Lehnstuhlreise ins Museum

Geschrieben von am 1. November 2007 16:58

Es soll ja vorkommen, dass man einfach keinen Schritt vor die Türe setzen möchte. Um so praktischer ist es, dass manche Museen sich darauf eingestellt haben. Einen wirklich guten Eindruck vom Pitt-Rivers-Museum in Oxford, 1884 vom General gleichen Namens gegründet, sind die 360°- Ansichten, die man hier anschauen kann. Natürlich kann kein noch so tolles Foto den Museumsbesuch ersetzen: online fehlt etwas. Hier habe ich es einmal beschrieben.

Eine Art Gemischtwarenladen

Geschrieben von am 30. Oktober 2007 20:14

Bei meinem ersten Besuch hatte ich u.a. bemängelt, dass den BesucherInnen zuwenig Informationen geliefert werden und die Besucherführung quasi nicht existent ist. Nun hat das Musée du quai Branly nachgerüstet und in der Dauerausstellung Orientierungstische aufgestellt. Sie sind mit Texten und Karten versehen, auf denen, zum Teil mit Fotos, die geographische Herkunft der Objekte vermerkt ist. Ebenso ist hier nun ein Ausstellungsplan zu finden, so dass man jetzt wenigstens weiß, wo man sich in der Ausstellung befindet.
Auch dieses Mal war ich wieder verblüfft, wie sehr die als Innvovation verkaufte Präsentationsform der Dauerausstellung an die des vor zwei Jahren geschlossenen Musée national des Arts et Traditions populaires erinnert. Der Museologe Georges Henri Rivière hatte in den 1960/70er Jahren hier die populäre französische Kultur eloquent und kunstvoll in Szene gesetzt. Allerdings mit einem Unterschied: in den von ihm inszenierten Vitrinen spielten sich Geschichten ab, werden ganze Zusammenhänge aufgezeigt, während die im Musée du Quai Branly gestalteten Vitrinen auf mich eher dekorativ wirken.
Ansonsten war im Musée du Quai Branly der Pokal der Rugby-Weltmeisterschaft zu sehen, eine Fotografie der neuseeländischen Rugby-Mannschaft kontrastiert mit einer (Auftrags-) Fotografie, die die Mannschaft nochmals anders interpretiert, eine Ausstellung mit dem Titel Diaspora mit Video-Installationen und eine Ausstellung über Fünf Jahrhunderte höfische Kunst in Benin. Damit will das Museum offensichtlich gleich drei Terrains abstecken:
1. Aktualität: Frankreich war erstmals Austragungsort einer Rugby-Weltmeisterschaft und das diente dem Museum als Anlass, über das Gedränge von Kulturen* nachzudenken. Frankreich war in dieser Zeit im Rugby-Fieber, es waren sehr viel ausländische Fans in der Stadt. (Rugby-Fans sind zudem, was man hierzulande vielleicht nicht weiß, zahlungskräftige Gäste, die in Mehr-Sterne-Hotels absteigen und wahrscheinlich tagsüber sogar in Museen gehen.) Aktueller geht es also nicht!
2. Zeitgenössische Kunst: Die Ausstellung Diaspora wurde von der Filmemacherin Claire Denis kuratiert. Die ließ von KünstlerInnen, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr in Afrika leben, Auftragsarbeiten – Video, Ton und Licht-Installationen – anfertigen, die sich mit Afrika als Inspirationsquelle beschäftigen. Zudem soll auf einschlägigen Plattformen wie Youtube und flickr ein „digitaler Katalog“ enstehen (viel scheint da aber nicht zu passieren). Damit positioniert sich das Museum im Bereich zeitgenössische Kunst;
3. Tradition: Die Ausstellung über die höfische Kunst aus Benin schließlich ist vom Wiener Museum für Völkerkunde übernommen und repräsentiert eine klasssische völkerkundliche Ausstellung mit einem wissenschaftlichen Katalog. Damit kann sich das Museum seine Bedeutung für die Welt der ethnologischen Museen unter Beweis stellen. .
Jetzt liegt es an den BesucherInnen, das alles zusammenzubringen – wobei eines klar ist: das Musée du quai Branly ist trotz aller Kritik eine Adresse, um die man nicht herumkommt.

Über das Musée du quai Branly hier, hier, hier und hier im Museumsblog.

*Auch das Außenministerium hatte gemeinsam mit anderen Institutionen, während der Weltmeisterschaft eine Aktion gestartet, bei der man „Französisch im Gedränge“ lernen sollte.

Verlassenes Museum

Geschrieben von am 16. Oktober 2007 11:55

Es ist ja nicht so, dass es das Musée de l’Homme im Palais de Chaillot in Paris nicht mehr gibt. Doch seit fast die gesamte Sammlung (einschließlich der Bibliothek) ins Musée du Quai Branly gebracht wurde und dort laut wikipedia nur zu einem verschwindenden Bruchteil ausgestellt ist, galt es, sich neu zu orientieren. Darüber hat der Museumsblog schon einmal berichtet.
Nun habe ich die Ausstellung L’Homme exposé besucht. Die Idee, in der Ausstellung die Saga des Menschen und die „Wiedererfindung“ des Museums zugleich zu thematisieren, spiegelt sich auf der museographischen Ebene wider: der Besucher bewegt sich zwischen großen Transportkisten. Sie sind zum Teil geöffnet und geben Blicke auf die Museumsschätze frei, eine andere Inszenierungsform sind große Regale, wie man sie in Depots findet. Der narrative Faden der Ausstellung ist interessant: es geht über die unterschiedlichen Blicke auf den Menschen und darum, wie der Mensch zu unterschiedlichen Zeiten repräsentiert wurde, welche Vorstellungen er sich von dem anderen machte. Es sind sehr interessante Objekte zu sehen – von Schädeln über Gipsabdrücke zu Mumien. Leider ist die Beleuchtung katastrophal, die Texte viel zu lang und die Schrift zu klein. Und irgendwie machte das Museum auch nicht den Eindruck einer Baustelle auf mich. Es wirkte eher verlassen. Vielleicht bringt die neue Ausstellung Femmes du Monde mehr Leben ins Museum.

Das Musée de l’Homme in Paris definiert sich neu

Geschrieben von am 29. März 2007 11:59

Seit die ethnologischen Sammlungen komplett in Besitz des Musée du Quai Branly übergegangen sind, muss das Musée de l’Homme die noch bei ihm verbliebene anthropologische Sammlung völlig neu aufbereiten. Der neue Direktor Zeev Gourarier, der vorher Konservator im volkskundlichen Museum MNATP war, das nach Marseille umgezogen ist, stellte schon einmal die Neukonzeption vor. In der geplanten Dauerausstellung dreht sich alles um den Menschen und um vier grundlegende Fragen: Wer ist der Mensch? Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Die Umgestaltung soll vier Jahre dauern. Mit Wechselausstellungen soll auf die künftige Dauerausstellung Appetit gemacht werden. Seit Ende Februar ist nun die erste Schau zu sehen, „Die Saga des Menschen. Episode 1: Der ausgestellte Mensch„. In einer Art Zeitreise durch Jahrtausende werden Themen wie der imaginierte Mensch, die Natur des Menschen oder die Entdeckung des Anderen beleuchtet. Parallel zur Ausstellung findet man Artikel des Ausstellungsteams auf dem Sagablog. Interessant sind auch die sphärischen Klänge, die ertönen, wenn man auf der Internetseite zur Ausstellung surft.

Musée du quai Branly, die vierte

Geschrieben von am 7. Februar 2007 13:04



Ich habe nun das auch hier schon viel besprochene Musée du Quai Branly in Paris besichtigt. Es hat mich sehr enttäuscht: weder Architektur, Museographie oder Präsentation ist neu oder gar innovativ. Es bietet kein Aha-Erlebnis, wie damals die Grande Galerie d’Évolution des naturhistorischen Muséum oder wie die Präsentation des Musée d’Orsay. Es wird sich dennoch durchsetzen, aber nicht, weil es richtig gut ist, sondern weil damit Prestige verbunden ist. Mein erster Eindruck (weitere werden noch folgen):
Den Besucher empfängt, wenn er den wirklich interessanten Garten durchquert hat und die üblichen Hürden (einmal anstehen für die Tickets, einmal für die Sicherheitskontrolle, einmal für den Einlass), überwunden hat, ein sehr dunkel gehaltenes Foyer. Dann begibt man sich auf eine Rampe, die auf einem geschwungenen Weg hinauf in die Ausstellung führt. Eigentlich handelt es sich eher um einen Tunnel mit einer sehr niedrigen Decke. Ab und zu werden kurze Sätze in Leuchtschrift eingeblendet, mal sieht man einen Film oder Dias. Sonst passiert nichts. Auch der Audio-Guide, (der 5 Euro kostet) gibt nur eine knappe Einführung her. Dennoch baut die Rampe eine Erwartungshaltung auf, die dann leider nicht erfüllt wird: Man strandet auf einer Art Kreuzung und weiß nicht genau, wo man hin soll. Es ist schummrig, es gibt keinen Eye-Catcher. Also schaue ich mir erst die androgyne Figur an, die da etwas verloren steht. Zwar hatte das Museum aufgrund des Protestes Objektbeschriftungen angebracht, genützt hat es jedoch nicht viel, haben die Schilder doch eine viel zu kleine Schrift und es ist viel zu dunkel, um sie überhaupt lesen zu können. Überhaupt wird es einem schwer gemacht, Objekte anzusehen: so stehen viele Objekte frei vor der Glasfassade. Zum Schutz wurde auf die Fassade eine perforierte Folie geklebt. Vor der Fassade sind allerdings ebenfalls, anders perforierte Jalousien angebracht. Es entsteht also eine Art psychadelischer Effekt, so dass man die Objekte vor lauter Augenflimmern gar nicht richtig ansehen kann. Dazu ist es schwierig, überhaupt den Weg zu finden durch den mit Vitrinen vollgestellten Ausstellungsraum; die Besucherführung ist gleich null. Ich weiß nicht, wo ich mich befinde und habe keinen Überblick, was mich erwartet. Es sind diese Sachen, die mich ärgern und die mir zeigen, dass da wenig an den Museumsbesucher gedacht wurde. Auch die Museographie halte ich für überdenkenswert – wie ich das meine, werde ich noch in anderen Posts zur Diskussion stellen.Auf ihn wirke das Museum, so ein französischer Freund und unvoreingenommener Biologe, wie ein luxuriöser Duty-Free-Shop. Nach meinem Besuch muss ich ihm Recht geben: ich habe noch nie so viele Menschen in einem Museum gelangweilt um Vitrinen wandeln, telefonieren und Zeitung lesen sehen noch habe ich so viele Unterhaltungen über Erziehungsprobleme oder geschäftliche Angelegenheiten mitangehört. Das Museum bietet dazu wirklich die ideale, dekorative Kulisse. Allerdings erinnert mich alles eher an eine Shopping Mall der Mittelklasse: im Juni 2006 eröffnet, zeigt die Ausstellung jetzt schon einige Gesprauchsspuren. So ist der Bodenbelag teilweise zerstört und elektrische Kabel ragen ungeschützt in den Raum hinein.

Das MQB im Museumsblog wurde hier, hier und hier besprochen.

Was macht eigentlich Jacques Hainard?

Geschrieben von am 6. Februar 2007 12:32

Man kennt ihn von internationalen Museumstagungen: Immer wenn es langweilig zu werden drohte, kam der französischsprachige Schweizer und provozierte mit einer Äußerung, die alle wieder aufweckte. Er hat zahlreiche Ausstellungen gemacht, als er Leiter des Musée d’Ethnographie Neuchâtel, die weltweit Aufsehen erregten. Das waren nicht nur Ausstellungen, sondern intellektuelle Experimente wie „Der Unterschied“ oder „Das kannibalische Museum„.
Die Devise des MEN lautet:

„Ausstellen heisst die Harmonie trüben.
Ausstellen heisst den Besucher in seiner intellektuellen Behaglichkeit stören.
Ausstellen heisst Gefühle hervorrufen, Wut und das Verlangen noch mehr zu wissen.
Ausstellen heisst einen spezifischen Diskurs über ein Museum führen, bestehend aus Gegenständen, Texten und Darstellungen.
Ausstellen heisst Gegenstände in den Dienst einer theoretischen Betrachtung, eines Diskurses oder einer Geschichte stellen und nicht umgekehrt.
Ausstellen heisst das Wesentliche durch kritische Distanz nahelegen, gefärbt von Humor, Ironie und Spott.
Ausstellen heisst gegen angenommene Ideen kämpfen, die Stereotypen und die Dummheit.
Ausstellen heisst gemeinsam eine Erfahrung intensiv leben.“

Man kann sich nur wünschen, dass dies in mehr Museen dies beherzigt würde! Schon seit einem knappen Jahr hat Hainard seinem Kollegen Marc-Olivier Gonseth das Feld überlassen, und leitet nun die Geschicke des Musée d’Ethnographie Genf. Dies soll von Grund auf neu konzipiert und renoviert werden, eine spannende Angelegenheit, für die Hainard in seinem Mot du Directeur viel Engagement und vor allem viel Liebe fordert. Ich zweifle nicht daran, dass er diese finden bzw. auch bei den Genfern entzünden wird.

Musée du quai Branly, die dritte

Geschrieben von am 4. September 2006 09:54

Marc Zitzmann besuchte für die NZZ Online mehrmals das Musée du quai Branly in Paris und stellt in Hinblick auf die Architektur fest, „dass der erwartete grosse architektonische Wurf wohl leider nicht gelungen ist“. Auch was die Sammlung anbelangt, so zeigt er sich enttäuscht, da die Vorgeschichte und Vorgängerinstitutionen mit keinem Wort genannt werden: „So erscheint das Musée du quai Branly als eine Institution ohne Geschichte, eine Schöpfung ex nihilo.“ Er vermisst, dass den Nachfahren der „peuples d’origines“ nicht berücksichtigt wurden und dass man die Objekte allein aufgrund ihrer Schönheit und wegen ihres Alters ausstellt. Für sehr gelungen hält Zitzmann die Präsentation. Schade findet er es, dass viele Informationen erst im Nachhinein angebracht wurden und so den Eindruck stören: „Das 235 Millionen Euro teure Museum gleicht einem Haute-Couture-Kleid, das durch Sicherheitsnadeln zusammengehalten wird.“

Musée du quai Branly, die zweite

Geschrieben von am 2. August 2006 16:37

Auch wenn ich leider immer noch nicht in Paris war, kommen dennoch noch einige Anmerkungen zum Musée du quai Branly. Bei „Libération“ bzw. in ihrer Online-Version Liberation.fr habe ich am 20. Juli drei sehr interessante Stellungnahmen gefunden, die ich hier vorstellen möchte.

Die ehemalige Kultur- und Tourismusministerin Aninata Traore von Mali beschreibt das Museum als einen Ort, in dem die Objekte zelebriert werden, die den Völkern gehören, die heute durch Migrations-Gesetz von Sarkozy (der französische Innenminister) zurückgewiesen werden. Madame Traore schildert weiter, wie sie vor einiger Zeit von der damaligen Kulturministerin Frankreichs, Catherine Trautman, gebeten wurde, den Verkauf einer Figur der Tial, die einen belgischen Sammler gehörte, zu autorisieren; die Figur war, wie so viele andere, nach Europa „gebracht“ worden. Da Traore sich nicht daran beteiligen wollte, ein Stück reinzuwaschen, das höchstwahrscheinlich illegal aus Mali geschmuggelt worden war, schlug sie vor, Frankreich solle die Figur kaufen und dann an Mali zurückgeben. Mali wiederum würde dann die Figur an das Museum ausleihen. Traore flog ganz schnell aus dem Entscheidungsgremium heraus, mit der Begründung, „dass das Geld des französischen Steuerzahlers nicht für den Erwerb eines Stückes verwendet werden könnte, das dann nach Mali zurückgegeben würde“. Mit ihrer Ansicht erwarb sie sich bei ihrer Regierung auch keine Freunde: Mali kaufte schließlich selbst das Stück, um es dann an das Musée du Quai Branly auszuleihen.
Meine Meinung: allein die Vorstellung, dass ich etwas kaufen müsse, das mir gehört, damit wiederum ein Dritter davon profitiert, finde ich absurd. Eine unschöne Geschichte am Rande oder symptomatisch für das Musée du quai Branly?

Die Ausstellungskuratoren Sylvie Grossmann und Jean-Pierre Barou verweisen darauf, dass die im Museum gezeigten Kunstwerke noch viele andere Bedeutungsebenen besäßen, diese aber nur auf das Schöne und Dekorative beschränkten. Es geht ihnen nicht nur um die „beaux-arts“, also die schönen Künste, sondern um die „beaux savoirs“ – also um das schöne Wissen. Insbesondere verweisen sie auf die enge Verknüpfung von Wissen und Kunst, die im Musée du quai Branly gar nicht auftauche. Die enge Verwandtschaft zwischen Schönheit und Gesundheit bzw. zwischen Malerei und Gesundheit wurde bei den (wie sagt man das nun korrekt?) Urvölkern? schon längst erkannt. Seit über einem Jahrzehnt bestehe ein reger Austausch zwischen medizinischen Experten von den Navajos oder aus Tibet mit Wissenschaftlern der westlichen Welt, die deren Kenntnisse für aktuelle Problematiken sehr schätzten. Die Autoren fordern deswegen eine Museographie, die wirklich die beaux savoirs anerkennt und nicht ständig von „anderen Kulturen“ spricht.

Patrick Prado schließlich, Antropologe, beleuchtet die soziale Rolle des Museums und seinen Blick auf die anderen. Die Sichtweise auf die Objekte habe sich nur unwesentlich verändert, von wild über ethnisch zu „Stamm“(-eskunst) handle es sich immer um unsere Definition. Interessant auch der Hinweis, dass aus den Objekten der anderen zunächst „exotische“ Künste im Plural, dann einfach zu Kunst im Singular wurde – was ja auch der phänomenalen Aufwertung auf dem internationalen Kunstmarkt entspricht. Patrick Prado fragt sich, ob die zeitgenössische Anthropologie, die sich mit dem „Studium der Menschen hier, und jetzt und weiter weg beschäftige“ im Musée du Quai Branly repräsentiert sei. Nein, so sein klares Urteil und das sei kein Zufall: „Es sind die direkten Nachkommen derjenigen, die diese Wunderwerke hergestellt haben, die an den Stacheldrähten unserer europäischen Abwehr sterben, die zu Hunderten zwischen Lampedusa, Gibraltar und den kanarischen Inseln ertrinken, die wie Pakete mit täglichen Charterflügen ausgewiesen werden, deren Kinder aus den Schulen unserer Republik gerissen werden, wenn sie nicht unter den Fahrgestellen unserer Düsenflugzeuge erfrieren.“ Er vermisst Spuren der Nachfahren im Musée du quai Branly. Und er sagt: wenn wir sie schon alle rausschmeissen, dann sollten wir ihnen auch ihr Eigentum zurückgeben.

Mein Senf zum MQB – Musée du quai Branly

Geschrieben von am 4. Juli 2006 15:02

Das neue Museum in Paris, auf das alle so lange gewartet haben, ist eröffnet: Staatspräsident Chirac hat nun endlich auch sein eigenes. Wahrscheinlich wollte er nicht mehr nur in die Häuser von seinen Vorgängern Giscard d’Estaing, Pompidou oder Mitterrand gehen.
Warum heisst das Museum eigentlich nicht nach Chirac? Lange Zeit sollte die Institution, die Sammlungen des Musée de l’Homme und des Musée National des Arts Afrique et d’Océanie neu präsentiert, als Museum der ‚arts premiers‘ deklariert werden. Da aber während des über 10jährigen Entstehungsprozess bis heute nicht genau geklärt werden konnte, was mit dem Begriff arts premiers nun eigentlich gemeint ist, mußte am Ende mal wieder der Standort herhalten. Für ein Musée Chirac ist es wohl doch noch zu früh. Es gibt inzwischen sogar Gerüchte, dass die Institution nach dem großen französischen Ethnologen Claude Lévi-Strauss benannt werden soll. Das wäre nur logisch: zwar ist das Ganze eine Herzensangelegenheit von Jacques Chirac gewesen, aber Lévi-Strauss hat es erst möglich gemacht. Als Ehrenvorsitzender der für das Museumsprojekt eingesetzte Kommission hatte er das bis zuletzt umstrittene Konzept von Anfang an unterstützt. Und wenn erst ein Lévi-Strauss dafür ist, dann ist das Geld vom Präsidenten eine Lappalie. Viel gäbe es noch zu sagen, ohne dass ich schon einen Fuß hineingesetzt hätte. Doch mehr dazu nach dem nächsten Paris-Besuch!

Alle haben darüber berichtet, deswegen nur einige special links:
Spiegel online
Deutsche Welle mit Kommentaren von der Museumsbloggerin
Blog „Kulturelle Welten“ mit weiteren Hinweisen

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