Alles fürs Kind

Geschrieben von am 6. März 2009 12:24

Selbst wenn man Paris ausklammert und nur einen Vergleich mit anderen Provinzstädten (Lyon, Montpellier, Lille…) anstellt, ist Marseille, was Museen betrifft, nicht eben reich ausgestattet. Das Kunstmuseum im Palais Longchamp ist für Renovierungsarbeiten geschlossen, ein Ende dafür noch nicht abzusehen. Das historische/archäologische Museum dieser an griechischen und römischen Funden unglaublich reichen Stadt ist im Untergeschoss eines Einkaufszentrums vor jedem möglichen Publikumsandrang vorsichtshalber gut versteckt, das „volkskundliche“ Stadtmuseum überhaupt geschlossen und vermutlich aufgelassen…

Einen Ort gibt es jedoch, der nicht so leicht seinesgleichen findet: Le Préau des Accoules. Mitten im ältesten Viertel der Stadt, dem Panier, gelegen war das zwischen 1699 und 1702 errichtete Gebäude ursprünglich ein Observatorium der Jesuiten. Als der Orden 1760 vertrieben wurde, ging das Gebäude in den Besitz der Stadt über, die 1780 hier die Akademie der Wissenschaften, Künste und Literatur (Académie des Sciences, Arts et Belles Lettres) einrichtete.
Hinter der nüchternen Fassade in der steilen, engen Gasse der Montée des Accoules, verbirgt sich ein grosser, heller Saal unter einem von neoklassischen Säulen getragenen Plattgewölbe, entworfen von Esprit-Joseph Brun zwischen 1782 und 83. Und hier befindet sich ein Museum, eigentlich eher ein Ausstellungssaal, der den Kinern gewidmet ist.
In Zusammenarbeit mit den verschiedenen Museen Marseilles werden hier Ausstellungen ganz speziell für ein junges Publikum (ab 4/5 Jahren) konzipiert. Die aktuelle Ausstellung heisst „Die Schule der Maler“ (L’école des peintres). Anhand von 10 Portraitgemälden aus der Sammlung des Kunstmuseums können die Kinder eine Reise durch Europa und die Epochen zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert machen. Zwei Animateure begleiten die Kinder die ihrerseits den Spuren berühmter Künstler folgen, ihren Reisen, Begegnungen, Einflüssen zwischen Italien, Holland, Frankreich oder Flandern.
Es wird gemalt, und erklärt, gebastelt und ausgeschnitten… und das alles ist umsonst. Gerne von Schulklassen besucht, gelingt es dem Préau des Accoules so aber auch die in nächster Nähe beheimatete Bevölkerung, die zum grossen Teil aus Nordafrika und den Kommoren stammt, einzubeziehen. Es genügt die Türe aufzustossen….

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Geschrieben von am 4. März 2009 17:00


Schön anzusehen: die Inventarnummern von Gemälden im Prado in Madrid.
Gefunden im Adresscomptoir von Anton Tantner.

Volkskundliches in Vorarlberg

Geschrieben von am 3. März 2009 14:45

Richard Beitl war in verschiedenen Welten zu Hause: er lebte in der Großstadt und auf dem Land, er war Wissenschaftler und Professor für Volkskunde in Berlin, zugleich auch noch Dichter und Schriftsteller. Vor allem war er auch aus dem Montafon und im kleinen Städtchen Schruns beheimatet, in dem er auch eine Zeitlang als Kulturreferent tätig war. Was klingt wie eine Patchwork-Karriere eines Geisteswissenschaftlers aus der Gegenwart, verweist indessen auf ein bewegtes Leben im letzten Jahrhundert.

Das Montafoner Heimatmuseum widmet den vielen Facetten von Richard Beitl nun die Ausstellung Schruns – Berlin, die wirklich interessant zu sein verspricht. Es geht hier natürlich um Biografisches, um Dichtung und Wissenschaft, wie der Untertitel sagt und um die Heimat – das Montafon.

Beitl fand über die Germanistik zur Volkskunde, studierte in Wien und Berlin. In Berlin fand er auch seine erste Anstellung bei der Zentralstelle des Atlas für deutsche Volkskunde, dem volkskundlichen Großprojekt, dessen Geschichte demnächst in einer Untersuchung erscheint. Aus diesem Themenkreis stammte auch seine Habilitationsschrift Untersuchungen zur Mythologie des Kindes über Korndämonen – die posthum veröffentlicht wurde. Den wissenschaftlichen Aktivitäten fügte er noch viele weitere hinzu; er sammelte etwa Sagen aus Vorarlberg und publizierte sie in Standardwerken und er schrieb erfolgreich Romane, die heute noch in jedem Vorarlberger Bücherregal stehen. Seine Wege führten ihn oft von Schruns nach Berlin und wieder zurück, aber auch weit darüber hinaus.

Die Ausstellung ist noch bis zum 18. April zu sehen.
Im April erscheint dazu noch ein Begleitbuch.

Montafoner Heimatmuseum Schruns
Kirchplatz 15
A-6780 Schruns
Dienstag – Samstag, jeweils 16-18 Uhr

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