In seiner neuen Sonderausstellung Hitler und die Deutschen. Volksgemeinschaft und Verbrechen (15. Oktober 2010 bis 6.2.2011) geht das Deutsche Historische Museum in Berlin der noch immer brisanten Frage nach, wie es möglich war, dass die Deutschen Hitler und sein verbrecherisches Regime mehrheitlich unterstützten. Die Faszination der charismatischen Figur des „Führers“ belegen 65 Jahre nach Kriegsende die nicht enden wollenden Diskussionen über die Authentizität des Schädelfragments aus der Reichkanzlei, das sich neben dem Kieferknochen Hitlers im Archiv des russischen Geheimdienstes FSB befindet. Die letzten medizinischen Untersuchungen der Überreste erfolgten 2002 und 2008, eine weitere ist vorgesehen.
Die Ausstellung im DHM zeigt neben weiteren Leihgaben aus russischen Museen erstmals Dokumente aus dem FSB-Archiv zur Auffindung und späteren Verbrennung der Leiche Hitlers durch den sowjetischen Geheimdienst. Den Kieferknochen und den Schädel sucht der Besucher unter den Exponaten dagegen vergeblich.
Geschrieben von Nina Gorgus am 8. Oktober 2010 09:11
Mittlerweile kursiert ja in der Presse das Gerücht/die Information, das Altonaer Museum würde Ende des Jahres geschlossen. Das bedeute nicht den „Untergang des kulturellen Abendlandes in dieser Stadt“ so ließ der Erste Bürgermeister Ahlhaus verlauten (zum Beispiel in der Süddeutschen).
Was kann man auf solch eine zynische Bemerkung eigentlich noch sagen?
Wer sich über den Stand der Dinge informieren und das Museum unterstützen möchte – zum Beispiel spenden, sich an der Unterschriftenaktion beteiligen, kann das auch hier tun. Oder am besten: gleich nach Hamburg fahren – die ganze Stadt erscheint von weitem als eine einzige große Demo für Kultur und Bildung!
Geschrieben von Nina Gorgus am 7. Oktober 2010 23:34
Wir hatten schon einmal über die Pläne des französischen Präsidenten berichtet, ein nationales Geschichtsmuseum einzurichten. Damals wurden 5 Standorte näher ins Auge gefasst; nun ist es ein ganz anderer geworden: Sarkozys Begehrlichkeiten richten sich auf die wunderbaren Gebäude des Nationalarchivs im Herzen von Paris. Hier soll das Maison d’histoire de la France sich künftig ausbreiten. Für Ende 2011 ist bereits eine Ausstellung angekündigt; vielleicht wird dann auch geklärt, warum „maison“ und nicht „musée“.
Das Archiv soll auch noch bleiben dürfen; doch sehen die Archivare freilich die Entwicklung mit Sorge, ist doch die seit Jahren verfolgte Umstrukturierung betroffen: Ein großer Teil des Archivs soll 2013 umziehen nach Pierrefitte-sur-Seine. Teile des Archivs sollten ja deshalb ausgelagert werden, damit die Gebäude im Marais entlastet werden. In Paris verbleiben sollten etwa das Archiv vor 1789, die Siegelsammlung oder die historische Bibliothek. Auch hätte das Museum, das in den letzten Jahren immer kleine, feine Ausstellungen präsentiert hat Raum für eine Dauerausstellung bekommen.
Die Archivangestellten waren von Sarkozys Ankündigung (dazu hier in Le Monde) nicht begeistert – deshalb wurde erst einmal gestreikt. man sorgte sich etwa, dass das Archiv als materielles Gedächtnis der Nation komplett seiner Funktion beraubt wird. Auch sorgt man sich um die Zukunft des Grand Dépot, unter Louis Philippe entstanden, das viele Kilometer Akten beherbergt.
Andere wiederum, wie der Kunsthistoriker Didier Rykner begrüßen es, das sich auf diese Weise die zuweilen hermetisch abegschlossenen Räume für die Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden.
Ich bin gespannt, wann Jean Nouvel ins Spiel kommt – denn so ein bißchen umbauen muss ja auch sein. Und ich bin gespannt, ob Sarkozy es überhaupt noch als Präsident erlebt, wie „sein“ Museum eröffnet wird!
Noch nachgereicht: ein Beitrag dazu auf Arte, hier anzuschauen.
Geschrieben von Nina Gorgus am 23. September 2010 21:54
Nun ist es raus: das Altonaer Museum in Hamburg soll geschlossen werden.
Der Hamburger Senat hat beschlossen, 3,5 Millionen Euro im Jahr einzusparen. Im Vergleich zu den Unsummen, die bereits für die Elbharmonie ausgegeben wurden, sind das Peanuts.
Der Innensenator Reinhard Stuth hat in Deutschlandradio Kultur ein Interview gegeben, hier ist es als mp3 zu hören.
Er ist der Meinung, dass Hamburg ein einziges historisches Museum hätte mit 10 Standorten und da würde halt mal einer geschlossen. Was für eine fadenscheinige, falsche Argumentation. War der Senator überhaupt schon mal im Altonaer Museum gewesen? Was für ein Trauerspiel.
Volker Rodekamp vom Museumsbund hält hier in Deutschlandradio dagegen und betont die Wichtigkeit der Stadtmuseen. Zudem muss er sich darüber äußern, dass die Bremer Weserberg Kunstwerke verhökert. Skandalös und traurig alles.
Am 3. Oktober um 10 Uhr heisst es: hingehen zum Solidaritätsfest nach Altona.
Ich stelle mir vor, dass die AusstellungsmacherInnen alle große Fans von Micheal Ende waren und einen großen Spaß mit der Ausstellung hatten. Bis Januar 2011 kann man mit Jim Knopf Geburtstag im Museum feiern.
Im NDR kann man einen hübschen Film ansehen, der auch viel von der Ausstellung zeigt.
Geschrieben von Nina Gorgus am 10. September 2010 15:29
Naturhistorische Museen sind immer ein bißchen vorhersehbar – auch wenn man manche Tiere nicht kennt, weiss man irgendwie, was einen erwartet. Deswegen gehe ich vielleicht auch so gerne dort hin! Das Naturhistorische Museum von Basel macht da keine Ausnahme. Das Museum ist in einem ehrwürdigen Haus untergebracht, Tiere und Modelle begleiten einen auf dem Weg durch das Haus.
Und, wie man sieht, bieten ungewöhnliche Ansichten.
Schön sind auch immer wieder die Dioramen: sie gehören einfach zum Museum.
Das Museum ist gerade aber auch dabei, einzelne Abteilungen umzubauen. Dies erfolgt etwa in Form von Interventionen, die neue Sichten und altes Mobiliar kombinieren.
Und dabei entstehen so schöne Inszenierungen wie diese, in der Abteilung Schmetterling & Tintenfisch
Meine absolute Lieblingsabteilung aber ist: Quagga & Dodo. Dazu bald mehr!
Geschrieben von Nina Gorgus am 6. September 2010 14:39
Diese Figurinen bewohnen das Jewish Museum of Australia. Leider war ich nicht selbst dort: Joachim Baur hat mir die Fotos überlassen. Anscheinend können dort die Figurinen auch sprechen!
Geschrieben von Nina Gorgus am 3. September 2010 08:30
Manchmal ist eine Idee da, ein Konzept, ein Ort – dann fällt plötzlich das Geld oder der Auftraggeber will plötzlich nicht mehr.
Was nun? Dem Schweizer Ausstellungsmacher Beat Gugger kam in diese Situation und anstelle einer schönen Ausstellung steht nun ein Video im Netz. Es stammt von 2006, ich habe es auf Kultpavillonblog gefunden. Und es ist immer noch spannend, es anzusehen.
Geschrieben von Nina Gorgus am 30. August 2010 21:47
Diese Figurine gehört zu den Highlights der bisher vorgestellten: sie sitzt zwar nicht im Museum, sondern in einem putzigen Häuschen in der Ermitage in Arlesheim. Es handelt sich um den Waldbruder höchstpersönlich, der hier im Landschaftsgarten die Stellung hält.
Was man ihm jetzt nicht ansieht: er kann seine Hand bewegen. Leider ist er nur am Wochenende zu besichtigen. Von wann der Waldbruder stammt, ist nicht gesichert – auf dem Blog Der Wanderer von Arlesheim kann man aber mehr über seiner Geschichte erfahren.
Ob scheinbar echte Ablagerungen am Mühlbach, der zu große Vogel vor dem Vogelhaus oder merkwürdige Gebilde, die Pflanzen ähneln, so manches wirkt auf den zweiten Blick.
Das macht einen großen Teil des Reizes aus.
Die FAZ befand: die Kunst sehe so aus, als sei sie schon immer dagewesen. Genau. Deswegen könnte das alles auch noch länger als bis zum 19. September bleiben.
OP-Online berichtet hier über die bunte Schau mit Arbeiten von Laura Ford, Peter Lindenberg, Masayuki Koorida, Stefan Pietryga, Andreas Rohrbach und der Gruppe Trash/Treasure.