Bonusmaterial zu Neuchâtel: Schokolade

Das Plakat stimmt eher nostalgisch, doch die Ausstellung ist es nur bedingt: Le monde selon Suchard im Musée d’Art et d’Histoire in Neuchâtel. Natürlich weiss man auch sofort, um was es geht – um die Schokolade von Suchard, hierzulande sofort mit der lilafarbenen Packung von Milka assoziert. Suchard wurde 1825 von Philippe Suchard in Neuchâtel gegründet und bestand – mit wechselnden Besitzern bis 1996, als der damalige Besitzer Kraft Foods die Herstellung einstellte.So beginnt die Ausstellung erst einmal mit dem Ende: mit der Schließung der Schokoladenfabrik, die ein Teil der Identität für Neuchâtel darstellte. Es sind große Installationen, die die Besucherin als erstes erwarten: ein Büro, eine Kneipe und eine leere Fabrikecke. Überall erzählen Menschen auf Bildschirmen über die Schließung. Nachdem man den Teil passiert hat, in dem es um die städteplanerischen Konsequenzen des Fabrikgeländes geht, taucht man nun ein in die Welt der Schokolade, beginnend beim Kakao, der als Pflanze hier beeindruckt, über die Herstellung bis hin zur Werbung und Implantierung der Marke in den Alltag.

Das Besondere an der Ausstellung ist, dass alle Raumthemen zu einer Art begehbaren Bild inszeniert werden. Die verschiedenen Geschmacksrichtungen werden zum Beispiel in einem Labor plaziert, das gar nichts Sinnliches vorweist, sondern vor allem darauf, das schon von Anfang an die Schokolade eigentlich nichts Schweizerisches enthielt – fast alle Rohstoffe wurde importiert. In einem bürgerlichen Salon der Jahrhundertwende, erfährt man mehr von Fabrik- und Familiengeschichte, indem man in einem Fauteuil sitzend in einem Fotoalbum blättert, und erfährt, warum diese lukrative Liaison von Schokolade und Familie letztendlich geplatzt ist. Natürlich dürfen auch die vielfältigen Verpackungen und Werbeplakate nicht fehlen, die in einer Ladeninstallation zur Geltung gebracht werden. Die Marketingstrategie war hier von Anfang an vorgegeben: Die Schokolade Suchard als ein Stück Schweiz – visualisiert mit den Klischees Alpen und Kühe. Das diese Strategie wunderbar funktioniert hat, kann an den vielen Verpackungen, Werbegrafiken oder Fernsehspots nachvollzogen werden.

Etwas weniger gelungen ist der Teil der Ausstellung, in dem es um die Implantierung von Suchard-Produkten im täglichen Leben geht: Dies findet in einer Wohnung statt, die an eine Arbeiterwohnung erinnern soll, die die Familie Suchard für ihre Arbeiter bauen ließ. Hier hätte man gerne etwas mehr über diese Wohnformen erfahren. Thema ist aber die Omnipräsenz von Suchard in allen Lebensbereichen, mit dem Effekt, das man sich geradezu von Gegenständen visuell erschlagen lassen muss.

Die Ausstellung wird, so heißt es auf der Seite des Museums, von zahlreichen Degustationen begleitet. Wer sich aber vorstellt, sich im Museumsshop mit Schokoladen-Devotionalien eindecken zu können, der sei vorgewarnt: außer eine überteuerten Tafel Schokolade und ein paar Postkarten gab es leider nichts kaufen. Der Ausstellungskatalog liegt auf französisch vor; die Ausstellungstexte sind auf deutsch und auf französisch.

Hier gibt es auf DRS etwas zu hören über die Ausstellung und hier bei Schweiz aktuell einen Blick in die Ausstellung werfen (fotografieren war leider nicht erlaubt).

Noch bis zum 3. Januar ist die Ausstellung noch zu sehen – also noch ein Grund, um nach Neuenburg zu fahren – sozusagen das Bonusmaterial, zu der doch sicherlich schon geplanten museologischen Bildungsreise, um sich die Ausstellungen Helvetia Park, Retour d’Angola oder Parce que anzuschauen.

Kategorie: Kunst, Schweiz, Volkskunde

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Bisher 2 Kommentare

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