Geschrieben von Nina Gorgus am 22. September 2006 10:51
In der Schirn-Kunsthalle in Frankfurt am Main läuft noch bis zum 1. Oktober eine Ausstellung mit dem Titel „Nichts„. Und es ist auch so: außer den sehr intellektuellen Erklärungen sieht man in der Ausstellung fast nichts. Das Nichts ist kalt: Den Auftakt bildet eine großer leerer, weißer Raum, mit einem Einbau in der Mitte, in dem sich einige wenige wirkliche Werke namhafter Künstler befinden. An den äußeren Wänden befinden sich Nummern, die man in sein Abspielgerät eingeben muß. Beim Anhören, soll, so die Intention der Kuratorin, die um die 40 Künstler gebeten hatte, ihr Werk zu beschreiben, ein Bild im Kopf entstehen: Zu hören sind etwa: Fußballfans, die „hey Jude“ von den Beatles gröhlen, zwei hustende Menschen, amerikanische Schlager etc. Mir ist unverständlich, weshalb in diesem Raum keine einzige Sitzmöglichkeit vorhanden ist. Ich hätte mir ja gerne gemütlich räkelnd auf einem Sitzpolster alle Beschreibungen angehört. So laufe ich ein paar Mal hin und her, da es in diesem Raum sehr kalt ist und beschränke mich auf einige wenige. Aber es geht noch weiter: Das Nichts ist mehrheitlich weiß – weiße, eingerahmte Blätter, die Titel tragen wie „The Limits of percepetion“ oder „1000 hours of staring 1992-1997“; eine Maschine, die Furze produziert. – Sorry, Schirn, aber ich kann mit solchen Ausstellungen rein gar nichts anfangen. Ich bekomme auf Kommando keine Bilder im Kopf, ich lese gerne etwas zu den einzelnen Werken, ich lese auch gerne Einleitungen in Ausstellungen, aber Sätze wie: „So enthüllt der Blick ins Nichts das Periphere. Das Ephemere und das Latente eröffnen sich. Was bleibt, ist ein vielfältiges, schillerndes Nichts“ verstehe ich nicht.
Die Besucherinnen und Besucher waren unterschiedlich angetan. Während einige jüngere im ersten Raum auf dem Boden saßen und sich wohl alles anhörten, hakten die meisten alles ziemlich schnell ab. Bin ich zu alt für solche Ausstellungen?
FAZ-net schreibt sehr positiv über die Ausstellung.
Geschrieben von Nina Gorgus am 21. September 2006 11:44
Nachtrag zu den Grüchen: Über „echte“ Gerüche im Museum – also über Ausstellungen, die sich mit dem Geruch und/oder Duft beschäftigen, hat mein ehemaliger Kollege Jörn Borchert ausführlich auf seinem Blog geschrieben und das ist alles hier nachzulesen.
Geschrieben von Nina Gorgus am 12. September 2006 09:40
Nein, ich meine nicht, eine Ausstellung oder ein Museum über Gerüche oder Duft. Ich meine vielmehr, den typischen Geruch, der einen empfängt, wenn man ein Museum betritt. Im Altonaer Museum in Hamburg war es der Geruch der dicken Sisalteppiche, die schon etwas in die Jahre gekommen waren und etwas feucht-gammelig rochen. Beim letzten Besuch fiel es mir sofort auf, dass sie nicht mehr da waren, es fehlte direkt etwas. Im Deutschen Sport- und Olympiamuseum in Köln roch es im ganzen Museum ‚lecker‘ nach Erbseneintopf, da sich das Museumscafé an wirklich zentraler Stelle befand. Und noch sehr gut in Erinnerung habe ich den Geruch im Pitt-Rivers- Museum in Oxford, das ich vor Jahren besuchte: es roch nach altem Holz, Tieren und vielleicht auch nach General Rivers himself.
Geschrieben von Nina Gorgus am 5. September 2006 09:41
Don Alphonso macht auf seinem Blog Rebellen ohne Markt einen bedenkenswerten Vorschlag für das Zentrum gegen Vertreibungen von Frau Steinbach in Berlin, als er in einem ungenannten Ort in Bayern ein Vertriebenen-Museum entdeckt, das von Steuergeldern betrieben wird, einen „halben Tag“ im Monat geöffnet hat und in das offensichtlich niemand hineingeht:
„Man sollte Steinbach uns Konsorten ihr bescheuertes Zentrum zur Bewichsung einer nicht mehr existierenden, ihnen im Grunde völlig gleichgültigen Heimat geben. Irgendwo in Berlin, in einem möglichst hässlichen DDR-Verwaltungsbau. Sollen sie doch die Geschichte aus ihrer Sicht erzählen, mit ein par öden Photos von Leuten, die 1938 zu 90% für Hitler waren, ein paar öde Trachten dazu und ein paar Karten mit Städtenamen, die heute nicht mehr relevant sind. Sollen sie es selber zahlen, und dann schaun wir uns in einem Jahr mal die Besucherzahlen an. Und dann unterhalten wir uns über die Notwendigkeit dieser Organisationen als Standartenträger für eine Geschichte, die sicher mies und eklig war, aber nach all den Entschädigungen, Transferleistungen und Nibelungentreueschwüren nur noch ein ekliger politischer Skandal zugunsten rechter Parteien ist.“
Auf Zeitgeschichte-online sind viele Materialien über das Zentrum gegen Vertreibungen zu finden.
Geschrieben von Nina Gorgus am 4. September 2006 09:54
Marc Zitzmann besuchte für die NZZ Online mehrmals das Musée du quai Branly in Paris und stellt in Hinblick auf die Architektur fest, „dass der erwartete grosse architektonische Wurf wohl leider nicht gelungen ist“. Auch was die Sammlung anbelangt, so zeigt er sich enttäuscht, da die Vorgeschichte und Vorgängerinstitutionen mit keinem Wort genannt werden: „So erscheint das Musée du quai Branly als eine Institution ohne Geschichte, eine Schöpfung ex nihilo.“ Er vermisst, dass den Nachfahren der „peuples d’origines“ nicht berücksichtigt wurden und dass man die Objekte allein aufgrund ihrer Schönheit und wegen ihres Alters ausstellt. Für sehr gelungen hält Zitzmann die Präsentation. Schade findet er es, dass viele Informationen erst im Nachhinein angebracht wurden und so den Eindruck stören: „Das 235 Millionen Euro teure Museum gleicht einem Haute-Couture-Kleid, das durch Sicherheitsnadeln zusammengehalten wird.“