Kunst in der Vorstadt

Geschrieben von am 25. Februar 2009 13:24


MAC/VAL ist die Abkürzung für Musée d’art contemporain du Val-de-Marne. Im Ort Vitry-sur-Seine gelegen, ist es das erste Museum für zeitgenössische Kunst in der Banlieue von Paris. 2005 wurde das Museum eröffnet; Schwerpunkt der Sammlung ist die französische Kunstszene ab den 1950er Jahren. Nun wurde die Dauerausstellung wieder einmal neu inszeniert. Unter dem Motto „Je reviendrai“ sollen sich die BesucherInnen auf eine Reise in das Innere, Imaginäre begeben. Zum Ausstellungsbesuch gehört ein kostenloser Audioguide, in dem sich ein Paar über die ausgestellten Werke unterhält… Auf der Seite des Herstellers Audiovisit kann man sich das schon einmal anhören (wenn man französisch versteht, hat man natürlich noch mehr Freude daran).

Der Ausflug in die Vorstadt lohnt auf alle Fälle: das Gebäude von Jacques Ripault ist luftig gebaut und hat neben einem schönen Café-Restaurant auch noch einen großen Garten. Zudem ist das Museum ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Als ich da war, habe ich der Dame von Alain Séchas lange beim Rauchen zugeschaut.

Hier noch ein Artikel in der taz von 2005, als das Museum eröffnet wurde.

MAC/VAL
Place de la Libération
94400 Vitry-sur-Seine
Di-So 12 bis 19 Uhr

Wieder eröffnet

Geschrieben von am 23. Februar 2009 14:02

Das irakische Nationalmuseum in Bagdad wurde heute wieder eröffnet. Das ist deswegen eine besondere Meldung, weil das Museum beim Einmarsch der amerikanischen Streitkräfte geplündert und das Museumsgut in alle Welt verhökert wurde. Nun wurde heute das Museum wieder eröffnet – freilich nur mit einem kleinen Teil der Sammlung.

DeutschlandRadio berichtete heute live von der Museumseröffnung.
Hier steht etwas in der Berliner Zeitung über die Eröffnung.

Mehr zu den Plünderungen bzw. über die „Verteilung“ von Museumsgut in der Süddeutschen Zeitung von 2003, in der NZZ stand ein Augenzeugenbericht einer Archäologin. Zu den amerikanischen Strategien, Kulturgüter überhaupt zu erkennen, hier im Museumsblog.

Das Archiv der Erde

Geschrieben von am 22. Februar 2009 13:56


Ein fotografisches Museum der Menschheit: Die wunderbare Welt des Albert Kahn heißt die die BBC-Dokumentation, die ab morgen bis zum 5. März auf Arte ausgestrahlt wird.
Schon die einführende Sendung am Samstag hat Lust auf mehr gemacht.
Albert Kahn war ein Bankier aus dem Elsass, der sich nicht nur dem Geld verdienen, sondern auch der Weltverbesserung verschrieben hatte: Völkerverständigung war sein oberstes Ziel. Dafür unterstützte er viele Institutionen bzw. begründete selbst welche, schickte Stipendiaten um die Welt, damit sie andere Länder kennenlernten und zu Hause in Frankreich darüber berichten konnten. Er bereiste selbst die Welt, ließ filmen und fotografieren – wobei er es erstaunlicherweise hasste, auf Filmen oder auf Fotos zu sehen zu sein.
Auf diese Weise entstanden 72.000 autochrome Glasplatten und über 180 km Film, die das Archiv des Planetens begründen sollte: Die Sammlung sollte, laut Kahn, “to put into effect a sort of photographic inventory of the surface of the globe as inhabited and developed by Man at the beginning of the twentieth century”. Der Humangeograph Jean Brunhes verwaltete eine Zeitlang dieses Archiv. Heute wird alles zusammen mit Briefen, Tagebüchern und Notizen im Musée Albert Kahn aufbewahrt, in Boulogne-Bilancourt bei Paris, zu dem wie zu Kahns Zeiten auch ein japanischer Garten gehört. Dass BBC ermöglicht uns nun einen ganz besonderen Einblick.

Das Material, das Kahn zusammentragen ließ, ist außergewöhnlich: er ließ filmen, zu einem Zeitpunkt, als das Medium Film gerade mal erfunden war und außer Ozeanien ließ er zwischen 1912 und 1931 alle Kontinente der Erde filmisch und fotografisch kartographieren.
Selbst auf dem Fernsehbildschirm wirken die autochromen Fotografien in ihrer wunderbaren Farbigkeit. Unbedingt ansehen!

Hier ist die Seite von der BBC über das Buch zur Dokumentation.
Hier kann man ein französisches Video über das Museum ansehen.
Und hier ist ein Arikel über die Reihe in der Süddeutschen Zeitung.

Frankreichs Glanz und Glorie?

Geschrieben von am 21. Februar 2009 16:26

Jean Pierre Roux, ehemaliger Generalinspektor des Unterrichtsministeriums und Spezialist der politischen und kulturellen Geschichte Frankreichs im 19. und 20. Jahrhundert wurde von Christine Albanel damit beauftragt, einen Standort für das von Nicolas Sarkozy gewünschte Museum der französischen Geschichte zu finden.

Mehrere Vorschläge liegen bereits vor, so etwa in Paris das Hôtel des Invalides oder das hôtel de Soubise, (derzeit das historische Museum des Nationalarchivs), oder die Schlösser von Fontainebleau und Versailles wo seit 1837 ein Museum „à toutes les gloires de la France“ beherbergt ist. Es stehe dem Historiker aber jederzeit zu, andere Vorschläge zu unterbreiten…
Der Standort einmal gefunden, darf man sich wohl fragen, welche Sammlungen hier ausgestellt werden sollen. Man darf sich auch fragen, ob heute ein neues historisches Museum in einem Schloss oder anderen Prestigebau in Paris oder seiner unmittelbaren Umgebung untergebracht werden soll. Und ob die Wahl eines solchen Ortes nicht auch den Inhalt vorgibt: Glanz und Glorie, Selbstbeweihräucherung eben.
Und man darf sich auch fragen, ob in einer Zeit wo praktisch alle bestehenden Museen mit Budgetkürzungen konfrontiert sind, wo bereits eingeleitete und relativ weit fortgeschrittene Projekte dem Sparfstift zum Opfer zu fallen drohen, wo die Museen in der Provinz ausgehungert werden, wirklich Platz und Geld für ein neues Museumsprojekt vorhanden sind? Aber Mitterrand hatte den „grand Louvre“ mit seiner Pyramide, Chirac den Quai Branly, so braucht nun wohl auch Sarkozy sein Denkmal…!

50 Jahre sammeln

Geschrieben von am 20. Februar 2009 11:48

Schon faszinierend: Die Sammlung der Superlative, weil hier zwei Sammler mit Herzblut und Leidenschaft – und nicht zu vergessen mit viel Geld – Werke aller Art zusammentrugen und das über 50 Jahre lang. Unser voyeuristisches Interesse befriedigt die Zurschaustellung der legendären Sammlung von Yves Saint Laurent und Pierre Bergé an diesem Wochenende im Grand Palais in Paris, Samstag und Sonntag, von 9 bis Mitternacht. Sammlungen heisst es eigentlich korrekter, da die über 700 Stücke auf zwei Wohnungen verteilt waren. Ab dem 23. Februar wird dann versteigert. Hier kann man sich schon einmal anschauen, wieviel man etwa für einen Degas anlegen muss, aber vor allem die Zusammensetzung der Sammlung bestaunen, die an eine Wunderkammer erinnert.

Die Medien sind gefüllt mit den Berichten über die Auktion; hier ein Interview in faz-net mit dem Galeristen, der die beiden mit „Stoff“ versorgte, über die Sammelleidenschaft des Paares und hier ein Artikel über die Rückgabeforderungen aus China.

Hinschauen

Geschrieben von am 19. Februar 2009 15:54


Hinschauen, nicht wegsehen. Gurs 1939-1943 heisst die Ausstellung, die zur Zeit im Historischem Museum in Luzern gezeigt wird.
Anzuschauen sind die Werke aus der Sammlung Elsbeth Kasser. Frau Kasser war eine Krankenschwester aus der Schweiz, die während des Zweiten Weltkriegs für die Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für kriegsgeschädigte Kinder und das Schweizerischen Roten Kreuzes in Internierungslagern des besetzten Frankreichs tätig war. Sie brachte vor allem aus dem Lager in Gurs Aquarelle, Zeichnungen und Fotografien mit, die ein Stück weit den Alltag in den Lagern widerspiegeln.
In Gurs wurden u.a. deutsche, jüdische EmigrantInnen interniert, die sich in Frankreich vor dem NS-Regime sicher glaubten. Darunter waren viele Intellektuelle und KünstlerInnen wie Charlotte Salomon, Lisa Fittko, Hannah Arendt oder Max Lingner, von dem auch das Bild stammt (von der Seite des Historischen Museums). 1942/1943 wurden knapp 4000 Juden und Jüdinnen, die sich noch in Gurs befanden über Drancy bei Paris ins Todeslager nach Auschwitz deportiert.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Elsbeth Kasser-Stiftung, des Bildungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern, der Hochschule Luzern und der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz. Die Gestaltung entwickelten Studierende der Hochschule Luzern – auf der Seite der Elsbeth-Kasser-Stiftung ist das alles nachzulesen.
Die Sammlung wird heute im Archiv für Zeitgeschichte an der ETH Zürich verwahrt und kann hier angesehen werden.


Historisches Museum Luzern
Pfistergasse 24, CH-6000 Luzern 7 +41 41 228 54 24 / 22
Öffnungszeiten: 10-17 Uhr, Montag geschlossen

Hessischer Alltag statt Kunst im Gedränge

Geschrieben von am 11. Februar 2009 11:22

Während sich sonntags die BesucherInnen in der Schirn oder im Städel auf die Füße treten, um einen Blick auf die ausgestellten Werke zu erheischen, sollte man lieber der Stadt den Rücken kehren. Das Kloster Lorsch und das Museumszentrum sind eine echte Alternative. Das Gelände des Weltkulturerbes Kloster Lorsch lässt erahnen, wie weitläufig das Kloster einmal war und natürlich kann man gebührend die Königshalle bewundern. Lesen Sie den Rest des Beitrags »

Das Blog von Monsieur A.

Geschrieben von am 6. Februar 2009 09:58

Warum verdient dieses Blog besondere Aufmerksamkeit? Jean-Jacques Aillagon ist nicht irgendwer, sondern: Président de l’Etablissement public du musée et du domaine national de Versailles – auf deutsch Präsident des Museums und des Parks von Versailles – das steht auch gleich in der Überschrift des Blogs. Er war auch schon Kulturminister von Frankreich gewesen. Hat ein solch vielbeschäftigter Mann, so fragt man sich, überhaupt Zeit, zu bloggen?

Offensichtlich nimmt er sich die Zeit gerne. So erfährt man in den in Plauderton geschriebenen Posts von Sitzungen und Empfängen in Versailles, die M. Aillagon besucht bzw. mitveranstaltet; auch etwa, dass die 1786 gepflanzte Buche den Sturm nicht überlebt hat; man erfährt, dass er von Journalisten interviewt wird, wenn ein Kollege sein coming-out hat (M. Aillagon hat, wie er erklärt, nie ein Geheimnis um seine Homosexualität gemacht).

Natürlich kommt auch das Museum nicht zu kurz: man begleitet M. Aillagon ins Britische Museum, wo er sich freut, altbekannte Stücke wiederzusehen; er bezieht Stellung zum Geschichtsmuseum, das Nicolas Sarkozy angekündigt hat (dazu hier im Museumsblog) und wirbt für sein Projekt, in Versailles das Geschichtsmuseum zu machen, das sogar schon eine eigene Internetseite hat.
Seine Beiträge fangen oft mit allgemeinen Beobachtungen an und werden dann schnell sehr persönlich. So regt ihn ein Fernsehinterview mit der Sängerin Patricia Kaas und ihrer Kindheit in Lothringen an, über seine eigene Kindheit zu reflektieren. Ein ganz normales Blog eben.

via Le carnet d’Ana.

Nachts im Museum

Geschrieben von am 4. Februar 2009 12:31

Marc Zitzmann, von der NZZ, geht in Paris nachts ins Museum
und berichtet hier darüber.

Manchmal sollte man lieber zu Hause bleiben

Geschrieben von am 1. Februar 2009 11:41

Manche Museumsbesuche stehen unter keinem guten Stern – so wie diese Woche im Jüdischen Museum im Palais Eskeles in Wien. So würde das Kurzprotokoll zu diesem Besuch lauten:

– Schon im Atrium eine Schulklasse im Nacken, als ich mir die raumfüllende Vitrine anschaute. Geahnt, dass es zu einem Interessenskonflikt kommen könnte. Schnell zur Installation der Hologramme gegangen. Leider nicht weit gekommen, da sich die Schulklasse nun inklusive Führung in der Mitte der Installation auf Hockern niederließ; und nur von hier aus kann man sich die Hologramme, prominenter Teil der Schausammlung, ansehen.
– Ins Schaudepot gewechselt. Idee und Umsetzung wieder für gut befunden. Nehme das Angebot wahr, merke mir Inventarnummern und schlage diese im Inventarbuch nach. Die Nummern alle nicht gefunden. Der sonst hervorragende Audioguide sagt nichts dazu. Eine freundliche Aufsicht hilft weiter, weiss aber auch nicht alles.
– Nochmals zu den Hologrammen: immer noch besetzt. Die Friedrich Torberg-Ausstellung angeschaut. Im ersten Raum: Texttafeln auf Oberschenkelhöhe; hätte fast die Ausstellung verlassen. Zum Glück ist es in den anderen Räumen besser. Irgendwann mag ich aber nicht mehr lesen.
– Dritter Versuch, die Hologramme anzuschauen. Die Schulklasse ist immer noch da; nun werden die Hologramme selbst erklärt. Mich gefragt, um was es in der (gefühlten) Stunde zuvor ging. Mich sehr gewundert, warum die Führung nicht auf der freien Fläche neben den Hologrammen begonnen hat. Mißgelaunt wieder gegangen, ohne die Hologramme richtig anschauen zu können; deswegen war ich gekommen.
Das war kein guter Tag für einen Museumsbesuch (und das ist kein Plädoyer gegen Schulklassen im Museum, sondern dafür, individuelle BesucherInnen und Gruppen besser unter einen Hut zu bringen).

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