Das Kunst – Geld – Karussell

Wie die Kunstmuseen ihre Geschichte selbst erfinden, beschreibt der aufschlußreiche Artikel von Niklas Maak in Die gekaufte Kunstgeschichte in der FAZ. Es geht um das enge Verhältnis von Geld, Kunst und Museum. Maak beschreibt zwei Kunstsysteme, die miteinander im Wettstreit stehen – auf der einen Seite stehen die staatlichen, öffentlichen Kunsteinrichtungen, auf der anderen die reichen Sammler, die sich nicht mehr damit begnügen, die Museen zu unterstützen – mit Leihgaben oder mit Sponsoring. Der Unterschied ist, dass nun die Sammler quasi die gesamte Einrichtung übernehmen:

„Damit wird ein entscheidender Bruch vollzogen. Im Kampf darum, wie Bedeutung hergestellt wird, wie Macht entsteht, Deutungshoheiten behauptet und Eichsysteme für Qualität geprägt werden, haben sich offensichtlich die Gewichte verschoben. Wer hat die Macht im Kunstsystem? Wer entscheidet, was gezeigt wird, was als bedeutend gilt? Bisher war die Antwort auf diese Frage meistens: die staatlichen Ausstellungshallen und Museen, vielleicht noch die Biennalen – und weniger die privaten Sammler.“

Maak beschreibt, wie auf diese Weise eine „zweite Kunstwelt“ entsteht – in dem immer dieselben Namen auftauchen, Karrieren gesteuert werden – und vor allem die eigenen Kunstwerke promoten.

„Auf der Strecke bleibt bei diesen Einverleibungen die Urkompetenz des Museums als einer kulturellen Institution, in der unabhängige Experten Kunstwerke auswählen, sortieren, werten und in thematischen Ausstellungen präsentieren.“

Vielleicht ein Indiz für die Museumskrise über Gottfried Fliedl bloggt?

Kategorie: Gelesen, Kunst, zeitgenössische Kunst

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