Die Gärten des Monsieur Kahn
Albert Kahn wollte nicht nur einen Garten haben – sondern seine sieben Gärten sollte unterschiedliche Gartenkulturen vorstellen, sozusagen eine Reise um die Welt erlauben. Die etwa 4 Hektar große Gartenanlage ist Teil des Musée Albert Kahn in Boulogne-Bilancourt, das hier beschrieben wird.
In Dialog treten sollten die Gärten miteinander und das heisst heute, dass die Besucherin mit einem Plan ausgestattet, den kleinen, verschlungenen Wegen folgt. Die Vegetation ändert sich nahezu unmerklich. Sehr auffällig, weil sofort als „anders“ erkannt, sind natürlich die japanischen Gärten. Der erste Bereich ist ausgestattet mit zwei Pavillons, in denen japanische Teezeremonien abgehalten werden. Eines der beliebtesten Fotomotive ist heute die Brücke im neuen japanischen Garten, wo man einen Zen-Garten bewundern, auf kleine Hügel klettern und den Kois im Teich beim Schwimmen zusehen kann. Dieser Teil des Gartens wurde als Hommage an Albert Kahn 1990 von einer japanischen Landschaftsarchitektin neu gestaltet.
Aber auch die elsässische Herkunft von Kahn kommt nicht zu kurz: So liegen im Vogesen-Wald kleine Felsbrocken verstreut zwischen den Bäumen. Im Sumpfgebiet wiederum schaut man den Seerosen beim Wachsen zu und im Obstgarten kann das kunstvoll gewachsene Spalierobst und Rosen bestaunt werden. Der englische Garten mit seiner großen Wiesenfläche hätte man fast übersehen, da er sich, wie immer, vornehm zurückhält und Natürlichkeit vortäuscht.
Hinter dieser Bank ist der Wald blau – la forêt bleue vereint Nadelgewächse, die einen blauen Schimmer haben. Und am rechten Bildrand kann man gerade noch die Villa von Herrn Kahn erkennen, die offensichtlich leersteht.
Der französische Garten hingegen ist gewohnt streng und rechtwinklig, geradezu etwas langweilig. Mit Sichtachsen ist er mit dem englischen Garten verbunden.
Vor dem Palmarium würde wunderbar ein Café hinpassen, mit wunderbaren altmodischen, verschnörkelten Eisenstühlen und -tischen.
Und so plätschert der Bach in Ruhe vor sich hin, ohne von lärmenden Café-Gästen, die sich für das Anliegen des Monsieur Kahn nicht interessieren, gestört zu werden. Die Kois kommen neugierig ans Ufer, um die Besucherin zu bestaunen und die Zeit scheint stillzustehen. Hat sich eigentlich seit den Zeiten von Herrn Kahn hier etwas geändert?
Geschrieben von Nina Gorgus am 26. Juli 2009 10:53