Geschrieben von Nina Gorgus am 18. Dezember 2009 11:27
Marion Löhndorf beschreibt in der NZZ, wie das Victorian & Albert Museum in London aufgerüstet hat, um immer „cutting-edge“ zu sein. leo kennt dafür viele deutsche Wörter: innovativ, Vorreiter, auf den neuesten Stand, wegbereitend – um nur einige zu nennen.
Das alles trifft auf das V&A zu: die Institution hat das, was in Deutschland immer als „Bildungsauftrag“ durch die Medien geistert, einfach mal wörtlich genommen und das Museum geöffnet – für alle, für die chinesische Migrantin, für den deutschen Tourist oder die Londonerin. Lesen Sie den Rest des Beitrags »
Geschrieben von Nina Gorgus am 15. Dezember 2009 17:43
Manche haben es vielleicht schon bemerkt – ein neuer Blog ist hier im Blogroll aufgetaucht:
Gottfried Fliedl – Museologien.
Auf das großartige Glossar von Gottfried Fliedl hat der Museumsblog hier schon einmal hingewiesen – wir sind nun mächtig gespannt auf die Bereicherung der noch etwas kargen Museumsblogosphäre. Wer in den ersten Beiträgen stöbert, wird wahrlich nicht enttäuscht. Besonders gut gefällt mir der Beitrag: Wann ist Museum?
Geschrieben von Nina Gorgus am 14. Dezember 2009 13:43
Heute im Fernsehen: Tabubruch oder Problemlösung? – Diskussion um Verkauf von Museumsbesitz, zu sehen in der Sendereihe des Kulturjournal im NDR. Auslöser ist die Situation in Hamburg – die Kunsthalle steht vor einem finanziellen Engpass, und der Stiftungsrat hat den Direktor Gaßner damit beauftragt, eine Liste von „entbehrlichen Kunstwerken“ aufzustellen, die verkauft werden könnten.
Darum geht es heute im Kulturjournal. Auf der Seite des NDR heisst es in der Ankündigung:
„Plötzlich scheint das Undenkbare möglich: der Verkauf von Kunstwerken aus Museumsbeständen. In Hamburg wird eben diese Option heftig diskutiert. Der Stiftungsrat der Kunsthalle befürwortet die Veräußerung einzelner Werke, um die Finanzlöcher des Museums zu stopfen. Demgegenüber schließt der Direktor der Kunsthalle, Hubertus Gaßner, im Kulturjournal den Verkauf von Werken kategorisch aus. Doch warum sollen Museen grundsätzlich Teile ihres Bestandes nicht verkaufen dürfen? Wäre das tatsächlich ein kultureller Sündenfall, wie vor allem Museumsleute meinen – oder vielleicht doch eine Lösung von immer dringlicher werdenden Finanzproblemen? Das Kulturjournal diskutiert diese Grundsatzfrage mit dem Leiter des Deutschen Museumsbundes, Michael Eissenhauer und zeigt, wie unterschiedlich die Institutionen in Norddeutschland damit umgehen.“
Die Sendung läuft heute um 22.30 Uhr im NDR.
Hier kann man über das Hamburger Problem nachlesen, sozusagen symptomatisch für Deutschlands Museen: ein Gastbeitrag der Kultursenatorin Karin von Welck im Hamburger Abendblatt, ein Artikel in der Welt und ein Interview mit dem ehemaligen Kunsthallendirektor Schneede im Deutschlandfunk.
Geschrieben von Nina Gorgus am 13. Dezember 2009 11:43
Anonym und etwas verfremdet verrichten die Figurinen im Olivenmuseum der Firma Carli in Imperia ihre museale Arbeit.
Geschrieben von Nina Gorgus am 12. Dezember 2009 18:10
Das Nationaal Museum van de Psychiatrie in Haarlem ist in einem Gebäudekomplex untergebracht, der 1320 nach und nach entstanden ist, und Lepra- und Pestranke sowie ‚Geisteskranke’ aufnahm. Das erst 2005 eröffnete Museum, das kurz Het Dolhuys genannt wird, besticht durch sein Konzept und seine Gestaltung.
Der labyrinthische Gebäudekomplex wurde, ohne große bauliche Eingriffe, geschickt genutzt, um die unterschiedlichen Aspekte von ‚Geisteskrankheit’ zu thematisieren. Ihre Geschichte, ihre Wissenschaft, die Formen der Therapie. Im Zentrum steht die Frage der gesellschaftlichen Definition des ‚Abweichenden’, mithin der – sich permanent wandelnden – Grenzziehung zwischen Normalität und Wahn.
Den Auftakt bildet deshalb eine einfache aber sehr wirkungsvolle Installation, die den Besucher buchstäblich in den (niederländischen) Statistiken diverser Krankheitsbilder spiegelt, und animiert, sich zu fragen, wer denn überhaupt ausgenommen werden kann aus den Zuschreibungen einer (Geistes)krankheit und damit, wo ich mich situiere.
Eine von fünf Personen in den Niederlanden hat ein psychisches Problem. Damit sind wir übrigens nicht verrückter als der Rest der Welt. Fast alle kennen wohl eine Person, die an Depressionen, Burn-out oder Alzheimer leidet, heißt es auf der Webseite des Museums.
Der Kunstgriff des ersten Museumsraumes ist, den Besucher des Museums als fragendes und mit schwankender, unsicherer Identität ausgestattetes Subjekt auf den Museumsrundgang zu schicken. So wird er in den gleich folgenden Räumen, wo ihm aus altem Mobiliar Stimmen von Betroffenen entgegentönen, nicht unbedingt zu einem Voyeur, sondern zu einem sich selbst befragenden Gegenüber. Das gilt auch für den gestalterisch auffallendsten Raum, in dem Figurinen versammelt sind, deren Köpfe durch bestimmte Leiden symbolisierende Objekte ersetzt ist. So wird auf zugleich witzige, anschauliche aber auch Empathie ermöglichende Weise über Formen der Depersonalisierung erzählt.
Die Gestaltung durch shooting stars des niederländischen Ausstellungsdesigns Kossmann-deJong ist ausgesprochen erfrischend, klug mit den Fragestellungen und Themen kooperierend und im Detail sehr originell: Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die reichliche Verwendung alten Mobiliars und die hybriden Kreuzungen unterschiedlichster Sessel, Tische und Lampen, sowie Bricollagen aus antiquierten Möbeln, in die moderenste Technik gepackt wurde. Noch nie habe ich eine so annehmbare und amüsante Verpackung für die leidigen Computer-Monitore gesehen. Das Museum ist modellhaft in der unangestrengten Verknüpfung von Information und Unterhaltung, Wissenschaft und Visualisierung.
Geschrieben von Nina Gorgus am 11. Dezember 2009 10:30
Kaum zum glauben, aber wahr: über 10 Jahre nach der Ankündigung des Projekts hat nun am 30. November der Kulturminister Frédéric Mitterrand mit vielen salbungsvollen Worten den Grundstein für das Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée (MuCEM) in Marseille gelegt.
Worte und Versprechen hat man in dieser Sache ja schon sehr viele gehört. Auch der Permierminister François Fillon hat die Unterstützung des Staates zugesagt – ohne zu erwähnen, dass diese unzähligen Ankündigungen zuvor schon öfters gemacht, aber stets nie eingehalten worden waren. Ist jetzt alles anders? 2013 ist Marseille Kulturhauptstadt und das MuCEM soll Ende 2012 mit zwei Ausstellungen eröffnet werden. Der Titel wurde auch gleich bekannt gegeben: Le noir et le bleu, le rêve méditerranéen » und « Masculin-féminin, le genre en question ». Wir sind gespannt!
Nachzulesen auf den Seiten des Museums, den Seiten des Kulturministeriums, in le moniteur und in einem Bericht von AFP. Das Bild stammt von der Seite des MuCEM.
Und hier noch ein link zur Absetzung des alten Direktos Colardelle und der Ernennung des neuen Direktors Suzzarelli im Museumsblog.
Geschrieben von Nina Gorgus am 10. Dezember 2009 16:40
Der Palais de la Découverte in Paris ist eine feste, gewissermaßen magische Institution unter den Pariser Museen – obwohl er nur etwas über 70 Jahre alt ist (was in Paris ja nicht viel ist…). Eingerichtet in einem Teil des Grand Palais sollte hier anlässlich der Weltausstellung 1937 den breiten Massen die sogenannten harten Wissenschaften näher gebracht werden.
Nach der Weltausstellung wurde er erst einmal wieder geschlossen, dann auf Dauer wieder eröffnet – unter der der Leitung von diversen Ministerien. Seit 1990 ist der Palais ein „Etablissement Public à caractère Scientifique, Culturel et Professionnel“ – d.h. eine universitäre, wissenschaftliche Institution, die vom Bildungs-und Forschungsministerium abhängt. Lesen Sie den Rest des Beitrags »
Geschrieben von Gottfried Fliedl am 3. Dezember 2009 13:27
Das Jüdische Museum in Wien hat eine neue Leitung. Beworben haben sich unter anderem Hanno Loewy und Bernhard Purin, beide als Wissenschafter und Museumsleiter hervorragend qualifiziert. Die Stadt Wien hat sich für eine Nachrichtensprecherin des ORF Fernsehens entschieden. Aus den Zeitungsberichten war nichts über eine Qualifikation für den Job einer Museumsdirektion herauszulesen. Keine Managementerfahrung, keine mit dem Ausstellen, keine einschlägige wissenschaftliche Qualifikation.
Worum es geht, wurde in den ersten Äußerungen auf der Pressekonferenz klar, in der Frau Spera vorgestellt wurde. Es geht um Popularisierung, um mediale Präsenz, um bessere ‚Quoten‘. Das Museum hat etwa 80.000 Besucher im Jahr und das scheint den Kommunalpolitikern zu wenig zu sein.
Das Museum hat eine der innovativsten Dauerausstellungen, die ich kenne. Es gab hier zahlreiche Ausstellungen, die nicht nur durch die Themenwahl interessant waren, sondern durch ihre Reflexivität. Was theoretisch unter diesem Schlagwort so oft gefordert wird, daß Museen sich der Bedingungen ihrer komplexen Arbeit bewußt werden sollen, ihrer ‚Hybridität‘, um damit praktisch neue Repräsentationsformen zu entwickeln, das galt für viele der Ausstellungen des Jüdischen Museums.
Also warum mißt man Museen immer und immer wieder nur an der Zahl der Besucher und nicht an der – in diesem Fall – überragenden Qualität? Warum kann man nicht ertragen, daß es unter hunderten ein Museum gibt, das intelligente, nachhaltige und innovative Arbeit macht? Warum respektiert man nicht die über viele Jahre hin bewährte kuratorische Professionalität und Erfahrung?
Geschrieben von Nina Gorgus am 2. Dezember 2009 12:15
Monumente online heisst das Magazin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, das sechsmal im Jahr in Papierform erscheint, aber auch komplett im Internet einzusehen ist. Seit 2005 steht alles online – da kommt einiges zusammen.
Die Startseite ist schön übersichtlich aufgemacht. Man kann sich durch alle Richtungen klicken: die einzelnen Ausgaben anschauen, die neben dem Hauptthema immer die Rubriken Streiflichter, Denkmale im Blickpunkt, Kleine Kulturgeschichten und Sehen lernen beinhalten. Diese Rubriken kann man wiederum querlesen, da alle Beiträge aus den verschiedenen Ausgaben nochmals extra aufgelistet sind. Darüberhinaus gibt es etwa ein(Orts-)Register aller veröffentlichten Beiträge, sowie aktuelle Hinweise auf Beiträge in Funk und Fernsehen oder Ausstellungen; also eine Fülle von Informationen. Auch entdeckt man beim Surfen auf der Seite Hübsches wie die oben abgebildeten Bilder einer Ausgabe.
Gerade ist die Ausgabe Dezember 2009: Baumeister in ihrer Zeit erschienen – auch für Museumsliebhaberinnen sehr interessant.