Metz ist eine Reise wert V
Keine Warteschlangen nur nach Kassenschluss.
An dem Pfingstwochenende, als wir in Metz waren, drängten sich freilich die BesucherInnen im Centre Pompidou Metz. In der Überzahl waren eindeutig die, die aus Metz oder Umgebung kamen und die mit Freunden oder Verwandten alles genau unter die Lupe nahmen. Die Schlangen an der Ausgabestelle für den Jahrespass waren so auch deutlich länger als die an den „normalen“ Kassen.
Es war in der Hauptsache französischsprachiges Publikum. Die internationalen Gäste hatten sowieso das Nachsehen: allenfalls die Überschriften waren auf Englisch übersetzt – sonst waren alle Texte auf französisch. Blickte das Centre hier zu stark auf Bilbao (egal was geboten wird, die Leute kommen trotzdem) oder sind die Übersetzungen einfach nicht fertig geworden?
Überhaupt muss man sich die Frage stellen, welche Funktion die Außenstelle hat, haben soll, die in einer Reihe steht mit Expansionen von Pariser Kunstinstitutionen, wie zum Beispiel die geplante Außenstelle des Louvre in Lens.
Der geschätzte Marc Zitzmann fragte sich nach dem Besuch in Metz in der NZZ:
„Ist es wirklich ein Akt der «kulturellen Demokratisierung», diese Werke in einer Provinzstadt zu zeigen statt in Paris, das – schon rein verkehrstechnisch – nach wie vor das Zentrum des Landes bildet?“
Und er schiebt nach:
„Als kulturpolitisches Projekt allerdings öffnet es die Pandorabüchse – bereitet es doch Projekten den Weg, die fragwürdig sind (wie der Louvre Lens) oder schlicht skandalös (wie der Louvre Abu Dhabi). Neben der Frage nach der (partiellen und zeitweiligen) Aufsplittung einer Sammlung stellt sich auch jene nach der Instrumentalisierung von Kunst: im Dienst von Tourismusförderung, Stadterneuerung, politischer und wirtschaftlicher Diplomatie. Dass Kunst kein Mittel zu diversen Fremdzwecken ist, sondern sich selbst genügt, hat man hierzulande schon seit Jahren von keinem hochrangigen Politiker mehr gehört. Das neue Centre Pompidou ist nicht einfach eine weitere Bergspitze in einer reliefreichen Kulturlandschaft, sondern ein Emblem für eine Entwicklung mit unkalkulierbaren Folgen. Nach Metz die Sintflut?“
Das muss weiter beobachtet werden. Eines scheint klar: so eine großartige Ausstellung wie die Meisterwerke? wird wohl eine einmalige Sache bleiben, eher wird man Bilder zwischen Paris und Metz hin und her schieben.
Nichts destotrotz, hier zwei links:
Wirklich tolle Bilder von der Ausstellung sind im im französischem Blog filles de satan zu finden.
Und die Zeit ist auch etwas in Metz flaniert – quasi im Dienste der Tourismusförderung.
Geschrieben von Nina Gorgus am 15. Juni 2010 22:58