Immigrations-Museum in Frankreich auf den Weg gebracht

Geschrieben von am 25. Oktober 2006 10:57

Seit einiger Zeit entsteht in Paris die Cité nationale de l’Histoire de l’Immigration – pikanterweise im Palais de la Porte Dorée, einem Gebäude, das einst zur Kolonialausstellung 1931 gebaut wurde. Es war erst Kolonialmuseum, dann Kunst- und Zivilisationsmuseum für Afrika, Asien, Ozeanien, Nord- und Südamerika; die Sammlung wurde dann vom Musée du Quai Branly übernommen. Nun wird der Palais behutsam umgebaut. Anfang Oktober wurde die Baustelle mit einer Rede des Kulturministers eingeweiht; ebenso wurde die Internetseite neu gestaltet. In 172 Tagen, so zeigt heute der Countdown auf der Internetseite an (April 2007), soll die Dauerausstellung eröffnet werden.
Die Cité ist bereits sehr aktiv und macht mit diversen Veranstaltungen – Tagungen, Theater, Ausstellungen an anderen Orten – auf sich aufmekrsam. Um nicht nur die Geschichte aufzuarbeiten, sondern auch die Gegenwart mitzugestalten, hat sie ein Netzwerk gegründet, um Organisationen, Projekten etc., die sich mit Immigration und Integration beschäftigen, ein Forum zu geben.
In Deutschland hat das Projekt übrigens im gemeinnützigen Verein DOMIT (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland) zwar ein Pendant, nicht aber die politische und finanzielle Unterstützung wie in Frankreich. Langfristig ist ein Migrationsmuseum geplant, ein Zentrum der Geschichte, Kunst und Kultur der Migration.
Vielleicht können ja einige Kulturpolitiker mal einen Betriebsausflug nach Paris machen, um sich vor Ort von der Notwendigkeit des Anliegens auch für Deutschland zu informieren.

Das Altonaer Museum in Hamburg wird reformiert

Geschrieben von am 23. Oktober 2006 08:31

„Konventionelle Vitrinenausstellungen wird es in Altona nicht mehr geben“, so sagte Museumsdirektorin Bärbel Hedinger in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt. Zeitgemäße Formen der Vermittlung sollen gesucht und gefunden werden. Herzstück des Umbaus ist das Forum im Erdgeschoß des Altonaer Museums, in dem schnell und unkonventionell auf regionale und lokale Themen reagiert werden soll. „Themenbezogen und interdisziplinär“ sollen die Abteilungen, die sich mit der norddeutschen Landesgeschichte beschäftigen, künftig präsentiert werden. Für den Umbau stellt die Hamburger Kulturbehörde 3 Millionen Euro zur Verfügung. Mitte nächsten Jahres ist die Eröffnung des Forums geplant, die weiteren Abteilungen folgen.

"Erzwungene Wege" besichtigt

Geschrieben von am 19. Oktober 2006 10:16


Noch bis zum 29. Oktober ist die vieldiskutierte Ausstellung Erzwungene Wege in Berlin im Kronprinzenpalast zu sehen. Sie hat mir doch etwas Unwohlsein bereitet: aus inhaltlicher Sicht, da die Kontextualisierung der dort aufgeführten Vertreibungen vollkommen fehlt bzw. stark verkürzt ist. Die Thematisierung der Vertreibungen jüdischer Menschen etwa wirkte auf mich wie ein Alibi. Und was wollen uns die Ausstellungsmacher sagen, wenn wahllos Fotos nebeneinandergelegt werden, auf dem man Flüchtende aus unterschiedlichen Zeiten und Orten (mit und ohne Handkarren, mit Schlitten, in einem Zug…) sieht?
Auch gestalterisch hat die Ausstellung mich nicht überzeugt. Der erste Raum, in dem es um die verschiedenen Vertreibungen im 20. Jahrhundert in Europa geht, wirkt wie ein an die Wand geklatschtes Buch. Überrascht hat mich, dass aber doch so viele, wirklich wunderbare Objekte präsentiert wurden – man müßte allerdings eher sagen: versteckt wurden. Sie sind im ersten Raum mit in die Schautafeln integriert, aber nicht an prominenter Stelle. In den anderen Raumen sind die Objekte in gestapelten Kisten versteckt. An für sich eine gute Idee. Leider passt sie nicht in diese Räumlichkeiten, und wenn es viel zu dunkel ist, um sie richtig zu betrachten und die Beschriftungen erst einmal gesucht werden müssen, halte ich diese Idee für verschenkt.

Mehr Informationen: was Zeit online, taz, Spiegelonline und der Hauptstadtblog darüber schreiben.

Was ist das? Die Auflösung

Geschrieben von am 4. Oktober 2006 10:02


Eine Tondusche, von unten aufgenommen. Herzlichen Glückwunsch, Herr Borchert!
Aufgenommen im Deutschen Historischen Museum – in dem ich bestimmt 20 solcher Klangduschen gezählt habe. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie es eigentlich nicht sein sollte: Leider hängen die Klangduschen so hoch, dass in den Räumlichkeiten der Dauerausstellung (Abt. Weimarer Zeit bis Gegenwart) ein grauenvoller Klangwirrwarr herrscht. Und wenn dazu wie hier auf dem Bild noch viele Duschen nebeneinander hängen, hört man gar nichts mehr. Eine andere Frage ist die der Ästhetik: Vielleicht fällt es auf dem Foto nicht so auf, aber diese Duschen wirken, mit Verlaub gesagt, sehr hässlich und geschmacklos. So gesehen passen sie aber wiederum zur Ausstellungsarchitektur der Etage, die sich durch Langeweile und Behäbigkeit selber disqualifiziert.

Zum Nachlesen auf dem Museumsblog: Erfahrungen mit Klängen im Museum, von Thomas Rößler.

Was ist das?

Geschrieben von am 2. Oktober 2006 17:06


Gesehen in einem großen, deutschen Museum

Mein neues Lieblingsmuseum

Geschrieben von am 2. Oktober 2006 09:17

Es ist klein, liegt verborgen in einem schönen Hinterhof mit Garten und sehr charmant: Das Heimatmuseum Neukölln, von dem ich zwar schon viel gehört und gelesen, das ich aber schändlicherweise nie besucht hatte. Nun habe ich dort die Ausstellung „Reisefieber“ gesehen: eine liebevoll inszenierte Schau mit witzigen Objekten und sehr schönen, prägnanten Texten, die sich um das Thema Reisen (in die Nähe und in die Ferne) dreht. Viele der Geschichten haben mit Neuköllner Bürgerinnen und Bürgern zu tun, spiegeln aber gleichsam die deutsche Geschichte – eine inhaltlich runde Sache. Die Ästhetik der Ausstellung ist schlicht, wirkt aber durchdacht und gut umgesetzt und fügt sich adäquat in die Struktur des ehemaligen Lesesaals der Neuköllner Stadtbibliothek ein. Im Vorraum, oder wenn schönes Wetter ist, im Garten, kann man bei einem Kaffee in den Publikationen schmökern. Und: der Eintritt ist frei – „wir sind doch ein staatliches Museum“, sagte der nette junge Herr an der Kasse. Ich kann nur sagen: hingehen, anschauen, Bücher kaufen und auf diese Weise ein vorbildliches staatliches Museum unterstützen. Es war das beste, was ich in meiner Berlinwoche gesehen habe.

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