Von Puppen in Ausstellungen

Zu den „Explainer“ in Ausstellungen kommt nun eine weitere Spielart hinzu: die Puppe. Die kennt man ja noch von volkskundlichen Museen, wo sie lebensgroß zum Beispiel in einer Bauernstube sitzt, um alles, wie es immer so schön heißt, lebendiger zu machen. Die Puppe, die ich nun meine, kommt ab 5. Juli in der Auswandererwelt BallinStadt in Hamburg zum Einsatz:

„Ich stelle es mir ganz spannend vor, nach Amerika zu reisen und dort zu leben. Hättest du auch Lust dazu?“, fragt der zehnjährige Heinz unverblümt. Er stammt aus Essen, wo er 1897 das Licht der Welt erblickte, und ist eine von insgesamt neun Puppen, die in historischem Gewand die Besucher der BallinStadt auf ihre Reise nach Amerika einstimmen. Jede Puppe hat eine eigene Lebensgeschichte und berichtet, wenn man sich ihr nähert, von ihren Gründen für die Auswanderung, ihren Hoffnungen und Plänen.“

Da frage ich mich doch, wozu man bei über 5 Millionen Auswanderern Puppen braucht, die einem – eine konstruierte – Biographie erzählen. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren und schaue mir die „interaktive Edutainmentausstellung“ beim nächsten Hamburg-Besuch an. Ich ahne allerdings schon, dass ich hier mit der Museumsbund– oder ICOM-Karte nicht weit kommen werde.

Kategorie: Hamburg, Migration

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