich neulich das ethnografische Museum in Krakau – und war umso mehr von der volkskundlichen Sammlung angetan – nicht nur von den Figurinen!

Das Gebäude allein  ist schon imposant, da es sich um das ehemalige Rathaus der Stadt Kazimierz handelt (heute ein Teil von Krakau, der vor allem wegen seiner jüdischen Vergangenheit besucht wird). Gleich am Eingang des Museums weht ein feiner neuer Wind: der Empfang und der Mini-Museumsshop zeigen durch eine nicht aufwendige, aber schöne gleich ins Auge fallende Gestaltung, dass es hier durchaus auch modern zugeht.

Im Erdgeschoss wird deutlich, dass es sich um eine alte Sammlung und um ein Haus handelt, dass sich schon lange in Museumshand befindet – seit 1949 ist das Museum hier beheimatet. Die Interieurs wie Schule und Schmiede wurden wohl auch in dieser Zeit eingerichtet, das Ganze wirkt aber nicht verstaubt – das Haus hat wohl eine gründliche Renovierung hinter sich.

Vielleicht wirkt deshalb auch die klassisch, aber nicht ohne Charme präsentierte Ausstellung in der ersten Etage auch so frisch, und das mit einer Anmutung, die an die an die  1960er/70er erinnert. Jeder Raum ist einem Thema wie Wohnen oder Arbeit gewidmet, und dann schön klar mit Objekten, Fotografien und Texten inszeniert werden. Englische Übersetzungen finden sich als Info-Blätter an zentraler Stelle.

Sukzessive wird das Museum wohl umgestaltet: so zeugt der Raum mit den Ostereiern, dass hier Neues versucht wird, was durchaus gelungen ist!

Wie gesagt, für den Besuch war  nicht viel Zeit. So verpasste ich dann leider auch die Ausstellung über The art of allotment, also über das (Klein-) Gärtnern – was mich wirklich ärgert! Gerne hätte ich die Tüte mit den Pflanzensamen für meinen Garten… aber wer in der Nähe ist, sollte sich das nicht entgehen lassen! Wer nicht in der Gegend ist, muss sich mit der Website begnügen – die ist aber durchaus lohnenswert.

Pfingstausflug

Geschrieben von am 21. Mai 2010 22:50

Gerne ist man geneigt, die Pappelallee, den Teich oder die hübschen Häuschen für „echt“ zu halten – sie sind es schon, aber sie stehen oder liegen alle im wunderschönen Landschaftspark Fürstenlager Auerbach, einem Stadtteil von Bensheim.
Ende des 18. Jahrhunderts angelegt, findet man im engen Tal alles, was für solch einen Park wichtig ist: exotische Bäume, Freundschaftstempel, Volièren, Brunnen, Aussichtspunkte, sich windende Wege und vieles mehr.

Etwas Besonderers ist hier das Dorf, dass in einem solchen Park natürlich nicht fehlen durfte, das in der Regel aber nicht dauerhaft bewohnbar war. Hier boten die Häuser im Sommer den Angehörigen der Besitzerfamilien, später den Staatsbediensteten, Unterkunft. Im sogenannten Fremdenbau ist eine kleine Ausstellung untergebracht, die die Geschichte des Parks und seinen Bewohnern kurz erzählt.

Die Ausstellung gibt auch einen Einblick in die biedermeierliche Wohnkultur zur Zeit der Großherzoglichen Familie aus Hessen-Darmstadt, die den Park begründeten. Zum Teil wirkt das Ganze wie ein Bild.

Aber auch ein etwas befremdliches Bild: was ist das für ein Gerät auf dem Holzklosett, so haben wir uns dort gefragt.

Zuhause nochmals betrachtet, bin ich eher etwas über den Engel irritiert – stammt die Mode, ihn überall hinzupappen, etwa schon aus jener Zeit?

Insgesamt ist es ein schönes Erlebnis, durch die Anlage zu schlendern und die Ausblicke zu genießen – ein echter Pfingstausflug eben.

Bei Bach in Leipzig

Geschrieben von am 13. April 2010 23:04

Das Bach-Museum in Leipzig erstrahlt seit kurzer Zeit im neuen Glanz – im Bose-Haus wurde um- und angebaut. Das Ergebnis ist sehr sehenswert: ein kleines, feines Museum mit schönen Inszenierungen.

Das Gebäude ist gewissermaßen das erste Ausstellungsstück – die Familie des Kaufmanns Bose, der hier wohnte, hatte enge Beziehungen zu den Bachs, die gegenüber in der Thomasschule residierten. Das Bose-Haus wurde sorgsam restauriert, zuweilen gibt es davon noch Spuren zu sehen.

Es geht hier natürlich in der Hauptsache um den Musiker Bach und um seine Werke. Das Schöne am Besuch ist, dass auch nicht ausgewiesene Bach- oder Musikexperten Spass am neuen Museum haben. Die Zugänge zu Bach erklären sich aus der Gegenwart. Themen wie: Bach privat oder Bach auf Reisen bieten Einblicke in den Alltag des Musikers und seiner Familie. Einblicke erhält die Besucherin auch in die Arbeit des Bach-Archivs, zu dem das Museum gehört: so dürfen die Handschriften sozusagen selbst erforscht werden.

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Zu Besuch beim Fabrikanten

Geschrieben von am 9. Juni 2009 09:25

Im schwäbischen Städtchen Murrhardt, verbrachte der Fabrikant Robert Franck die Sommermonate. Dafür ließ er nicht ein bescheidenes Ferienhaus errichten, sondern ein repräsentatives Anwesen mit einer imposanten Jugendstilvilla, in die man schon mal seine Angestellten des weltweit verzweigten Imperiums oder Geschäftspartner einladen konnte. Heute erstrahlt die Villa Franck fast wieder im alten Glanz. Das geht auf die Initiative der neuen Besitzer zurück, die seit 2001 zum Teil mit Hilfe der Denkmalstiftung Villa und Anwesen restaurieren.

Die Villa ließ der Fabrikant zwischen 1904-1907 vom Stuttgarter Architektenbüro Paul Schmohl & Georg Staehelin errichten. 1939 wurde das Anwesen verkauft. Die nachfolgenden Nutzer veränderten nur minimal die Innenausstattung, so dass das Jugendstilambiente nahezu komplett erhalten blieb.

Das Produkt, womit der Reichtum der Familie verdient wurde, kennen wir alle und wenn nicht, könnte man nach einer intensiven Betrachtung der verschiedenen dekorativen Elemente im Park oder der Innenausstattung darauf kommen: Der Name Franck steht für den so genannten Mocca faux, dem Muckefuck, eine Mischung aus Zicchorien, Roggen und Gerste. Einer der Markennamen war das Karo, das als Verzierung überall wieder auftaucht. So kann man im Esszimmer der Villa sich so richtig vorstellen, was der Auftraggeber seinen Architekten mit auf den Weg gab: die Innenausstattung soll schon modisch sein – also im Jugendstil – aber das Karo und der Kaffee sollen auch vorkommen. So ziert die Decke im Esszimmer viele Karos; kleine Kaffeebohnen sind in Intarsien eingelassen.

Auf diese Feinheiten weist einen der Hausherr Patrick Siben selbst hin, denn die Villa ist in Privatbesitz und nur für Konzerte und Themenveranstaltungen geöffnet. Führungen in der Villa können vereinbart werden oder man kommt einfach, am ersten Samstag im Monat zu einer kostenlosen öffentlichen Führung, die der Hausherr selbst macht. Selten habe ich so eine informative, kluge und zugleich lustige, aber nie launig gehalte Führung erlebt, bei der man viele Einblicke in die Baugeschichte und Nutzung des Gebäudes und des Gartens bekam.

Auf der Internetseite der Villa Franck erhält man viele Hinweise, wie man das Jugenstilensemble noch erleben kann – etwa im Rahmen von musikalischen Abenden oder privaten Feiern.

Mehr über die Landkaffee Manufaktur Franck erfährt man auf der Seite von Kaffeetradition e.V. Das Archiv des Franck’schen Firmenimperiums liegt im Staatsarchiv in Ludwigsburg.

Die Bilder stammen alle von der Internetseite der Villa Franck.

Nach London der Museen wegen…

Geschrieben von am 12. März 2009 17:46


36 Stunden in London und 9 Ausstellungen besucht – wenn das keine Leistung ist!

Ein kurzer Überblick über das Gesehene sei hier gegeben:
Erste Station, das Victoria & Albert Museum das zwei Ausstellungen zu bieten hat. „Hats. An Anthology by Stephen Jones“ klang vielversprechend. Der Modist Stephen Jones dessen extravagante Kopfbedeckungen die Kreationen von Vivienne Westwood, John Galliano oder Jean-Paul Gaultier ergänzen kuratiert hier eine kleine, amüsante Ausstellung. Man hätte sich von diesem exzentrischen Hutkünstler vielleicht mehr Kreativität erwartet. Der Raum ist dunkel, die Objekte, zumeist kühne Kreationen aber auch historische Stücke aus der Sammlung des Museums in den kioskartigen Vitrinen sind nach Themen gegliedert: Einflüsse (Exotismus, Stilepochen, Natur…), Materialien (Filz, Papier, Federn…), berühmte Kunden (natürlich die königliche Familie, aber auch Stars des Showbiz). Filmausschnitte zeigen Modeschauen, die Techniken des Hutmachers, ein Interview mit Stephen Jones…
Die zweite Ausstellung im V&A war dem Glanz der Zaren gewidmet „Magnificence of the Tsars“. Auch dies eine sehr konventionelle Kostümausstellung. Der Schwerpunkt liegt auf den Einflüssen der europäischen Mode seit dem 18. Jhdt. und dem allmählichen Aufkommen der schlichten Uniform als Alltagskleidung des Monarchen. Prächtige Stickereien, leuchtende Farben kennzeichneten die Männermode lange Zeit hindurch und bildeten einen krassen Gegensatz zu den extrem schlichten schwarzen, schmucklosen Trauergewändern wie zB. dem Trauermantel von Peter dem II. Im Alter von nur 15 Jahren am Morgen seiner Hochzeit verstorben, ist dies das Kleidungsstück das der junge Mann in seinem kurzen Leben am häufigsten getragen hat und das die stärksten Abnutzungsspuren zeigt.
Nächste Station die Tate Modern. Dieses ehemalige Elektrizitätswerk mit seinen überdimensionierten Räumen kam uns diesmal auch eher enttäuschend vor. Schon der Gesamteindruck ist irgendwie trübe, die Beleuchtung setzt keine Akzente, das Mobiliar mutet bereits leicht gestrig an. Eine Ausstellung ist den russischen Konstruktivisten und Designern Alexander Rodchenko und Liubov Popva gewidmet eine zweite der Fotografin Roni Horn. Auch hier nichts Neues unter der Sonne, brave, konventionelle Ausstellungen.
Die Royal Academy of Arts zeigt „Byzantium, 330-1453“. Auch hier ist das Ergebnis leider enttäuschend. Kostbare und eindrucksvolle Objekte in klobigen, schlecht ausgeleuchteten Vitrinen. Der Besucherandrang ist gross und die Disposition der Vitrinen erschwert die Zirkulation noch zusätzlich. Man fragt sich zB. warum bei grossen Vitrinen die Beschriftungen nicht auf beiden Seiten angebracht sind sodass mehr Leute gleichzeitig zum Lesen kämen. Eine weitere Ausstellung unter dem, ach so beliebten, Motto „Die Schätze von…“, beliebig abzuwandeln mit dem Zusatz „der Pharaonen“, „der Vikinger“, „der Inka“ etc. etc.
Ein amüsantes, wenig bekanntes Museum ist das „Museum of Brands, Packaging and Advertising“ in Notting Hill. Aus einer Privatsammlung hervorgegangen kann man hier eine historische Tour durch Werbung und Verpackung machen, seit den Zeiten der Queen Victoria bis heute. Die von oben bis unten vollgepackten Vitrinen sind szenografisch gesehen eher katastrophal aber man amüsiert sich, bekannte Produkte und die Wandlungen ihrer Verpackung oder die sozialen und historischen Einflüsse in Werbung und Packaging aufzuspüren.
Sehr interessant war schliesslich die Ausstellung „Unveiled: New Art from the Middle East“ in der Saatchi Gallery. 21 Künstler aus dem Mittleren Osten, Iran, Irak, Palästina… präsentieren hier ihre Bilder, Installationen, Photos, Skulpturen. Auch wenn der Grossteil von ihnen inzwischen im Westen lebt, ist ihr Werk stark von ihrem jeweiligen kulturellen Background aber auch der aktuellen sozialen und politischen Lage beeinflusst. Besonders beeindruckend die aus Alufolie gerformten knieenden Frauen von Kader Attia, die lebensgrossen puppenartigen „Teheran prostitutes“ von Shirin Fakhim und die „Men of Allah“ von Ramin Haerizadeh, die verschleierten Frauen von Shadi Ghadirian deren Gesichter durch ein Haushaltsgerät (Sieb, Plastikhandschuh, Besen…) ersetzt sind und vor allem die Installation des in Hebron geborenen und in Ramallah lebenden Wafa Hourani. Die Website der Saatchi Gallery erlaubt es, sich eine Idee zu machen.
Last but not least stand noch eine andere Galerie auf dem Programm, die Mall Galleries die eine Auswahl iranischer Künstlerinnen mit sehr unterschiedlichen Arbeiten ausstellte: „The Masques of Shahrazad: evolution and revolution through three generations of Iranian women artists“. Den stärksten Eindruck in dieser Galerie hinterliessen jedoch die schwarz/weiss Fotos von Munem Wasif „Salt Water Tears: Lives left behind in Satkhira, Bangladesh“. Der junge Fotograf erhielt 2008 den Auftrag, die fatalen Folgen der Wasserknappheit und der Schäden durch planlose Ausbeutung der Ressourcen einer Region zu dokumentieren um damit die Arbeit der NGO WaterAid zu unterstützen. Die Fotos der vom Salz zerfressenen Landschaft, der wassertragenden Frauen, der an schweren Krankheiten leidenden Bevölkerung sind unheimlich ausdrucksstark, berührend und trotz ihrer Ästhetik nicht beschönigend sondern eben dadurch noch ergreifender.
Abschliessend noch ein paar allgemeine Feststellungen. In allen Museen und Ausstellungen herrschte grosser Publikumsandrang, viele junge Leute, viele Schulklassen, aber auch zahlreiche Gruppen älterer Damen die zum Teil an Kursen (Aquarellmalerei etc.) vor Ort teilnahmen. Der Eintritt in die Museen und Galerien ist (fast durchwegs) gratis, die Sonderausstellungen hingegen sind eher teuer und es wird an allen Ecken und Enden um Spenden geworben. Jeder Orientierungsplan soll durch eine Spende „erworben“, jedes Garderobestück von freiwilligen Geldgaben begleitet werden. Ebenso mündet jede Ausstellung direkt in einen reich bestückten Shop. Cafés und Restaurants profitieren gleichermassen von den Ersparnissen beim Eintritt. A propos Café: das Museumsrestaurant im V&A Musem ist das erste Museumsrestaurant überhaupt und lohnt den Besuch: reiche Dekorationen, Keramikfliessen, Art déco Leuchter etc. – schade nur dass Tische und Stühle aus Plastik nicht dem edlen Rahmen entsprechen.

Sitzen im Museum III

Geschrieben von am 18. Juni 2008 10:57


Leider, leider darf man sich hier nicht hinsetzen.
Gesehen im Jean-Paul-Museum in Bayreuth.

Vogelscheuchen angucken

Geschrieben von am 16. Juni 2008 12:40

Sehr geheimnisvoll sieht das Schild vor einem mächtigen Haus in der Brandenburger Strasse in Bayreuth aus. Gerne hätte ich das Verottungsmuseum besucht, aber natürlich reizte mich auch die Vogelscheuchengalerie. Auf Laufkundschaft ist das Museum? außerhalb der Festspielzeit allerdings nicht eingestellt. Hier erfährt man etwas mehr.

Komm ins Land wo die Zitronen blühen

Geschrieben von am 28. April 2008 18:17

Kleiner Tip für die nächste Korsika Reise. Im malerischen Ort Nonza an der Westküste des Cap Corse und ca. 20 km von Saint Florent entfernt, lädt ein hübsch gemachtes kleines „Ecomuseum“ zu einer Entdeckung der Zitrusfrucht Cédrat ein. Diese Frucht von der man hauptsächlich die Schale zur Herstellung von Zitronat, Likören und als ätherisches Öl in der Parfumerie verwendet, wird in terrassenartig angelegten Gärten kultiviert und trug früher zum Wohlstand der Region bei. Das überschaubare Museum ist in frischen „Zitrusfarben“ gehalten, Videos, Fotos, alte Reklameschilder, Bordtagebücher die den Handel belegen und ein „Geruchs-Quiz“ machen den Besuch vergnüglich. Schade dass alle Texte nur auf Französisch sind und nicht einmal ein Blatt mit englischen Übersetzungen aufliegt. Aber das kann ja noch werden…

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