Tamm eröffnet sein Museum
Hamburg hat ein neues Museum – das Internationale Maritime Museum. Die Institution in der historischen Speicherstadt stützt sich auf die Sammlung des Springer-Verlegers Peter Tamm, der für Aufbau und Umsetzung von der Stadt Hamburg den Kaispeicher B erhielt sowie 30 Mill. Euro. Liest man nun die Berichte über die Eröffnung, so meint man, das von zwei unterschiedlichen Museen die Rede sei.
Beim Hamburger Abendblatt war alles eitel Sonnenschein. Da wird über die vielen tollen Objekte berichtet, da klopfen sich die Politiker – selbst Bundespräsident Köhler war anwesend – auf die Schulter. Alle freuen sich über die Erfüllung eines Kindheitstraumes. Die kleine Störung vor der Tür kann man hinnehmen: „Vor dem Museum demonstrieren eine Handvoll Menschen gegen die nach Ansicht der Kritiker unreflektierte Militärlastigkeit der Ausstellung.“ Denn: „Die oft kritisierte Sammlung von Kriegsschiffen aus allen Epochen sowie Handfeuerwaffen und Uniformen beschränkt sich wesentlich auf eine Etage“, so das Abendblatt. Ist also alles gar nicht so schlimm?
Till Briegleb von der Süddeutschen Zeitung scheint ein anderes Museum besucht zu haben:
„Was man dort nämlich faktisch lernen kann, ist, wer mit 196 Schiffen die meisten Versenkungserfolge in der Geschichte des U-Boot-Krieges vorzuweisen hat und wie toll die Kameradschaft auf einem deutschen Kriegsschiff der Nazizeit war.
Sachliche Information besteht aus unkritischer Kolonialgeschichte und ausführlichen Erinnerungen der kaiserlichen Admiralität, deren Ordensnachlass und Hutschachteln dazu noch prunkvoll inszeniert werden.
Statt die Gräueltaten der Herrenmenschen in Afrika und Europa zu dokumentieren, beschreibt die Ausstellung lieber in ermüdender Ausführlichkeit die technischen Details von Torpedos und Panzerschiffen. „
Sein Fazit ist:
„Die staatliche Unterstützung und die Würde, die der Bundespräsident dieser Eröffnung mit seiner Anwesenheit verleiht, sind angesichts des dubiosen Inhalts des Museums ein fatales Zeichen. Wenn Herrschaftsgeschichte wieder Opfergeschichte aus dem Museum verdrängt, ist Mahnung gefragt, nicht Salbung.“
Da hilft nur eines: selbst hingehen!
Hier ein Artikel in der Taz, hier kann man die Eröffnung im ZDF sehen, hier der Bericht auf Spiegel online und hier geht es um Aktionen von KünstlerInnen, die das Museum kritisieren.
Geschrieben von Nina Gorgus am 26. Juni 2008 12:15