Gedruckte Exponate

Geschrieben von am 25. April 2008 10:04

Eine Möglichkeit, im Museum ohne Vitrinen auszukommen?

„Die Exponate im renovierten Museum präsentieren sich nun moderner. Die Quantität der Texte ist geschrumpft, dafür sind nun mehr Illustrationen zu sehen. Die Ausstellungsstücke – insgesamt sind es ungefähr 380 Quadratmeter, wurde direkt auf die rötliche Vliestapete gedruckt, die die Turmwände ziert. Einige von ihnen sind zur besonderen Hervorhebung auf gewölbten Alubildhaltern angebracht.“

Gelesen in der Frankfurter Rundschau, Alles Töngesgasse.
Die Rede ist vom Stoltze-Museum der Frankfurter Sparkasse in Frankfurt am Main, das am Samstag zur Nacht der Museen sich nach der Renovierung neu präsentiert.

Presse und Museum

Geschrieben von am 10. April 2008 17:06

Newseum“ nennt sich ein neues Museum das am 11. April in Washington eröffnet wird. 450 Millionen hat das Projekt gekostet, ein Grossteil davon von den Medien selbst finanziert.
Hinter der Fassade, die an einen gigantischen Bildschirm erinnert, sollen in 14 thematischen Ausstellungsräumen dem Publikum die Geschichte der Presse, Photojournalismus, Weltnachrichten, elektronische Medien etc. oder auch die Pressearbeit anlässlich spezieller Ereignisse (11. September, Fall der Berliner Mauer) nähergebracht werden. In ihrem „Lettre d’Amérique“ bezeichnet Corine Lesnes das neue Museum als ein „Disneyland der Info“, zwischen Glorifizierung der Presse und Unterhaltungspark für Kinder… Unter den 6.214 Objekten findet man das vom Time Magazine in Bosnien verwendete gepanzerte Fuhrwerk, den Computer Daniel Pearls (in Pakistan ermordeter Journalist des Wall Street Journals), ein Stück der Antenne die sich auf einem der Türme des World Trade Centers befunden hat oder die türkisfarbenen Pantoffeln eines der ersten „Stars“ der Blogger Szene. Die dümmsten Headlines sind auf den Kacheln der Toiletten zu lesen, eine 27m lange Wand bietet Videoprojektionen und ein Mahnmal erinnert an die 1.800 seit 1837 im Einsatz getöteten Journalisten. Studios in denen der Besucher Nachrichtensprecher oder Reporter spielen kann, Theatersäle, ein interaktives Ethikzenter, Shops und natürlich ein Feinschmeckerlokal sollen Touristen aus dem In- und Ausland in dieses neue Museum locken.

Repräsentation und Museum

Geschrieben von am 12. März 2008 12:52

Was sehen wir eigentlich in Museen und Ausstellungen? Wie werden bestimmte Themen repräsentiert? Wie ist es um die Kategorien Mann-Frau, das Eigene – der Andere bestellt?
Solchen und anderen Fragen gehen Roswitha Muttenthaler und Regina Wonisch anhand der Dauerausstellungen dreier Wiener Museen nach. Es ist höchst interessant, nach der Lektüre dieses Buches selbst wieder in Ausstellungen zu gehen und plötzlich anders zu sehen. Sehr anregend und überzeugend!

Roswitha Muttenthaler/Regina Wonisch: Gesten des Zeigens. Zur Repräsentation von Gender und Race in Ausstellungen, Bielefeld: transcript, 2007. Kart.,268 S., zahlr. Abb., ISBN: 978-3-89942-580-2, EUR 26,80.
Jennifer John hat hier das Buch der beiden Wiener Museologinnen rezensiert.

And the winner is….

Geschrieben von am 7. März 2008 19:25

… Leonardo da Vinci. The Art Newspaper veröffentlicht in seiner Märznummer seine jährliche Hitparade der bestbesuchten Ausstellungen und Museen. Spitzenreiter des Besucheransturms war dabei „The Mind of Leonardo“ im okyo National Museum mit 10.071 Besuchern pro Tag. Neben den täglichen Besucherzahlen, werden auch die Gesamtzahlen aufgelistet sowie ein Ranking in verschiedenen Untergruppen: beispielsweise die Top Ten der Kunst des 19. Jahrhunderts („Americans in Paris“ im New Yorker Metropolitan Museum, 3.788/Tag – „Caspar David Friedrich“ in der Hamburger Kunsthalle, 325.000 Gesamt) , der angewandten Kunst („Poiret, King of Fashion“ ebenfalls im Metropolitan, 3.393/Tag – „One of a Kind: the Studio Kraft Movement“, Met, 423.684 Gesamt), der Gegenwartskunst („Richard Serra Sculpture: 40 Years“ im Museum of Modern Art in New York, 8.585/Tag – „Die Guggenheim Sammlung“ in der Bonner Kunsthalle, 811.500 Gesamt)) oder im Bereich Architektur und Design („Kisho Kurokawa“ im National Art Center, Tokyo, 3.280/Tag – „California College of the Arts at 100“, SFOMA, San Francisco, 319.886 Gesamt).
Unumstrittener Spitzenreiter bei den Museen ist der Louvre (8,300.000 Besucher), gefolgt vom Centre Pompidou (5,509.425) und der Tate Modern (5,191.840). Das Wiener Kunsthistorische Museum und das Pergamonmuseum in Berlin finden sich mit respektiv 1,289.572 und 1,134.567 Besuchern im Mittelfeld. Allgemein lässt sich feststellen, dass im Ausstellungsbereich die amerikanischen und asiatischen Museen (Tokyo) die Nase vorne haben, und dass es die „klassischen“ Kunstausstellungen sind die das Publikum magnetisch anziehen.

"Renaissance / Revival"

Geschrieben von am 5. März 2008 17:44

Unter diesem Titel veröffentlichen die Architekten Brojet-Lajus-Pueyo und Emmanuel Nebout ein Buch anlässlich der Wiedereröffnung des Musée Fabre in Montpellier. Zahlreiche Photos und Skizzen illustrieren die Herausforderungen und Lösungen des 5-jährigen Renovationsprojektes dieses bedeutenden Kunstmuseums in Südfrankreich. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme werden die Geschichte der „Wiedergeburt“ des Museums, die Neugestaltung der Schausammlung, die Konzeption der Übergangsbereiche, die Wahl von Farben und Lichtgestaltung erläutert. Das Buch ist zweisprachig, englisch und französisch und eine anregende Lektüre sowohl für Architekten als auch für Museumsleute, Ausstellungsgestalter und last but not least Museumsbesucher denen hier die Subtilitäten eines Museums vor Augen geführt werden, denen sie sich vielleicht nie richtig bewusst geworden sind, deren Stimmigkeit ihren Besuch aber zweifellos beeinflusst hat.
Brochet-Lajus-Pueyo, Emmanuel Nebout, 2007, Renaissance – Revival. Musée Fabre Montpellier. Texte von Pascale Blin. Brüssel, AAM Editions, 160 p. ISBN 978-2-87143-182-4

Museen und ihr zweites Leben

Geschrieben von am 2. März 2008 18:12

Second Life – was war das nochmals? Interessiert sich überhaupt noch jemand dafür? Ja, die Museen, die ja immer etwas länger für alles brauchen und nicht merken, dass alles schon wieder ganz anders ist. Deswegen findet nun der alljährliche, weltweite Museumstag auch im Second Life statt – auf das die jungen Menschen mal hinklicken?
Überlegungen dazu nachzulesen bei Kulturelle Welten.

Neue Aussichten?

Geschrieben von am 28. Februar 2008 18:41

Jeder französische Präsident hat ja sein museales Projekt: Georges Pompidou das Centre Pompidou, Valéry Giscard d’Estaing das Musée d’Orsay, Mitterand hatte gleich mehrere, darunter die Vergrößerung des Louvre samt Pyramide und die Cité des Sciences et de l’industrie, und schließlich Chirac und das Musée du quai Branly. Nun scheint sich auch der aktuelle Präsident Sarkozy „sein“ Projekt* gewählt haben: er möchte im Invalidendom ein „Forschungszentrum und eine Dauerausstellung zur Militärgeschichte sowie zur zivilen Geschichte“ aufbauen, wie Le Monde berichtet. Nun ist dort im Armeemuseum schon seit einiger Zeit eine umfassende Modernisierung im Gange, die neuen Abteilungen der Dauerausstellung werden seit 2005 sukkzessive der Öffentlichkeit vorgestellt.
Um den Auftrag des Präsidenten zu erfüllen, wurde im Verteidigungsministerium ein Bericht erstellt, der nun als Zwischenbilanz vorliegt und der eine chronologische Präsentation der Geschichte Frankreichs vorschlägt. Doch wo? Denn Invalides, das so geräumig wirkt, ist doch räumlich arg beschränkt. Das Musée de l’Armée ist neben drei anderen Museen sowie insgesamt 49 militärischen und zivielen Organisationen dort nur zu Gast. Und natürlich kostet so eine chronologische Schau mal wieder viel mehr Geld als vorgesehen; zudem hat das eben eröffnete Historial für Charles de Gaulle auch mehr Kosten verursacht als geplant. Und wahrscheinlich bewegt die Militärs eine weitaus wichtigere Frage: Wenn das Museum sich vergrößert, gibt es dann überhaupt noch genug Platz für die militärischen Zeremonien? Diese, reichlich museal wirkenden Aufmärsche kann man als normale Museumsbesucherin ständig beobachten. Wenn diese wegfielen, würde mir zumindest nichts fehlen.
Hier im Museumsblog mehr zum Historial.

*Sarkozy hat allerdings auch Vorstellungen über eine Skulpturen-Insel, die natürlich viel spektakulärer wäre und worüber hier sein Berater erzählt.

Erleben statt Event

Geschrieben von am 21. Februar 2008 10:39

Auf Spiegel online wird der Archäologe Hermann Parzinger, der künftige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin vorgestellt. Als Nachfolger von Klaus-Dieter Lehmann ist Parzinger künftig für die 16 staatlichen Museen und die Staatsbibliothek verantwortlich. Er verrät, was den Besucher künftig in den Berliner Museen erwartet:

„Wir wollen den Besucher einfach in den Bann ziehen, und der Nachbau eines Skythengrabes veranschaulicht vielleicht mehr als ein langer Text an der Wand. Es geht darum, Kultur zu erleben, sich verführen zu lassen, mehr wissen zu wollen. Das gilt doch oft auch für die zeitgenössische Kunst. Wenn Sie es schaffen, die Leute zu faszinieren, wollen die automatisch mehr lernen. Ich kann mir auch vorstellen, die Sammlungen unserer Museen stärker miteinander ins Gespräch zu bringen; warum nicht einmal unterschiedliche Epochen, Kulturen und Kunstgattungen in Ausstellungen verknüpfen?“

Eine Ergänzung: in der aktuellen ZEIT unterhalten sich Hanno Rauterberg und Heinrich Wefing mit Hermann Parzinger, leider nicht online.

Freier Eintritt

Geschrieben von am 20. Februar 2008 18:35

Seit Beginn des Jahres hat das französische Kulturministerium ein Pilotprojekt zum Gratiseintritt in 14 Museen und Sehenswürdigkeiten laufen. Die Kulturministerin hat am 11. Februar bekannt gegeben, dass in den betroffenen Institutionen ein starker Besucheranstieg festzustellen sei. Laut der Direktion der französischen Museen (DMF) wurde in den drei Wochen seit Beginn des Projektes ein Anstieg von 50% in den 10 ihr unterstehenden Museen verzeichnet, während das Denkmalamt (Centre des monuments nationaux) in den vier betroffenen Schlossmuseen sogar 100% mehr Besucher zählte, mit einem absoluten Besucherrekord von 300% für das Palais Jacques-Coeur in Bourges (Cher).
Quelle: Le Monde 13.02.2008, p.25.

„Schafft die Eintrittsgelder ab“: Appell von Hanno Rauterberg hier in der Zeit und hier im Museumsblog.

« Museumsdirektor dringend gesucht »

Geschrieben von am 19. Februar 2008 18:37

Als Folge der Altersstruktur an der Spitze des US Museen, sind derzeit 23 der 180 bedeutendsten Museen auf der Suche nach einem Chef… Diese gespannte Situation führt dazu, dass Direktoren sich ihre Posten aussuchen können, die Gehälter in die Höhe schnellen und Konflikte mit dem Aufsichtsrat schnell zu einem Ende der Zusammenarbeit führen. Die meisten Museen wenden sich inzwischen an spezialisierte Agenturen, wie beispielsweise Phillips Oppenheim, um die gewünschten Profile zu finden. Um zu kostenaufwendige Anwerbungen zu vermeiden, besinnen sich manche Museen jedoch wieder altbewährter Karrierelinien und suchen im Kreise der internen Mitarbeiter geeignete Personen. Kuratoren werden eingeladen, vom Wissenschaftler zum Manager zu werden. Der französische Louvre hat hier eine Marktnische gefunden: Kuratoren aller Altersstufen können im größten Museum der Welt eine prestigeträchtige „Auslandserfahrung“ erwerben…
Quelle: Le Monde, 12/02/2008

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