Alles über Sonnemann

Geschrieben von am 27. Oktober 2009 13:08

Die Eröffnung der Woche: die Ausstellung
Frankfurts demokratische Moderne und Leopold Sonnemann
Jude – Verleger – Politiker – Mäzen
im historischem museum frankfurt, am 28. Oktober um 18 Uhr.

Der Titel der Ausstellung klingt zwar etwas dröge – doch der Inhalt mutet spannend an: es geht um Leopold Sonnemann (1831-1909), Bürger der Stadt, der Großartiges (nicht nur) für Frankfurt geleistet hat. Immerhin hat die Stadt eine Allee nach ihm benannt. Liest man den Ausstellungsankündigung, so wird klar, dass er sehr viel mehr Denkmäler verdient hätte.

Sonnemann war Begründer der Frankfurter Zeitung, wirkte als Kaufmann, Bankier, Verleger und Politiker. Er zog eigentlich an allen Fäden in der Stadt, ob beim Städel-Verein (den er gegründet hat), beim sozialen Wohnungsbau oder bei Bauprojekten wie Palmengarten oder Alte Oper. Er setzte sich für Pressefreiheit ein, für Arbeitslosenversicherung – für einen demokratischen Staat. Kein Wunder, dass die Nazis die Erinnerung an einen solchen mutigen Mann, noch dazu jüdischen Glaubens, unterbanden: 1943 wurde die noch existierende Frankfurter Zeitung verboten, der Nachlass und damit auch die Erinnerung an ihn zerstört.
Nun erinnert an seinem 100. Todestag die Ausstellung an die Verdienste Sonnemanns – und wartet bestimmt noch mit dem einen oder anderen überraschenden Blick auf Frankfurts Geschichte auf.

Die Ausstellung entstand in einer Kooperation zwischen dem historischen museum frankfurt und dem Jüdischem Museum Frankfurt und ist bis Ende Februar kommenden Jahres zu sehen.

Zum Lesen: Ein Bericht in der Frankfurter Neuen Presse und ein Feature vom Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt.

Volkskundliches in Vorarlberg

Geschrieben von am 3. März 2009 14:45

Richard Beitl war in verschiedenen Welten zu Hause: er lebte in der Großstadt und auf dem Land, er war Wissenschaftler und Professor für Volkskunde in Berlin, zugleich auch noch Dichter und Schriftsteller. Vor allem war er auch aus dem Montafon und im kleinen Städtchen Schruns beheimatet, in dem er auch eine Zeitlang als Kulturreferent tätig war. Was klingt wie eine Patchwork-Karriere eines Geisteswissenschaftlers aus der Gegenwart, verweist indessen auf ein bewegtes Leben im letzten Jahrhundert.

Das Montafoner Heimatmuseum widmet den vielen Facetten von Richard Beitl nun die Ausstellung Schruns – Berlin, die wirklich interessant zu sein verspricht. Es geht hier natürlich um Biografisches, um Dichtung und Wissenschaft, wie der Untertitel sagt und um die Heimat – das Montafon.

Beitl fand über die Germanistik zur Volkskunde, studierte in Wien und Berlin. In Berlin fand er auch seine erste Anstellung bei der Zentralstelle des Atlas für deutsche Volkskunde, dem volkskundlichen Großprojekt, dessen Geschichte demnächst in einer Untersuchung erscheint. Aus diesem Themenkreis stammte auch seine Habilitationsschrift Untersuchungen zur Mythologie des Kindes über Korndämonen – die posthum veröffentlicht wurde. Den wissenschaftlichen Aktivitäten fügte er noch viele weitere hinzu; er sammelte etwa Sagen aus Vorarlberg und publizierte sie in Standardwerken und er schrieb erfolgreich Romane, die heute noch in jedem Vorarlberger Bücherregal stehen. Seine Wege führten ihn oft von Schruns nach Berlin und wieder zurück, aber auch weit darüber hinaus.

Die Ausstellung ist noch bis zum 18. April zu sehen.
Im April erscheint dazu noch ein Begleitbuch.

Montafoner Heimatmuseum Schruns
Kirchplatz 15
A-6780 Schruns
Dienstag – Samstag, jeweils 16-18 Uhr

Hessischer Alltag statt Kunst im Gedränge

Geschrieben von am 11. Februar 2009 11:22

Während sich sonntags die BesucherInnen in der Schirn oder im Städel auf die Füße treten, um einen Blick auf die ausgestellten Werke zu erheischen, sollte man lieber der Stadt den Rücken kehren. Das Kloster Lorsch und das Museumszentrum sind eine echte Alternative. Das Gelände des Weltkulturerbes Kloster Lorsch lässt erahnen, wie weitläufig das Kloster einmal war und natürlich kann man gebührend die Königshalle bewundern. Lesen Sie den Rest des Beitrags »

Der Philosoph im Museum

Geschrieben von am 3. September 2008 11:58

Es war eine der ersten Ausstellungen, die ich bewusst gesehen habe und die mich damals schon beeindruckt hat, obwohl ich mit Museen noch nichts am Hut hatte: Les Immatériaux, die 1985 im Centre G. Pompidou in Paris gezeigt wurde. Ich erinnere mich, dass die Ausstellung von Anfang an in den Bann gezogen hat, und an wunderliche Räume und Bilder, die nur mit Hilfe des Kopfhörers zu verstehen waren (und das leider nicht immer).
Nun ist die Dissertation von Antonia Wunderlich erschienen, die sich dem „Philosophen im Museum“ widmet. Es war
Jean François Lyotard, der diese, später noch viel zitierte und mythisierte Ausstellung, ein Leuchtturm der Szenographie, gemeinsam mit Thierry Chaput konzipierte.
„Das Buch reflektiert »Les Immatériaux« als eigenständiges philosophisches Werk Lyotards, dessen Wechsel vom akademischen Philosophen zum Kurator einige philosophische und ausstellungsgestalterische Besonderheiten mit sich brachte“, so heißt es auf der Seite des Verlages.
Hier gibt es auf artnet.de schon einmal einen Vorgeschmack.

Der Philosoph im Museum.
Die Ausstellung »Les Immatériaux« von Jean François Lyotard
Transcript Verlag
Juli 2008, 264 S., kart., zahlr. Abb., 28,80 €
ISBN 978-3-89942-937-4

Mal wieder über Dinge lesen.

Geschrieben von am 14. August 2008 08:55

Es geht hier um Dinge, im Museum, aber auch im Alltag und um die vielfältigen Beziehungen zu den Dingen aus historischer, ethnographischer, soziologischer oder museologischer Perspektive. Darüber wurde einmal anläßlich der „Ersten kulturwissenschaftlichen Gespräche“ 2002 im Ludwig-Uhland-Institut in Tübingen zu Ehren von Gottfried Korff diskutiert. Gudrun M. König hatte 2005 die Gespräche als Buch herausgegeben, doch das ist leider vergriffen. Man braucht sich darüber aber nicht zu grämen oder schlechtgelaunt in eine überfüllte Bibliothek gehen – denn man kann es sich hier als pdf herunterladen. Sehr schön.

Gudrun M. König (Hg.):
Alltagsdinge : Erkundungen der materiellen Kultur. (Studien und Materialien des Ludwig-Uhland-Instituts der Universität Tübingen ; 27. Tübingen 2005

Ein anderer Verwandtenbesuch

Geschrieben von am 17. Juli 2008 09:34

Dieser Tage groß in der Presse: Zwei Männer aus Niedersachsen können im Museum ihre Verwandten besuchen, die vor über 3000 Jahren gelebt haben. DNA-Analysen haben die Verwandtschaftsverhältnisse geklärt. Im Höhlenerlebniszentrum befindet sich das Museum, in dem nun gezeigt wird, wie Menschen in dieser Zeit – der Bronzezeit – gelebt haben. Doch es geht nicht nur um Vorfahren und Stammbäume: im zweiten Teil des Museums geht es um Geologie. Hierzu wurde ein Gang in den Fels gesprengt, in dem man die Steinformationen erklärt bekommt. Und schließlich kann man die Iberger Tropfsteinhöhle besichtigen. Klingt nach einem interessanten Ausflug!
Über das Museum hier in Welt online, hier die dpa-Meldung in der Süddeutschen, hier ein Interview in der Faz und hier gibt es was zu hören.

Ein echter Geheimtip

Geschrieben von am 13. Juni 2008 12:56

Wenige spielen Fußball, (fast) alle schauen zu: ein echter Tip ist es, dann ins Museum zu gehen. In den meisten Städten haben Museen ja auch mittlerweile mindestens einmal in der Woche abends geöffnet. Mittwoch abend herrschte im Frankfurter Städel Museum eine gähnende Leere: In der Stillleben-Ausstellung (ja, 3l hintereinander) Magie der Dinge schaute sich sogar die Aufsicht die Bilder genauer an. Wer allerdings eine Lilien-Allergie hat, sei hier schon mal vorgewarnt: im Foyer zur Ausstellung steht ein gigantischer Blumenstrauß mit nicht so lieblich duftenden Lilien. Dafür ist er schön anzusehen.

Komm ins Land wo die Zitronen blühen

Geschrieben von am 28. April 2008 18:17

Kleiner Tip für die nächste Korsika Reise. Im malerischen Ort Nonza an der Westküste des Cap Corse und ca. 20 km von Saint Florent entfernt, lädt ein hübsch gemachtes kleines „Ecomuseum“ zu einer Entdeckung der Zitrusfrucht Cédrat ein. Diese Frucht von der man hauptsächlich die Schale zur Herstellung von Zitronat, Likören und als ätherisches Öl in der Parfumerie verwendet, wird in terrassenartig angelegten Gärten kultiviert und trug früher zum Wohlstand der Region bei. Das überschaubare Museum ist in frischen „Zitrusfarben“ gehalten, Videos, Fotos, alte Reklameschilder, Bordtagebücher die den Handel belegen und ein „Geruchs-Quiz“ machen den Besuch vergnüglich. Schade dass alle Texte nur auf Französisch sind und nicht einmal ein Blatt mit englischen Übersetzungen aufliegt. Aber das kann ja noch werden…

Museumsblog auf französisch

Geschrieben von am 2. März 2008 18:31

Sehr interessant ist der französischsprachige Blog MuséoGraphie-MuséoLogie, ein Blog, der im Institut Denis Diderot der Universität von Dijon beheimatet ist. Dort wird seit langer Zeit auch Museologie und Museographie in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen als Studienfach angeboten. Liest sich gut, es lohnt sich mal reinzuschauen.

Nachschauen und nachlesen

Geschrieben von am 2. März 2007 12:01

Man kann ja leider nicht ständig auf alle Tagungen und Workshops gehen, die sich mit Ausstellungen und Museen beschäftigen. Das Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik in Berlin schafft hier Abhilfe. Auf seinen Internetseiten findet sich die Dokumentation eines Workshops über „Ausstellungen als Instrument der Wissensvermittlung“, der am 26 und 27. April 2002 stattfand. Die Vorträge – u.a. von Gottfried Korff, Martin Heller und Bettina Drescher – sind hier als Videos anzuschauen oder als PDF herunterzuladen. Eine schöne Sache!

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