Nachschauen und nachlesen

Geschrieben von am 2. März 2007 12:01

Man kann ja leider nicht ständig auf alle Tagungen und Workshops gehen, die sich mit Ausstellungen und Museen beschäftigen. Das Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik in Berlin schafft hier Abhilfe. Auf seinen Internetseiten findet sich die Dokumentation eines Workshops über „Ausstellungen als Instrument der Wissensvermittlung“, der am 26 und 27. April 2002 stattfand. Die Vorträge – u.a. von Gottfried Korff, Martin Heller und Bettina Drescher – sind hier als Videos anzuschauen oder als PDF herunterzuladen. Eine schöne Sache!

Deutsche und französische Wissenschaftsmuseen im Dialog

Geschrieben von am 1. März 2007 11:37

Im Mai treffen sich Experten aus deutschen und französischen Wissenschaftsmuseen in Berlin zum Dialog. Das dritte Treffen dieser Art findet im Technikmuseum statt:
Laut Ankündigung geht es um folgende Fragen:

Welche Wege der Wissenschaftskommunikation und –didaktik lassen sich in Frankreich und Deutschland beobachten? Welche Rolle spielen dabei Museen, Science Center, Forschungseinrichtungen und Wissenschaftsjournalismus – insbesondere vor dem Hintergrund der Vermittlung an Kinder und Jugendliche? Zusätzlich im Blickpunkt stehen Neuheiten aus der Museums- und Science-Center-Landschaft beider Länder.

Ein besonderer Aspekt der Tagung wird sein, dass neben ausgewiesenen Experten auch die jüngere Generation zu Wort kommen soll.

Die Tagung findet vom 13.-15. Mai in Berlin statt und wird vom „Office de Coopération et d’Information Muséographiques“ in Frankreich (OCIM) und dem „European Network of Science Centres and Museums“ in Deutschland (ecsite-d) ausgerichtet. Auf der Seite des Technikmuseums kann man sich informieren und anmelden.

Den Tagungsband (auf deutsch und französisch) von Dijon 2005 kann man sich hier herunterladen.

Kurioses auf dem Lande

Geschrieben von am 28. Februar 2007 12:32

Ein Sammelsurium der besonderen Art bietet der Bahnhof Waldenburg im Hohenlohischen (Baden-Württemberg), der zwar noch als Bahnhof dient, aber von einer Initiative auch als „Kunstbahnhof„genutzt wird. Im Vorraum zum Fahrkartenverkauf, also da, wo früher die Schulkinder tobten und im Winter die Raucher standen und auf den Zug warteten, befindet sich nun das Kunstprojekt „ZwischenLager ZeitRaum“ von Hans A. Graef. Mich hat weniger der künstlerische Anspruch – Marcel Duchamps und seine readymades und Joseph Beuys, dem die Gepäckaufgabe gewidmet ist – zum Staunen gebracht, sondern die Masse an Dingen, die sich in Regalen und Vitrinen, auf Tischen und sonstigen Ablagen befindet, und sich nach manchmal nicht erkennbaren Prinzipien, dicht an dicht drängen. Da gibt es die Vitrinen rot, blau und gelb, in denen Dinge aller Art stehen (das reicht von kleinen Figuren, über Verpackung zu Büchern), eine Poststelle, deren Fächer mit Papierstücken gefüllt sind, Labormaterial, das wohl aus den 1950er Jahren stammt, Zeitschriften, Platten, Bücher, Becher, Holzstücke… ich weiss nicht mehr, was noch alles, mir summt noch der Kopf. Ich frage mich: Wie kann man nur so viele Sachen sammeln? Wie behält man da den Überblick? War ich bei einem Messi zu Besuch oder in einer Kuriositätenkammer? Fragen über Fragen, beeindruckend ist es allemal.

Restitution von Kunst

Geschrieben von am 27. Februar 2007 16:14

Ein Buch, das nicht nur interessant klingt, sondern auch sehr wichtig ist: Die Historikerin Monika Tatzkow und der Jurist Gunnar Schnabel haben sich damit beschäftigt, wie die Museen mit der Restitution von Kunst, die von den Nazis gestohlen wurde, umgehen. Eines ist vor allem wichtig: Kommunikation mit den Vorbesitzern. Daran haben deutsche Museen oftmals kein Interesse.
So kann man heute in einem Interview in der taz lesen:

„Gunnar Schnabel: Die Atmosphäre ist vergiftet, wenn sich das Museum tot stellt. Wer nicht weiß, wo sein Bild zu finden ist oder gegen wen er Ansprüche erheben kann, der geht natürlich zu Finanziers wie den großen Auktionshäusern. Dann braucht er einen Anwalt und einen Historiker, der das recherchiert. Wenn die erst alle im Boot und die Honorarforderungen auf dem Tisch sind, ist der Zug in der Regel abgefahren. Dann gibt es nur noch Konfrontation.“

Bislang gibt es übrigens in Deutschland nur in der Hamburger Kunsthalle eine festangestellte Provenienzforscherin.
Das Buch heißt „Nazi Looted Art – Handbuch Kunstrestitution weltweit„, und ist im Proprietas-Verlag erschienen.

Wie Berlin die Expansionspläne des Louvre sieht

Geschrieben von am 22. Februar 2007 17:37

In der Süddeutschen Zeitung vom 22.2. äußert sich Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu den Plänen der französischen Regierung, einen Ableger des Louvre in Abu Dhabi zu eröffnen:

„Die Jetset-Touristen werden die Besucher in Abu Dhabi sein, die nach dem Spektakulären, dem Besonderen suchen. Und da ist die hochwertige Kunst gerade recht. Die einheimische Bevölkerung wird den geringsten Besucheranteil ausmachen. Derart aufbereitete Kunst wird wohl oder übel zu einem Bestandteil des Lifestyle. Sie wird ihren Gesetzen unterliegen, wird auswechselbar, beliebig werden. Es steht zu befürchten, dass der schnelle Erfolg des Geldes die Museen verändern wird. Sie sind dann nicht mehr das geistige Tagebuch eines Landes und einer Epoche, sie büßen ihre Aura ein, werden zu einer frei floatenden Ware.“

Der „Wüstenlouvre“ im Museumsblog: hier, hier und hier.

Bei den Kindern der Manns zu Besuch

Geschrieben von am 21. Februar 2007 11:26

Noch bis zum 24. Februar ist die kleine und überschaubare Ausstellung „Die Kinder der Manns“ in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main zu sehen. Es geht nicht nur um Klaus und Erika oder Golo, sondern auch um die weniger bekannten Kinder Monika, Michael und Elisabeth. Eine Fülle von Fotos, Briefen, Manuskripten oder Filmen bietet sich auf engstem Raum, um die Biographien der Mann-Kinder aufzufächern. Die Ausstellung ist einfach, aber charmant und übersichtlich inszeniert. Gefallen hat mir etwa die Idee, mit Folien am Boden imaginäre Räume zu inszenieren. Man sieht ihr auch das Prinzip der Wanderausstellung gleich an, da die Vitrinen praktische Schlitze zum Tragen haben, also zugleich Transportkisten sind. Leider stört der Geräuschpegel von den verschiedenen Audiostationen doch manchmal. Es ist eine kleine, feine Schau; für mich stellt sich nur die Frage, ob man sich nicht langsam an der Familie Mann satt gelesen, gehört und gesehen hat.

Bei der Ausstellung handelt es sich um Gemeinschaftsprojekt der Monacensia München, des Buddenbrockhauses Lübeck und des Literaturhauses München. Die Präsentation wurde von unodue gestaltet und ist in der Deutschen Nationalbibliothek in FFM in der Adickesallee 1 bis zum 24. Februar zu sehen.

Die militärgeschichtlichen Museen rüsten auf

Geschrieben von am 20. Februar 2007 12:42


Seit einiger Zeit sind in den militärgeschichtlichen Museen interessante Dinge zu beobachten:
Angefangen hatte es vor einiger Zeit mit dem Imperial War Museum London, nun ziehen auch das Militärhistorische Museum der Bundeswehr Dresden und das Musée de l’Armée in Paris nach. In Dresden soll 2008 die neue Dauerausstellung eröffnet werden, die auf über 9.000 qm nicht technikgeschichtlich, sondern kulturgeschichtlich ausgerichtet sein soll. Für dieses Vorhaben wurde der Architekt Liebeskind gewonnen, der ja auch schon die imposante Außenstelle des Imperial War Museums in Manchester entworfen hat. In Dresden treibt Libeskind einen Keil in das ehemalige Arsenalgebäude. Der Stuttgarter Architekt HG Merz sorgt für die Ausstellungsarchitektur; ein Autorenteam sorgt für die inhaltliche Umsetzung.

In Paris läuft seit 2003 das Programm „Athéna (Armes, techniques, Histoire, Emblèmes, nation, Armee). Hier soll (Napoleon lässt grüßen) nach seiner Modernisierung das wichtigste militärgeschichtliche Museum des Planeten entstehen, so der Direktor und General Robert Bresse. Die Arbeiten erfolgen sukzessive; fertigestellt ist bereits die Präsentation zu den älteren Waffensammlungen, die seit 2005 zu sehen ist und die Zeit zwischen 1871 und 1945, die seit Sommer 2006 präsentiert wird. Es folgt noch ein Museum für Charles de Gaulle und die Abteilung Ludiwg XIV bis Napoleon III und weitere interne Modernisierungen. Die Bilder zeigen einen Blick in die alten (neuen) Waffensammlungen und eine in Szene gesetzte Studiensammlung des Pariser Museums. Eine Entwicklung, die es weiter zu verfolgen gilt.

Gedächtnis und Universalität – Tagung als Webcast

Geschrieben von am 19. Februar 2007 10:59

Neulich wurde hier über die Herkunft der Dinge gepostet und auf eine Veranstaltung der UNESCO in Paris verwiesen. Beiträge der Veranstaltung „Memory and Universality: New Challenges Facing Museums“ sind hier als Webcast zu sehen und zu hören, u.a. der Direktor des Louvre, Henri Loyrette und aus Benin Alain Godonou, Leiter der École du Patrimoine Africain.

Her mit dem Original!

Geschrieben von am 15. Februar 2007 15:03

Museen können, im Vergleich zu anderen kulturellen Institutionen, damit punkten, dass sie Originale zeigen. Das hat sich wohl auch das Musée d’art et d’industrie in Roubaix gedacht, das künftig das Pariser Künstleratlier von Henri Bouchard aufnehmen wird. Das Musée ist seit einiger Zeit im sehr schön restaurierten Art-Déco-Schwimmbad untergebracht. Das Atelier von Bouchard soll hier, so heißt es in der FAZ vom 13.2.2007, „originalgetreu“ wieder aufgebaut werden. Der kleine Schönheitsfehler dabei ist: Das Atelier des Bildhauers steht in keinem Abbruchhaus, noch irgendwo in Kisten verpackt, nein, es ist das Musée Bouchard in Paris selbst, das frühestens in drei Jahren wieder zu sehen sein wird. Dabei ist dieser Beschluss schon ein Kompromiss, dass das von der französischen Museumsdirektion DMF registrierte Museum aushandeln konnte. Die Museumskonservatoren – der Sohn des Bildhauers, François und seine Frau Marie, (beide über 80), fühlen sich langsam zu alt, um weiter zu kämpfen, wie sie es über 40 Jahre lang mit kleinen Ausstellungen und Publikationen getan haben. Zwar kennt kaum noch jemand Henri Bouchard (1875-1960), zu seiner Zeit war der Künstler aus Dijon aber als Kunstprofessor und Bildhauer fest in die Pariser Szene eingebunden. In seinem Atelier, in das er 1924 eingezogen war, wurde kaum etwas verändert. Marie Bouchard studierte extra an der renommierten Pariser Kunsthistoriker-Schule École du Louvre, um das Werk ihres Schwiegervaters richtig würdigen zu können. Denn man kennt ihn doch, da Bouchard auch Skulpturen für den öffentlichen Raum gestaltet hat, die noch heute zu sehen sind, darunter Fassaden, Grabmale oder die Apollon-Figur am Palais de Chaillot in Paris. Ein Besuch im Atelier ist, glaubt man den Beschreibungen wie zum Beispiel hier, sehr bewegend und einzigartig. Ein letztes Kleinod, wie die FAZ schreibt. Ob es in Roubaix auch noch so sein wird?
Eher nicht, deswegen hier die Adresse – bis 14. März haben wir noch die Gelegenheit:
Musée Bouchard, 25, rue de l’Yvette, 75016 Paris, geöffnet mittwochs und samstags von 14-19 Uhr.

Piktogramme bitte mit Heft!

Geschrieben von am 14. Februar 2007 18:08

Das Kunstmuseum Stuttgart zeigt eine sehr schöne Ausstellung über Piktogramme. Kunst meets Gebrauchsgraphik, so könnte man fast sagen, finden doch auch etwa die Bildstatistiken von Otto Neurath und Gerd Arntz ihre Berücksichtigung. Sehr schön fand ich auch das Blatt von Otl Aicher, auf dem er verschiedene Zeichen für Frauentoiletten aus der ganzen Welt gesammelt hat. Interessant ist die Art von Geheimbotschaften, die Künstler wie Kandinsky und Willi Baumeister entwickelten. Dürers Hase und seine Kopien aus der Neuzeit werden durchdekliniert, ebenso kann die Bild-Datenbank eines chinesischen Künstlers durchforstet werden. Die Ausstellung war sehr inspirierend, zugleich hätte ich mir mehr Informationen gewünscht. Ein kleines Heft, wie ich es einmal hier beschrieben habe, hätte mir noch mehr Genuß und Erkenntnis verschafft.

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