Kommt hier zusammen, was zusammengehört?
In Wien gibt es Neues zu vermelden: das Museum für Völkerkunde und das Museum für Volkskunde fusionieren. Laut Wiener Standard vom 6. Mai wird „die Zusammenlegung der beiden Museen“ immer wahrscheinlicher. Geredet wurde ja schon lange darüber und hinter den Kulissen agierten die Beteiligten. Nun soll eine Museumsreform Klarheit bringen.
Zum Vorschlag der Zusammenlegung der beiden Museen war es u.a. gekommen, als sich abzeichnete, dass das Museum für Volkskunde die Sanierung für den wunderbaren Schönbornpalast in der Laudongasse alleine nicht leisten kann und die Stadt dafür nicht aufkommen möchte…
Die zuständige Kulturministerin Claudia Schmied kann der geplanten Fusion einiges abgewinnen:
„Einem solchen ’neuen Museum‘ läge ein ganz neues museumspolitisches Konzept zugrunde, wonach die im 19. Jahrhundert zwischen ‚eigen‘ und ‚fremd‘ (europäische und außereuropäische Ethnologien) unterschiedenen Sammlungs- und Vermittlungsansätze erstmals weltweit zu einem integrativen Gesamtansatz entwickelt würden.“
Es sei jetzt einmal dahingestellt, ob es sich wirklich weltweit um den ersten integrativen Gesamtansatz handelt – es wäre zumindest eine neue Option, mit zwei herausragenden Sammlungen neue Positionen im 21. Jahrhundert zu entwickeln.
Das Museum für Völkerkunde, von dem nur ein kleiner Teil der Sammlung in der Neuen Hofburg zu besichtigen ist, (hier im Museumsblog) wird dann wahrscheinlich wieder aus dem Verband des Kunsthistorischen Museum (KHM) ausscheren, in den es 2001 eingebunden worden war. Es sind noch einige Fragen zu klären: Wo soll das neue Museum künftig seinen Standort haben? Wie wird es heißen? Was soll gezeigt werden? usw. Die beteiligten Museen stehen der Entwicklung positiv gegenüber.
Bedenken wurden von deutscher Seite geäußert. Schon im Dezember 2008 konnte sich der Ethnologe Karl-Heinz Kohl nicht mit der Idee anfreunden. So hieß es im Falter:
„Von der geplanten Fusion von MVK und Volkskundemuseum hält Kohl übrigens nichts. Die Aufteilung von Kunst und Volkskunst folge der Hierarchie der europäischen Feudalgesellschaft; stets sei die Kunst des Volkes stark von der Hochkultur beeinflusst worden.
Außereuropäische Kulturen dagegen hätten sich autonom entwickelt, brachten eigene Stile hervor, die keine Klassenabstände widerspiegeln. „Ich fände eine Zusammenführung herabsetzend.“
Auf den Seiten des bm:uk (Bundesministerium für Kunst und Kultur) kann man alles über die geplante Museumsreform in den österreichischen Bundesmuseen nachlesen.
Geschrieben von Nina Gorgus am 10. Juni 2009 11:39
Bin immer noch erstaunt über einen so unbedarften Kommentar. Hat der Herr Kohl in den letzten Jahren je ein Volkskunde/Kulturmuseum besucht? Ist ihm dabei aufgefallen dass VolksKUNST nicht mehr das vorherrschende Thema ist sondern dass andere Fragestellungen heute im Mittelpunkt stehen? Man kann ihm zB raten das Archiv der Ausstellungen der letzten Jahre des Österr.Museums für Volkskunde zu konsultieren.
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