Dinge, die das Leben sind
Über das Museum Neukölln wurde hier im Museumsblog ja schon vor einiger Zeit geschrieben. Nun war ich selbst dort und habe natürlich die Dauerausstellung, aber auch die Ausstellung Drei Dinge meines Lebens angeschaut.
Neun Objektgruppen sind im Raum in Vitrinen verteilt. Um sie zu verstehen, bedarf es audiovisueller Hilfe: mittels Großprojektion oder i-Pad erfährt man, welche Bewandtnis die Objekte haben und weshalb sie von ihren Besitzern ausgesucht wurden.
Dies hier im Bild ist ein seit Jahrzehnten in Berlin ansässiger Bayer, dem man seine Herkunft noch sehr anhört. Er erklärt, was Bild und Vase für ihn bedeuten, und offenbart zugleich Teile seines Lebens.
Gerade die Filme, in denen die Besitzer darlegen, warum sie die Objekte rausgesucht haben, sind sehr spannend. So zählt uns ein Mann lang und breit die Beschaffenheit, Herkunft und Form von Kaffeemühle, Hobel und Diaprojektor und lässt doch irgendwie offen, warum er diese Objekte ausgesucht hat und was sie für ihn bedeuten.
Ganz anders die Geschichten einer älteren Frau: der Toilettenrollenhalter steht für die Großmutter, der Aschenbecher für die Tante und deren Freundin, die Pfeife für einen toten Freund ihres Mannes. Das ist so schön erzählt, dass man hinterher die Objekte anders betrachtet. Und was will man mehr im Museum?
Sitzen im Museum XXXI
Hier lässt es sich mit Aussicht sitzen und in den Horzont blicken: die Bank vor dem Keltenmuseum am Glauberg ist auf den (rekonstruierten) Grabhügel und Gräben gerichtet.
Museumswetter
Bei diesem Wetter ist es doch schön, dass die Museen auch im Sommer geöffnet haben. Unbedingt sehenswert ist die Dauerausstellung Schillermuseum in Marbach, die nun auch schon wieder seit fast zwei Jahren geöffnet hat. Space4 aus Stuttgart hat die beiden Teile der Dauerausstellung neu gestaltet. Und das ist sehr gut gelungen.
Die Ausstellung über Schiller ist unterteilt in die Räume Bild – Horizont – Leben – Werk – Hülle. Wer also etwas klassisch chronologisches erwartet hat, wird angenehm enttäuscht: es ist vielmehr ein Spaziergang durch die Zeit, in der Schiller gelebt hat, mit was er sich umgeben hat und was ihn umgetrieben hat. Sehr schön inszeniert ist zum Beispiel der erste Raum Bilder: Bild ist natürlich zweideutig gemeint, hier sind die Bilder von ihm in chronologischer Reihenfolge gehängt, so dass man sehr schön sieht, wie sich die ihm zugeschriebenen Attribute – rotes wallendes Haar, Schillerkragen – herausbilden. In den nächsten Räumen sieht man, was er gelesen hat oder haben könnte, was er getragen hat bzw. ihm gehörte und wie er gearbeitet hat. Sicherlich gibt es viel zu lesen, aber wenn man sich da erst einmal darauf eingelassen hat, ist das äußerst vergnüglich. Und das in einer äußerst ansprechenden Inszenierung (leider zu dunkel für bessere Fotos).
Vergnüglich geht es auch im anderen Flügel weiter. Hier geht es um Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts, na klar, aber insgesamt um eine ironischen und abseitigen Blick auf sie und auf die Autoren. Die Räume tragen die Überschriften Schrift und Energie – Ursprung – Liebe und Wahnsinn – Kleine Formen.
Schön ist es, dass man in erster Linie im Schwäbischen bleibt und mehr über Mörike, Hölderlin und Co. erfährt. Auch schön, wie sich Herr Vischer 1848 in Frankfurt in der Nationalversammlung langweilt und anfängt, in seinem Notizbuch herumzukritzeln.
Vischer war es auch, der ja über die vielzitierte Tücke des Objekts schrieb – auch in dieser Sache wird man hier fündig!
Gerade im Vergleich zum eher etwas nüchternen LiMo kann man hier Literatur viel sinnlicher erfahren – und auch, wieviel Spass es machen kann, sie zu erstellen, aber auch, sie zu lesen.
Hier sind Stimmen zur Dauerausstellung gesammelt.
Sitzen im Museum XXX
Sitzen mit Aussicht – im Schillermuseum in Marbach.