Centre Pompidou geht nach China
Nicht, dass in deutschen Museen Ruhe herrschte. So verfolge ich mit großem Staunen und ebenso großer Wut, wie die Wettiner (säschsischer Adel) in alt-feudalistischer Manier „ihre“ Kunstobjekte – Porzellan – aus den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zurückverlangt. Zu Recht oder zu Unrecht, das mag ich nicht beurteilen. Doch ich finde es skandalös und entlarvend, wenn diese Stücke für Millionenbeträge gleich wieder auf dem internationalen Kunstmarkt verhökert werden. Dazu mehr auf dem Archivalia-Blog.
Dann werfen wir doch lieber wieder einen Blick nach Frankreich. In Ergänzung zu den französischen Diskussionen über den Wüstenlouvre gibt Bruno Racine ein Interview in Le Monde. Monsieur Racine ist Präsident im Centre Pompidou und gibt Auskunft über die Expansionspläne des Centre Pompidou: Nach Metz 2008 soll 2010 auch ein Centre Pompidou in Shanghai eröffnen. Alles läge in der Hand der Franzosen (Programm, Ausstellungen), die Chinesen würden aber dafür zahlen. „Unsere Herausforderung ist die Öffnung zur Welt“, sagt Racine auf die Frage, ob er nicht eine ebenso starke Kritik wie beim Louvre fürchtet. Das Anliegen des Centre Pompidou sei doch etwas anders gelagert, da es auch darum ginge, möglichst viel von den 58 ooo Werken, die im Depot lagern, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In Shanghai soll das chinesische Publikum mit der westlichen Kunst durch wechselnde Ausstellungen aus der Sammlung des Centre vertraut werden. Parallel dazu geht es darum, eine Sammlung von zeitgenössischer chinesischer Kunst aufzubauen. Das klingt doch etwas harmloser als beim Louvre, oder?
Geschrieben von Nina Gorgus am 16. Januar 2007 11:14