Der Universalkünstler Olbrich ausgestellt

Die Mathildenhöhe in Darmstadt würdigt ihren Erbauer: dem Architekten Josef Maria Olbrich, ist eine opulente Schau gewidmet.
Olbrich, 1867 im österreichischen Troppau geboren, wird in Wien zum Architekten. 1899 kam er auf Einladung von Großherzog Ernst Ludwig nach Darmstadt. Zu Lebzeiten, aber auch noch nach seinem viel zu frühen Tod 1908 war er regelrecht ein Star der europäischen Architektenszene. Er wird als Vertreter des Jugendstils geschätzt, aber seine Werke verweisen schon auf die Schlichtheit des Bauhauses.

Der Großherzog Ernst Ludwig beauftragt Olbrich 1899, die Künstlerkolonie zu entwickeln und zu erbauen – das Ergebnis ist heute ja noch, zumindest teilweise zu besichtigen. Das größte Exponat der Ausstellung ist sozusagen die Mathildenhöhe selbst, allen voran der Hochzeitsturm, hier links auf dem Bild.

Auf die Wiener Anfänge verweist der mediale Auftakt in der Ausstellung: eine Kamera-Fahrt mit der Tram um 1900 in Wien, unterlegt mit Mahler-Musik: hier baute Olbrich seine ersten Gebäude – wie zum Beispiel das Secessionsgebäude oder die Pavillons der Stadtbahn.

Die Ausstellung zeugt vom großen Schaffensdrang von Olbrich – nicht nur als Architekt, sondern auch als Innenarchitekt, Designer…. ein Universalkünstler eben. Es ist unglaublich, was Olbrich im Laufe seines viel zu kurzen Lebens alles er-und geschaffen hat: Er baute Ausstellungshäuser, Kaufhäuser, Villen, Sommerhäuser, sorgte für die passende Innenausstattung bis hin zu Möbel, Besteck oder das passende Geschirrtuch; er entwickelte das Corporate Design von Firmen, entwarf einen Opel… 1908 starb er ganz plötzlich an Leukämie.

Die Schau kann in dem reichen Material regelrecht schwelgen – von Olbrich entworfenes Geschirr, Besteck, Möbel, Entwurfs-Zeichnungen, Architektur-Modelle… – seiner Kreativität scheinen keine Grenzen gesetzt.
Die Ausstellung ist klassisch inszeniert, immer mit Blick darauf, dass die schönen Stücke wie Möbel und Modelle ästhetisch in Szene gesetzt werden.

Olbrichs Leben war äußerst vielfältig – deswegen gibt es in der Ausstellung viel zu lesen – was ich sehr gut finde. „Abkürzen“ konnte man zuweilen auch mit der „Kinderspur“: Texte für Kinder, auf niedriger Höhe angebracht und alltagssprachlich geschrieben, aus der Perspektive einer Prinzessin (der Tochter von Großherzog Ernst Ludwig) erzählt. Das einzige Kind, das wir in der Ausstellung sahen, beschäftigte sich lieber mit dem Audio-Guide; die Erwachsenen nahmen aber die Texte dankbar an – auch wenn man sich dafür etwas bücken musste.

Zur Ausstellung erschien ein dicker Katalog, und zu sehen ist sie noch bis zum 24. Mai.
Die Ausstellung besprochen in der FAZ und hier ist etwas davon zu sehen auf hr-online.

Auch zu empfehlen: das Museumscafe – wirklich erste Sahne, was Service und die Leckerheit des Kuchens betrifft…deshalb auch immer voll!

Kategorie: Darmstadt, Kunst

Verschlagwortet:

Schreiben Sie einen Kommentar