Jüdisches Museum der Stadt Wien. Ein Opfer populistischer Kulturpolitik?

Das Jüdische Museum in Wien hat eine neue Leitung. Beworben haben sich unter anderem Hanno Loewy und Bernhard Purin, beide als Wissenschafter und Museumsleiter hervorragend qualifiziert. Die Stadt Wien hat sich für eine Nachrichtensprecherin des ORF Fernsehens entschieden. Aus den Zeitungsberichten war nichts über eine Qualifikation für den Job einer Museumsdirektion herauszulesen. Keine Managementerfahrung, keine mit dem Ausstellen, keine einschlägige wissenschaftliche Qualifikation.

Worum es geht, wurde in den ersten Äußerungen auf der Pressekonferenz klar, in der Frau Spera vorgestellt wurde. Es geht um Popularisierung, um mediale Präsenz, um bessere ‚Quoten‘. Das Museum hat etwa 80.000 Besucher im Jahr und das scheint den Kommunalpolitikern zu wenig zu sein.

Das Museum hat eine der innovativsten Dauerausstellungen, die ich kenne. Es gab hier zahlreiche Ausstellungen, die nicht nur durch die Themenwahl interessant waren, sondern durch ihre Reflexivität. Was theoretisch unter diesem Schlagwort so oft gefordert wird, daß Museen sich der Bedingungen ihrer komplexen Arbeit bewußt werden sollen, ihrer ‚Hybridität‘, um damit praktisch neue Repräsentationsformen zu entwickeln, das galt für viele der Ausstellungen des Jüdischen Museums.

Also warum mißt man Museen immer und immer wieder nur an der Zahl der Besucher und nicht an der – in diesem Fall – überragenden Qualität? Warum kann man nicht ertragen, daß es unter hunderten ein Museum gibt, das intelligente, nachhaltige und innovative Arbeit macht? Warum respektiert man nicht die über viele Jahre hin bewährte kuratorische Professionalität und Erfahrung?

Kategorie: jüdisches Museum, Österreich, Personalia, Wien

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