Nicht verpassen: das Museum of Liverpool
Wer jetzt schon eine Museumsreise für 2013 plant und England im Blickfeld hat, der sollte auf keinen Fall das Museum of Liverpool in der gleichnamigen Stadt verpassen.
Bei einem Besuch in Liverpool ist der Besuch des Hafens, genauer die Albert Docks obligatorisch. Und da sticht es gleich ins Auge: ein wie dahingeworfen wirkendes Gebäude, das sich gut an die Umgebung anpasst, mit einem interessantem bunten Funkeln in der großen Glasfront.
Im Foyer fühlt man sich gut empfangen: man kann erst einmal auf der Bank etwas rumsitzen, den schneckenförmigen Aufgang, der natürlich an das Guggenheim Museum erinnert, anschauen, sich von der bunten Videoinstallation berieseln lassen oder erst einmal ins Cafe gehen. Für die vielen verschiedenen Eindrücke ist man dann gut gestärkt!
Das Museum of Liverpool ist ein buntes, differenziertes und vielschichtiges Stadtmuseum. Die Besonderheiten der Stadt werden thematisch in einzelnen Ausstellungen aufbereitet; wer eine Struktur oder einen Überblick braucht, bekommt einen kompakten Zeitstrahl im ersten Stock. Auch wer von Liverpool keine Ahnung hat bzw. Liverpool eigentlich nur mit den Beatles verbindet, wird hier seine Freude haben: es gibt so viel zu entdecken und zu erfahren.
Die thematischen Ausstellungen funktioniert jede für sich allein. The great Port gleich am Eingang dient als guter Einstieg, da ausgehend vom Hafen die Stadtgeschichte kompakt erzählt wird. Natürlich spielt hier auch die Eisenbahn eine besondere Rolle…
Doch nicht nur an die glorreichen frühenere Zeiten wird hier angspielt: die Gegenwart ist immer präsent – mit Objekten, im Film, in den Medienstationen. Diese sind all überall präsent: überall flimmert und dröhnt es. Die Medien haben sehr unterschiedliche Funktionen: sie sind Show wie der Film über die beiden Fußballmannschaften Liverpools, bieten Unterhaltung oder dienen als Objektlegenden. Auch viele Spiele, die man auch noch als erwachsene Besucherin gerne spielt, sind mit dabei. Jede Station für sich genommen, ist bereichernd – in der Menge aber dann doch etwas zuviel und zu laut.
Trotz dieser Medienpräsenz kamen die Objekte nicht zu kurz: sie sind keine „Alibi-Objekte“, sondern stehen für eigene Geschichten. Es sind oftmals Objekte, die sich ohne Legende nicht erschließen – aber dann umso mehr. So kommt jeder auf seine Kosten: schauen, lesen, hören.
Was auch noch auffällt, ist die Normalität, wie hier alles barrierefrei eingerichtet zu sein scheint – die Aufzüge funktionieren, alles ist gut ausgeschildert, die Filme können mit Bildunterschriften und Gebärdensprache ergänzt werden.
Alles in allem: ein grandioser Museumsbesuch, den ich hier nur andeuten kann. Da der Eintritt frei ist, kommen viele – zumeist aus der Umgebung – gerne wieder: In dem Jahr nach der Eröffnung haben sich schon über eine Million BesucherInnen die Ausstellungen angeschaut. Das verwundert nicht, denn ein Tag reicht lange nicht aus, um alles zu sehen und auszuprobieren. Also: mindestens zwei Tage einplanen!
Nachtrag: Sehr lesenswert ist der Beitrag von Janet Dugdale, Direktorin des Museum of Liverpool, im von Bettina Habsburg-Lothringen herausgegeben Band: Dauerausstellungen.
Geschrieben von Nina Gorgus am 20. November 2012 23:09