Figurinen im Museum VIII

Geschrieben von am 25. Mai 2009 10:29


Diesem freundlichen Herrn mit Pfeife im Mund kann man in einem kleinen Museum im Hunsrück begutachten, genauer im Agrarhistorischem Museum Emmelshausen. Der Förster in seinem Büro – so heisst die Inszenierung – wird völlig ungebrochen dargeboten; man könnte sich theoretisch zum Förster an den Schreibtisch setzen. Möchte man das im Museum wirklich erreichen?

Katze aus dem Sack!

Geschrieben von am 20. Mai 2009 16:47

Schon seit längerem schwirrten die Gerüchte, wurden Namen genannt, gab es Vermutungen jeglicher Art… nun ist die Katze aus dem Sack!

In einem heute veröffentlichten Communiqué gab die Kulturministerin Christine Albanel nun die neue Marschrichtung für das Marseiller MuCEM vor und nahm gleichzeitig dem amtierenden Direktor Michel Colardelle das Steuer aus den Händen.
„Wir stehen vor einer neuen wichtigen Phase des Projektes“, sagte Albanel, das MuCEM sei „ein bedeutendes Projekt im Rahmen der Mittelmeer-Union, eine offene und pluridisziplinäre Kultureinrichtung“ dem aber auch, Dank einer aktiven Leihgabenpolitik, eine Hauptrolle im Bereich der Kulturanthropologie zukomme.
Um die Eröffnung des Museums 2012 zu gewährleisten, ernannte die Ministerin Bruno Suzzarelli zum Direktor der „mission de préfiguration“ mit der Auflage sich bereits in den nächsten Wochen in Marseille zu installieren um vor Ort die Realisierung des Projektes zu gewährleisten. Suzzarelli ist ein verdienter Beamter, inspecteur général des affaires culturelles und ehemaliger Verwaltungsdirektor des Kulturministeriums, das heisst ein Insider mit wichtigen Verbindungen zu den einzelnen Abteilungen aber weder ein Wissenschaftler noch ein Kulturmanager mit internationaler Erfahrung.
Neben der baulichen und administrativen Realisierung, den Verhandlungen mit den verschiedenen Instanzen und Partnern des zukünftigen MuCEM wird Suzzarelli auch mit der Erarbeitung der kulturellen Programmation sowie der Eröffnungsausstellung betraut.
Alles was die Sammlungen betrifft, die bereits vorhandenen ebenso wie die zu erstellenden, bleibt weiterhin in Paris unter der Leitung des amtierenden Teams…
Ein harter Schlag für Michel Colardelle aber auch für seinen wissenschaftlichen Beirat die seit fast einem Jahrzehnt an einem Konzept arbeiten. Auch wenn schon seit langem (zum grossen Teil berechtigte) Kritik an diesem Konzept und auch am Management geübt wurde, ist diese Neubesetzung, und vor allem ihre Art und Weise, nicht gerade ein Zeichen von Eleganz!

Figurinen im Museum VI

Geschrieben von am 7. Mai 2009 08:28

Und noch einmal täuschend echte Figurinen, diesmal gänzlich ungebrochen: Gewandet in Kleidung des 18. und 19. Jahrhunderts befinden sie sich im Haus Riensberg, einem Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert, das Teil des Focke-Museums Bremen ist und bremische Wohnkultur, europäische Glaskunst vom 16. bis zum 20. Jahrhundert und das neue Kindermuseum mit der Spielzeugsammlung beherbergt. Ein Ort, um sich lange aufzuhalten, ist im übrigen das wunderbare Schaumagazin des Focke-Museums.

Figurinen „völkischer“ Art

Geschrieben von am 18. April 2009 12:29

Anlässlich der Neuaufstellung (2003; weitere Erneuerung 2008) hat das Grazer Volkskundemuseum im  „Joanneum“ einige Vitrinen des sogenannten Trachtensaales übernommen, als eine Art von „Museum eines Museums“. Diese Figurinen wurden in den 30er Jahren geschaffen und der Schnitzer hat sich, im Auftrag des damaligen Museumsleiters Viktor von Geramb, von „echten“ Bauern inspirieren lassen.

Alles über das Witzerland

Geschrieben von am 13. März 2009 15:19

Eher selten gelten Schweizerinnen und Schweizer als besonders schlagfertig oder sogar witzig.

Dieser Satz ist nicht ausgedacht, sondern steht so auf der Internetseite des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich. Hier wird die Ausstellung Witzerland geplant:
Humor, Witz und Satire sind das Thema der Schau: eine multimediale Zusammenstellung humoristischer Blicke auf die Schweiz.

Für alle, die bei Schweizer Humor immer noch oder nur an Emil denken, könnte diese Ausstellung interessant werden.

Ab dem 2. April ist die Ausstellung in Zürich zu sehen – und man kann selbst noch dazu beitragen. Witze, Zeichnungen oder Videos sind dem Museum willkommen, alles weitere dazu findet sich bei Witzerland.

Volkskundliches in Vorarlberg

Geschrieben von am 3. März 2009 14:45

Richard Beitl war in verschiedenen Welten zu Hause: er lebte in der Großstadt und auf dem Land, er war Wissenschaftler und Professor für Volkskunde in Berlin, zugleich auch noch Dichter und Schriftsteller. Vor allem war er auch aus dem Montafon und im kleinen Städtchen Schruns beheimatet, in dem er auch eine Zeitlang als Kulturreferent tätig war. Was klingt wie eine Patchwork-Karriere eines Geisteswissenschaftlers aus der Gegenwart, verweist indessen auf ein bewegtes Leben im letzten Jahrhundert.

Das Montafoner Heimatmuseum widmet den vielen Facetten von Richard Beitl nun die Ausstellung Schruns – Berlin, die wirklich interessant zu sein verspricht. Es geht hier natürlich um Biografisches, um Dichtung und Wissenschaft, wie der Untertitel sagt und um die Heimat – das Montafon.

Beitl fand über die Germanistik zur Volkskunde, studierte in Wien und Berlin. In Berlin fand er auch seine erste Anstellung bei der Zentralstelle des Atlas für deutsche Volkskunde, dem volkskundlichen Großprojekt, dessen Geschichte demnächst in einer Untersuchung erscheint. Aus diesem Themenkreis stammte auch seine Habilitationsschrift Untersuchungen zur Mythologie des Kindes über Korndämonen – die posthum veröffentlicht wurde. Den wissenschaftlichen Aktivitäten fügte er noch viele weitere hinzu; er sammelte etwa Sagen aus Vorarlberg und publizierte sie in Standardwerken und er schrieb erfolgreich Romane, die heute noch in jedem Vorarlberger Bücherregal stehen. Seine Wege führten ihn oft von Schruns nach Berlin und wieder zurück, aber auch weit darüber hinaus.

Die Ausstellung ist noch bis zum 18. April zu sehen.
Im April erscheint dazu noch ein Begleitbuch.

Montafoner Heimatmuseum Schruns
Kirchplatz 15
A-6780 Schruns
Dienstag – Samstag, jeweils 16-18 Uhr

Hessischer Alltag statt Kunst im Gedränge

Geschrieben von am 11. Februar 2009 11:22

Während sich sonntags die BesucherInnen in der Schirn oder im Städel auf die Füße treten, um einen Blick auf die ausgestellten Werke zu erheischen, sollte man lieber der Stadt den Rücken kehren. Das Kloster Lorsch und das Museumszentrum sind eine echte Alternative. Das Gelände des Weltkulturerbes Kloster Lorsch lässt erahnen, wie weitläufig das Kloster einmal war und natürlich kann man gebührend die Königshalle bewundern. Lesen Sie den Rest des Beitrags »

Sonntagsausflug

Geschrieben von am 30. November 2008 11:13


Wer im Rhein-Main-Gebiet wohnt und diesen Sonntag noch nichts vorhat, dem und der sei ein Ausflug in das Rosenmuseum Bad Nauheim-Steinfurth empfohlen. Hier ist nun – für knapp ein Jahr – die Ausstellung Die Sprache der Blumen – eine Blütenlese aus der Schweiz zu sehen. Die von Cornelia Meyer kuratierte und von Trinidad Moreno gestaltete Schau* vermittelt sehr anschaulich, welche Rolle Blumen in der Naturwissenschaft, in der Dichtung und in der mündlichen Kommunikation spielten und vielleicht immer noch spielen. Es gibt natürlich viele Blumen zu sehen – wie die handwerklichen wunderschönen Modelle aus dem Naturkundemuseum – und sehr viel zu lesen. Das Lesepensum lässt sich aber sehr gut bewältigen, denn die Ausstellung hat eine angenehme Größe.
Bei dieser Gelegenheit kann man dann auch gleich die gut inszenierte Schausammlung des Museums anschauen und mehr über die Bedeutung der Rose für die Gemeinde erfahren.
Angenehm ist auch, dass das Rosenmuseum im Erdgeschoss ein nettes Café und einen gut sortierten, natürlich blumig angehauchten Shop hat. Alles in allem wieder einmal ein Beispiel dafür, dass sich auf dem sogenannten Land viel mehr tut als vermutet.

* Die Ausstellung war für den Strauhof in Zürich konzipiert und hier stand schon mal im Museumsblog etwas darüber.

Evet – Ja, ich will!

Geschrieben von am 10. November 2008 18:55



Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund zeigt noch bis 25. Januar 2009 eine Ausstellung zu Hochzeitskultur und -mode von 1800 bis heute in Deutschland und in der Türkei. Angesichts der grossen türkischen Community in Dortmund will das Museum in seiner Programmation der veränderten Bevölkerungsstruktur Rechnung tragen.

Bekanntes, Fremdes und Gemeinsames soll aufgezeigt werden. Die Brautkronen und -trachten des 19. Jahrhunderts aus verschiedenen deutschen Regionen muten ebenso exotisch an wie die prächtigen goldbestickten Samtroben wie sie in der Türkei getragen wurden. Henna-Nacht und Polterabend, Hochzeitsgewänder, Kopfschmuck, Aussteuer, religiöser Kontext, die Rolle der Braut etc. werden ebenso behandelt wie die Generalisierung des weissen Brautkleides und die Kreationen aktueller Modeschöpfer und Designer aus beiden Ländern oder die Frage warum junge Menschen heutzutage überhaupt noch heiraten.
Ein umfangreiches Begleitprogramm von Führungen, Konzerten, Lesungen, Kabarett usw. widmet sich den Themen Liebe und Hochzeit
Die Ausstellung wird im Anschluss an Dortmund vom 1. März bis 7. Juni in Mannheim gezeigt werden.

Junggeblieben

Geschrieben von am 10. November 2008 17:59

Nicht nur ideenreich, sondern auch junggeblieben: Themen und Museographie sind zeitgebunden; diese Erfahrung kann man immer wieder machen, wenn man Museen nach längerer Zeit wieder aufsucht. Doch manches Museum altert erstaunlicherweise nicht: das Österreichische Museum für Volkskunde gehört für mich dazu. Die Dauerausstellung ist nun um die 15 Jahre alt – jung kann man sagen.
Denn sie ist überhaupt nicht gealtert, weder was der Zugang noch die Inszenierung betrifft. Denn wie kann man die Objekte des „Volkes“ präsentieren, ohne zugleich den Blick von den anderen, von ForscherInnen, von Museen, von der Stadtbevölkerung zu erwähnen? Es geht hier auch um Klischees und Stereotypen, um Vorstellungen des anderen, um Kulturgeschichte und um eine geschickte Verflechtung mit der Museumssamlung. Die Ausstellungsarchitektur ist schlicht und zurückhaltend, und bringt manches auf den Punkt – zum Beispiel mit auf Podesten präsentierten Möbeln. Und von den klugen, pointierten Texten könnten manch andere Museen lernen.

Der Besuch lohnt sich, denn zur Zeit sind gleich noch zwei herausragende Fotoausstellungen zu sehen: Die Ausstellung „Places of Worship. Interreligiöse Gebetsräume auf Flughäfen“ mit den schönen Fotografien von Andreas Duscha beschäftigt sich mit einem klassischen volkskundlichen Thema – in der Gegenwart (nur noch bis zum 16.11.).
Die zweite Fotoausstellung, Prag 1968 – Fotografien von Heinz Hosch widmet sich einem Pressefotografen, der das Ende des Prager Frühlings 1968 fotografisch festgehalten hat. Schön deutlich wird hier die Verschränkung von weltpolitischem Ereignis und individuellen (Berufs-)Alltag. Kommentiert wird das Fotoarchiv von einer szenischen Installation mit Tönen aus dem aktuellen Prag von Paul Divjak. Unbedingt hingehen!

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