Who Needs a Museum of World Cultures When There Is Cable-TV?
Provokante Frage im gut gemachten Prospekt des Weltkulturmuseums (Väldskultur museet) in Göteborg. Das Museum ist Teil eines nationalen Netzwerkes von vier schwedischen Institutionen: dem Etnografska Museet, dem Ostasiatiska Museet und dem Medelhays Museet, alle in Stockholm.
Das Museum der Weltkulturen basiert auf der Vereinigung mehrere alter Sammlungsbestände und sieht sich als Ort der Integration, der Information – aber auch der Provokation. Im Zentrum des vom englischen Architektenteam Cécile Brisac und Edgar Gonzalez 2004 entworfenen und mit einem Preis bedachten Bauwerkes, ist eine monumentale Stiege die auch als Sitzgelegenheit für im Atrium stattfindende Eriegnisse dienen kann. Beton und Glas sollen Transparenz und Offenheit aber auch Solidität versinnbildlichen. All dies klingt gut und so waren unsere Erwartungen gross.
Leider war aber die Realität eher enttäuschend… Die mächtige Eingangshalle ist menschenleer, die Gerüche der offenen Cafeteria/Self Service sind dagegen voll präsent. Eine kleine Fotoausstellung, halb versteckt, im Erdgeschoss zeigt junge Inderinnen die sich durch den Boxsport ihrer Kondition entziehen wollen.
Eine Ausstellung im ersten Stock ist dem Phänomen „Bollywood“ gewidmet. Das ist farbig, amüsant und recht interessant. Man sieht Filmausschnitte und Plakate, erfährt einiges über die ökonomische Bedeutung der Filmwirtschaft, über die Geschichte des indischen Films, den Starkult, die Darstellung der Minderheiten oder den Einfluss auf das Schönheitsideal. Der Besucher wird eingeladen, im Karaokestil mitzusingen und -zutanzen oder mit Hilfe einiger Accessoires seinen eigenen kleinen Bollywoodfilm zu drehen und ihn via Inetrnet direkt an eine email Adresse zu verschicken – leider funktionierten diese elektronischen Gadgets aber – wie so oft – nicht!
Eine weitere Ausstellung widmet sich der „Beutekunst“. Sie zeigt peruanische Textilien die als Leichentücher verwendet wurden und die durch Raubgrabungen und Schmuggel ins Museum – und in andere private sowie öffentliche Sammlungen – gelangt sind. Ein interessanter, selbstkritischer Ansatz aber leider haben auch hier die Bildschirme nicht funktioniert… Warum auch die ihrer Empfindlihkeit wegen in einem abgedunkelten Raum ausgestellten – wunderschön farbenprächtigen – Textilien dann aber auch zum Teil in kniehohen Vitrinen liegen ist eher unverständlich.
2 1/2 Ausstellungen in dem weitläufigen Gebäude – das ist ein bisschen ärmlich vor allem in Hinblick auf die Ambitionen die das Museum auf seiner website und in der Broschüre publiziert.
Laut der sympathischen Direktorin sind wir allerdings zu einem schlechten Augenblick gekommen und normalerweise sprühe das Haus vor Leben… 200.000 Besucher pro Jahr lassen dies allerdings ein bisschen bezweifeln.
Geschrieben von Eva C.-K am 5. Juni 2009 10:27