Der Römerberg erhält eine neue Attraktion

Geschrieben von am 31. Januar 2008 16:34

Nun ist es amtlich: das Stuttgarter Architektenbüro LRO (Lederer, Ragnarsdóttir und Oei) wird den Neubau des Historischen Museums in Frankfurt am Main gestalten. Die Frankfurter Rundschau ist begeistert:

„Der Brückenschlag, den der Siegerentwurf leistet, basiert auf einer Entwurfshaltung, die nicht aus einer harten Handschrift besteht, sondern aus einem geschmeidigen Selbstbewusstsein für das, was zur Verfügung steht: architektonisch, stadträumlich, historisch.“

Die Entscheidung fiel übrigens fast einstimmig, wie man aus der Pressemeldung des Museums erfahren kann: Neun von zehn Stimmen entschieden sich für diesen Vorschlag. Wir BesucherInnen müssen uns leider noch etwas gedulden: der Baubeginn ist erst für 2012 vorgesehen.

Schöne Fotos aus Museen

Geschrieben von am 29. Januar 2008 13:02

Wie vermitteln volkskundlichen Museen ihren Besuchern ihre Vergangenheit? Dieser Frage ging die belgische Fotokünstlerin Karin Borghouts nach. Sie fotografierte in flämischen, holländischen und polnischen Museen, wie dort Szenen der Alltagskultur rekonstruiert werden. Die Serie heißt Verbeeld verleden (Portrayed past) und auf ihrer Internetseite kann man einige Fotos anschauen. Die Fotografien, die sie im Volkskundemuseum in Antwerpen gemacht hat, sind im Buch Poppen aan het dansen veröffentlicht. Wäre schön, alle Fotografien mal in einer Ausstellung zu sehen!
Hier ein kleiner Vorgeschmack:

Hingehen

Geschrieben von am 25. Januar 2008 11:07

Aus einer Rezension „Die Logistik des Holocaust“ der NZZ zur Ausstellung „Sonderzüge in den Tod“ in Berlin:

„In den Eröffnungsreden wurde der heftige Konflikt zur Frage, ob eine solche Ausstellung auf Bahnhöfe gehört, stillschweigend übergangen. Man gratulierte sich gegenseitig dazu, dass es überhaupt zu einer solchen Ausstellung kommen konnte. Und doch war zu spüren, dass die Deutsche Bahn diese Ausstellung nicht wollte. Mit Publikumsandrang war offensichtlich nicht gerechnet worden, und so reichten die Plätze nicht einmal für die aus Paris angereisten betagten Vertreter des Verbandes «Söhne und Töchter der deportierten Juden Frankreichs». Der Presse wurde kaum eine halbe Stunde Zeit eingeräumt, um sich die vierzig Stellwände anzuschauen, und diese wiederum sind so eng angeordnet, dass man sich gegenseitig auf die Füsse tritt. (…) Aus unerfindlichen Gründen wurde die Ausstellung in die hinterste Ecke einer riesigen unterirdischen Halle gedrängt. Überdies ist der Bahnhof Potsdamer Platz zwar zentral gelegen, hat aber als Regionalbahnhof in Berlin keine Bedeutung und ist entsprechend menschenleer.“

Deswegen: hingehen.
Berlin, Regionalbahnhof Potsdamer Platz, bis 11. Februar. Man muss ein bißchen suchen.

Und sie kommt doch!

Geschrieben von am 23. Januar 2008 12:02

Lange weigerte sich die Deutsche Bahn bzw. Herr Mehdorn, die in Frankreich auf Bahnhöfen gezeigte Ausstellung „Elftausend Kinder“ über die Transporte der französischen Bahn in die deutschen Vernichtungslager auch auf deutschen Bahnhöfen zu zeigen. Nun hat Herr Mehdorn auf Weisung von Minister Tiefensee eingelenkt: die veränderte Ausstellung mit dem Titel „Sonderzüge in den Tod – Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn“ ist ab heute in Berlin am Potsdamer Platz zu sehen und thematisiert die Rolle der Reichsbahn bei den Todestransporten. Das Protestieren hat also genutzt; allen voran hatte sich die Initiatorin Beate Klarsfeld immer wieder dafür eingesetzt. Bis zum 11. Februar ist die Fotoausstellung in Berlin zu sehen; danach sollen andere Städte wie Frankfurt am Main und Stuttgart angefahren werden.
Eine andere Ausstellung mit ähnlicher Thematik, „Zug der Erinnerung“ hat hingegen immer noch Probleme mit der Deutschen Bahn. Laut taz-Bericht tun die Entscheidungsträger der DB alles, um den Gedenkzug durch Deutschland zu verhindern.
Bilderserie hier auf n-tv.
Meldung hier auf Spiegel-online; der ausführlichere Artikel steht hier.

Zwei kleine Euro

Geschrieben von am 22. Januar 2008 18:27

Zwei Euro für das Patrimoine, so lautete gestern der Vorschlag der französischen Kulturministerin Christine Albanel in den Fernsehnachrichten. Um den Kulturetat des Staates aufzustocken, möchte sie auf die Zimmer in Luxushotels (ab dem vierten Stern) eine Art Kulturtaxe erheben. So ein Zimmer oder gar eine Suite kostet doch schon so viel, mag sie sich gedacht haben, da fallen doch zwei Euro nicht auf! Doch der Tourismusminister hat auch die Nachrichten gesehen und das Patrimoine wird, wie es aussieht, das Nachsehen haben. Wir sind gespannt auf den nächsten Vorschlag der Ministerin.

Karten spielen und Kulturgüter schützen

Geschrieben von am 16. Januar 2008 11:10


2003, als der militärische Vergeltungsschlag der USA im Irak begann, zeigte sich die Welt nicht nur besorgt um Menschenleben, sondern auch um die Kulturgüter des Landes, die dabei zerstört wurden. In einer Pressemeldung des Deutschen Museumsbundes von 2003 hieß es damals:

Das deutsche Nationalkomitee des Internationalen Museumsrates (ICOM), das europäische Regionalkomitee von ICOM und der Deutsche Museumsbund sind empört über die Plünderung und Zerstörung in Museen, archäologischen Stätten und an historischen Monumenten im Irak. „Die Vorfälle im Irakischen Nationalmuseum in Bagdad zum Beispiel kommen einem kulturellen Supergau gleich“, kritisiert Dr. Martin Roth, Präsident des Deutschen Museumsbundes. „In einem von so langer Hand geplanten Krieg hätten die alliierten Truppen eine Plünderung verhindern können und diese Kulturinstitution schützen müssen! Dieser Krieg hat zwar die Sicherung der Ölvorräte berücksichtigt, aber die kulturelle Wiege der Menschheit nicht einbezogen“.

Wie das Wall Street Journal im Oktober 2007 meldete, soll diesem Mißstand – nach über vier Jahren! – nun Abhilfe geschaffen werden, und zwar mit – Spielkarten (siehe Foto, das von hier kommt). Diese werden an die US-Truppen im Irak und in Afghanistan verteilt. Auf jeder Spielkarte ist ein Foto ein Denkmal oder ein Objekt abgebildet und kurz beschrieben, weshalb es erhaltenswert sei. Auf der Rückseite steht das Logo: „Respect Iraqi and Afghan Heritage“. Die Herzdame ist mit folgenden Spruch versehen: „Ancient sites matter to the local community. Showing respect wins hearts and minds.“ Ob das hilft?

Bitte noch mehr Fotos!

Geschrieben von am 15. Januar 2008 10:59

GRANDIOS ist die Ausstellung des Fotokünstlers Andreas Gursky, die zur Zeit im Kunstmuseum Basel gezeigt wird. Die großformatigen Fotografien, die Gursky so perfekt inszeniert, sind einfach ein Erlebnis. Zu den Fotos selbst erfährt man nicht viel: Titel und Jahr. Auch wenn man weiß, dass Gursky die Fotografien bearbeitet, ist es erstaunlich, wie man das Medium Fotografie immer noch mit der Vorstellung einer realistischen Abbildung der Wirklichkeit verbindet. Denn es ist einfach alles so perfekt, dass man bei „Kathedrale I“ die großartigen gotischen Fenster bewundert und zunächst gar nicht merkt, dass da eigentlich noch die Säulen hätten stehen müssen… Auffällig wird es erst dann, wenn die Straße bei „Tour de France“ mitten im Berg endet, während weiter oben noch Radler unterwegs sind. Großartig ist die Fotografie „Dubai World II“, die auch das Plakat ziert: viele kleine Inseln im blauen Meer. Hier ist das Spiel mit dem Realismus perfekt, da es sich zudem um künstliche Inseln aus Beton handelt und der Sand mit Baggern geformt wurde. Um die Inseln herum wirkt das hellere Blau wie ein sanfter Pinselstrich. Leider, leider ist die Ausstellung viel zu früh zu Ende! Wenn man aber schon einmal im Kunstmuseum Basel ist, kann man die Gelegenheit nutzen und die alten Bekannten der klassischen Moderne in den Räumlichkeiten nebenan besuchen, auch ein Genuß.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der 55 Franken kostet. Noch bis zum 24.2. sind die Fotografien zu sehen. Hingehen!
Eine Rezension zur Ausstellung hier in der NZZ.

Schrumpfende Ausstellung

Geschrieben von am 14. Januar 2008 12:41


Handelt es sich hier um ein Küchenhandtuch eines Fernsehkoches, das nun in eines unserer beiden nationalen historischen Museen aufbewahrt wird? Oder befinden wir uns in einer Ausstellung über die Farbe Blau? Oder über Karos? Weder noch. Das Bild stammt aus der Ausstellung Shrinking Cities im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main. Offenbar ist die Ausstellung schon um ein Modell geschrumpft.

Unter Uniformen

Geschrieben von am 10. Januar 2008 23:11

Der Satz „J’aime les militaires“ stammt aus einer Operette von Jacques Offenbach. Die Herzogin von Gerolstein, so auch der Titel der Operette, darf sich begeistern: „Ah que j’aime les militaires, leur uniforme coquet, leur moustache et leurs manières…“ Nun wird der Liebe zu den Militärs bzw. zu Uniformen eine Ausstellung im Musée de l’Armée in Paris gewidmet. Uniformen, Bühnenbilder, Kisten, Tarnnetze, Puppen, Musik und Kronleuchter schaffen ein theatralisches Ambiente. Was klingt wie ein Sammelsurium, ist intelligent und phantasievoll arrangiert: Man wandelt etwa an Bühnenszenen von bekannten Stücken vorbei, in denen Uniformen eine große Rolle spielt, wie bei „Carmen“ von G. Bizet. Man sieht echte Uniformen – etwa aus der Sammlung des Musée de l’Armée – und die Adaptionen von Theater und Film. All das ist so gekonnt inszeniert, dass man sich von der Begeisterung für das Militärische bereitwillig anstecken lässt. Selbst das abgenutzte Parkett und die abgeblätterte Farbe an den Wänden in dem noch nicht renovierten Saal des Hôtel des Invalides wirken wie inszeniert. Die perfekte Präsentation verwundert nicht, wenn man weiß, wer die Ausstellung verwirklicht hat: das Centre national du costume de scène et de la scénographie in Moulins (Allier), der einzigen Institution in Frankreich, die Bühnenkostüme erforscht, bewahrt und ausstellt.

Hier vermittelt ein PDF auf der Seite von Moulins, wo die Ausstellung zuerst gezeigt wurde, mehr über Ausstellung und Inhalt.
Jörn Borchert war auch schon dort gewesen und zeigt hier Fotos.

Neues aus der Wüste

Geschrieben von am 9. Januar 2008 13:57

„Es gibt keine Tabus“, sagt Scheich Sultan Bin Tahnoun Al-Nahyan, Minister für Tourismus und Kultur von Abu Dhabi in einem Interview in Le Monde. Er bezieht sich auf den geplanten Louvre in Abu Dhabi: 2013 soll eröffnet werden. Am 7. Januar wurde der Vertrag unterzeichnet; insgesamt sollen die Vereinbarungen (Museumskonzeption, Ausstellungen, Beratung u.a.) zwischen Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten den französischen Museen über eine Millarde Euro bringen. Die Auswahl der Werke soll keinen Einschränkungen unterliegen. Doch der Scheich sagt auch noch etwas anderes auf die Frage, was im Louvre Abu Dhabi alles ausgestellt wird: „Die Werke sollen den Anforderungen des Publikums entsprechen, ich würde sogar sagen, den Anforderungen des Marktes.“ Und weiter lässt er verlautbaren: „Meine Kriterien sind pragmatisch. Wir wollen die maximale Anzahl von Besuchern anziehen. Wir werden unsere kulturellen Verpflichtungen berücksichtigen. Aber, nach und nach wird der Markt triumphieren“.

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