Der erste sein
Gestern kam auf Arte zu später Stunde der Dokumentarfilm „Museumsbusiness“.
Es ging um die Expansion der großen Museen und Stiftungen wie Guggenheim und Louvre, also um Bilbao, Atlanta und Abu Dhabi. Laut Programminfo sollte gefragt werden:
„Handelt es sich hierbei um gefährliche Kommerzialisierung oder Vermarktung der Kultur? Oder ist das Herausbilden eines gewissen Kulturbusiness eher positiv, um die Sammlungen zur Geltung zu bringen, neues Publikum zu gewinnen und kulturelle Einzugsgebiete zu erweitern? Bietet es den Institutionen nicht auch die Möglichkeit, ihre Mittel aufzustocken?“
Dazu wurden Thomas Krens, Direktor der Guggenheim-Stiftung, Henri Loyrette, Präsident des Louvre, der damalige zuständige baskische Kulturminister in Bilbao, Mitarbeiter von France-Muséums, der Agentur, die mit der Abwicklung des Louvre Abu Dhabi betraut ist, der Scheich in Abu Dhabi und noch einige mehr befragt. Interessant war der Fall von Bilbao, weil klar wurde, dass es sich um eine baskische Initiative handelte, die sich auch durchzusetzen wußte und allein die Aufwertung der Region im Visier hatte.
Eigentlich, und das betrifft vor allem den Louvre und seinen Expansionsbestrebungen, kamen im Film nur die Personen zu Wort, die wortreich begründeten, dass es sich natürlich um keinen Ausverkauf der Kunst handle, sondern nur um eine bessere Positionierung der Museen. Den positiven Stimmen stand ganz alleine der Kunsthistoriker und Kritiker an den Expansionsplänen des Louvre, Didier Rykner (zugleich Betreiber von la tribune de l’art) gegenüber. Obwohl die beiden französichen Autoren Sylvain Bergère und Stéphane Osmont anfangs die Petition gegen die Expansionspläne des Louvre erwähnten. Wieso kamen hiervon nicht mehr Kritiker zu Wort? Etwa die Kunsthistoriker Jean Clair, Françoise Cachin oder Philippe de Montebello, (noch) Direktor des Metropolitain Museum in New York, der sich dezidiert gegen die Politik der Depandancen ausgesprochen hat? Wollten die nicht oder durften die nicht? Schade, das hätte den Film ausgewogener gemacht. So war mir der Film, mit Verlaub gesagt, zu tendenziös. Und irgendwie auch selbst entlarvend. Wenn wir es nicht tun, so sagte der Leiter der Agentur France-Muséums, dann machen es die anderen. (Heißt das nicht auch übersetzt: die anderen können es nicht so gut wie wir?) Und die Sprecherin des Films sagte: Wenn Frankreich im internationalen Wettbewerb einen Vorsprung hat, sollte es ihn auch nutzen. Um was geht es hier eigentlich? Etwa noch um Kunst?
Den Film kann man sich bei arte hier noch 7 Tage lang anschauen.
Geschrieben von Nina Gorgus am 30. Mai 2008 09:32