Geschrieben von Nina Gorgus am 10. September 2011 23:24
In Graz wird demnächst getagt: Gehört der Krieg ins Museum heisst die Veranstaltung zwischen dem 21. und 23. September, die u.a von Gottfried Fliedl geplant wurde. Mit dem einzigartigen Landeszeughaus ist das sozusagen eine Steilvorlage.
In der Ankündigung heisst es:
Darstellungen von Krieg und Gewalt in Museen oszillieren meist zwischen der Faszination des Schreckens und seiner Instrumente einerseits, und dem pädagogischen Impuls, Gewalt zu erklären und durch Deutung verarbeitbar bzw. vermeidbar zu machen andererseits. Den Grundfragen nach dem gesellschaftlichen und institutionellen Umgang mit Krieg und Gewalt müssen sich auch einschlägige Museen stellen. Gehört der Krieg tatsächlich ins Museum? Und wenn ja, mit welchen Zielen und Mitteln? Kann das Museum Banalisierung und Ästhetisierung, die Verwandlung von Gewalt, Tod und Trauma in Sehenswürdigkeiten vermeiden? Welche Bilder von Betroffenheit oder Identifikation erzeugt man – und welche wären wünschbar? Lässt sich etwas über die Dialektik von Freund und Feind erfahrbar machen? Das 200–Jahr–Jubiläum des Universalmuseums Joanneum zum Anlass nehmend, diskutieren wir für das Landeszeughaus, historisches Monument und touristische Attraktion gleichermaßen, Möglichkeiten neuer, analytischer und diskursiver Umgangsformen mit dem Krieg im Museum.
Ich bin gespannt!
Geschrieben von Nina Gorgus am 4. September 2011 08:37
Fotografie funktioniert ja oft ohne Titel, zumeist aber nicht. So sind auch die Fotos von Stephan Kaluza auf den ersten Blick „nur“ schöne Panoramafotos von zumeist leeren Landschaften. Erst die Verbindung mit den Namen lassen neue Bilder erstellen: Kaluza fotografiert ehemalige Schlachtfelder und die Bilder heissen Verdun, Somme oder Waterloo.
Die fotografische Arbeit heisst Felder und ist vom 2. bis 10. September im Raum für Kunst in Düsseldorf zu sehen.

Und hier ist ein Video auf arte über den Künstler.
Geschrieben von Nina Gorgus am 1. September 2011 09:38
Vorgestern gab der Präsident des Museums und des Parks von Versailles, Jean-Jacques Aillagon, bekannt, dass er am 30. September aufhört. Aufhören muss, denn er hat das Rentenalter erreicht; und eine Verlängerung war anscheinend nicht möglich bzw. nicht erwünscht. Wir hatten den Blog von Monsieur Aillagon hier vorgestellt. Eine Nachfolgerin für den prestigereichen, aber nicht einfachen Job wird schon gehandelt. Es ist eine Journalistin aus dem Umkreis des Präsidenten Sarkozy. Didier Rykner hält dies in La Tribune de l’Art für einen Skandal!
Geschrieben von Nina Gorgus am 22. August 2011 22:20
So sitzt es sich im Museum Neukölln.

Geschrieben von Nina Gorgus am 17. August 2011 22:20
Über das Museum Neukölln wurde hier im Museumsblog ja schon vor einiger Zeit geschrieben. Nun war ich selbst dort und habe natürlich die Dauerausstellung, aber auch die Ausstellung Drei Dinge meines Lebens angeschaut. 
Neun Objektgruppen sind im Raum in Vitrinen verteilt. Um sie zu verstehen, bedarf es audiovisueller Hilfe: mittels Großprojektion oder i-Pad erfährt man, welche Bewandtnis die Objekte haben und weshalb sie von ihren Besitzern ausgesucht wurden.

Dies hier im Bild ist ein seit Jahrzehnten in Berlin ansässiger Bayer, dem man seine Herkunft noch sehr anhört. Er erklärt, was Bild und Vase für ihn bedeuten, und offenbart zugleich Teile seines Lebens.
Gerade die Filme, in denen die Besitzer darlegen, warum sie die Objekte rausgesucht haben, sind sehr spannend. So zählt uns ein Mann lang und breit die Beschaffenheit, Herkunft und Form von Kaffeemühle, Hobel und Diaprojektor und lässt doch irgendwie offen, warum er diese Objekte ausgesucht hat und was sie für ihn bedeuten.
Ganz anders die Geschichten einer älteren Frau: der Toilettenrollenhalter steht für die Großmutter, der Aschenbecher für die Tante und deren Freundin, die Pfeife für einen toten Freund ihres Mannes. Das ist so schön erzählt, dass man hinterher die Objekte anders betrachtet. Und was will man mehr im Museum?
Geschrieben von Nina Gorgus am 12. August 2011 22:23
Hier lässt es sich mit Aussicht sitzen und in den Horzont blicken: die Bank vor dem Keltenmuseum am Glauberg ist auf den (rekonstruierten) Grabhügel und Gräben gerichtet.

Geschrieben von Nina Gorgus am 7. August 2011 17:23
Bei diesem Wetter ist es doch schön, dass die Museen auch im Sommer geöffnet haben. Unbedingt sehenswert ist die Dauerausstellung Schillermuseum in Marbach, die nun auch schon wieder seit fast zwei Jahren geöffnet hat. Space4 aus Stuttgart hat die beiden Teile der Dauerausstellung neu gestaltet. Und das ist sehr gut gelungen.
Die Ausstellung über Schiller ist unterteilt in die Räume Bild – Horizont – Leben – Werk – Hülle. Wer also etwas klassisch chronologisches erwartet hat, wird angenehm enttäuscht: es ist vielmehr ein Spaziergang durch die Zeit, in der Schiller gelebt hat, mit was er sich umgeben hat und was ihn umgetrieben hat. Sehr schön inszeniert ist zum Beispiel der erste Raum Bilder: Bild ist natürlich zweideutig gemeint, hier sind die Bilder von ihm in chronologischer Reihenfolge gehängt, so dass man sehr schön sieht, wie sich die ihm zugeschriebenen Attribute – rotes wallendes Haar, Schillerkragen – herausbilden. In den nächsten Räumen sieht man, was er gelesen hat oder haben könnte, was er getragen hat bzw. ihm gehörte und wie er gearbeitet hat. Sicherlich gibt es viel zu lesen, aber wenn man sich da erst einmal darauf eingelassen hat, ist das äußerst vergnüglich. Und das in einer äußerst ansprechenden Inszenierung (leider zu dunkel für bessere Fotos).
Vergnüglich geht es auch im anderen Flügel weiter. Hier geht es um Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts, na klar, aber insgesamt um eine ironischen und abseitigen Blick auf sie und auf die Autoren. Die Räume tragen die Überschriften Schrift und Energie – Ursprung – Liebe und Wahnsinn – Kleine Formen.
Schön ist es, dass man in erster Linie im Schwäbischen bleibt und mehr über Mörike, Hölderlin und Co. erfährt. Auch schön, wie sich Herr Vischer 1848 in Frankfurt in der Nationalversammlung langweilt und anfängt, in seinem Notizbuch herumzukritzeln.

Vischer war es auch, der ja über die vielzitierte Tücke des Objekts schrieb – auch in dieser Sache wird man hier fündig!
Gerade im Vergleich zum eher etwas nüchternen LiMo kann man hier Literatur viel sinnlicher erfahren – und auch, wieviel Spass es machen kann, sie zu erstellen, aber auch, sie zu lesen.
Hier sind Stimmen zur Dauerausstellung gesammelt.
Geschrieben von Nina Gorgus am 5. August 2011 19:31
Sitzen mit Aussicht – im Schillermuseum in Marbach.

Geschrieben von Nina Gorgus am 28. Juli 2011 20:48
Die Frankfurter Küche ist natürlich der Star in der Ausstellung über Ernst May im DAM in Frankfurt, die gestern eröffnet wurde. Wie man sieht, passen auch ganz schön viele Leute hinein!
Geschrieben von Nina Gorgus am 20. Juli 2011 07:40
Jörn weist in Kulturelle Welten auf ein Interview von Annette Schuhmann mit Étienne François in Zeitgeschichte online über das Maison de l’histoire de France hin.
Das erinnert mich daran, dass ich eigentlich noch etwas über die Veranstaltung Nationenbildung im Museum schreiben wollte, die schon Anfang Juni in Frankfurt stattfand.
Leider erinnerten hier die Ausführungen über das Sarkozy-Projekt von Étienne François eher an die Rede eines Politikers, so glatt und unbestimmt wirkten sie. Letztendlich, so sollte sich wohl der Eindruck verfestigen, sei in den Planungen alles berücksichtigt worden, ob es sich um die Rolle der bereits existierenden Institutionen oder Museen handelte, oder zum Beispiel um die Berücksichtigung des Themas Migration in der wissenschaflichen Vorbereitungsgruppe (es gibt unter den 20 Mitgliedern einen Historiker mit Migrationshintergrund, und, by the way, vier Frauen). François betonte v.a. den Forumsgedanken der geplanten Institution und die wichtige Rolle der Wechselausstellungen.
Die interessanteste Frage diese Abends eines Teilnehmers, ob es überhaupt ein Museum bzw. einen realen Ort brauche, um all diese Ideen zu verwirklichen, da ja vieles schon vorhanden sei, blieb leider unbeantwortet.