Fast alles neu im Musée d’Orsay

Geschrieben von am 11. November 2011 22:15

Erinnern wir uns: als das Musée d’Orsay 1986 im ehemaligen Bahnhof an der Seine gegenüber vom Louvre eröfnete, schlugen die Wellen hoch: man befürchtete gar, ein Bügeleisen neben einem Degas zu finden. Die Kritik beruhigte sich dann aber wieder, und das Museum zählte fortan zum Repertoire der Parisbesucherinnen. Seitdem schoben sich die Besuchermassen durch die Hallen.

Nun lohnt sich der Weg für alle, die das Museum schon vor einigen Jahren abgehakt hatten:  Nous avons revu Orsay. Tout est à revoir, so heisst es auf der Internetseite: Das Nouvel Orsay hat seit 20. Oktober die Pforten eröffnet. Was ist passiert: Die große Halle, gestaltet von Gae Aulenti, blieb. Neu gestaltet wurden die seitlichen Galerien, das Cafe oder etwa die Galerie der Impressionisten  – von weiss zu schwarz, interpretiert man die Bilder, die auf der Seite zu sehen sind. Generell soll nicht mehr dem white cube gehuldigt werden, sondern die Wandfarbe den Bildern angepasst werden.

Neu sind auch die Sitzgelegenheiten namens Water Block vom japanischen Künstler Tokujin Yoshioka. Sie erinnern auf den Bildern in der Tat an einen Eisblock und sehen wirklich großartig aus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Noch ist die Umgestaltung nicht fertig – bis 2015 sollen alle Räume sukzessive renoviert und umgestaltet werden. Wir sind gespannt!

Hier kann man dem Premierminister Fillon bei der Eröffnungsrede zusehen.

 

 

Jean-Jacques Aillagon geht

Geschrieben von am 1. September 2011 09:38

Vorgestern gab der Präsident des Museums und des Parks von Versailles, Jean-Jacques Aillagon, bekannt, dass er am 30. September aufhört. Aufhören muss, denn er hat das Rentenalter erreicht; und eine Verlängerung war anscheinend nicht möglich bzw. nicht erwünscht. Wir hatten den Blog von Monsieur Aillagon hier vorgestellt. Eine Nachfolgerin für den prestigereichen, aber nicht einfachen Job wird schon gehandelt. Es ist eine Journalistin aus dem Umkreis des Präsidenten Sarkozy. Didier Rykner hält dies in La Tribune de l’Art für einen Skandal!

Neues vom MHF?

Geschrieben von am 20. Juli 2011 07:40

Jörn weist in Kulturelle Welten auf ein Interview von Annette Schuhmann mit Étienne François in Zeitgeschichte online über das Maison de l’histoire de France hin.
Das erinnert mich daran, dass ich eigentlich noch etwas über die Veranstaltung Nationenbildung im Museum schreiben wollte, die schon Anfang Juni in Frankfurt stattfand.
Leider erinnerten hier die Ausführungen über das Sarkozy-Projekt von Étienne François eher an die Rede eines Politikers, so glatt und unbestimmt wirkten sie. Letztendlich, so sollte sich wohl der Eindruck verfestigen, sei in den Planungen alles berücksichtigt worden, ob es sich um die Rolle der bereits existierenden Institutionen oder Museen handelte, oder zum Beispiel um die Berücksichtigung des Themas Migration in der wissenschaflichen Vorbereitungsgruppe (es gibt unter den 20 Mitgliedern einen Historiker mit Migrationshintergrund, und, by the way, vier Frauen). François betonte v.a. den Forumsgedanken der geplanten Institution und die wichtige Rolle der Wechselausstellungen.

Die interessanteste Frage diese Abends eines Teilnehmers, ob es überhaupt ein Museum bzw. einen realen Ort brauche, um all diese Ideen zu verwirklichen, da ja vieles schon vorhanden sei, blieb leider unbeantwortet.

Das MHF im Sprachnebel

Geschrieben von am 21. Juni 2011 20:30

Der geschätzte Didier Rykner vom Blog La Tribune de L’Art war bei der Pressekonferenz dabei, als das Maison de l’histoire de France vorgestellt wurde (es war wohl etwas konfus) und hat den von Jean-Paul Rioux hier vorgestellten Bericht genauer gelesen.
Rykner weist auf viele missverständliche, gar unverständliche Formulierungen hin; so dass eigentlich keiner so richtig weiss, um was es in der neuen Institution eigentlich geht bzw. wohin die Reise gehen soll. Das Nebulöse steht allerdings konträr zum politisch propagierten Inhalt der Transparenz und Allgemeinverständlichkeit – da gilt es noch viel auszulegen!

Ich visualisiere indessen schon viele Blogbeiträge zur nationalen Geschichtsmuseum. Schön, dass uns Frankreich in dieser Hinsicht nie enttäuscht – das MQB und die ganzen Querellen sind ja schließlich auch schon eine Weile her….

Es geht weiter mit dem MHF

Geschrieben von am 19. Juni 2011 14:48

Am 16. Juni war es soweit: der Vorsitzende der Kommission zur Vorbereitung des MHF, Jean-Pierre Rioux, hat dem Kulturminister Frédéric Mitterrand sozusagen den Masterplan vorgelegt, wie das Maison de l’Histoire de France einmal aussehen soll. Le Monde und AFP stellten diesen Bericht vor.

Neben den bereits bekannten Überlegungen sind wohl zahlreiche Multimedia- und Internet-Angebote geplant wie ein eigener TV-Kanal, um das Projekt besser in der breiten Öffentlichkeit zu implantieren. Besonders Kindern soll die Geschichte mit attraktiven Angeboten näher gebracht werden – da sind wir natürlich sehr gespannt. Auf der bereits eingerichteten Internetseite ist man übrigens aufgerufen, Vorschläge für die Inhalte zu machen – Partizipation der Basis sozusagen.

Geplant ist außerdem, verstärkt ausländische WissenschaftlerInnen einzuladen, die dann bei Ausstellungsvorbereitungen oder bei Vortragsreihen unterstützend mit wirken sollen.

Der Masterplan geht auch auf die Dauerausstellung ein, die 2.500 qm umfassen soll. Anscheinend ist diese in drei grosse Abschnitte oder Zugänge unterteilt: erstens eine Art chronologisches Rückgrat, zweitens Spots auf Ereignisse oder Perönlichkeiten sowie eine Helden-Allee. (Gerade letzteres klingt für mich so richtig typisch französisch).
Natürlich wird auch wieder mal die Frage aufgeworfen, wann die Geschichte anfängt – da gibt es wohl weiterhin noch große Unstimmigkeiten zwischen Politik und Wissenschaft.
Aber noch ist etwas Zeit, im Januar 2012 soll der Abschlussbericht vorliegen. Strittiges wurde ausgespart: der Standort, die Rolle der neun historischen Nationalmuseen und das Geld.

Und noch ein Hinweis: am Mittwoch, 22. Juni findet in Frankfurt ein Disskusionsabend über die Nationenbindung im Museum im IG-Farbenhaus statt.

Neues zum MHF

Geschrieben von am 9. Juni 2011 20:02

Man hört im Moment nichts mehr so richtig etwas über das geplante Maison de l’Histoire de France in Paris, aber offiziell steht anscheinend der Eröffnungstermin schon fest: 2015.

Dies geht aus einem Bericht des französischen Senats hervor. Noch dieses Jahr soll es eine Internetseite geben und Anfang 2012 soll die Institution offiziell gegründet werden. Wie geplant, soll es Gebäudeteile der Archives Nationales im Marais beziehen. Das Archiv wiederum zieht in einen vorort, einige alte Archivalien bleiben aber Vorort genauso wie das Museum des Archivs, das sich eigentlich auch der Geschichte Frankreichs widmet.

Aus dem Bericht des Senats geht auch hervor, dass das Museum selbst keine eigene Sammlung aufbauen soll. In einer chronologischen Dauerausstellung sollen stattdessen Objekte aus französischen Geschichtsmuseen gezeigt werden. Die Institution soll als eine Art Brückenkopf von vorhandenen Geschichtsmuseen, Unis und WissenschaftlerInnen werden.
Ich kann mir jetzt schon lebhaft die Diskussionen in Museumskreisen über prestigeträchtige Objekte vorstellen, die dann aus der Provinz nach Paris reisen müssen!

Catherine Dumas, die den sehr langen Bericht verfasst hat, meint im übrigen, dass die heftigen Kontroversen (Inhalte, Standort, mehr dazu hier oder hier) nur auf einer schlechten Kommunikation beruhe…
Aber noch ist alles nicht geregelt, wie das Journal Actualité du jour en direct weiss. Die HistorikerInnen sind immer noch nicht einverstanden; im April kam das Buch Quel musée d’histoire pour la France? heraus. Der geplante Standort ist weiterhin umstritten, auch das mit dem Geld scheint noch nicht komplett gelöst sein.
France 2 hat auf seinen Seiten Gegner und BefürworterInnen zu Wort kommen lassen.

Zum Glück wurde schon ein für Frankreich wichtiger Aspekt gelöst: die richtige Abkürzung für die neue Institution. Wer hätte das gedacht, sie lautet: MHF. Da kommt aber bestimmt noch was griffigeres!

Das Nationalarchiv wird im übrigen weiterhin von der Gewerkschaft besetzt; wohl im Gegenzug hat das Kulturministerium beschlossen, die Gärten öffentlich zugänglich zu machen. Das freut die Touristen, aber nicht so sehr die Angestellten….

Wer hierzu aktuelles erfahren möchte, kann sich auf der Facebook-Seite Maison de l’Histoire, pas aux archives informieren.

Neue Direktorin im Nationalarchiv in Paris

Geschrieben von am 19. April 2011 12:54

Das Pariser Nationalarchiv, in dem Sarkozy das Maison  de l’histoire installieren möchte, hat schon seit Ende Februar 2011 eine neue Direktor, nachdem die alte mit dem schönen Namen Isabelle Neuschwander gehen musste. Hier in Le Monde ist ein Interveiw mit der neuen, Madame Agnès Magnien, die sagt: das Maison  de l’histoire ist nicht mein Thema!

Aus für das Maison de l’histoire im Marais?

Geschrieben von am 4. Februar 2011 00:55

Das in Paris von Nicolas Sarkozy geplante Maison de l’histoire de France, über das der Museumsblog schon verschiedentlich berichtet hat, geht in eine neue Runde.

Eigentlich wurde ja vor kurzem mit großem Tamtam die Zusammenstellung des wissenschaftlichen Komitees für die Einrichtung des Museums bekanntgegeben, darunter auch etwa die hierzulande nicht unbekannte Soziologin und Ethnologin Martine Segalen, die Historikerin Anne-Marie Thiesse und der Historiker Pascal Ory. Auch Le Monde hat natürlich darüber berichtet.

Nun hielten ja aber Gewerkschaftsmitglieder seit September 2010 das Nationalarchiv, in dem das neue Museum unterkommen soll, besetzt. Ende Januar wurde die Besetzung schließlich beendet – nachdem das Kulturministerium Zusagen gemacht hatte:

Le cœur des activités scientifiques, culturelles, éducatives et muséographiques (des Archives nationales sera) maintenu dans le quadrilatère, notamment dans l’Hôtel de Soubise.

Hinzu kommen weitere Zusagen, wie:  die Urkundensammlung der Pariser Notare bleiben im Gebäudekomplex und werden weitergeführt; auch das Archiv aus der Zeit vor 1790 soll nicht mit an den neuen Standort nach Pierrefitte-sur-Seine umziehen.

Manche schließen aus diesen und anderen Zugeständnissen, dass dann eiegntlich kein Platz mehr für das geplante Sarkozy-Museums mehr sei.

Davon gehen auch die HistorikerInnen aus, die in einem offenen Brief in  Le Monde zum wiederholten Mal ihren Unmut zum Ausdruck bringen: weder das Komitee sei angemessen besetzt noch die vielen vorgebrachten Einsprüche berücksichtigt worden. Die Autorinnen wie Gérard Noiriel und Nicolas Offenstadt stellen das neue Projekt in Kontext mit der langsamen Verabschiedung des Staates aus seinem öffentlichen kulturellen Engagement und verurteilen die Instrumentalisierung der Geschichte. Die UnterzeichnerInnen fordern eine kritische und vorurteilsfreie Geschichte für alle. Sie werfen Sarkozy u.a. vor, unbequeme Aspekte der französischen Geschichte wegzulassen – Sarkozy hatte angekündigt, mit dem Museum eine komplett neue Seite aufschlagen zu wollen.

Das kann er jetzt schon mal ausprobieren…

Nicht alle wollen Sarkozys Maison de l’histoire

Geschrieben von am 5. Januar 2011 07:56

Nicht alle sind mit dem Plan von Staatspräsident Sarkozy einverstanden, im Nationalarchiv ein Maison de l’histoire de la France einzurichten. Ganz besonders nicht Mitarbeiter des Nationalarchivs selbst, die seit der Ankündigung das Archiv besetzt halten.

Auf Deutschlandradio Kultur gab es kürzlich dazu etwas zu hören.

Spiel mit dem orangenen Monster

Geschrieben von am 4. November 2010 23:44

Sehr witzig: die Seite zur Moebius-Ausstellung in der Fondation Cartier in Paris. Unbedingt mit Ton anschauen und die Maus tanzen lassen…

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