Rudy Ricciotti

Ein Name, der nach einer leckeren Keksmarke klingt, der aber zu einem Architekten gehört, den es sich zu merken gilt. Von Rudy Ricciotti, 1952 in Alger geboren, der von Bandol (Südfrankreich) aus agiert, hat man 2006 schon viel gehört und von ihm wird in den nächsten Jahren viel zu sehen sein. 2006 war sein Jahr: Letzten Sommer wurde in Aix das Centre chorégraphique national de la région Provence-Côte d’Azur eröffnet; zusammen mit der italienischen Architektengruppe „5+1“ erhielt er den Zuschlag für den Kinoplast am Lido in Venedig. Und Ricciotti wurde mit dem nationalen französischen Architekturpreis ausgezeichnet. Bekannt wurde Ricciotti 1990 mit einem Stadium in Vitrolles – der Stadt in Südfrankreich, in der als erstes ein Bürgermeister der rechten Front national an die Macht kam. Ricciotti wird in den nächsten Jahren auch im Museumsbereich Zeichen setzen: Im Louvre in Paris gestaltet er mit Mario Bellini die Abteilung für islamische Kunst neu; in Rivesaltes, einem ehemaligen Internierungslager (für spanische Bürgerkriegsflüchtlinge, jüdische Flüchtlinge des Holocausts und algerische Harki-Familien) entsteht 2008 eine Gedenkstätte. Ganz besonders gespannt bin ich auf das Musée national des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée (Mucem) in Marseille. Ricciotti erhielt 2004 den Zuschlag, das Fort de St. Jean am Alten Hafen von Marseille, wo das ehemalige Pariser Volkskundemuseum seit 2005 Quartier bezogen hat, mit einem Neubau zu ergänzen. Sein Vorschlag ist ein filigran wirkender Beton- und Glaskasten, der den Charakter der Hafenumgebung aufnimmt und dessen Fassade, die an Fischgräten erinnert, vielversprechende Einblicke ins Innere gewährt. Eigentlich sollte das Museum 2008 fertig sein, aber durch vielfältige Verzögerungen (u.a. deswegen, weil das französische Kulturministerium sein Geld lieber in Paris für das Musée du qui Branly verpulverte) wird die Eröffnung für 2010 erwartet.

mehr zu Rudy Ricciotti:
Le Monde nennt ihn am 1.12007 in ihrer Internetausgabe als einen der Gewinner des Jahres 2006.
Ein Interview mit Rudy Ricciotti auf französisch über das Projekt in Marseille: „Le projet parle à la fois au ciel, à la mer, au sel et au vent.“
Ein Interview auf deutsch mit Rudy Ricciotti über den Nikolaisaal in Potsdam.

Kategorie: Frankreich, Mucem

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