Garten im Museum
Ein weiteres Museum sollte beim nächsten London-Besuch unbedingt auf der Liste stehen: das Museum of Garden History. Nicht nur Gartenliebhaber kommen hier auf ihre Kosten, sondern auch diejenigen, die ein lauschiges Plätzchen für ein ausgezeichnetes Mittagessen oder zum Kaffeetrinken suchen.
Das Museum gibt es seit 25 Jahren, ist aber an einen historischen Ort untergebracht. Es befindet sich in einer ehemaligen Pfarrkirche von Lambeth, die auf 900 Jahre Geschichte zurückblicken kann, als sie 1972 aufgegeben und dem Verfall anheimgegeben wurde. Eine Initiative formierte sich, um den Abriss zu verhindern. Ein Museum mit dieser Thematik zu gründen, lag nahe: auf dem angrenzenden Kirchgarten sind Vater und Sohn John Tradescant begraben, die in Lambeth ihr Haus hatten. Beide waren sie (Hof-)Gärtner, beide brachten von ihren Reisen in der ganzen Welt Pflanzen und Dinge mit, die in ihrem Kuriositätenkabinett ab 1638 besichtigt werden konnte und die den Grundstock für das Ashmolean-Museum in Oxford legten. Auch Herr Ashmole selbst, der die Sammlung nach dem Tod des Sohnes kaufte, um sie der Universität von Oxford zu schenken, liegt hier neben einem anderen Botaniker, den wir allerdings mehr aus anderen Zusammenhängen kennen, begraben: Kapitän William Bligh (der von der Bounty).
Bei diesem Museumsbesuch hat einfach alles gestimmt: der sehr freundliche Empfang, der uns Besuchern charmant 6 Pfund entlockte, obwohl der Eintritt eigentlich frei ist. Die Ausstellung, auch wenn sie nicht aktuellen museographischen Kriterien entspricht, macht Spass, da man Engagement, die Liebe zum Objekt und zum Detail bemerkt. Es geht etwa um die „Plant hunters“ (was für ein schöner Begriff) und um eine Sammlung von Gartengeräten, die sich verblüffenderweise durch die Jahrhunderte kaum verändert hat. Der Garten, den man sich mit einem für die Jahreszeit zusammengestellten Ordner erschließen kann, lädt zu einer Pause regelrecht ein. Das Café, das offensichtlich auch von Personen aus der Umgebung eifrig genutzt wird und in dem wir zu sehr vernünftigen Preisen leckeres „organic food“ bekamen. Der Museumsshop bietet eine breite Auswahl. Sympathisch ist zudem, dass sich das Museum über die Gartenthematik hinaus auch als Ort der Lokalgeschichte sieht und sich ein kleiner Bereich mit Vergangenheit und Gegenwart des Stadtviertels auseinandersetzt.
Hingehen, wer das etwas Schrullige liebt, wer auf Gärten steht oder wer einfach eine Oase in der Hektik von London sucht, der wird auf seine Kosten kommen.
Das Museum of Garden History liegt gegenüber des Parlaments in der Lambeth Palace Road, London, SE 17LB, Underground: Lambeth North oder Westminster
Geschrieben von Nina Gorgus am 27. April 2007 10:58