Absolut lesenswert

Das ethnographische Museum in Neuchâtel ist seit langem für seine provokanten und insolenten Ausstellungen bekannt – um nicht zu sagen, berühmt und berüchtigt. Anlässlich des 100 Jahre Jubiläums 2004 kam im darauffolgende Jahr ein über 600 Seiten starker, reich illustrierter Band heraus, der „Cent ans d’ethnographie sur la colline de Saint-Nicolas, 1904-2004“ nachzeichnet. 

Der erste Teil widmet sich der Geschichte des Museums, von seinen Anfängen als Kuriositätenkabinett über die kolonialen Sammlungsexpeditionen, die universitäre Einbindung und die Rolle Van Genneps bis hin zu neun Ansätzen für eine Anthropologie/Ethnologie des 21. Jahrhunderts. Ein weiterer Teil lässt Mitarbeiter zu Worte kommen, die ihr Lieblingsobjekt vorstellen. Kollegen aus dem In- und Ausland sind eingeladen, ihre Sicht auf das MEN darzulegen und der Sclussteil berichtet über das Jubiläumsjahr, seine Festlichkeiten und Events.

Was aber das Buch so ausserordentlich lesenswert, ja unentbehrlich für alle im Ausstellunsgbetrieb Tätigen macht, ist jener Teil in dem die Ausstellungsarbeit des MEN im Mittelpunkt steht und hier ganz besonders die Zeit zwischen 1981 und 2004 die von einer immer weiterreichenden Suche nach neuen Inhalten und szenogafischen Inszenierungen unter der Direktion des charismatischen Jacques Hainard Zeugnis ablegt. Alle Ausstellungen finden sich hier einem Schema folgend versammelt: ein emblematisches Foto, das Plakat, Fotos die die grossen Ausstellungslinien widergeben, Pläne und Details zur Konzeption und zur Szenographie, Fotos mit Ausstellungsdetails, eine Analyse, Pressereaktionen und ein Verzeichnis von Publikationen zur Ausstellung runden jedes einzelne Kapitel ab.
Die ca. 90 Euros die der Band kostet können kaum besser angelegt werden!
Gonseth, Marc-Olivier, Jacques Hainard, Roland Kaehr (dir.), 2005, Cents ans d’ethnographie sur la colline de Saint-Nicolas, 1904-2004. Neuchâtel, MEN (ISBN 2-88078-029-2)

Kategorie: Gelesen, Museologie, Schweiz

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