Wackelt das Projekt in Marseille?

Der lang angekündigte Neuanfang des nationalen Pariser Volkskundemuseums in Marseille, das als Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée (Mucem) an den Start gehen soll, scheint wieder einmal mehr auf der Kippe zu stehen. Grund dafür ist eine Äußerung der neuen Kulturministerin Christine Albanel in Le Monde vom 9. Juli. Auf ihre geplante Kulturpolitik angesprochen, kündigt die Ministerin an, das bislang vorherrschende Gießkannen-Prinzip beenden zu wollen: „Man muss eine Wahl treffen und die Projekte aufgrund ihres kulturellen Nutzens und ihrer Kosten bewerten, ohne den künftigen Betrieb aus den Augen zu verlieren. Ich werde deshalb jedes aufwändige Projekt prüfen, wie das Auditorium in Paris oder das Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée in Marseille, bei dem möglicherweise das wissenschaftliche Konzept weiter entwickelt werden muss.“
Das werden die Verantwortlichen, Museumsleiter Michel Colardelle und Denis Chevallier, der das Team in Marseille leitet, nicht gerne gelesen haben. Denn schon seit 1999, als der Umzug der Pariser Institution offiziell beschlossen wurde, muss das Mucem ständig Steine aus dem Weg räumen: so zog das Musée du quai Branly in Paris die staatlichen Gelder ab; Marseille setzte sein Geld lieber im neuen Stadtquartier Euroméditerranée ein und hätte dem Museum am alten Hafen den America’s Cup vorgezogen, der dann aber in Valencia stattfand. Eine Kulturministerin, die alles wieder in Frage stellt, hat noch auf der Liste der zu bewältigenden Hindernisse gefehlt.

Dazu auch: Joseph Hanimann in der F.A.Z. vom 22.6.2007: Der Bananenrock von Josephine Baker ist schon da (nicht online)

Kategorie: Frankreich, Marseille, Mucem

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