MuCEM im Internet

Tippt man „www.ethnolgie.culture.fr“ ein, so kommt man – überraschenderweise – auf eine website des Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée. Die Absicht ist gut: wenigstens virtuell will dieses Museum seine Kollektionen und Forschungsvorhaben vorstellen. Wie gesagt, die Absicht ist gut, die Ausführung ist es jedoch weit weniger. Erster Kritikpunkt: das MuCEM will ein internationales Museum sein, sämtliche Texte der website sind jedoch nur auf Französisch…
Sieben Themen, die teilweise Ausstellungen entsprechen, können abgerufen werden: „Hip Hop, art de la rue, art de la scène“ – „L’olivier, trésor de la Méditerranée“ – „Cornemuses d’Europe et de la Méditerranée“ – „Les voyages du verre“ – „Café, Cafés“ – „Les petites Arménies d’Europe et de la Méditerranée“ – „Trésors du quotidien? Europe et Méditerranée“. Die Navigation in den einzelnen Themen ist unterschiedlich und oft umständlich, manchmal werden Videos geboten, manchmal nur Texte und Bilder, wobei die Texte teilweise graphisch nicht leicht lesbar gestaltet sind. Folgt man dem link zur Haupt-Website des Museums, darf man erstaunt sein, dass die Rubrik „aktuelle Ausstellungen“ das letzte Mal am 17. April 2007 aktualisiert wurde, die Seite zum Projekt des zukünftigen Museums gar im Juli 2003… Auch hier ist die Navigation schwerfällig und erlaubt es beispielsweise nicht, auf die Anfangsseite zurückzukommen.
Im Thema „Café, Cafés“ fehlt jeglicher Hinweis auf die Wiener Kaffeehauskultur, in der Auswahl der Hinterglasbilder („Les voyages du verre“) liegt der Hauptakzent auf Bildern aus Rumänien (10) und dem islamischen Bereich (Syrien, Türkei, Tunesien, Iran 11 Beispiele), bedeutende Zentren wie Sandl (1) werden nur gestreift. Die Bezeichnung „Alsace/Oberammergau“ stimmt nachdenklich… Der Eindruck besteht, dass die Kenntnisse der deutschsprachigen volkskundlichen Forschung zu den verschiedenen Themen unzulänglich bzw. nicht vorhanden ist.
Man darf sich fragen, ob das weitgesteckte geographische Feld des geplanten Museums – ganz Europa und der Mittelmeerraum – nicht dazu führen wird, nur eine „Zibebenschau“ zu bieten. Die Augen sind da wohl grösser als der Magen und es ist zu hoffen, dass die für das Projekt Zuständigen entweder den Beobachtungsraum eingrenzen oder eine wirkliche Zusammenarbeit mit ihren Kollegen aus Europa und dem Mittelmeerraum zustandebringen – und von Zeit zu Zeit einen Blick auf andere Museumswebsites werfen!

Kategorie: Frankreich, Internet, Marseille, Mucem

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