Figurinenparadies

Geschrieben von am 8. November 2011 13:31

Jörn Borchert hat mich auf den Ort in Holland hingewiesen, wo museale Figurinenträume wahr werden. Die Seite dazu im Internet heisst
Schaufensterfiguren für Museen, Mode, Messe und Forensik und hat viele Figurinen  im Angebot. Für’s Museum werden besonders Silikonköpfe und Hände empfohlen, denn: „Silikonen ist pflegeleicht und besser Vandalismusbeständig“, so heisst es.

 

 

 

 

 

 

 

Auf der Kunden-Fotogalerieseite lassen sich zudem einige schöne Einsatzmöglichkeiten finden, wenn es hier an Vorstellungskraft fehlen sollte. Einige Museen scheinen sich hier komplett auszustatten! Ganz groß eingekauft hat etwa das Befreiungsmuseum, von dem man einige schöne Beispiele findet. Einfach großartig!

 

 

 

 

 

 

 

 

Danke Jörn!

MuCEM neu im Internet

Geschrieben von am 2. November 2011 19:49

Da ich sehr neugierig bin, was in Marseille in Sachen MuCEM passiert, habe ich natürlich bemerkt, dass das Museum nun eine neue Internetseite hat. Den Einstieg finde ich ja noch ganz schön: große, wechselnde Bilder von der Baustelle.

 

 

 

 

 

 

 

Dann kann man in die Seite eintreten (nebenbei bemerkt, diese im Internet oft nötigen Schwellenüberschreitungen haben doch etwas museales, oder?) und man kommt zu den Inhalten, die auch ganz hübsch dargeboten werden. Aber es fängt gleichzeitig an, unübersichtlich zu werden. Mit ein Grund ist, dass die Seite nicht wie üblich vertikal, sondern horizontal geordnet ist.* Und irgendwie hat man bald den Überblick verloren! Leider fehlen auch noch  englische Übersetzungen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Hat man sich etwas durchgesurft, bestaunt man natürlich schon die vielen Bilder von der Baustelle und die Videos. Aber so einen richtigen Eindruck von den musealen Planungen bekommt man leider (noch) nicht.

Auch Jörn Borchert gefällt sie nicht besonders. Ist unsere Kritik  was typisch deutsches?
* Nachtrag am 7.11.2011: das horizontale Surfen hat natürlich mit dem iPad und Ähnlichem zu tun: dort wird nämlich gewischt und nicht nach unten gescrollt. So ist die Kritik eher getrennt in: “normale” PC-Nutzerinnen und in iPad-Nutzerinnen.

In Wien geht man in:

Geschrieben von am 30. Oktober 2011 18:31

Angelo Soliman. Ein Afrikaner in Wien im Wien Museum.

Soliman war der Name eines Schwarzafrikaners, ein Sklave, der im 18. Jahhrundert in Österreich Karriere machen konnte, und doch immer ein sogenannter „Wilder“ blieb. Nach seinem Tod wurde er nicht begraben, sondern in einer menschenverachteten Inszenierung mit Federn im kaiserlichen Naturalienkabinett ausgestellt. Die Bitten seiner Tochter, die eine Bestattung wünschte, blieben ungehört. Die Sammlung fiel später einem Brand zum Opfer, wie ich auf der Seite von afrikanet nachlesen konnte.

 

Dies ist eines der vielen Bilder, mit denen Soliman verbunden wird. In der Ausstellung im Wienmuseum geht es nun darum, auch einem Mythos auf die Spur zu kommen: „Soliman bleibt Projektionsfläche, je nach Perspektive der Betrachtung: Er ist Kuriosum und erfolgreicher Migrant, ewiger Sklave und bürgerlicher Aufsteiger, Vorbild und Märtyrer. In seiner Biografie sind Emanzipation und Zwangsassimilierung eng miteinander verwoben“, so heisst es auf der Internetseite.

Die presse.com berichtet hier darüber, auf Dradio gab es einen Beitrag und einen interessanten Beitrag auf der Seite von no-racism.net, der sich auf einen ORF-Beitrag im Vorfeld der Ausstellung bezieht.

Bilder, die heute keiner mehr kennt

Geschrieben von am 24. Oktober 2011 18:57

Das erfreut natürlich die Museologin: Grundrisse von Ausstellungen und Blicke in den Saal. Die Rede ist von der Seite  GDK Research – Bildbasierte Forschungsplattform zu den Großen Deutschen Kunstausstellungen 1937-1944 in München, die nun online gestellt wurde und einiges an Diskussionen ausgelöst hat. (Hier etwa in der FAZ ein schöner Artikel von Julia Voss).

Umstritten ist die datenbank deshalb, weil hier die staatlich geförderte Kunst der NS-Zeit vorgestellt wird. Thema sind die Großen Deutschen Kunstausstellungen, die zwischen 1937 und 1944 in München stattfanden.

Die Datenbank gibt nicht nur Auskunft über Bilder und Hängung, sondern auch, wer welche Bilder gekauft hatte: es handelte sich um Verkaufsausstellungen; über 12.000 Werke (darunter etwa auch Skulpturen) wurden insgesamt angeboten. Ein sehr interessantes zeitgeschichtliches Dokument, natürlich nicht ohne Brisanz. Frau Voss schreibt: „Wer die Datenbank benutzt, steigt in den Giftschrank der Kunstgeschichte, der toxische Substanzen enthält.“ – Brisanz übrigens in beide Richtungen, da sie ein heterogeneres Kunstverständnis der Nazis als bisher angenommen“ wie Projektleiter  Christian Fuhrmeister in Dradio sagte.

Die Datenbank lässt einen das leicht überprüfen, ist sie doch einfach zu verstehen; dabei sieht sie noch ganz ansprechend aus.

Fotografien aus dem Krieg

Geschrieben von am 21. Oktober 2011 19:48

Walter Benjamin wies 1931 in der Kleinen Geschichte der Photographie auf die Wichtigkeit von Legende und Foto hin: „Wird die Beschriftung nicht zum wesentlichen Bestandteil der Aufnahme werden ?“
Ohne Bildunterschrift versteht man ein Foto schlichtweg nicht (richtig). Bloß, woher die Legende nehmen, wenn nur noch Fotos oder Negative auffindbar sind? Dem Rätsel der Bilder gehen die Archives Normandes in Caen nach.

Es handelt sich um ganz besondere Bilder: das Fotoarchiv widmet sich dem Zwieten Weltkrieg, der deutschen Besatzung, der Befreiung und der Zeit danach. Es sammelt Bilder und stellt sie der interessierten Öffentlichkeit zur freien Benutzung zur Verfügung. – wenn man, wie oben, auf Herkunft und Urheber verweist.

Aber das Archiv möchte noch mehr: mit Hilfe von interessierten (Foto-)historikern im www sollen Fotos ohne Legenden aus der Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder kontextualisiert werden. Dies geschieht auf Flickr: Ziel von PhotosNormandies ist es, Bilder, die zwischen dem 6. Juni und Ende August 1944  (also ab der Landung der Alliierten, dem sogenannten D-Day) mit möglichst vielen Informationen zu versehen. Dieses Projekt ist seit 2007 online und wird stetig erweitert.

Auf nach Dresden!

Geschrieben von am 17. Oktober 2011 23:51

Nun ist es geschafft: das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden hat das äußerst erfolgreiches Eröffnungswochenende hinter sich. Wer noch nicht da war bzw. erst seine Reise plant,  kann zumindest mal die neue Internetseite des Museums anschauen und über das Eröffnungsprogramm staunen: heute war der Direktoren-Walk dran, morgen gibts ein kommentiertes Militärkonzert. Gerne würde ich morgen abend zur Diskussion über künstlerische Interventionen im Museum

Auch an den vielen Beiträgen kann man sich bereits erfreuen, die die Eröffnung feiern. Hier erzählt Projektleiter Gorch Pieken etwas über das Projekt in Deutschlandradio und die Hinwendung zur Kultur- und Sozialgeschichte.

Andreas Kilb zeigt sich in der FAZ recht angetan und Burkhard Müller schaut sich für die  Süddeutschen Zeitung das neue Haus an.

Tagen in Graz

Geschrieben von am 7. Oktober 2011 22:01

Das Landeszeughaus, die Museumsakademie, und ICOMAM hatten zur Tagung „Does war belong in Museums? The Representation of Violence in Exhibitions“ geladen, und sehr viele Teilnehmer/innen kamen Ende September nach Graz, um darüber im internationalen Kreis zu diskutieren. Auch der Grazer Flughafen ist ganz auf das Thema eingestimmt.

 

Das Tagungsprogramm war dicht und gut verwoben – Drahtzieher hierfür war Gottfried Fliedl.

Den Auftakt bildete die Theorie und hier legte der keynote speaker Jay Winter, der Experte für die Musealisierung des Ersten und Zweiten Weltkriegs eine gute Basis. Er präsentierte eine Übersicht über Museumspraktiken in den letzten Jahrzehnten und bereicherte die  Diskussionen der folgenden Tage erheblich.

Auf ein paar Aspekte möchte ich hier kurz eingehen. Interessant fand ich vor allem die Präsentation von Museen, die gerade entstehen bzw. sich verändern. So können wir demnächst im Zeughaus in Solothurn eine neue Sicht auf alte Rüstungen erwarten. Dass man auch in einem Panzermuseum Anschluss an die Kultur- und Sozialgeschichte suchen kann, ja sollte, machte der wissenschaftliche Leiter Ralf Raths eindrücklich klar. Das Museum in Munster, das sich, wie der Name schon sagt, Panzern widmet, befindet sich in einer Umorientierungsphase. Das hat Dresden schon hinter sich: Gorch Pieken stellte das Militärhistorische Museum der Bundeswehr vor, das so ganz mit den übrlichen Praktiken bricht. Die BesucherInnen erwartet keine der übliche Waffengalerien, wie sie etwa im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien oder im Armeemuseum in Paris zu sehen sind. Ob das Konzept tatsächlich aufgeht, die Kulturgeschichte der Gewalt auszustellen, können wir schon nächste Woche selbst überprüfen: am 14. Oktober ist Eröffnung.

Spannend war auch der Vortrag von Susanne Hagemann aus Berlin, die sich in deutschen Stadtmuseen umgeschaut hat und eine museologische Kanonisierung des Zweiten Weltkriegs festgestellt hat:  Zum üblichen Repertoire gehören zum Beispiel Hitlerbüste, ein Modell der jewiligen zerstörten Stadt, und vor allem: eine Bombe, gerne liegend.

Aus der Schweiz, genauer aus dem Museum zu Allerheiligen, stammt diese Bomben-Präsentation.

Auf der Tagung wurde vor allem eines deutlich: nationale Strategien spielen in den militärgeschichtlichen Museen eine besondere Rolle. Gerne beschäftigt man sich auch mit den abgeschlossenen, bereits historisierten Kriegen. Waffen und Rüstungen aus den früheren Jahrhunderten werden gerne ästhetisierend gezeigt;

Die Frage der Tagung konnte natürlich nicht eindeutig beantwortet werden; es waren sich aber doch fast alle einig, dass Krieg natürlich ins Museum gehört. Doch wie soll er dargestellt werden? Das Historial in Peronne, das den Ersten Weltkrieg aus drei Perspektiven (der ehemaligen Gegner) zeigt, galt auch hier als Ideal  – das aber doch bislang keine nachhaltigen Wirkung auf andere Museen hatte. Vielleicht ändert sich das jetzt etwas mit Dresden?

 

 

 

 

Hamburg: Neues Industriedenkmal mit Museum und Naturlehrpfad

Geschrieben von am 22. September 2011 14:53

„Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe“ am 18. September 2011 festlich eröffnet

 

Seit Jahren dümpeln Hamburgs Museen vor sich hin. Der Kampf um Kulturetats und Wertschätzungsdebatten haben den Regierungswechsel in der Hansestadt befördert. Doch nun oblag es der amtierenden Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD), ein neun Millionen Euro schweres Projekt zu eröffnen, das ihre Vorgänger von CDU und GAL maßgeblich unterstützt hatten und das einen – für Hamburger Verhältnisse – einzigartigen Masterplan realisierte. Denn anstatt das ehemalige Wasserwerk Kaltehofe, 1893 als erste Anlage zur Aufbereitung von Trinkwasser errichtet und erst 1990 aufgegeben, zu bebauen wie unweit das Areal der Hafencity, wurde 2003 vom Bezirk Mitte ein Agenda 21-Prozess unter Leitung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. (SDW) initiiert. Das klang zunächst nach „Öko-Kram“ (Bezirksamtsleiter Schreiber), stellte sich jedoch als hilfreiches Instrument heraus, um alle Interessensgruppen bei der Erarbeitung eines Nutzungskonzeptes zu berücksichtigen. Vertreten in der Lenkungsgruppe waren neben HAMBURG WASSER als Eigentümer, Behörden und Politik auch Bürgervereine, Naturschutzverbände und Stadtteilinitiativen.

In nur 12 Monaten konnte der über Jahre erarbeitete Masterplan schließlich umgesetzt werden. Entstanden ist die „Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe“, ein ungewöhnliches Mischkonzept aus Industriedenkmal, Museum und Naturlehrpfad. Empfangen wird der Besucher von der kernsanierten Villa im Schweizer Stil, dem ehemaligen Laborgebäude, das nun Ausstellungsflächen, Museumsshop, Tagungsräume und ein Café beherbergt. Hier wird anhand authentischen Materials und historischer Fotografien die Geschichte der Hamburger Wasserversorgung resp. des Wasserwerks Kaltehofe erzählt.  „Design“ und Machart sind  relativ typisch im Stil des in Hamburg nicht unbekannten Ausstellungsbüros Studio Andreas Heller – kühl, aber seriös. Hinter der schönen Fassade der Villa steht ein nüchterner Betonkubus im Wasserbecken, der eine mögliche Café-Terrassen-Aussicht auf die  Billwerder Bucht blockiert und der nur durch einen unterirdischen Gang zugänglich ist. Dort wurde das eigentliche „Wasserkunstmuseum“ eingerichtet, das die Baugeschichte der wichtigsten Brunnenanlagen und Wasserspiele Hamburgs in seiner Vielfalt erzählen soll. In der als Bildhauerwerkstatt inszenierten und mit Tropfgeräuschen beschallten „Grotte“ sind hier jedoch ausschließlich klassizistisch inspirierte Werke vertreten, die mehr oder weniger pathetisch antike Stilmerkmale und Motive aufgreifen und die an die Tradition höfischer Gartenplastik anschließen. Dabei sind gerade in Hamburg in den letzten hundert Jahren auch zahllose Brunnen und Kaskaden eines moderneren Kunstverständnisses entstanden.

Befriedigender dann die Außenanlagen mit integriertem Naturlehrpfad. Nicht die ganze, Ende des 19. Jahrhunderts entlang der Norderelbe künstlich angelegte Elbinsel Kaltehofe mit seinen 22 Filterbecken und 36 Schiebehäuschen ist öffentlich zugänglich, sondern nur ca. ein Viertel der Fläche. Diese lässt jedoch genügend Einblick in die lange praktizierte Technik der Wasseraufbereitung von Elb-, später Grundwasser und informiert den Besucher gleichzeitig über die gegenwärtigen Nutzer: Seit die Anlage 1990 wegen Industrieverschmutzungen geschlossen wurde, haben sich zahlreiche Tier- und Pflanzenarten in den langsam verlandeten Wasserflächen angesiedelt, ist ein ökologisch wertvoller Naturpark entstanden. Dass dieser nun erhalten werden konnte und für den vernachlässigten Stadtteil Rothenburgsort ein imagefördernder Natur- und Kulturerlebnis-Ort entstanden ist, kann dem mutigen, bürgerlichem Engagement jenseits kaufmännischem Renditedenken nicht hoch genug angerechnet werden. Auf jeden Fall ein Ausflug wert! (Infos siehe hier bei der Seite von Wasserkunst.

Text und Fotos: Charlotte Brinkmann, Hamburg Wasser, Constantin Heller

Wohin können Sie gehen,

Geschrieben von am 19. September 2011 16:19

fragt u.a. das Museum der Kulturen in Basel auf der Internetseite. Zunächst einmal: ins Museum selbst, denn dieses ist nach dem Umbau seit dem 7. September wieder eröffnet.

Mit einer Ausstellung, die EigenSinn – Inspirierende Aspekte der Ethnologie heisst.

Wer jetzt nicht gleich Zeit hat, nach Basel zu fahren, kann sich so lange ein Booklet zum Anschauen herunterladen.
Und hier kann man sich Bilder vom Gebäude ansehen. Als Reiselektüre für den Zug taugen auch die Polemiken, die sich schon seit der Eröffnung um die neuen Schauräume entwickelt haben, denn ist es wohl mehr Kunst und wenig von der ethnologischen Sammlung zu sehen – die Diskussion kommt uns bekannt vor! Nachzulesen ist das hier in der Basler Zeitung und hier.

Fotos über den Krieg

Geschrieben von am 18. September 2011 16:02

Es bleibt beim Thema Krieg: in Düsseldorf ist die Ausstellung: Frontline – Die Macht der Bilder zu sehen.
Im Ankündigungstext der Ausstellung heisst es:

Und wieder stellt sich die Frage: Können Bilder Kriege und Krisen beenden, können sie die Weltöffentlichkeit aufrütteln? Dieser Frage will die Ausstellung “Frontline” anhand der Arbeiten von neun Fotografen der berühmten Fotoagentur Magnum nachgehen.

Im Zentrum der Ausstellung stehen die Arbeiten von neun Fotografen der internationalen Fotoagentur Magnum, darunter natürlich auch Robert Capa, der ja das Foto schlechthin „geschossen“ hat, das ja, eigentlich gestellt ist – oder doch nicht? Vielleicht wird das ja auch in der Ausstellung geklärt!

Ergänzt werden die klassischeren Kriegsfotos von Arbeiten aus jüngerer Zeit.
Ein guter Grund, mal ins NRW-Forum zu gehen.

Archiv

Noch was

Archiv