Was schauen wir an?

Geschrieben von am 14. März 2008 15:07


In Paris im Musée du quai Branly, bin ich etwas achtlos an der Ausstellung vorbei gegangen, so langweilig fand ich sie inszeniert. Die vom Wiener Museum für Völkerkunde kuratierte Schau Benin – 600 Jahre höfische Kunst aus Nigeria macht nun in Berlin-Dahlem im Ethnologischen Museum Station. In Berlin hatte ich nun auch leider keine Zeit, was schade war, machte die Inszenierung doch einen frischen und spannenden Eindruck auf mich.
Aber nicht nur wegen der Verpackung sollte man solchen Ausstellungen doch mehr Zeit widmen, geht es hier doch um ganz wichtige Fragen – nämlich die, wem die Stücke eigentlich gehören und ob man nicht eher eine Ausstellung über Kunstraub anschaut – so lautete der Vorwurf bei der Eröffnung letztes Jahr in Wien. Also: nicht immer nur ins Pergamonmuseum gehen (das meistbesuchteste Museum in Berlin), auch wenn es genauer betrachtet hier um ähnliche Gemengelagen geht, sondern auch einmal den Weg nach Dahlem auf sich nehmen; die Sache ist es wert.

Eine gute Ausstellungsrezension hier im Tagesspiegel, und hier noch mehr Infos zu Rückgabeforderungen auf dem vorzüglichen anthropologi.blog.

Immer an der Wand lang

Geschrieben von am 11. März 2008 09:34


Ab morgen ist diese Ausstellung im Pergamonmuseum in Berlin zu sehen. Vorher musste noch ein bißchen geklettert werden.
Die Ausstellung tourt übrigens seit 2006 durch Deutschland; hier gibt es mehr darüber zu lesen.

Erleben statt Event

Geschrieben von am 21. Februar 2008 10:39

Auf Spiegel online wird der Archäologe Hermann Parzinger, der künftige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin vorgestellt. Als Nachfolger von Klaus-Dieter Lehmann ist Parzinger künftig für die 16 staatlichen Museen und die Staatsbibliothek verantwortlich. Er verrät, was den Besucher künftig in den Berliner Museen erwartet:

„Wir wollen den Besucher einfach in den Bann ziehen, und der Nachbau eines Skythengrabes veranschaulicht vielleicht mehr als ein langer Text an der Wand. Es geht darum, Kultur zu erleben, sich verführen zu lassen, mehr wissen zu wollen. Das gilt doch oft auch für die zeitgenössische Kunst. Wenn Sie es schaffen, die Leute zu faszinieren, wollen die automatisch mehr lernen. Ich kann mir auch vorstellen, die Sammlungen unserer Museen stärker miteinander ins Gespräch zu bringen; warum nicht einmal unterschiedliche Epochen, Kulturen und Kunstgattungen in Ausstellungen verknüpfen?“

Eine Ergänzung: in der aktuellen ZEIT unterhalten sich Hanno Rauterberg und Heinrich Wefing mit Hermann Parzinger, leider nicht online.

Berliner Museen im Internet

Geschrieben von am 6. Februar 2008 13:01

Schön frisch und grün präsentiert sich das Museumsportal Berlin. Hier kann man sich schnell über die laufenden Ausstellungen informieren, nach Öffnungszeiten schauen, Führungen buchen oder Produkte der Museumsshops online kaufen. In der Rubrik Besucherdienste erfährt man beispielsweise, welche Berliner Museen Montags geöffnet sind oder wo man gut mit Kindern und Jugendlichen hingehen kann. Was hier aber komplett fehlt, ist das Thema Barrierefreiheit bzw. Angebote für Menschen mit Behinderungen. Hierfür muss man sich mühsam durch die Infos zu den einzelnen Museen klicken, allerdings erfährt man dann nicht immer unbedingt etwas. Schade, denn das Museumspublikum wird ja nicht jünger, sondern älter.

Hingehen

Geschrieben von am 25. Januar 2008 11:07

Aus einer Rezension „Die Logistik des Holocaust“ der NZZ zur Ausstellung „Sonderzüge in den Tod“ in Berlin:

„In den Eröffnungsreden wurde der heftige Konflikt zur Frage, ob eine solche Ausstellung auf Bahnhöfe gehört, stillschweigend übergangen. Man gratulierte sich gegenseitig dazu, dass es überhaupt zu einer solchen Ausstellung kommen konnte. Und doch war zu spüren, dass die Deutsche Bahn diese Ausstellung nicht wollte. Mit Publikumsandrang war offensichtlich nicht gerechnet worden, und so reichten die Plätze nicht einmal für die aus Paris angereisten betagten Vertreter des Verbandes «Söhne und Töchter der deportierten Juden Frankreichs». Der Presse wurde kaum eine halbe Stunde Zeit eingeräumt, um sich die vierzig Stellwände anzuschauen, und diese wiederum sind so eng angeordnet, dass man sich gegenseitig auf die Füsse tritt. (…) Aus unerfindlichen Gründen wurde die Ausstellung in die hinterste Ecke einer riesigen unterirdischen Halle gedrängt. Überdies ist der Bahnhof Potsdamer Platz zwar zentral gelegen, hat aber als Regionalbahnhof in Berlin keine Bedeutung und ist entsprechend menschenleer.“

Deswegen: hingehen.
Berlin, Regionalbahnhof Potsdamer Platz, bis 11. Februar. Man muss ein bißchen suchen.

Und sie kommt doch!

Geschrieben von am 23. Januar 2008 12:02

Lange weigerte sich die Deutsche Bahn bzw. Herr Mehdorn, die in Frankreich auf Bahnhöfen gezeigte Ausstellung „Elftausend Kinder“ über die Transporte der französischen Bahn in die deutschen Vernichtungslager auch auf deutschen Bahnhöfen zu zeigen. Nun hat Herr Mehdorn auf Weisung von Minister Tiefensee eingelenkt: die veränderte Ausstellung mit dem Titel „Sonderzüge in den Tod – Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn“ ist ab heute in Berlin am Potsdamer Platz zu sehen und thematisiert die Rolle der Reichsbahn bei den Todestransporten. Das Protestieren hat also genutzt; allen voran hatte sich die Initiatorin Beate Klarsfeld immer wieder dafür eingesetzt. Bis zum 11. Februar ist die Fotoausstellung in Berlin zu sehen; danach sollen andere Städte wie Frankfurt am Main und Stuttgart angefahren werden.
Eine andere Ausstellung mit ähnlicher Thematik, „Zug der Erinnerung“ hat hingegen immer noch Probleme mit der Deutschen Bahn. Laut taz-Bericht tun die Entscheidungsträger der DB alles, um den Gedenkzug durch Deutschland zu verhindern.
Bilderserie hier auf n-tv.
Meldung hier auf Spiegel-online; der ausführlichere Artikel steht hier.

Straße, ausgestellt

Geschrieben von am 15. November 2007 10:37

Klingt interessant: Das Projekt „Sensing the street. Eine Straße in Berlin.“ Die „multisensorische Straßenethnographie“ ist ein Studierenden-Projekt des Instituts für Europäische Ethnologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und des Studio für Klangkunst und Klangforschung an der UdK. Drei Berliner Straßen – Ackerstraße, Adalberstraße und Karl-Marx-Straße – wurden erforscht bzw. mit allen Sinnen kartiert. An drei Orten, also in dem Stadtteil, wo sich die erforschte Straße befindet, wird ausgestellt. Was, ist mir noch nicht so ganz klar. Vielleicht auch das, was so auf Berlins Straßen herumliegt? (Möchte man intensiver darüber nachdenken?) In der Einladung zur Ausstellungseröffnung zur Ackerstraße (Mitte Museum) heißt es: „Farben, Töne, Gerüche – Sinneseindrücke, Stimmungen und Empfindungen werden beim Gang durch eine Strasse ausgelöst. Um diese sinnliche Wahrnehmung städtischer Räume geht es in der Ausstellung Sensing the street. Eine Straße in Berlin.“ Im Kreuzberg Museum und in der Galerie im Saalbau in Neukölln sind die beiden anderen Straßen zu sehen/riechen/hören.
Spiegel-Online hat schon mal den Ackerstraßen-Cocktail probiert. Und die taz riecht Laub mit Pizza.

Deutsche und französische Wissenschaftsmuseen im Dialog II

Geschrieben von am 28. September 2007 15:24

Die Tagung war schon einmal für Mai angekündigt, wurde dann vertagt und findet nun wirklich zwischen dem 14. und 16. Oktober statt:
Wissenschaftsmuseen im deutsch-französischen Dialog
Dritte Tagung von Expertinnen und Experten der Wissenschaftsmuseen
Berlin, 14.-16. Oktober 2007
Tagungsort ist das Deutsche Technikmuseum in Berlin und man kann sich noch bis zum 30. September anmelden.

Das DHM in der Kritik

Geschrieben von am 13. Juli 2007 10:02

Das Portal Zeitgeschichte online hält einen neuen Service bereit: Ausstellungsrezensionen zur Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums in Berlin. Zusammengestellt wurden die Artikel von Jan-Holger Kirsch und Irmgard Zündorf, die die Eröffnung der Dauerausstellung nicht als Endpunkt einer Kontroverse verstanden wissen wollen, sondern als „Zwischenstation für die Beschäftigung mit (Zeit-)Geschichte im Museum“. Die Rezensionen wie zum Beispiel von Jürgen Kocka oder Olaf Hartung können alle als PDF heruntergeladen werden. Auch dem DHM wurde die Möglichkeit gegeben, Stellung zu beziehen: Burkhart Assmus, zuständig für den Ausstellungsbereich Nationalsozialismus, gibt über die Genese der Dauerausstellung Auskunft. Wer noch keine Gelegenheit hatte, die Dauerausstellung zu besuchen, kann sich auf den Seiten des DHM die Panorama-Bilder ansehen. Hier schon einmal ein Bild aus meiner Kamera aus der Abteilung „Nationalsozialismus“.

Museum der Dinge geöffnet

Geschrieben von am 2. Juli 2007 11:54

Seit letztem Wochenende kann geprüft werden, ob das Museum der Dinge zu Recht zu den Lieblingsmuseen gezählt werden kann. Mit der Ausstellung „Kampf der Dinge“ stellt sich das Museum an seinem neuen Standort in Berlin-Kreuzberg vor. Der Deutsche Werkbund wird dieses Jahr 100 Jahre alt. In der neuen Dauerausstellung werden Produkte aus dieser Zeit einander gegenübergestellt, „positive und negative Pole der Argumentationslinien“ nennt es die Kuratorin Renate Flagmeier, schön oder hässlich der oder die Ausstellungsbesucher/in.
Über die neue Dauerausstellung im Tagesspiegel und in der Frankfurter Rundschau online.

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