Arbeit im Museum

Geschrieben von am 1. Juli 2009 20:42

Seit letzter Woche ist im Deutschen Hygiene Museum Dresden die vielversprechend klingende Ausstellung Arbeit. Sinn und Sorge zu sehen. Kuratiert wurde die Ausstellung von der Praxis für Ausstellung und Theorie in Berlin, die Szenographie ist von chezweitz & roseapple.
Wer so wie ich noch keine Zeit hatte, die Ausstellung anzuschauen, kann sich ja schon einmal mit der Internetseite der Ausstellung vergnügen – etwa die Timeline der Ausstellungsentwicklung ansehen oder mit anderen über Fragen wie „Was ist Arbeit? Was ist Freizeit?“ diskutieren.

Der Grundstein für den Wüstenlouvre ist gelegt

Geschrieben von am 28. Mai 2009 10:27

„Eine Botschaft der Toleranz“, so beurteilte die französische Kulturministerin Christine Albanel die Auswahl der Werke für diese Ausstellung. Freilich, die Christus-Skulptur, der chinesische Buddha, der mamlukische Koran und die griechische Amphore hätte hierzulande niemand zu solch einem Kommentar veranlasst. Doch die Ausstellung, in der diese Werke u.a. präsentiert werden, ist in Abu Dhabi im Hotel Emirate Palace zu besichtigen und trägt den Titel: Talking Art: Louvre Abu Dhabi. Sie ist so etwas wie eine Vorschau auf die umstrittene Außenstelle des Louvre, die 2013 eröffnet werden soll.
Die Zeitung Le Monde berichtet über die Ausstellungseröffnung am 26. Mai und beschreibt, wie sehr alle sich über diesen Anlass freuen, auch Herr Sarkozy, der die überschaubare Ausstellung eröffnete. Zehn Stücke stammen aus französischen Museen, 19 Stücke wurden für die Außenstelle erworben und hier erstmals gezeigt. Bei der Außenstelle des Louvre ging es ja vor allem auch um den Transfer von europäischer Kultur. Allzuviel Europa sollte es dann auf islamischen Boden dann auch nicht sein: nackte Frauen – ein doch sehr beliebtes Sujet der europäischen Maler über Jahrhunderte hinwege – gibt es hier keine zu sehen. So etwas hatten die KritikerInnen ja schon zuvor befürchtet.
Le Monde erinnert auch daran, dass die zehn ausgeliehenen Bilder zur Vereinbarung gehören, die Abu Dhabi mit der französichen Regierung geschlossen hatte – bis zur Eröffnung sollen französische Museen bis zu 300 Bilder pro Jahr an die Vereinigten Emirate ausleihen (und erhalten dafür 1 Milliarde Euro).
Dem neuen Museum kam man bei dieser Gelegenheit auch ein Stück näher: Sarkozy und Scheich Muhammad ibn Zayid Al Nahyan legten den Grundstein für das von Jean Nouvel konzipierte Gebäude. Dabei handelte es sich um einen Behälter mit Botschaften von einem französischen Kind und einem Kind aus dem Emirat. Was auf diesen Zetteln stand, weiß Le Monde aber leider nicht.

Die Liberation hat den Anlass vor allem dazu genutzt, auf die miserablen Bedingungen hinzuweisen, denen die Arbeiter, zumeist Einwanderer aus Südasien, auf der Riesenbaustelle auf der Insel ausgesetzt sind. Die Zustände waren in einem Bericht von Human Rights Watch kritisiert worden. Auf der sogenannten Glücksinsel, auf der die Prestige-Museen wie eine weitere Außenstelle von Guggenheim stehen werden, ist hinter den Kulissen Toleranz wohl ein Fremdwort.

Figurinen im Museum V

Geschrieben von am 4. Mai 2009 18:32


Wieder Hyperrealismus, diesmal durch die Farbgebung gebrochen…

Figurinen im Marinemuseum von Liverpool das übrigens sehr empfehlenswert ist und auch nicht von überraschenden Themen zurückschreckt wie etwa (2008) eine Ausstellung über Homosexualität in der Handels- und Kreuzfahrtsmarine….

Hängende Soßentropfen und Wurstsofas

Geschrieben von am 25. März 2009 10:21

Ein Artikel auf Spiegel online, vor Tagen überflogen, geht nicht mehr aus dem Kopf und deswegen landet der Inhalt jetzt hier: es geht um die Wurst bzw. um die Currywurst. In Berlin soll im August ein solches Museum geöffnet werden. Die Gründung geht natürlich darauf zurück, dass in Deutschland so viele Currywürste gegessen werden und Berlin als Erfinder der Wurst gilt (was Hamburg aber nicht so sieht). Warum man deshalb gleich ein Museum bauen muss bzw. eine übergroße Imbissbude mit historischen Ecken Museum nennen muss, leuchtet nicht wirklich ein.
Das sogenannte Museum soll beim Checkpoint Charlie stehen und auf über 1000 qm eine Art „begehbare Imbussbude“ darstellen: „An Stehtischen sind Hörstationen in Form von Ketchup-Flaschen aufgebaut, an denen Prominente ihre Liebe zur Currywurst erklären“. Natürlich soll die Geschichte der Erfindung gezeigt werden, es werden Wurstsofas rumstehen und Soßentropfen hängen von der Decke. „Das Geheimnis der Currywurst liegt in der Soße, das haben wir als Leitmotiv genommen“, erklärte einer der Macher. Bei so viel Einfallreichstum wundert es nicht, dass man hier auch Currywürste aller Art – von Sterneköchen gemacht – probieren kann.
Was die Besucherzahlen anbelangt, geben sich die Macher bescheiden: 350.000 BesucherInnen im Jahr sind anvisiert. „Wir nehmen das eher sportlich“, sagt der Kurator Martin Löwer. „Es ist ein witziges Thema und ein interessantes.“ So steht es im Spiegel. Was der Spass kostet, auch. Ein paar Freunde haben zusammengelegt und mal eben so 50 Millionen Euro locker gemacht. Bei so einer Summe muss man wohl wirklich nicht so genau hinschauen.
50 Millionen – was man damit alles machen könnte, und das im notorisch armen Berlin, in dem es wirklich genug kulturelle Projekte und Museen gäbe, die förderungswürdig sind – die sich aber als Museum nicht so gut vermarkten lassen, weil unter Umständen Objekte in Vitrinen liegen oder Bilder an der Wand hängen, also keine Soßentropfen von der Decke hängen.
Also ich gehe in Berlin lieber zu meinem bevorzugten Currywurst-Stand und lese das Buch von Uwe Timm. Diejenigen, die nachlesen möchten, was Museum ist bzw. sein kann, verweise ich wieder einmal auf das spannende Glossar von Gottfried Fliedl.

Hinter den Kulissen

Geschrieben von am 17. März 2009 12:22

Das Neue Museum auf der Berliner Museumsinsel ist fertig, war Anfang März ein Wochenende für die Öffentlichkeit zugänglich und wird nun bis Oktober 2009 eingerichtet. Natürlich waren alle Augen dabei auf den Architekten David Chipperfield gerichtet, der den Wiederaufbau bzw. den Umbau des Neuen Museums entworfen hat.
Nun kann man auch hinter die Kulissen blicken bzw. hören: Die Leiterin der Bauabteilung bei den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz in Berlin, Gisela Holan, erzählt auf Hr2, wie die Arbeiten im Hintergrund abgelaufen sind. Sie erzählt aber nicht nur über ihre Tätigkeiten bei den Staatlichen Museen, sondern auch darüber, wie sie dazu gekommen ist – eine spannende Ost-West-Karriere.

Hier kann man sich die Sendung der Reihe Doppelkopf als Podcast herunterladen.
Die Bilder wurden letztes Jahr auf der Museumsinsel aufgenommen.

Nach London der Museen wegen…

Geschrieben von am 12. März 2009 17:46


36 Stunden in London und 9 Ausstellungen besucht – wenn das keine Leistung ist!

Ein kurzer Überblick über das Gesehene sei hier gegeben:
Erste Station, das Victoria & Albert Museum das zwei Ausstellungen zu bieten hat. „Hats. An Anthology by Stephen Jones“ klang vielversprechend. Der Modist Stephen Jones dessen extravagante Kopfbedeckungen die Kreationen von Vivienne Westwood, John Galliano oder Jean-Paul Gaultier ergänzen kuratiert hier eine kleine, amüsante Ausstellung. Man hätte sich von diesem exzentrischen Hutkünstler vielleicht mehr Kreativität erwartet. Der Raum ist dunkel, die Objekte, zumeist kühne Kreationen aber auch historische Stücke aus der Sammlung des Museums in den kioskartigen Vitrinen sind nach Themen gegliedert: Einflüsse (Exotismus, Stilepochen, Natur…), Materialien (Filz, Papier, Federn…), berühmte Kunden (natürlich die königliche Familie, aber auch Stars des Showbiz). Filmausschnitte zeigen Modeschauen, die Techniken des Hutmachers, ein Interview mit Stephen Jones…
Die zweite Ausstellung im V&A war dem Glanz der Zaren gewidmet „Magnificence of the Tsars“. Auch dies eine sehr konventionelle Kostümausstellung. Der Schwerpunkt liegt auf den Einflüssen der europäischen Mode seit dem 18. Jhdt. und dem allmählichen Aufkommen der schlichten Uniform als Alltagskleidung des Monarchen. Prächtige Stickereien, leuchtende Farben kennzeichneten die Männermode lange Zeit hindurch und bildeten einen krassen Gegensatz zu den extrem schlichten schwarzen, schmucklosen Trauergewändern wie zB. dem Trauermantel von Peter dem II. Im Alter von nur 15 Jahren am Morgen seiner Hochzeit verstorben, ist dies das Kleidungsstück das der junge Mann in seinem kurzen Leben am häufigsten getragen hat und das die stärksten Abnutzungsspuren zeigt.
Nächste Station die Tate Modern. Dieses ehemalige Elektrizitätswerk mit seinen überdimensionierten Räumen kam uns diesmal auch eher enttäuschend vor. Schon der Gesamteindruck ist irgendwie trübe, die Beleuchtung setzt keine Akzente, das Mobiliar mutet bereits leicht gestrig an. Eine Ausstellung ist den russischen Konstruktivisten und Designern Alexander Rodchenko und Liubov Popva gewidmet eine zweite der Fotografin Roni Horn. Auch hier nichts Neues unter der Sonne, brave, konventionelle Ausstellungen.
Die Royal Academy of Arts zeigt „Byzantium, 330-1453“. Auch hier ist das Ergebnis leider enttäuschend. Kostbare und eindrucksvolle Objekte in klobigen, schlecht ausgeleuchteten Vitrinen. Der Besucherandrang ist gross und die Disposition der Vitrinen erschwert die Zirkulation noch zusätzlich. Man fragt sich zB. warum bei grossen Vitrinen die Beschriftungen nicht auf beiden Seiten angebracht sind sodass mehr Leute gleichzeitig zum Lesen kämen. Eine weitere Ausstellung unter dem, ach so beliebten, Motto „Die Schätze von…“, beliebig abzuwandeln mit dem Zusatz „der Pharaonen“, „der Vikinger“, „der Inka“ etc. etc.
Ein amüsantes, wenig bekanntes Museum ist das „Museum of Brands, Packaging and Advertising“ in Notting Hill. Aus einer Privatsammlung hervorgegangen kann man hier eine historische Tour durch Werbung und Verpackung machen, seit den Zeiten der Queen Victoria bis heute. Die von oben bis unten vollgepackten Vitrinen sind szenografisch gesehen eher katastrophal aber man amüsiert sich, bekannte Produkte und die Wandlungen ihrer Verpackung oder die sozialen und historischen Einflüsse in Werbung und Packaging aufzuspüren.
Sehr interessant war schliesslich die Ausstellung „Unveiled: New Art from the Middle East“ in der Saatchi Gallery. 21 Künstler aus dem Mittleren Osten, Iran, Irak, Palästina… präsentieren hier ihre Bilder, Installationen, Photos, Skulpturen. Auch wenn der Grossteil von ihnen inzwischen im Westen lebt, ist ihr Werk stark von ihrem jeweiligen kulturellen Background aber auch der aktuellen sozialen und politischen Lage beeinflusst. Besonders beeindruckend die aus Alufolie gerformten knieenden Frauen von Kader Attia, die lebensgrossen puppenartigen „Teheran prostitutes“ von Shirin Fakhim und die „Men of Allah“ von Ramin Haerizadeh, die verschleierten Frauen von Shadi Ghadirian deren Gesichter durch ein Haushaltsgerät (Sieb, Plastikhandschuh, Besen…) ersetzt sind und vor allem die Installation des in Hebron geborenen und in Ramallah lebenden Wafa Hourani. Die Website der Saatchi Gallery erlaubt es, sich eine Idee zu machen.
Last but not least stand noch eine andere Galerie auf dem Programm, die Mall Galleries die eine Auswahl iranischer Künstlerinnen mit sehr unterschiedlichen Arbeiten ausstellte: „The Masques of Shahrazad: evolution and revolution through three generations of Iranian women artists“. Den stärksten Eindruck in dieser Galerie hinterliessen jedoch die schwarz/weiss Fotos von Munem Wasif „Salt Water Tears: Lives left behind in Satkhira, Bangladesh“. Der junge Fotograf erhielt 2008 den Auftrag, die fatalen Folgen der Wasserknappheit und der Schäden durch planlose Ausbeutung der Ressourcen einer Region zu dokumentieren um damit die Arbeit der NGO WaterAid zu unterstützen. Die Fotos der vom Salz zerfressenen Landschaft, der wassertragenden Frauen, der an schweren Krankheiten leidenden Bevölkerung sind unheimlich ausdrucksstark, berührend und trotz ihrer Ästhetik nicht beschönigend sondern eben dadurch noch ergreifender.
Abschliessend noch ein paar allgemeine Feststellungen. In allen Museen und Ausstellungen herrschte grosser Publikumsandrang, viele junge Leute, viele Schulklassen, aber auch zahlreiche Gruppen älterer Damen die zum Teil an Kursen (Aquarellmalerei etc.) vor Ort teilnahmen. Der Eintritt in die Museen und Galerien ist (fast durchwegs) gratis, die Sonderausstellungen hingegen sind eher teuer und es wird an allen Ecken und Enden um Spenden geworben. Jeder Orientierungsplan soll durch eine Spende „erworben“, jedes Garderobestück von freiwilligen Geldgaben begleitet werden. Ebenso mündet jede Ausstellung direkt in einen reich bestückten Shop. Cafés und Restaurants profitieren gleichermassen von den Ersparnissen beim Eintritt. A propos Café: das Museumsrestaurant im V&A Musem ist das erste Museumsrestaurant überhaupt und lohnt den Besuch: reiche Dekorationen, Keramikfliessen, Art déco Leuchter etc. – schade nur dass Tische und Stühle aus Plastik nicht dem edlen Rahmen entsprechen.

Mit Hartz IV ins Museum

Geschrieben von am 22. Dezember 2008 15:44

Na, wenn das mal keine Weihnachtsnachricht ist: bis zum 8. Februar können in Dresden sächsische Hartz IV-EmpfängerInnen und Angehörige umsonst in die Staatlichen Museen gehen. So oft, wie sie wollen und in jede Ausstellung, die Kundenkarte der ARGE dient als Eintrittskarte. Schöne Aktion, könnte und sollte länger dauern.

Hier kann man nachlesen, warum der ehemalige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin gegen den freien Eintritt ist, hier, weshalb Hanno Rauterberg dafür ist und Gottfried Fliedl erinnert uns in seinem Glossar: „Die Einhebung einer Eintrittsgebühr ist – neben der Regelung der Öffnungszeiten -, das wichtigste Instrument der Museen zu Herstellung sozialer Distinktion.“

Sitzen im Museum XI

Geschrieben von am 6. Dezember 2008 11:24


Aufrecht sitzen im Pergamonmuseum in Berlin, dafür mit Ansicht.

Eissenhauer in Berlin

Geschrieben von am 26. August 2008 11:50

Der Kunsthistoriker und Möbelschreiner (laut Wikipedia), Michael Eissenhauer, ist ab 1. November Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin. Heute hat er im Deutschlandradio Kultur Stellung bezogen zur Problematik der Provenienz und Restitution in deutschen Museen und sich dazu geäußert, was er in Berlin verwirklichen möchte, nämlich die Erfolgsgeschichte der Museen weiter fortzuschreiben.
Das Interview auf DeutschlandRadio Kultur kann man sich hier nochmals anhören

Wenn die Dinge tanzen

Geschrieben von am 31. Juli 2008 15:11

Mit bunt arrangierten Dingen, die sich (nicht maßstabsgetreu) auf dem Umschlag tummeln, lockt das Buch schon von außen, es doch so schnell wie möglich aufzuschlagen. Innen geht es vielversprechend weiter. Das einfallsreiche Layout bewirkt, dass man gerne blättert und sich dann festliest.
Der Titel „Kampf der Dinge“ bezieht sich auf die gleichnamige neue Präsentation der Dauerausstellung, die letztes Jahr im Museum der Dinge in Berlin eröffnet wurde. In dem Begleitheft thematisiert sich das Museum bzw. das Werkbundarchiv in kürzeren Beiträgen sich selbst, seine Sammlungen, seine von ihm geprägten Begriffe und reflektiert historische wie aktuelle Einflüsse. Gleichzeitig sollen Fragen formuliert werden, mit denen Museum sich künftig beschöftigen möchte. Manufactum, Ikea oder der Kunsthistoriker Gustav E. Pazaurek sind gleichberechtigte Themen.

Werkbundarchiv – Museum der Dinge: Kampf der Dinge. Der Deutsche Werkbund zwischen Anspruch und Alltag. Leipzig 2008. Das Buch ist im Koehler & Amelang Verlag erschienen und kostet 16,90.

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