Deutsche und französische Wissenschaftsmuseen im Dialog II

Geschrieben von am 28. September 2007 15:24

Die Tagung war schon einmal für Mai angekündigt, wurde dann vertagt und findet nun wirklich zwischen dem 14. und 16. Oktober statt:
Wissenschaftsmuseen im deutsch-französischen Dialog
Dritte Tagung von Expertinnen und Experten der Wissenschaftsmuseen
Berlin, 14.-16. Oktober 2007
Tagungsort ist das Deutsche Technikmuseum in Berlin und man kann sich noch bis zum 30. September anmelden.

Unter Kopien

Geschrieben von am 19. September 2007 18:57





Es ist schon eigenartig: in der am Montag von Staatspräsident Sarkozy eröffneten Cité de l’Architecture et du Patrimoine in Paris sieht man zum größten Teil „nur“ Kopien – und ist doch gehörig beeindruckt. Auf den ersten Blick hat sich wenig geändert: das Musée des monuments français, das seit Ende des 18. Jahrhundert Gips-Moulagen französischer Baudenkmäler sammelt sowie Fresken nachbildet, führt die Besucherin auf einer Etage im großen Seitenflügel des Palais de Chaillot und verschachtelt auf mehreren Etagen die Kunst am Bau in Frankreich von der romanischen Epoche bis ins 18. Jahrhundert vor.Die Moulagen, also die Modelle von Kirchenportalen, Statuen, Säulen… scheinen ihren Platz, als ich das erste Mal vor über 20 Jahren (!) im Musée de monuments français war, nicht verlassen zu haben. Doch das täuscht: eine rigorose Auswahl und eine schöne Museographie, einmal im warmen Rot und zum anderen im kalten Grauweiss setzt die Stücke erst so richtig in Szene. Mit der Farbe zitiert man die Anfänge. Rot war der Ausstellungsraum im Palais du Trocadéro, den man anläßlich der Weltausstellung 1937 abriss bzw. umgebaute.Und Grauweiss war die Farbe nach dem Umbau. Beeindruckend sind die Ausstellungsräume, die sich den Fresken widmen, die räumlich erfahrbar gemacht werden – so tritt man etwa in Kirchenräume. Auch erhält man an einer Stelle Einblick hinter die Kulissen und blickt auf das Gerüst der mächtigen Kirchenkuppel von Cahors. Wer also einmal eine Zeitreise in die Bau- und Kunstgeschichte Frankreichs machen möchte, ist hier richtig am Platz.
Besonders beeindruckt war ich aber vom modernen Teil der Cité. Es wird nicht nur zurückgeblickt, sondern auch die jüngere Vergangenheit und die Gegenwart thematisiert. Die zweite Etage des sogenannten Pariser Flügel im Palais de Chaillot ist der Architektur seit 1850 gewidmet, mit Modellen, Filmen, Plänen und Fotos. Hier ist die Anordnung nicht chronologisch, sondern thematisch, etwa nach Material, Funktion oder Aufgabensprektrum eines Architekten. Genial ist der Nachbau einer Wohneinheit der Cité radieuse in Marseille von Le Corbusier, den man betreten kann. Vielversprechend ist auch die Wechselausstellung zu neueren Projekten in Frankreich, die das Äußere eines Gebäudes nicht nur als Fassade, sondern als „Haut“ betrachten. Mein Fazit ist also sehr positiv: es war ein aufregender, kurzweiliger Besuch. Das Museums-Café mit (für diesen Ort) moderaten Preisen wird, das ist sicher, aufgrund der Aussicht auf den Eiffelturm sich großer Beliebtheit erfreuen. Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass alle Menschen in der Cité, ob an der Kasse, Garderobe oder im Café durchweg gutgelaunt waren, so dass der Besuch wirklich Freude machte. Deshalb: ein großes Lob! Anschauen.

Museumsgefühle

Geschrieben von am 18. September 2007 15:12

Ein eigentümliches, regelrecht glücklich machendes Gefühl beschlich mich neulich, als ich mir die Ausstellung „Que dit le volatile“ im Pariser Musée d’Histoire de France des Nationalarchiv anschaute. In der kleinen, charmanten Ausstellung werden Karikaturen von Roland Moison, dem langjährigen Chef-Karikaturisten von „Le Canard Enchaîné“ mit Schätzen aus dem Nationalarchiv kombiniert. Moisan verquickte in seinen hier gezeigten Karikaturen die Präsidenten Frankreichs mit Motiven des traditionellen Bilderkanons; diese Themen bestimmten die Auswahl der präsentierten Dokumente und Exponate aus dem Nationalarchiv, wie etwa ein Vertrag aus dem 7. Jahrhundert aus Papyrus oder das originale Notenmanuskript der Marseillaise. Das Gefühl ausgelöst haben die Schlüssel der Bastille. Der Sturm auf die Bastille übte im Geschichtsunterricht eine ungeheure Faszination auf mich aus und die Französische Revolution hat sich mir deshalb gut eingeprägt. Und nun lagen die Schlüssel (es waren vier) einfach vor mir, allein durch schlichtes Glas getrennt. Ich konnte nur noch staunen. Museumsgefühl eben. Wegen dieser Glückmomente gehe ich gerne ins Museum.

Die Cité öffnet das Tor

Geschrieben von am 17. September 2007 10:06


Am 10. Oktober wird offiziell eröffnet, doch anläßlich der Journées du Patrimoine konnte das Publikum die zukünftige Cité national de l’Histoire de l’Immigration im Pariser Osten schon einmal besichtigen. Viel zu sehen gab es nicht – an der Dauerausstellung wird wohl noch gearbeitet und am Gebäude selbst, das unter Denkmalschutz steht, kann nicht viel verändert werden. „Baustelle“ war dann auch das Thema des Rundganges, den man mit einem Audioguide machen konnte. Der Hörparcours wurde aus einer Radioreportage zusammengestellt, die eine Journalistin über die Arbeiter der Cité gemacht hat und die man hier anhören kann. Männer aus allen möglichen Ländern der Welt erzählen über ihre Arbeit und ihr Verhältnis zu Frankreich. In Verbindung mit dem Gang durch das Gebäude war das sehr eindrucksvoll. Das Gebäude ist Ausstellungsgegenstand genug: 1931 zur Kolonialausstellung gebaut, muten heute die Fresken, die einen eurozentrischen Blick auf die damaligen Kolonien zeigen, schon etwas merkwürdig an. Hinzu kommt eine kleine Foto-Ausstellung, die den Umbau thematisiert. Höhepunkt für viele (kleine) BesucherInnen bleibt weiterhin das Aquarium, das nun mit neuen Tafeln und Farben etwas frischer wirkt.
Der Herr in Schwarz auf dem unteren Foto ist übrigens Loïc Julienne, einer der beiden Architekten, die das Gebäude umgebaut haben.
Der Museumsblog hat hier schon einmal über die Cité berichtet.

Was man als Museumsaufsicht alles so können muss oder ein Besuch in den Uffizien

Geschrieben von am 13. September 2007 10:45

Wer in den Uffizien in Florenz als Aufsicht arbeiten möchte, der sollte
– kommunikativ sein (für die Unterhaltungen mit den KollegInnen)
– italienisch sprechen können (soll das über 90%ige ausländische Publikum doch italienisch lernen)
– gerne telefonieren (wenn hunderte BesucherInnen darauf warten, eingelassen zu werden oder wenn in den Ausstellungsräumen private Dinge geklärt werden müssen)
– gelangweilt schauen und gelassen reagieren (wenn BesucherInnen es mal wagen, die Unterhaltung der Aufsicht zu stören)
– rauchen (um sich die Zeit an der Eingangstür zu vertreiben, während man die BesucherInnen mit Barrieren in Schach hält)
– fingerfertig sein (für das Tippen von sms)
– kreativ denken (für das Lösen von Kreuzworträtseln). Lesen Sie den Rest des Beitrags »

Kunst und Terror

Geschrieben von am 11. September 2007 23:52




Im September auf der Biennale di Venezia

Nicht oft geht man durch eine Ausstellung und hat Angst, dass sich die Welt jeden Moment auf dramatische Weise verändern könnte. Mir ging es so, als ich am 5. September in Venedig die Räume der Arsenale auf der 52. Biennale di Venezia 2007 betrat. Das lag nicht unbedingt daran, dass es gleich am Eingang eine „Airplanecrashclock“ (1997) von Charles Gaines (USA) zu sehen gab, und andere Kunstwerke, die explizit das Thema „Terror“ aufgriffen – es lag schlichtweg daran, dass seit meinem letzten Besuch in Venedig, am 11. September 2001, die Welt tatsächlich nicht mehr dieselbe ist. Nie werde ich vergessen, wie an einem Café-Stand am Seitenausgang der Arsenale-Hallen Unruhe aufkam. Es war früher Nachmittag, und ich wollte einen stärkenden Espresso zu mir nehmen, doch niemand interessierte sich dafür. Alle hefteten ihre Ohren an ein Radio und rätselten in allen Sprachen, was da wohl passiert sein könnte. So ganz ließ sich nicht klären, was in New York los war, also wendete ich mich wieder den Ausstellungsräumen zu. Erst am Abend, als ich im Hotel die Bilder im italienischen Fernsehen sah, wurde mir bewusst, dass sich diese Aufnahmen tiefer in mein Bewusstsein brennen würden als alle Kunstwerke, die ich zuvor gesehen hatte. Bereits am nächsten Tag war ich froh, Venedig verlassen und nach Hause fahren zu können, Zwischenstopps auf dem Weg nach Hamburg hatte ich abgesagt. Lesen Sie den Rest des Beitrags »

Die Volkskunde tagt

Geschrieben von am 11. September 2007 10:15

Schon über 500 TeilnehmerInnen haben sich für den 36. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde (DGV) angemeldet, der dieses Mal im Deutschen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Abteilung Kulturanthropologie / Volkskunde vom 23. bis 26. September 2007 in Mainz stattfindet. Es geht um „Bilder-Buecher-Bytes„, so der Titel des Kongresses, um die „Bedeutung der Medien im Alltag der Gegenwart und Vergangenheit“.
Leider ist der Beitrag von Gottfried Korff mit dem schönen Titel: „Igel oder Kuscheltier? Das Museum im Medienwandel, oder: Die geringe Einschaltquote als Chance“ der einzige aus dem musealen Bereich. Dafür gibt es natürlich viele andere spannende Vorträge, über die man sich schon im Vorfeld umfassend informieren kann. Passend zum Thema der Medialität im Alltag ist ergänzend zur gut gemachten Internetseite des Kongresses ein Blog zum Kongress eingerichtet worden, auf dem man neben den Blogeinträgen Filme anschauen kann, in Interviews die ReferentInnen kennenlernen, Podcasts herunterladen kann und und und. Dies alles ist den MacherInnen wirklich sehr gut gelungen! Gratulation! Der Blog wurde schon mächtig etwa hier und hier gelobt. Gerne nehme ich diesen Blog in die Rubrik Lieblingsblogs auf.

Noch nie gehört

Geschrieben von am 10. September 2007 09:54

Interessant ist die Stellenausschreibung des Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim in der ZEIT. Gesucht wird ein „Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich der stadtgeschichtlichen Sammlung“. Nach der Beschreibung des Aufgabenbereichs heißt es:
„In einem Persönlichkeitsgutachten sollte Ihnen die Fähigkeit zu Teamarbeit, Leistungsfähigkeit und Flexibilität bei unterschiedlichen Aufgabenbereichen attestiert werden.“ Da zusätzlich auch noch ein Fachgutachten nebst Zeugnissen verlangt wird, frage ich mich, wer dieses Persönlichkeitsgutachten ausstellen könnte, stehen doch solche Aussagen normalerweise schon im Arbeitszeugnis. In Frage käme vielleicht der oder die (ehemalige) ChefIn. Was ist aber, wenn diese/r nichts von der Bewerbung erfahren sollen? Wie wäre es eigentlich mit KollegInnen? Oder vielleicht gar die, die so etwas wissen müssten: der Partner oder die Partnerin oder die Familie? Oder gibt es inzwischen den Beruf PersönlichkeitsgutachterIn?

Sechs Impressionen zur Documenta

Geschrieben von am 24. August 2007 10:04

Zu allererst: die Documenta 12 ist ein Erlebnis. Es ist toll, soviel Kunst auf einmal sehen und erfahren zu können. Ich habe spannende Sachen gesehen, die mich mächtig beeindruckt haben, aber auch Langweiliges. Es gehört dazu, dass die Ausstellungsräume viel zu voll sind und dass man am Ende eines Nachmittags nur noch flaniert und eigentlich nichts mehr sehen möchte. Hier einige Impressionen zur Documenta:

1. Faul sein gilt nicht. Im Documenta-Prospekt heisst es, dass die Besucherin die Werke „ästhetisch zueinander in Beziehung“ setzen soll. Deshalb gibt es (fast) keine Informationen zu Werken und KünstlerInnen. Auf den Objekttafeln steht der Name des oder der KünstlerIn, ggf. das Jahr, sowie die verwendeten Materialien. Es kommt auch vor, dass das Werk weder einen Titel hat noch ein Datum und der Name auchz nicht weiterhilft. Einerseits ist das interessant, weil man nicht gleich in das Schubladendenken Mann-Frau- Zeit-Ort verfällt. Wenn man sich darauf einlässt, dann sieht man schon die Zusammenhänge, wie Materialien oder Themen; die Besucherin ist in „das Gespräch“ miteinbezogen, wie es die Documenta-Leitung vorsieht. Andererseits gelingt es nicht immer, sich darauf einzulassen. Katalog oder Audio-Guide wären eine Alternative gewesen. Ich hätte mir aber zuweilen mehr Information gewünscht, ohne dass ich mit einem zwei-Kilo-Katalog oder einem Knopf im Ohr hätte rumlaufen müssen. Manchmal waren Blätter mit Informationen neben einzelnen Kunstwerken geheftet – Konzept oder nachträglich hingehängt?

2. Als Alternative gab es zum ersten Mal einen Audio-Guide. So hilfreich das sein kann: ich ziehe es aber vor, mich mit meiner Begleitung auszutauschen oder mit anderen BesucherInnen ein Gespräch zu beginnen. Viele andere BesucherInnen wählten den Audio-Guide. Leider hatte das zur Folge, dass viele stumm, andächtig und sprachlos vor den Kunstwerken standen oder damit beschäftigt waren, mit der Technik ihres Mp3-Players klarzukommen.

3. Schön fand ich die Grafik des Leitsystems der Documenta, also etwa die Pfeile und die Schrift. Verantwortlich dafür ist die Gruppe? Vier5, die ihren Sitz in Paris hat. Interessanterweise hat dasselbe Büro auch das Logo für das Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt entwickelt (die übereinanderlappenden Buchstaben) – das mir ja gar nicht zusagt.

4. Die Einbindung des Schlosses Wilhelmeshöhe. Das gab es noch nie zuvor, dass eine Documenta hier den Dialog suchte – und leider nicht gefunden hat. Die eine Leitfrage, die Leiter Buergel aufstellte, „Ist die Moderne unsere Antike?“ hätte eigentlich hervorragend in die Präsentation der Antike im Schloss gepasst. Etwa die Themen Körper und Bewegung, mit denen sich unten in der Stadt viele Künstlerinnen beschäftigten. In der Antikensammlung ist aber leider nichts von der Documenta zu finden. Statt dessen läuft man eher verloren durch die ohne Zweifel schöne Gemäldesammlung, auf der Suche nach Documenta-Werken. Neben einigen geschlossenen Präsentationen innerhalb der Ausstellungssäle tritt die zeitgenössische Kunst nur sporadisch und etwas lieblos mit der alten Kunst in den Dialog; das Ganze wirkt wie: Hier haben wir noch etwas Platz, dann können wir doch noch eben mal den oder die soundso hinhängen. Schade! Immerhin habe ich nun endlich Schloss Wilhelmshöhe gesehen und bin gebührend beeindruckt: ein schönes, klassisches Museum, das auch einen Besuch außerhalb der Documenta-Zeit verdient. Das Reisfeld allerdings hätte man sich schenken können.

5. Gut gefallen hat mir das Publikum, dass zum Teil so ausgestattet war, als würde es sich mindestens auf eine 20-Kilometer-Wanderung begeben. Es war nicht das typische bürgerliche-Sonntagsnachmittag-Museumspublikum, sondern ein Querschnitt durch die Bevölkerung. Gibt es eine Statistik dazu?

6. Auch ein Kunstwerk: Als wir am Spätnachmittag erschöpft im Aue-Pavillon auf den chinesischen Stühlen saßen, durch die verglaste Wand nach daußen blickten und auf eine Animation warteten, die uns ein sehr flüchtig gelesenes Schild versprach, tat sich lange Zeit erstmal nichts. Doch plötzlich, wie von Geisterhand gesteuert, plusterte sich ein draußen am Boden liegender Schlauch auf und einer Schlange gleich huschte sekundenschnell eine Welle an uns vorbei, dann sackte der Schlauch wieder zusammen. Für einen Moment waren wir verunsichert, war es das? Ging es hier nicht um Bewegung, Körperlichkeit und Vergänglichkeit? Um die Animation eines Stückes Alltags? Das war dann doch zu naiv gedacht: Das Schild richtig gelesen, kündigte es eine Flash-Animation in der Dunkelheit an. Irgendwie waren wir darüber enttäuscht.

Museumsführer

Geschrieben von am 23. August 2007 10:09

Gut in der Hand liegt der Museumsführer von Barcelona, herausgegeben vom städtischen Institut für Kultur, erschienen im Verlag Poligrafa. Denn wer glaubt, dass in dieser Stadt nur Gaudí zu sehen ist, der täuscht sich gewaltig. Sehenswert sind etwa die Ausstellungen im CaixaForum oder im natuwissenschaftlichen Museum. Etwas größer als eine Postkarte und im Querformat, also Handtaschenkompatibel, werden sehr übersichtlich und grafisch schön gestaltet die Museen auf drei Sprachen (Katalanisch, Spanisch und Englisch) je nach Genre mit Fotos vorgestellt. Neben einem kleinen Abriss zur Institution folgen übliche Informationen wie Öffnungszeiten oder Adresse. Praktisch ist auch der graphisch gestaltete Stadtplan im Umschlag sowie ein U-Bahn-Fahrplan. Kostenpunkt: 11.95 Euro. Die der Barcelona Museums Guide auch wert ist.

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