Katze aus dem Sack!

Geschrieben von am 20. Mai 2009 16:47

Schon seit längerem schwirrten die Gerüchte, wurden Namen genannt, gab es Vermutungen jeglicher Art… nun ist die Katze aus dem Sack!

In einem heute veröffentlichten Communiqué gab die Kulturministerin Christine Albanel nun die neue Marschrichtung für das Marseiller MuCEM vor und nahm gleichzeitig dem amtierenden Direktor Michel Colardelle das Steuer aus den Händen.
„Wir stehen vor einer neuen wichtigen Phase des Projektes“, sagte Albanel, das MuCEM sei „ein bedeutendes Projekt im Rahmen der Mittelmeer-Union, eine offene und pluridisziplinäre Kultureinrichtung“ dem aber auch, Dank einer aktiven Leihgabenpolitik, eine Hauptrolle im Bereich der Kulturanthropologie zukomme.
Um die Eröffnung des Museums 2012 zu gewährleisten, ernannte die Ministerin Bruno Suzzarelli zum Direktor der „mission de préfiguration“ mit der Auflage sich bereits in den nächsten Wochen in Marseille zu installieren um vor Ort die Realisierung des Projektes zu gewährleisten. Suzzarelli ist ein verdienter Beamter, inspecteur général des affaires culturelles und ehemaliger Verwaltungsdirektor des Kulturministeriums, das heisst ein Insider mit wichtigen Verbindungen zu den einzelnen Abteilungen aber weder ein Wissenschaftler noch ein Kulturmanager mit internationaler Erfahrung.
Neben der baulichen und administrativen Realisierung, den Verhandlungen mit den verschiedenen Instanzen und Partnern des zukünftigen MuCEM wird Suzzarelli auch mit der Erarbeitung der kulturellen Programmation sowie der Eröffnungsausstellung betraut.
Alles was die Sammlungen betrifft, die bereits vorhandenen ebenso wie die zu erstellenden, bleibt weiterhin in Paris unter der Leitung des amtierenden Teams…
Ein harter Schlag für Michel Colardelle aber auch für seinen wissenschaftlichen Beirat die seit fast einem Jahrzehnt an einem Konzept arbeiten. Auch wenn schon seit langem (zum grossen Teil berechtigte) Kritik an diesem Konzept und auch am Management geübt wurde, ist diese Neubesetzung, und vor allem ihre Art und Weise, nicht gerade ein Zeichen von Eleganz!

Dallas am alten Hafen – Ein Roman in Fortsetzungen

Geschrieben von am 30. Januar 2009 21:40

Im letzten Kapitel begegneten wir einer Ministerin die im Internet (mehr oder weniger) verschlüsselte Botschaften aussendet, einem geheimnisvollen Supermanager über dessen Identität wir noch nichts wissen und einem Team das ins Abseits gedrängt wird.

Im Kapitel zwei stehen unseren Helden neue Gegner ins Haus: zwei obskure Bürgerinitiativen haben gegen das Projekt Rekurs beim Verwaltungsgerichtshof eingelegt. Sie beanstanden die im Frühjahr 2008 erteilte Baugenehmigung mit der Begründung, dass das Museumsprojekt den alten Hafen seines einzigen Freizeit- und Entspannungsbereichs berauben würde…
In verschiedenen Geschäften des Nahbereichs liegen Prospekte auf, gedruckt von einem Verein der Hafengärten (!) „Association des jardins portuaires“ in dem gleichfalls in buntem Durcheinander gefordert wird: Radfahrpisten, Fussgängerzonen, einen Badestrand an der Hafenmole (wie schön zwischen Fährschiffen, Motorbooten, Segeljachten etc. vergnüglich zu plätschern!), die Bucht von Marseille unter Denkmalschutz zu stellen (Titel: eine der schönsten Buchten der Welt), Boule- und Kinderspielplatz anstelle des Museums und weitere lustige Einfälle dieser Art.
Auf der einen Seite also eine zögerliche Regierung, die alles bereits geleistete über den Haufen werfen will und obskure Obstruktionsmeier und ihnen gegenüber das MuCEM Team (bereits leicht angeschlagen), ein zornesbleicher Bürgermeister von Marseille und ein feuerspeiender Architekt der in TV und Presse Banausen und Hinterwäldler beschuldigt gegen das MuCEM und damit gegen die Kultur im allgemeinen und gegen Marseille selbst und seine Entwicklung zu sein.
Fortsetzung folgt!

Dallas am alten Hafen – Ein Roman in Fortsetzungen 3

Geschrieben von am 30. Januar 2009 21:40

Die Fortsetzung erfolgte schneller als erwartet:

Eben ist ein neuer Ritter an der Seite des MuCEM erschienen. In der Zeitung La Provence wird berichtet, dass Patrick Devedjian, neu ernannter Minister für den Wirtschaftsaufschwung anlässlich seines heutigen Besuchs in Marseille eine weitere Finanzspritze von mehr als 20 Millionen € angekündigt hat, die den grossen Projekten (Hafenausbau, MuCEM etc.) zu Gute kommen werde.
Wir erwarten atemlos wie’s weitergeht!

DALLAS AM ALTEN HAFEN

Geschrieben von am 29. Januar 2009 12:35


Hat man erst kürzlich aufgeatmet und geglaubt das MuCEM sei endlich auf den Schienen und der Eröffnung 2013 stehe nun nichts mehr im Wege, so hat man sich getäuscht.

Trotz Krise scheint die Finanzierung gesichert – zumindest was den Bau betrifft, über die Bespielungskosten eines solchen Projektes zerbricht man sich bekanntlich oft erst im nachhinein den Kopf…
Nun war die Kulturministerin Christine Albanel in Marseille um die neuen Gebäude der Unterwasserarchäologie einzuweihen, jenes wissenschaftlichen Institutes das bisher im Fort Saint-Jean seine Büros und Lagerräume hatte. Das Marseiller MuCEM-Team erwartete folglich die Freigabe der Räumlichkeiten um nun ihre eigenen Büros hier einzurichten und so dem Ausstellungs- und späteren Baubetrieb auch räumlich nahe zu sein. Die Ministerin besichtigte das Fort Saint-Jean, den Saal G. H. Rivière (derzeitiger Ausstellungsraum) mit Blick auf die zukünftige Baustelle von Rudy Ricottis Museumsneubau. Ausser den in diesen Umständen angebrachten Höflichkeitsfloskeln kam aber nicht viel über die ministeriellen Lippen…
Gross war daher die Überraschung als durchsickerte, dass auf der Website des Kulturministeriums, wo die Ansprachen der Ministerin öffentlich abrufbar sind, einiges durchaus Bemerkenswertes zu lesen wäre. In diesem – aus welchem Grund auch immer – nicht gehaltenen Diskurs findet man folgende Aussagen: die Eröffnung des MuCEm 2013 sei ein fundamentaler Bestandteil der Festivitäten im Rahmen der Kulturhauptstadt – so weit so gut. Weiters sei das Projekt aber in zwei Pole aufzuspalten, der eine mit Schwerpunkt auf Ausstellungen, Symposien, internationaler Kulturarbeit und der zweite mit Ausrichtung auf Sammlungsbestände und eine aktive Leihgabenpolitik, Forschung und pädagogische Vermittlungarbeit (sprich: mit Schulklassen etc.). Diese Abteilung werde den zukünftigen Depots (Architekt Corinne Vezzoni) eingegliedert. In diesem Zusammenhang dankt die Ministerin auch Michel Colardelle und seiner Mannschaft für ihren Einsatz und bestätigt sie auch weiterhin in ihren Bemühungen um eben diese Arbeit an den Sammlungsbeständen!
Für die zukünftige Bespielung des Museums in Sachen Ausstellungen und kulturellen Aktivitäten die, laut Albanel, gegenüber dem ursprünglichen Projekt eine notable Erweiterung darstellten werde aber in Kürze ein neuer kompetenter Manager bestellt…
Dies ist jedoch noch nicht alles: das Fort Saint-Jean, integraler Bestandteil des Museumskonzeptes und bereits seit sechs Jahren genutzter Ausstellungsbereich, soll zu Gunsten privater Nutzungen frei gemacht werden, um so eine künftige Einnahmequelle zu schaffen.
Fortsetzung folgt!

Rosige Zeiten für die Kultur in Frankreich

Geschrieben von am 15. Januar 2009 17:26

Der französische Staatspräsident hat am 13.1. in Nîmes eine Rede gehalten, in der er der Kultur seine Unterstützung verspricht. In Le Monde kann man nachlesen, was der Präsident in Sachen Kultur so vorhat: er möchte nicht, wie schon befürchtet wurde, das Kulturministerium abschaffen und kürzt auch nicht dessen Etat – im Gegenteil, einige Bereiche erhalten sogar eine Aufstockung. Eine andere Maßnahme wird den Staat auch noch zusätzliches Geld kosten: wer jünger als 25 Jahre ist, soll ab April 2009 künftig umsonst in die staatlichen Museen dürfen. Sarkozy kündigte noch weitere Aktionen an, wie etwa eine Art Kunstrat, den der Regisseur Marin Karmitz leiten soll. Und er kündigt die Gründung eines französischen Geschichtsmuseum an – diese noch etwas vage Ankündigung bringen sicherlich viele Vermutungen hervor, wie und wo – als Standort im Gespräch ist etwa das Hôtel des Invalides, in dem sich neben dem Armeemuseum einige weitere Museen befinden.

Und, es geschehen noch Zeiten und Wunder, hat er etwas angekündigt, was von vielen lange erwartet wurde: Sarkozy möchte, dass das lange geplante, immer wieder verschobene Mucem, das Museum der Zivilsationen Europas und des Mittelmeeres in Marseille 2012 die Pforten öffnet. Da die Ankündigungen von Staatspräsidenten in Frankreich stets umgesetzt werden, kann man ja schon einmal die Reise nach Marseille planen.

Gute Nachrichten

Geschrieben von am 16. September 2008 18:03

Vor etwa 30 Minuten gab die französische Kulturministerin Christine Albanel bekannt, dass Marseille 2013 europäische Kulturhauptstadt sein wird. Dies ist nicht nur eine vorzügliche Nachricht für die Stadt Marseille die dringend ökonomische, touristische und natürlich kulturelle Initiativen braucht sondern auch für das MuCEM. Das Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée, seit langem versprochen, war ein wichtiger Pluspunkt für die Kandidatur Marseilles. Man darf also hoffen, dass spätestens 2013 dieses neue Museum seine Pforten öffnen wird!

Sitzmöbel IX

Geschrieben von am 11. September 2008 12:17



Nochmals „Sitzen im MuCEM“, diesmal als künstlerische Installation im Rahmen der Kandidatur von Marseille als europäische Kulturhauptstadt 2013 und der Ausstellung „Horizons 2013 – le projet Euroméditerranée„: verschiedene Stühle um Michelangelo Pistolettos Tisch der das Mittelmeer repräsentiert.

Sitzmöbel VIII

Geschrieben von am 8. September 2008 17:24


Aufs Wesentlichste beschränkt…

Sitzen im MuCEM

MuCEM im Internet

Geschrieben von am 27. März 2008 16:27

Tippt man „www.ethnolgie.culture.fr“ ein, so kommt man – überraschenderweise – auf eine website des Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée. Die Absicht ist gut: wenigstens virtuell will dieses Museum seine Kollektionen und Forschungsvorhaben vorstellen. Wie gesagt, die Absicht ist gut, die Ausführung ist es jedoch weit weniger. Erster Kritikpunkt: das MuCEM will ein internationales Museum sein, sämtliche Texte der website sind jedoch nur auf Französisch…
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Wackelt das Projekt in Marseille?

Geschrieben von am 2. August 2007 10:30

Der lang angekündigte Neuanfang des nationalen Pariser Volkskundemuseums in Marseille, das als Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée (Mucem) an den Start gehen soll, scheint wieder einmal mehr auf der Kippe zu stehen. Grund dafür ist eine Äußerung der neuen Kulturministerin Christine Albanel in Le Monde vom 9. Juli. Auf ihre geplante Kulturpolitik angesprochen, kündigt die Ministerin an, das bislang vorherrschende Gießkannen-Prinzip beenden zu wollen: „Man muss eine Wahl treffen und die Projekte aufgrund ihres kulturellen Nutzens und ihrer Kosten bewerten, ohne den künftigen Betrieb aus den Augen zu verlieren. Ich werde deshalb jedes aufwändige Projekt prüfen, wie das Auditorium in Paris oder das Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée in Marseille, bei dem möglicherweise das wissenschaftliche Konzept weiter entwickelt werden muss.“
Das werden die Verantwortlichen, Museumsleiter Michel Colardelle und Denis Chevallier, der das Team in Marseille leitet, nicht gerne gelesen haben. Denn schon seit 1999, als der Umzug der Pariser Institution offiziell beschlossen wurde, muss das Mucem ständig Steine aus dem Weg räumen: so zog das Musée du quai Branly in Paris die staatlichen Gelder ab; Marseille setzte sein Geld lieber im neuen Stadtquartier Euroméditerranée ein und hätte dem Museum am alten Hafen den America’s Cup vorgezogen, der dann aber in Valencia stattfand. Eine Kulturministerin, die alles wieder in Frage stellt, hat noch auf der Liste der zu bewältigenden Hindernisse gefehlt.

Dazu auch: Joseph Hanimann in der F.A.Z. vom 22.6.2007: Der Bananenrock von Josephine Baker ist schon da (nicht online)

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