Figurinen XXX

Geschrieben von am 29. Februar 2012 23:29

Handelt es sich um ein Museum? Um einen – nicht kostenlosen  – Bereich eines großen Souvenirshops? Oder um das größte Handwerkszentrum für Stickereien der Kanaren, wie es auf einer touristischen Website heisst?

Auf alle Fälle erinnert das Interieur des herrschaftlichen Hause aus dem 17. Jahrhundert an ein üppig ausgestattetes Freilichtmuseum aus dem 19. Jahrhundert, während die Figurinen noch nicht so alt sind. Und die Verhältnisse scheinen geklärt: Papa amüsiert sich im Salon, die Senora macht sich im Schlafzimmer zurecht, die Kinder stehen irgendwie verloren herum und Personal gibt es genug….

 

Rückseiten

Geschrieben von am 4. März 2009 17:00


Schön anzusehen: die Inventarnummern von Gemälden im Prado in Madrid.
Gefunden im Adresscomptoir von Anton Tantner.

Das Museum am südwestlichsten Zipfel Europas

Geschrieben von am 30. Juli 2008 17:01

Was macht man mit einem verlassenen Dorf? Natürlich ein Museum. So geschehen in Guinea, das auf der kleinsten Kanareninsel El Hierro liegt. Das Ecomuseo Guinea möchte Architektur und Wohnformen vermitteln. Die Siedlung geht auf die Zeit der ersten europäischen Eroberer zurück, die ab dem 15. Jahrhundert auf der Insel kamen. An dem Ort hatten bereits die Ureinwohner gesiedelt, die wohl die langen Lavastollen für sich und ihre Tiere nutzten. Über sie weiß man nur wenig; die Thematik der Eroberung scheint heute kein Thema mehr zu sein. Während der Führung – nur so kann man Guinea besichtigen – sind vier Häuser von innen zu sehen; sie sollen den Alltag des 17. bis 20. Jahrhunderts illustrieren. Arbeitsgeräte, einfaches Essgeschirr und Betten mit Strohmatratzen füllen die kleinen Räume aus.Die Führerin bemüht sich, etwas vom alltäglichen Leben zu erzählen; die Überlieferung wird aber nicht offengelegt. Die Einrichtungen der Häuser ähneln sich, Zeit und Raum verschwimmen, die Gegenstände erscheinen freilich, je näher wir an die Gegenwart rücken, etwas moderner. Während im letzten Haus etwa Porzellangeschirr zu sehen ist, finden sich in den anderen Schüsseln aus Holz. Kurios ist die gewebte Tragevorrichtung für Frauen mit einem Durchschlupf für den Kopf. Die Einrichtungsgegenstände hinterlassen einen schwammigen Eindruck; die chronologische Einteilung lässt sich nicht überprüfen, noch lassen sich soziale oder ökologische Kriterien nachvollziehen. Hier erinnert das Ecomuseo an auch bei uns gängige Praktiken in deutschen Freilichtmuseen, die „gute alte Zeit“ zu beschwören. Diese pittoreske Tendenz wird noch mit dekorativ auf den Mauern liegenden Kürbissen, Blumentöpfen und (leeren) Vogelkäfigen verstärkt.

Die Besucherin nimmt dennoch wahr, dass das Leben hier zu keiner Zeit leicht gewesen sein konnte. Durch die Zeit hinweg wurde sehr einfach und beengt gelebt; die Häuser aus Lavasteinen haben nur einen Raum, kleine Fenster- und Türöffnungen und ein aus Roggenstroh gedecktes Giebeldach. Mauern aus Lavasteinen markierten die Hausgrenzen, dienten aber auch dazu, Wind geschützt Gemüse anbauen zu können sowie die eigenen Tiere einzusperren. Genügend Wasser zu haben, war das größte Problem: wie das dritte Foto zeigt, konstruierte man große, weißgekalkte Flächen, um möglichst viel Regenwasser aufsammeln zu können. Da die Nahrung knapp war, wurde geteilt: nicht mit den Nachbarn, sondern mit den Tieren. Besondere Aufmerksamkeit erzielte die Führerin mit dem Hinweis auf die kleine Stall-Toilette – mit dieser baulichen Konstruktion wurde das Schwein gefüttert.

Ich hätte mir fundiertere Informationen und mehr Geschichte gewünscht, sei es zu den ersten Besiedlern und zur spanischen Eroberung, zum Klima, zu den Abholzungen der Wälder, zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, zum Geschlechterverhältnis und zu Kultur, eben etwas, was den Grundgedanken des Ecomusée charakterisiert.

Doch die meisten BesucherInnen kommen aber nicht wegen der Häuser, sondern wegen der Rieseneidechse, die es einmal auf EL Hierro gab und deren Unterart hier nachgezüchtet wird, um sie wieder auszusiedeln. So findet der erste Teil der Führung in der Zuchtsation der Eidechsen statt. Sowieso ist es relativ sicher, dass jede InselbesucherIn auch das Museum bzw. die Zuchtstation besucht – es ist, neben dem ethnographischem Zentrum, das einzige auf der Insel. Und es ist das südwestlichste Museum Europas, kurz vor dem Ende der Welt – denn hier verlief einmal der Nullmeridian. Insofern hat es sich natürlich voll gelohnt.

Ecomuseo de Guinea, Carretera Gral. de Las Puntas s/n Frontera, El Hierro (Spanien)

Aus dem Leben eines Museumswärters

Geschrieben von am 16. Juli 2008 12:54


Museumswärter zu sein, ist anstrengend. Das weiss auch der Vater des Protagonisten von „Mein Herz so weiss“ von Javier Marias, Ranz, der im Prado arbeitet. Ranz hatte beobachtet, dass man die Aufpasser „fantastisch bezahlen und bei bester Laune halten müsse, denn von ihnen hänge nicht nur die Sicherheit und Bewachung, sondern schlicht die Existenz der Gemälde ab.“ Ranz hatte erkannt, dass ein Museumswärter, der zu lange Zeit mit dem selben Gemälde verbringt, Hassgefühle entwickeln kann. Deswegen veranlasste er, dass im Prado jeden Monat die Aufsicht den Standort wechselte. Ranz erzählte weiter, wie er eines Abends vor einem Gemälde von Rembrandt den Wärter Mateu antraf, der schon seit 25 Jahren auf die Bilder des Prado aufpasste. Nun stand dieser mit dem Feuerzeug in der Hand vor dem Gemälde und kokelte den Rahmen an – es handelte sich um das oben abgebildete Gemälde Artemisia – weil er die „dicke Kuh satt“ hatte und gerne einmal die Dienerin sehen wollte, die den Kelch reichte.

„Das ist ja das Schlimme“, sagte er, „dass es für immer so gemalt ist und wir nie wissen werden, was los ist, sehen Sie, Herr Ranz, es ist unmöglich, das Gesicht des Mädchen zu sehen oder zu wissen, was die Alte im Hintergrund soll, das einzige, was man sieht, ist die Dicke mit ihren verdammten Ketten, die nie den Kelch nimmt. Sie soll ihn verdammt noch mal austrinken, damit ich das Mädchen sehen kann, wenn es sich umdreht.“

Ja, und wie geht es weiter? Fackelt der Wärter das Bild noch ab oder nicht? Oder kann ihn Ranz daran hindern, ohne die Gefühle des Wärters zu verletzen? Und kann Mateu weiterhin Museumswärter im Prado sein?

Einfach selbst nachlesen in Javier Marias: Mein Herz so weiss. Ich habe die Ausgabe vom Heyne-Verlag in München von 1992 benutzt; die Begebenheit ist ab S. 133 zu lesen.

Alles über Wasser

Geschrieben von am 25. Februar 2008 12:10

Die vom 14. Juni bis 14. September stattfindende Weltausstellung 2008 in Saragossa ist dem Thema „Wasser“ gewidmet. Die diversen Pavillons und Ausstellungen artikulieren sich um die Schwerpunkte „Wasser auf unserem Planeten“, „Wasser als Lebensquelle“, „Angebot und Nachfrage, ein labiles Gleichgewicht“, „Wasser als elementares Menschenrecht“, „Krisensituationen“ und „Neuer Umgang mit Wasser“. 10.000 Besucher pro Tag werden erwartet und sollen mit der Problematik dieses unverzichtbaren Elements konfrontiert werden. Vom 29. bis 31. August steht im Rahmen dieser Ausstellung die Show „Blue Planet“ des berühmten englischen Allroundkünstlers Peter Greenaway auf dem Programm.

Museumsführer

Geschrieben von am 23. August 2007 10:09

Gut in der Hand liegt der Museumsführer von Barcelona, herausgegeben vom städtischen Institut für Kultur, erschienen im Verlag Poligrafa. Denn wer glaubt, dass in dieser Stadt nur Gaudí zu sehen ist, der täuscht sich gewaltig. Sehenswert sind etwa die Ausstellungen im CaixaForum oder im natuwissenschaftlichen Museum. Etwas größer als eine Postkarte und im Querformat, also Handtaschenkompatibel, werden sehr übersichtlich und grafisch schön gestaltet die Museen auf drei Sprachen (Katalanisch, Spanisch und Englisch) je nach Genre mit Fotos vorgestellt. Neben einem kleinen Abriss zur Institution folgen übliche Informationen wie Öffnungszeiten oder Adresse. Praktisch ist auch der graphisch gestaltete Stadtplan im Umschlag sowie ein U-Bahn-Fahrplan. Kostenpunkt: 11.95 Euro. Die der Barcelona Museums Guide auch wert ist.

Bei den ausgestopften Tieren zu Besuch

Geschrieben von am 11. Mai 2007 14:43

Der Grund, weshalb ich so gerne in naturwissenschaftliche Museen gehe, liegt ganz einfach daran, dass mein erster Museumsbesuch, an den mich erinnere, dem Naturkundemuseum im Schloss Rosenstein in Stuttgart galt.
Barcelonas Museo de ciències naturals zu besuchen, ist weniger Pflicht denn Kür, zudem es in einem Backstein-Palast untergebracht ist, der von der Weltausstellung 1888 stammt. Im großen Saal im ersten Stock bietet das Museum keine Überraschung: solide präsentiert sind die wirbellosen Tiere, ausgestopften Säugetiere und Präperate in mit Holz umfassten Glasvitrinen. Alles schon oft gesehen und deshalb auch sehr vertraut. Doch der Eindruck, dass hier die Zeit stehen geblieben sei, täuscht. Im Erdgeschoss präsentiert das Museum eine multimedial-inszenierte Ausstellung zum Ursprung der Welt, die von sehr aufregenden Tönen begleitet ist und mich in ihren Bann zieht. Leider war es zu dunkel, um hier zu fotografieren. Dieses Nebeneinander von alt und neu fand ich sehr interessant, insbesondere da das Skelett eines Bartwales wie ein doppeltes Relikt der vergangenen Zeit über der Ausstellung schwebte.

Lust auf Kunst

Geschrieben von am 8. Mai 2007 18:43

Hervorragende Ausstellungen, die Lust machen, sich mit zeitgenössischen Kunstformen auseinanderzusetzen, bietet das CaixaForum in Barcelona. In der Nähe des Weltausstellungsgeländes von 1929, der heutigen Messe, befindet sich das Forum in einem Fabrikbau aus der Jahrhundertwende. Man kann sich die ständige Sammlung ansehen (u.a. Joseph Beuys, Thomas Hirschhorn und Sophie Calle) oder sehr schöne Ausstellungen. Bis 14. Mai ist etwa noch die Ausstellung über die Modekünstlerin Agatha Ruiz de la Prada zu sehen (Fotos). Sehr schön gehängt ist die großartige Retrospektive des großen amerikanischen Fotografens Lee Friedländer. In jeder Ausstellung gibt es ein „Familienlabor“, in dem nicht nur die Kinder abgestellt, sondern sich alle mit dem Thema auf eine andere Art und Weise beschäftigen können. Gefallen haben mir hier auch die vielen Kindergruppen, die sich mit sichtbarer Begeisterung mit den Werken beschäftigten. Der Eintritt ist frei; das Forum ist eine Stiftung der großen katalanischen Sparkasse LaCaixa, die sich neben den Geldgeschäften sozial und kulturell engagiert. Anders als auf der Internetseite sind im Forum selbst alle Informationen auch auf Englisch vorhanden.

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