Keine (Regierungs-)Geschichte im Marais
Nun ist es raus: das Maison de l’Histoire, das Projekt von Sarkozy, wird es nicht geben – die Kulturministerin Aurélie Filippetti hatte in einer Sendung von France Inter, in der HörerInnen anrufen dürfen, das Ende des Projekts angekündigt. Die Ministerin sagte, dass sie nicht glaube, dass es nur eine Art gebe, die Geschichte Frankreichs zu erzählen (- und vor allem zu diesem Preis…)
Auch in den anderen Medien wie in Le Monde gab es Arikel dazu – Jörn Borchert hatte ja schon darauf hingewiesen.
Hier im Museumsblog hatte ich das Projekt schon einige Male vorgestellt und war nicht sehr davon angetan – denn mir erschien es nicht um was wirklich Neues, sondern eher um den starken präsidialen Willen, sich auch kulturell zu verewigen – wie die anderen französischen Präsidenten auch.
Für besonders innovativ hielt ich das das Konzept nicht; eher war zu beobachten, dass das Bemühen groß war, ja alles richtig zu machen – also von allem ein bißchen umzusetzen. Ein bißchen Forum, ein bißchen Museum, vor allem aber: bereits bestehende Institutionen und ihre Sammlungen sich auf irgendeine Weise einzuverleiben. Das galt für den geplanten Ort, das Nationalarchiv im Marais ebenso wie etwa die vierwöchige Schau im Grand Palais im Januar/Februar dieses Jahres. Die Schätze des wunderbaren Musée de Plans Reliefs zu zeigen, war eine gute Idee, aber auch eine etwas unnötige Machtdemonstration: die Ausstellung hat offiziell 2,5 Mill. Euro gekostet und hat schmerzhaft sichtbar gemacht, wie der exzellente Beitrag auf Tribune de l’Art offenlegt, wie sehr man diese Sammlung seit Jahren vernachlässigt hat. Mit dem Betrag hätte man auf eine viel nachhaltigere Weise das Museum selbst unterstützen können.
Was die Kulturministerin vorhat, ist vielleicht eine große Chance, etwas wirklich Neues, etwas Leichtes und nicht so ideologisch Behaftetes zu wagen: die bestehenden Institutionen – wie archäologische Museen, Schlossmuseen etc -sollen in einem Netzwerk mehr miteinander verknüpft werden, ein gemeinsames wissenschaftliche Komitee soll agieren, Wanderausstellungen entwickelt werden – als Knotenpunkt soll vorläufig das Internet dienen. Das klingt ja wie ein virtuelles Écomusee Frankreichs. Ich bin sicher: Da geht noch was!
Geschrieben von Nina Gorgus am 30. August 2012 22:10