Schon mal schauen in Metz

Geschrieben von am 26. April 2010 22:38

Am 12. Mai eröffnet die Außenstelle vom Centre Pompidou in Metz. Monsieur Frédéric Edelmann von Le Monde war schon einmal da. Sein erster Ratschlag: bloß nicht ums Gebäude gehen – von hinten sieht es aus wie eine Waschmaschine (und das erinnert Edelmann natürlich an die Öl-Raffinerie, mit der damals das Centre Pompidou verglichen wurde). Entworfen haben es der japanische Architekt Shigeru Ban und der französische Architekt Luc Arsène-Henry. Unklar äußert sich Edelmann darüber, ob das Gebäude eher einem Pavillon einer Weltausstellung, einer Seilbahnstation oder dem Haus der „Schtroumpfs“ ähnelt – es klingt auf alle Fälle futuristisch – und sieht auf der Internetseite auch so aus:

Wer mag, kann sich übrigens die 3 Jahre Bauzeit als Viedeoclip ansehen – ein schönes Kranballett!

Edelmann ist sich sicher: dieses Haus wird viele zufriedenstellen, weil es multifunktional ist, viele kulturelle Bedürfnisse bedient. Nicht zuletzt wird es auch deshalb Begeisterung hervorrufen, weil die Ausstellungen von Paris aus bedient werden. In der Eröffnungsausstellung Chefs-d’oeuvre? werden über 500 Werke aus dem Mutterhaus zu sehen sein. Vom 12. – 16. Mai wird Eröffnung gefeiert – Metz ist sicher eine Reise wert.

Die Macht des Rund – Große Landesausstellung zum Fußball in Stuttgart

Geschrieben von am 23. April 2010 00:49

Gefühle, wo man schwer beschreiben kann“ – mit diesem Un-Satz betitelte das renommierte Haus der Geschichte Baden-Württemberg ihre aktuelle Ausstellung in Stuttgart, die begleitend zur Fußball-WM dem Mythos „Fußball im Südwesten“ ein Denkmal setzen könnte. Denn frei nach dem bekannten Slogan „Wir können alles – außer Hochdeutsch“ geht man offensiv mit dem Zitat – so protokolliert nach dem Sieg der EM 1996 – des Ausnahmestürmers und späteren Bundestrainers Jürgen Klinsmann um und versammelt zahlreiche Objekte, Namen und Geschichten um das runde Leder in einer großen Landesausstellung bis zum 11. Juli im Kunstgebäude am Stuttgarter Schlossplatz.

Ich hatte das Glück, an den Eröffnungstagen Ende März noch einen eher beschaulichen Zuschauerstrom mitzuerleben, aber beeindruckend war schon da, welche Gefühle und Geschichten die Ausstellung bei den Besuchern freizusetzen scheint. Tatsächlich handelt es sich hier um eine dramaturgisch durchdachte Schau, der es gelingt, sowohl das Thema passend zu inszenieren, verschiedenste Besuchergruppen zu involvieren und gleichzeitig ein spannendes und reflektiertes Begleitprogramm anzubieten.

Schon gleich im Entree („Der Auftakt“) wird der Besucher durch eine große Videoprojektion in das Thema katapultiert: überbordende Gefühle im Stadion, temporeiches Spiel und männliche Aggressivität schieben uns in den nächsten, ruhigeren Raum, den Kuppelsaal. Dort wird nur ein einziges Exponat gezeigt, inszeniert wie eine königliche Krone oder ein heiliger Fetisch: der goldene FIFA-Pokal (der einzige von zehn in Privatbesitz). Der rote Teppich und die Fotocollagen an den Wänden (Szenen mit baden-württembergischen Fußball-Helden) verwandeln den Raum in eine „Kathedrale des Fußballs“ und offenbaren ihn als moderne Ersatz-Religion, die den einzelnen in ritualisierte Handlungen und emotionale Gemeinschaftserlebnisse einbindet.

Im anschließenden „Vereinsheim“ wird´s gemütlicher, hier kann man sich mit kleinen Speisen und Getränken stärken, genüsslich beisammen sitzen und die zahlreichen Vereins-Wimpel und -Fotografien „aus’m Ländle“ studieren. Hier erhält der Volkssport seine populäre und historische Verankerung, während man sich im nächsten Raum, dem grün unterlegten Aktionsbereich selbst spielerisch betätigen kann: entweder „in echt“ im „Soccer-Court“ (Außenbereich), am Tisch (Tischkicker oder Tipp-Kick) oder am Monitor zur Sportreportage. Dabei zeigt sich schnell, dass hier – beim Bemalen der Tipp-Kick-Figuren oder bei der Suche nach einem Kick-Partner – das Sozialverhalten geschlechts-, generations- und länderübergreifend am besten funktioniert.

Manch einer schafft es dann vor lauter Schwelgen in nostalgischen Erinnerungen gar nicht mehr bis in den größten Ausstellungsraum, in dem mittels einer riesigen Rundvitrine und zahlreichen Einzelvitrinen viele Objekte, Filme und O-Töne die Geschichte des Fußballs im Südwesten erzählen. Hier lebt der Mythos auf, hier wird die von Klinsmann 1997 getretene Werbetonne zur Ikone – oder bleibt eine Werbetonne mit Loch, je nach Standpunkt. Schlussendlich hängt es vom „Glauben“ des Besuchers ab, ob er mit Aahs oder Oohs durch die Ausstellung schlendert oder ob er sich nüchtern-distanziert betrachtet, wie durch diesen Sport regionale Identität, politische Geschichte oder einfach nur eine Menge Geld geschaffen wird.



Krieg im Museum

Geschrieben von am 19. April 2010 23:15

In Frankreich käme niemand auf die Idee, an einem 11.11. an Karneval zu denken. In Frankreich gedenkt man stattdessen der Toten des Ersten Weltkrieges: am 11. November wurde der Waffenstillstand zwischen Frankreich und Deutschland unterzeichnet.

Nächstes Jahr soll in Meaux, im Zentrum der beiden Marneschlachten, ein Kriegsmuseum eröffnet werden. Dieser Tage wurde vom Kulturminister der Grundstein gelegt. Im Zentrum steht die Sammlung, die der renommierte Historikers Jean-Pierre Verney zusammengetragen hat und dessen Anti-Kriegs Buch Elender Krieg letztes Jahr auch auf Deutsch erschien.

Wie das Museum aussehen könnte, wurde hier schon einmal im November 2008 vorgestellt – eine vorläufige Ausstellung, die ein Jahr lang in Meaux zu sehen war.

In Kisten wartet die Sammlung darauf, ausgepackt zu werden, und erinnert doch stark an ein Figurinen-Museum. Der  Bürgermeister von Meaux, Jean-Pierre Copé kündigte damals aber auch ein modernes, lebendiges Museum, in dem z.B. ein Stück Schlachtfeld virtuell inszeniert werden soll.*

Wir sind gespannt, doch erinnerten die ersten Bilder leider eher an das etwas dröge Pariser Armeemuseum als an die wirklich beispielhafte Inszenierung (weil aus verschiednene Sichten) im Historial von Péronne.

*Warum der Bürgermeister Jean-Pierre Copé bei der Eröffnung der vorläufigen Ausstellung als Eröffnungstermin des Museums den 11.11.11 um 11 Uhr 11 nennt (und damit einige Lacher erntet), ist doch einigermaßen merkwürdig.

Bei Bach in Leipzig

Geschrieben von am 13. April 2010 23:04

Das Bach-Museum in Leipzig erstrahlt seit kurzer Zeit im neuen Glanz – im Bose-Haus wurde um- und angebaut. Das Ergebnis ist sehr sehenswert: ein kleines, feines Museum mit schönen Inszenierungen.

Das Gebäude ist gewissermaßen das erste Ausstellungsstück – die Familie des Kaufmanns Bose, der hier wohnte, hatte enge Beziehungen zu den Bachs, die gegenüber in der Thomasschule residierten. Das Bose-Haus wurde sorgsam restauriert, zuweilen gibt es davon noch Spuren zu sehen.

Es geht hier natürlich in der Hauptsache um den Musiker Bach und um seine Werke. Das Schöne am Besuch ist, dass auch nicht ausgewiesene Bach- oder Musikexperten Spass am neuen Museum haben. Die Zugänge zu Bach erklären sich aus der Gegenwart. Themen wie: Bach privat oder Bach auf Reisen bieten Einblicke in den Alltag des Musikers und seiner Familie. Einblicke erhält die Besucherin auch in die Arbeit des Bach-Archivs, zu dem das Museum gehört: so dürfen die Handschriften sozusagen selbst erforscht werden.

Lesen Sie den Rest des Beitrags »

Sitzen im Museum XX

Geschrieben von am 5. April 2010 12:57

Gepflegt sitzen auf Stahrohrmöbel von Marcel Breuer. Wo könnte man das besser tun als am historischem Ort in Dessau, in einem der Meisterhäuser der Bauhaus-Macher.

Sitzen im Meisterhaus

Kein Ende der Fastenzeit in Hamburg

Geschrieben von am 3. April 2010 09:50

Für einige ist nun ja das Ende der Fastenzeit angesagt – für Hamburgs Museen gilt das allerdings nicht. Im Artikel von Petra Schellen in der Taz wird die Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck als Gutsherrin beschreiben, die nach Gutdünken mal hier und da die Gelder verteilt. Gerne in der Hochkultur – wie Elbharmonie, die, wen wundert das eigentlich noch, teurer wird als geplant, ungern an die 7 kulturgeschichtlichen Museen oder an low culture. Aber auch die Elbharmonie muss anscheinend darben: wenn der Bau so teuer ist, muss man halt am Programm sparen. Das sollen die Museen künftig auch: über Ausstellungen soll künftig eine Jury, die die Kulturbehörde einsetzt, entscheiden – nach Vorlage. Zugleich sollen natürlich BesucherInnenzahlen erhöht werden. Kein Wunder dass die DirektorInnen not amused sind.

Auch andere Medien informierten über die schlechte Stimmung in der Hansestadt: DeutschlandRadio berichtete über die Finanzmisere in Hamburg und die Welt über die Kehrtwende in der Museumspolitik.

Sitzen im Museum XIX

Geschrieben von am 1. April 2010 15:21


Sitzen und Sitzen sehen im Volkskundemuseum Wien

Archiv

Noch was

Archiv